Demenz ist ein Oberbegriff für eine Gruppe von Erkrankungen, die mit einem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern und Orientierung einhergehen. Alle Demenzformen unterscheiden sich in Ursache, Symptomen und Verlauf, beeinträchtigen aber alle die Funktion des Gehirns. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe „Demenz“ und „Alzheimer“ oft synonym verwendet, was jedoch nicht korrekt ist. Demenz ist ein Syndrom, eine Kombination aus verschiedenen Symptomen, und Alzheimer ist nur eine von über 50 Erkrankungen, die unter diesen Oberbegriff fallen. Die Alzheimer-Krankheit ist mit 60 bis 70 Prozent die häufigste Form der Demenz, gefolgt von der Lewy-Körperchen-Demenz, der Parkinson-Demenz und der Frontotemporalen Demenz.
Auch berühmte Persönlichkeiten sind vor dem Abbau und Verlust kognitiver Fähigkeiten nicht gefeit. So leidet beispielsweise der Schauspieler Bruce Willis an frontotemporaler Demenz, während Robin Williams zu Lebzeiten an der Lewy-Körperchen-Demenz erkrankt war und Fußballtrainer Rudi Assauer an Alzheimer-Demenz litt.
Was ist die Lewy-Körperchen-Demenz?
Die Lewy-Körperchen-Demenz (LKD) ist nach der Alzheimer-Krankheit und der vaskulären Demenz die dritthäufigste Form der Demenz. Sie ist durch das Vorhandensein von Lewy-Körperchen im Gehirn gekennzeichnet, abnormalen Proteinablagerungen, die die Funktion der Nervenzellen stören. Diese Lewy-Körperchen lagern sich im Großhirn und in der Substantia Nigra ab und führen dort zum Absterben von Nervenzellen. Die Lewy-Körperchen-Demenz hat ähnliche Ursachen wie die Alzheimer-Krankheit. Auch hier stören Proteinablagerungen die Kommunikation im Gehirn. Proteinreste aus sogenanntem Alpha-Synclein werden nicht mehr richtig abgebaut und bilden schädliche Einschlüsse in den Nervenzellen.
Im Vergleich zur Alzheimer-Krankheit tritt die Lewy-Körperchen-Demenz meist deutlich früher auf, etwa ab dem 60. Lebensjahr. Ungefähr ein Viertel aller Menschen mit Demenz unter 65 Jahren haben Lewy-Körperchen-Demenz.
Ursachen der Lewy-Körperchen-Demenz
Gesicherte Risikofaktoren für die Lewy-Körperchen-Demenz sind nicht bekannt. Vermutlich führen verschiedene Ursachen zur Erkrankung. Es scheint jedoch einen Zusammenhang mit einer Genvariante namens ApoE4 zu geben. Dieses Gen reguliert das Protein Alpha-Synuclein, das bei der Lewy-Körperchen-Demenz und bei der Parkinson-Demenz zu den schädlichen Verklumpungen im Gehirn führt. ApoE4 ist auch ein Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Die Lewy-Körperchen-Demenz ist nicht erblich, und es kommt sehr selten vor, dass mehr als ein Mitglied einer Familie erkrankt.
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Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz
Die Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz ähneln denen der Alzheimer- und der Parkinson-Krankheit. Betroffen sind zunächst die Alltagsfähigkeiten, die mit dem Planen, Organisieren und Orientieren zusammenhängen. Insbesondere Aufmerksamkeit und Konzentration sind gestört. Charakteristisch dabei ist, dass die geistige Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf sehr stark schwanken kann.
Weitere typische Symptome sind:
- Halluzinationen und Wahnvorstellungen: Zu Beginn der Erkrankung treten oft Halluzinationen und Wahnvorstellungen auf. In der Regel sind diese Sinnestäuschungen optischer Natur, und die Betroffenen sehen Menschen, Tiere oder Dinge, die nicht da sind. In seltenen Fällen treten auch akustische Halluzinationen auf.
