Robin Williams und die Lewy-Körperchen-Demenz: Eine tragische Diagnose

Der Tod von Robin Williams im August 2014 erschütterte die Welt. Zunächst wurde Depression und Alkoholmissbrauch als Ursache für seinen Suizid vermutet. Doch erst nach seinem Tod wurde die wahre Ursache bekannt: Robin Williams litt an Lewy-Körperchen-Demenz, einer aggressiven und unheilbaren Hirnerkrankung. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und den Verlauf dieser tragischen Krankheit, die das Leben des beliebten Schauspielers so stark beeinflusste.

Einleitung: "Most men lead lives of quiet desperation"

Im Film „Club der toten Dichter“ zitiert John Keating, gespielt von Robin Williams, Henry David Thoreau mit den Worten: „Most men lead lives of quiet desperation and go to the grave with the song still in them.“ Diese Sentenz, die im Film eine tiefere Bedeutung hat, erhielt nach dem Tod von Williams eine noch größere Tragweite. Die Umstände seines Todes und die Erkenntnis, dass er an einer schweren Krankheit litt, warfen ein neues Licht auf sein Leben und Werk.

Robin Williams: Ein Leben voller Herausforderungen

In den Monaten vor seinem Tod stand Robin Williams vor enormen persönlichen und beruflichen Herausforderungen. Seine Filmkarriere hatte einen Knick erlitten, und seine Sitcom „The Crazy Ones“ fand beim Publikum in den USA keinen Anklang. Hinzu kamen Schuldgefühle wegen seiner Scheidung von Marsha Garces, seiner zweiten Frau und Mutter zweier seiner Kinder. Im Mai 2014 erhielt er dann die Diagnose Parkinson-Krankheit, eine Nachricht, die ihn zusätzlich belastete.

Die Diagnose: Parkinson und die noch größere Herausforderung

Die Diagnose Parkinson war für Robin Williams eine schwere Belastung. Er, der einst für seine Energie und seinen Bewegungsdrang bekannt war, sah sich mit einer Krankheit konfrontiert, die seine motorischen Fähigkeiten beeinträchtigen würde. Doch die Autopsie nach seinem Tod brachte die eigentliche Ursache seiner Leiden ans Licht: Lewy-Körperchen-Demenz.

Was ist Lewy-Körperchen-Demenz?

Die Lewy-Körperchen-Demenz (LKD) ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Form der Demenz. Sie ist durch Ablagerungen von Proteinen, den sogenannten Lewy-Körperchen, in den Nervenzellen des Gehirns gekennzeichnet. Diese Ablagerungen stören die normale Funktion des Gehirns und führen zu einer Vielzahl von Symptomen.

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Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Lewy-Körperchen-Demenz sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass verschiedene Faktoren zusammenwirken, um die Krankheit auszulösen. Es gibt Hinweise auf einen Zusammenhang mit einer Genvariante namens ApoE4, die auch bei der Alzheimer-Krankheit eine Rolle spielt. ApoE4 reguliert das Protein Alpha-Synuclein, das bei der LKD zu schädlichen Verklumpungen im Gehirn führt. Im Vergleich zur Alzheimer-Krankheit tritt die Lewy-Körperchen-Demenz meist deutlich früher auf, in etwa ab dem 60. Lebensjahr. Gesicherte Risikofaktoren sind nicht bekannt. Lewy-Körperchen-Demenz ist nicht erblich und es kommt sehr selten vor, dass mehr als ein Mitglied einer Familie erkrankt.

Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz

Die Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Sie ähneln teilweise denen der Alzheimer- und der Parkinson-Krankheit, was die Diagnose erschweren kann. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit: Die Betroffenen erleben im Tagesverlauf starke Schwankungen in ihrer Aufmerksamkeit, Konzentration und ihrem Denkvermögen. Wache Phasen und starke Müdigkeit können sich schnell abwechseln, auch tagelanger Tiefschlaf ist möglich.
  • Halluzinationen: Insbesondere optische Halluzinationen sind typisch für die LKD. Die Betroffenen sehen Menschen, Tiere oder Dinge, die nicht da sind. In seltenen Fällen treten auch akustische Halluzinationen auf.
  • Parkinson-Symptome: Muskelstarre, Muskelzittern und eine instabile Körperhaltung mit Schwankungs- und Sturzneigung sind häufige Begleiterscheinungen der LKD.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Betroffen sind vor allem die Alltagsfähigkeiten, die mit Planen, Organisieren und Orientieren zusammenhängen. Gedächtnisprobleme treten ebenfalls auf, sind aber oft weniger ausgeprägt als bei Alzheimer.
  • Verhaltensauffälligkeiten: Angstzustände, Depressionen, Reizbarkeit und Schlafstörungen können ebenfalls auftreten.

Diagnose der Lewy-Körperchen-Demenz

Die Diagnose der Lewy-Körperchen-Demenz kann schwierig sein, da die Symptome denen anderer Erkrankungen ähneln. Um die Diagnose zu stellen, werden in der Regel folgende Kriterien überprüft:

  1. Gedächtnisprobleme, die häufigen Schwankungen unterworfen sind
  2. wiederholt auftretende Halluzinationen
  3. motorische Störungen

Sind zwei der drei Kriterien erfüllt, ist von einer Lewy-Körperchen-Demenz auszugehen. Bildgebende Verfahren wie MRT oder CT können ebenfalls eingesetzt werden, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Ähnlich wie bei der Chronisch-traumatischen Enzephalopathie gibt es derzeit keine Methode, die eine Lewy-Körperchen-Demenz bei lebenden Menschen eindeutig nachweisen kann.

Lewy-Körperchen-Demenz vs. Parkinson-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz und die Demenz bei Parkinson sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich. Beide Erkrankungen sind durch kognitive und motorische Störungen gekennzeichnet. Die beiden Demenzen unterscheiden sich vor allem in zwei Punkten: Bei der Lewy-Körperchen-Demenz treten die geistigen und motorischen Einschränkungen in der Regel gleichzeitig auf. Bei der Parkinson-Demenz entwickeln sich die kognitiven Störungen typischerweise erst zehn bis 15 Jahre nach Auftreten der ersten motorischen Einschränkungen. Sowohl bei der Parkinson-Demenz als auch bei der Lewy-Körperchen-Demenz finden sich Lewy-Körperchen im Gehirn.

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Behandlung der Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz ist bislang nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es gibt sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Therapieansätze.

Medikamentöse Behandlung

Derzeit gibt es noch keine Medikamente, die speziell für diese Form der Demenz zugelassen sind. Die medikamentöse Therapie gestaltet sich auch deshalb schwierig, weil die Reaktion auf die Medikamente von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann.

  • Alzheimer-Medikamente: Rivastigmin oder Donepezil können zur Behandlung der Demenz eingesetzt werden.
  • Parkinson-Medikamente: Die motorischen Symptome können mit Levodopa in niedriger Dosierung verbessert werden. Allerdings ist die Wirkung bei der Lewy-Körperchen-Demenz in der Regel geringer als bei der Parkinson-Krankheit. Als Nebenwirkung können sich Halluzinationen und Wahnvorstellungen verstärken.
  • Antipsychotika: Psychotische Störungen können mit Quetiapin behandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass sich die motorische Symptome verschlechtern können.

Nicht-medikamentöse Behandlung

Da die medikamentöse Behandlung schwierig ist, kommt der nicht-medikamentösen Therapie bei der Lewy-Körperchen-Demenz eine große Bedeutung zu. Die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten kann verbessert, die geistigen Fähigkeiten möglichst lange erhalten und herausforderndes Verhalten gemildert werden. Die Maßnahmen richten sich nach den individuellen Beschwerden.

