Rolf Schimpf, der einem Millionenpublikum vor allem als Hauptkommissar Leo Kress in der ZDF-Krimiserie "Der Alte" bekannt wurde, blickt auf ein bewegtes und facettenreiches Leben zurück. Dieses Leben ist geprägt von frühen Erfolgen, Kriegserlebnissen, späten Ruhm und den Herausforderungen des Alters, einschließlich der Demenzerkrankung und finanziellen Schwierigkeiten.
Eine behütete Kindheit im Schatten des Nationalsozialismus
Rolf Schimpf erblickte 1924 in Berlin das Licht der Welt. Seine Kindheit verbrachte er in einer wohlhabenden Familie in einer riesigen Villa mit Kindermädchen und Chauffeur. Der Vater bekleidete eine hohe Position als Chef des Forschungsamtes, einer effizienten Spionage-Einrichtung. So bekam Rolf von den politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen der Zeit wie Super-Inflation, Arbeitslosigkeit und dem Aufstieg Hitlers zunächst wenig mit. Damen in raschelnden Kleidern und Herren mit Zigarren und Anzügen gaben sich die Klinke in die Hand. Auch der "dicke Chef vom Papa", Herr Göring, kam zu Besuch.
Doch die Idylle zerbrach abrupt, als sein Vater unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Er geriet zwischen die Fronten der Nazis und starb im April 1935. Offiziell hieß es, er sei bei einem Verkehrsunfall in der Nähe von Breslau tödlich verunglückt. Es kursierten Gerüchte, mal war er das Opfer eines Verkehrsunfalls in Polen, mal in Deutschland. Mal wurde neben ihm die Leiche einer Frau entdeckt, mal nicht. Tatsächlich lag Schimpf aber mitten im Berliner Grunewald. Er hatte eine Kugel im Kopf. Die Mutter musste die drei Kinder fortan allein durchbringen.
Kriegserlebnisse und der Weg zur Schauspielerei
Nach dem Abitur meldete sich Rolf freiwillig zur Artillerie, um dem Dienst in der Waffen-SS zu entgehen. Im Krieg erlitt er eine schwere Kopfverletzung, die sein Gehör beeinträchtigte. "Es gab diesen Rumms, und der Iwan hatte uns eins vorn Latz geknallt." Auf einem Ohr würde er zeitlebens kaum noch etwas hören. Diese Einschränkung konnte er später als Schauspieler geschickt kaschieren, indem er von der "gesunden" Seite angesprochen wurde.
Nach dem Krieg kehrte er nach Deutschland zurück, wo er zunächst eine Lehre bei Sauerkraut-Hengstenberg absolvierte. Doch seine Leidenschaft galt der Schauspielerei. Er nahm kleine Rollen am Theater in Stuttgart an, sehr zum Missfallen seiner Mutter, die Schauspieler als "Hungerleider" bezeichnete.
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In den folgenden Jahren spielte er eine Vielzahl von Rollen: den jungen Liebhaber, den Tölpel vom Dienst, Biedermann, Brandstifter, Urlaubsvertretung vom Hamlet. Einmal verliebte er sich in die falsche Frau. Sie war Sängerin, mit ihr zeugte er einen Sohn.
In Hamburg Altona fuhr ihn Ilse Zielstorff nächtens fast über den Haufen. Er stellte sich vor und sagte, es sei ja nichts passiert. "Da überfahr' ich schon mal einen netten Herrn - und dann ist der auch noch 'n Kollege." Rolf und Ille Schimpf wurden 60 und waren froh wie die Zeiserl.
Der späte Durchbruch mit "Der Alte"
Der Durchbruch gelang ihm erst im Alter von 62 Jahren, als er 1986 die Nachfolge von Siegfried Lowitz als Hauptkommissar Leo Kress in der ZDF-Krimiserie "Der Alte" antrat. Diese Rolle sollte sein Leben verändern und ihn einem Millionenpublikum bekannt machen.
Über 20 Jahre, über 200 Folgen: Als "Der Alte" war Rolf Schimpf fester Bestandteil der deutschen Krimi-Landschaft. Seine unprätentiöse und seriöse Art kam beim Publikum gut an, und die Serie entwickelte sich zum TV-Kult.
Schimpf verkörperte den Kriminalhauptkommissar Leo Kress mit großer Authentizität und Professionalität. Er legte Wert darauf, den kriminalistischen Alltag realistisch darzustellen und Kriminalmärchen mit Schießereien und Gewalt zu vermeiden. "Ich stelle mir einfach vor, ich wäre tatsächlich Kriminalbeamter, ohne natürlich gleich zu beamtenhaft zu wirken", beschrieb er seine Einstellung zu der Rolle.
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Die Polizei selbst schätzte seine Darstellung so sehr, dass sie ihm die höchste Auszeichnung für Außenstehende verlieh: den Titel eines "Ehrenkommissars". "Das hat mich sehr gefreut. Es ist wichtig, wie die Fachleute einen beurteilen, ob die Rolle, die man spielt, auch der Realität entspricht!"
2007, im Alter von 83 Jahren, verabschiedete sich Rolf Schimpf von "Der Alte". Der wachsende Altersunterschied zwischen ihm und der Rolle des kurz vor der Pensionierung stehenden Kommissars wurde zu groß. "Wenn man 82 ist, hat man Hemmungen zu behaupten, man wäre 65 und sei kurz vor der Rente", erklärte er seinen Ausstieg.
Privatleben, Demenz und finanzielle Schwierigkeiten
Nach seinem Ausscheiden aus "Der Alte" zog sich Rolf Schimpf weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. 2010 zog er gemeinsam mit seiner Frau Ilse Zielstorff, die er 1968 geheiratet hatte, in eine Seniorenresidenz in München.
Ilse Zielstorff erkrankte an Demenz und verstarb 2015. Für Rolf Schimpf war dies ein schwerer Verlust nach fast 50 glücklichen Ehejahren. "Ich beiße noch daran herum. Es ist schwer, allein zu sein", sagte er damals.
In seinen letzten Lebensjahren wurde es ruhig um Schimpf. 2010 war er mit seiner Gattin in eine noble Seniorenresidenz in München umgezogen. Fünf Jahre sollten ihnen noch bleiben, das Leben dort entspannt zu genießen. 2015 starb Ilse Zielstorff. Für Schimpf ein schwerer Schlag, nach fast 50 glücklichen Jahren.
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2023 musste er aufgrund finanzieller Schwierigkeiten das Augustinum verlassen und in ein günstigeres Heim umziehen. Seine Rente reichte nicht mehr aus, um die monatlichen Kosten von rund 5.700 Euro zu decken.
Hinzu kam, dass bei Rolf Schimpf selbst eine Demenzerkrankung diagnostiziert wurde. Er lebt heute in einem Pflegeheim am Stadtrand von München und ist auf die Unterstützung von Pflegekräften angewiesen. Er hört und sieht schlecht, ist dement und pflegebedürftig, teilte sein ärztlicher Betreuer der Bild mit.