- Parkinson-Symptome: Typisch für die Lewy-Körperchen-Demenz sind auch Parkinson-Symptome wie Muskelstarre, Muskelzittern und eine instabile Körperhaltung mit Schwankungs- und Sturzneigung.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Im fortschreitenden Verlauf der Erkrankung verlieren die Betroffenen zunehmend ihre Alltagskompetenz. Die Sprachfähigkeit nimmt ab, Schluckstörungen treten auf. Stürze und kurzzeitige Bewusstlosigkeit häufen sich, die Betroffenen werden immobil und schließlich bettlägerig.
- Verhaltensauffälligkeiten: Patienten können psychische, motorische und geistige Störungen entwickeln. Häufig treten Persönlichkeitsveränderungen sowie Depressionen auf, bei anderen stehen die kognitiven Defizite im Vordergrund.
Diagnose der Lewy-Körperchen-Demenz
Ähnlich wie bei der Chronisch-traumatischen Enzephalopathie gibt es derzeit keine Methode, die eine Lewy-Körperchen-Demenz bei lebenden Menschen eindeutig nachweisen kann. Die Diagnose wird daher anhand der klinischen Symptome gestellt. Dazu werden drei Kriterien überprüft:
- Gedächtnisprobleme, die häufigen Schwankungen unterworfen sind
- Wiederholt auftretende Halluzinationen
- Motorische Störungen
Sind zwei der drei Kriterien erfüllt, ist von einer Lewy-Körperchen-Demenz auszugehen.
Lewy-Körperchen-Demenz vs. Parkinson-Demenz
Die Lewy-Körperchen-Demenz und die Demenz bei Parkinson sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich. Beide Erkrankungen sind durch kognitive und motorische Störungen gekennzeichnet. Die beiden Demenzen unterscheiden sich vor allem in zwei Punkten:
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- Bei der Lewy-Körperchen-Demenz treten die geistigen und motorischen Einschränkungen in der Regel gleichzeitig auf.
- Bei der Parkinson-Demenz entwickeln sich die kognitiven Störungen typischerweise erst zehn bis 15 Jahre nach Auftreten der ersten motorischen Einschränkungen.
Sowohl bei der Parkinson-Demenz als auch bei der Lewy-Körperchen-Demenz finden sich Lewy-Körperchen im Gehirn.
Behandlung der Lewy-Körperchen-Demenz
Die Lewy-Körperchen-Demenz ist bislang nicht heilbar. Durch medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien können aber die Symptome gelindert werden. Da die medikamentöse Behandlung schwierig ist, kommt der nicht-medikamentösen Therapie bei der Lewy-Körperchen-Demenz eine große Bedeutung zu. Die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten kann verbessert, die geistigen Fähigkeiten möglichst lange erhalten und herausforderndes Verhalten gemildert werden. Die Maßnahmen richten sich nach den individuellen Beschwerden.
Medikamentöse Behandlung
Derzeit gibt es noch keine Medikamente, die speziell für diese Form der Demenz zugelassen sind. Die medikamentöse Therapie gestaltet sich auch deshalb schwierig, weil die Reaktion auf die Medikamente von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann.
Folgende Medikamente können jedoch zur Behandlung der Symptome eingesetzt werden:
- Alzheimer-Medikamente: Die Alzheimer-Medikamente Rivastigmin oder Donepezil können zur Behandlung der Demenz eingesetzt werden.
- Parkinson-Medikamente: Die motorischen Symptome können mit dem Parkinson-Medikament Levodopa in niedriger Dosierung verbessert werden. Allerdings ist die Wirkung bei der Lewy-Körperchen-Demenz allerdings in der Regel geringer als bei der Parkinson-Krankheit. Als Nebenwirkung können sich Halluzinationen und Wahnvorstellungen verstärken.
- Antipsychotika: Psychotische Störungen können mit Quetiapin behandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass sich die motorische Symptome verschlechtern können. Clozapin oder Quetiapin können bei psychotischen Störungen helfen. Bei Halluzinationen und Unruhe können bestimmte atypische Neuroleptika (Antipsychotika) gegeben werden.
Daneben werden Arzneimittel aus der Gruppe der Nootropika verordnet, wie Ginkgo biloba, ein Extrakt aus den Blättern des Ginkgo-Baums. Er dient der Förderung der Durchblutung.