  • Ergotherapie: Hilft den Betroffenen, ihre Alltagskompetenzen zu erhalten oder wiederzuerlangen.
  • Physiotherapie: Kann die motorischen Symptome lindern und die Beweglichkeit verbessern.
  • Logopädie: Unterstützt bei Sprach- und Schluckstörungen.
  • Psychotherapie: Kann bei Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Problemen helfen.
  • Musik- und Kunsttherapie: Kann die Kreativität und das Wohlbefinden der Betroffenen fördern.
  • Angehörigenberatung: Bietet Unterstützung und Entlastung für die pflegenden Angehörigen.

Robin Williams' Kampf gegen die Krankheit

Robin Williams litt unter einer Reihe von Symptomen, die erst im Nachhinein als Anzeichen der Lewy-Körperchen-Demenz erkannt wurden. Ab Oktober 2013 klagte er über Magenkrämpfe, Verdauungsstörungen, Verstopfung, Sehstörungen, Probleme beim Wasserlassen und Schlafen. Das Zittern in seinem linken Arm war zurückgekehrt, begleitet von den Symptomen der Zahnradsteifigkeit. Seine Frau Susan bemerkte, dass sein Angstpegel über dem Durchschnitt lag. Billy Crystal, ein Kollege von Williams, sagte, dass sein Freund begann, einige seiner Beschwerden zu offenbaren, aber nur bis zu einem gewissen Punkt.

Die Verzweiflung und der Wunsch nach Klarheit

Die fortschreitende Verschlechterung seines Zustands und die fehlende Diagnose führten bei Robin Williams zu großer Verzweiflung. Er suchte verschiedene Behandlungsmethoden, besuchte einen Psychologen, trainierte mit einem Physiotherapeuten, fuhr Fahrrad und fand sogar einen Spezialisten an der Universität von Stanford, der ihm Selbsthypnose beibrachte. Im Juni 2014 wies er sich selbst in einer Suchtbehandlungseinrichtung ein, obwohl er nach Angaben seiner Frau zum Zeitpunkt seines Todes clean und nüchtern war.

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Die letzten Tage

Am Abend des 10. August 2014, einem Sonntag, waren Robin und Susan zusammen zu Hause in Tiburon. Robin begann, einige seiner Designer-Armbanduhren zu betrachten und er bekam Angst, dass sie gestohlen werden könnten. Er nahm mehrere von ihnen und stopfte sie in eine Socke. Gegen 19:00 Uhr fuhr er zu Rebecca und Dan Spencers Haus, um ihnen die Uhren zur sicheren Aufbewahrung zu geben. Nachdem Robin nach Hause kam, machte sich Susan bettfertig; er bot ihr eine Fußmassage an, aber lehnte ab und dankte ihm trotzdem. Robin Williams ging mehrmals in ihrem Schlafzimmer ein und aus, durchwühlte den Schrank und verließ den Raum schließlich mit einem iPad, um etwas zu lesen, was Susan als gutes Zeichen interpretierte. Am nächsten Morgen wurde er tot aufgefunden.

Das Vermächtnis von Robin Williams

Der Tod von Robin Williams hat das Bewusstsein für die Lewy-Körperchen-Demenz geschärft. Seine Witwe Susan Schneider Williams setzt sich seitdem für die Aufklärung über diese Krankheit ein und unterstützt die Forschung. Sie möchte anderen Betroffenen und ihren Angehörigen helfen, die Krankheit frühzeitig zu erkennen und die bestmögliche Behandlung zu erhalten.

Robin's Wish

In einem Statement zur Veröffentlichung von "Robin's Wish" erklärte Susan Schneider Williams, wie es zum Titel der Dokumentation kam: "Robin wollte uns allen helfen, weniger Angst zu haben." Die Dokumentation beleuchtet die letzten Monate von Robin Williams' Leben und seinen Kampf gegen die Lewy-Körperchen-Demenz. Sie zeigt auch, wie wichtig es ist, über diese Krankheit zu sprechen und das Stigma, das mit ihr verbunden ist, abzubauen.

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