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Nicht-medikamentöse Behandlung
Da die medikamentöse Behandlung schwierig ist, kommt der nicht-medikamentösen Therapie bei der Lewy-Körperchen-Demenz eine große Bedeutung zu. Die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten kann verbessert, die geistigen Fähigkeiten möglichst lange erhalten und herausforderndes Verhalten gemildert werden.
Als nicht-medikamentöse Behandlung zur Linderung der Parkinson-Krankheit wird möglichst viel körperliche Aktivität empfohlen. Um die Symptome zu mildern, sind nicht-medikamentöse Behandlungen von großer Bedeutung. So können bei motorischen Störungen Ergo- und Physiotherapie helfen und bei Sprachproblemen Logopädie zum Einsatz kommen. Ziel ist es, weiteren Schäden vorzubeugen. Ziel ist das Mildern der Verhaltensauffälligkeiten, beispielsweise durch Beruhigungsmittel oder Neuroleptika.
Rechtliche Aspekte
Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Demenz. Die Erkrankung verändert nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern oft auch das der Angehörigen. Für sie ist es wichtig, sich rechtzeitig zu informieren, was für rechtliche Herausforderungen es geben kann. „Wer sich erst mit diesen Themen auseinandersetzt, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist, riskiert erhebliche Schwierigkeiten“, heißt es in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Stiftung Warentest Finanzen“ (06/2025).
- Früh handeln: Erste Anzeichen ernst nehmen und Vollmachten regeln Die Krankheit beginnt schleichend - etwa mit Vergesslichkeit oder Orientierungslosigkeit. Angehörige sollten dann nicht zögern, rechtlich vorzusorgen. Das Wichtigste ist eine Vorsorgevollmacht, mit der eine vertraute Person für rechtliche Angelegenheiten einspringen kann, sobald der oder die Erkrankte dazu nicht mehr in der Lage ist.
- Verträge abschließen - was ist noch erlaubt? Solange ein Mensch mit Demenz noch versteht, was er unterschreibt, gilt er als geschäftsfähig. In diesem Fall sind Verträge wirksam. Problematisch wird es, wenn die Geschäftsfähigkeit fehlt - dann können bereits abgeschlossene Verträge ungültig sein. Angehörige oder gesetzliche Betreuer können diese rückgängig machen und etwa gezahltes Geld zurückfordern. Aber: Kleinere Einkäufe, etwa von Lebensmitteln oder einer Zeitung, gelten als sogenannte „Bagatellgeschäfte“ und bleiben erlaubt - selbst bei eingeschränkter Geschäftsfähigkeit.
- Ungewollte Verträge erkennen und widerrufen Viele Betroffene schließen - oft unbewusst - kostenintensive Abos oder Kaufverträge, etwa per Telefon oder online. Hier können Angehörige eingreifen. Innerhalb von 14 Tagen besteht häufig ein Widerrufsrecht, besonders bei Haustürgeschäften und Internetbestellungen. Ist die Frist verstrichen, hilft oft der Hinweis, dass die betroffene Person nicht geschäftsfähig war. Ein ärztliches Attest kann Verträge anfechtbar machen. Wichtig ist, regelmäßig Kontoauszüge und Post zu kontrollieren - und keine Kontodaten herauszugeben. Wird doch einmal Geld abgebucht, sollte die Zahlung umgehend storniert werden.
Lebenserwartung bei Lewy-Körperchen-Demenz
Die Lebenserwartung bei der Lewy-Körperchen-Demenz liegt im Durchschnitt bei sieben bis acht Jahren nach Diagnosestellung. Im fortschreitenden Verlauf der Erkrankung verlieren die Betroffenen zunehmend ihre Alltagskompetenz. Die Sprachfähigkeit nimmt ab, Schluckstörungen treten auf. Stürze und kurzzeitige Bewusstlosigkeit häufen sich, die Betroffenen werden immobil und schließlich bettlägerig.
Fazit
Die Lewy-Körperchen-Demenz ist eine komplexe Erkrankung, die mit einer Vielzahl von Symptomen einhergehen kann. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es ist wichtig, sich rechtzeitig über die Erkrankung zu informieren und rechtliche Vorsorgemaßnahmen zu treffen.