Rückenschmerzen nach epileptischen Anfällen: Ursachen, Behandlung und Umgang

Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, von der in Deutschland rund 600.000 Menschen betroffen sind. Sie ist durch eine übermäßige Aktivität in bestimmten Hirnbereichen gekennzeichnet, die zu unvorhersehbaren Anfällen führt. Diese Anfälle können sich auf unterschiedliche Weise äußern, von Zuckungen einzelner Körperteile bis hin zu symptomlosen Anfällen, die unbemerkt bleiben. In der Regel beginnen epileptische Anfälle plötzlich und ohne erkennbaren Anlass und dauern nur wenige Minuten.

Ursachen von Epilepsie

Epilepsie kann verschiedene Ursachen haben. In manchen Fällen gibt es genetische Veränderungen, die dazu führen, dass Nervenzellen im Gehirn spontan synchron entladen werden. Diese genetischen Ursachen treten häufig im Kindes- oder Jugendalter auf. Es gibt aber auch erworbene Hirnveränderungen, die Epilepsie auslösen können, wie z. B. nach einem Schlaganfall oder einem Schädelhirntrauma nach einem Unfall. In vielen Fällen kann jedoch keine eindeutige Ursache gefunden werden.

Epileptische Anfälle können auch als Zeichen von Entzündungen im Gehirn auftreten, beispielsweise bei akuten Infektionen mit Viren oder Bakterien (Meningitis, Enzephalitis) oder bei seltenen Autoimmunkrankheiten des Gehirns. In diesen Fällen ist es wichtig, den Auslöser schnell zu finden und zu behandeln.

Diagnose von Epilepsie

Die Diagnose von Epilepsie kann schwierig sein, da die Anfälle unterschiedlich aussehen können und leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können. Studien zufolge liegt die Rate an Fehldiagnosen eines epileptischen Anfalls oder einer Epilepsie zwischen rund fünf und 30 Prozent. Leichtere Anfälle ohne motorische Symptome werden häufig nicht diagnostiziert. Auch schlafbezogene Bewegungs- und Verhaltensstörungen, Ticks oder Panikattacken können mit epileptischen Anfällen verwechselt werden.

Wenn ein Anfall zum ersten Mal auftritt, sollte umgehend medizinisch überprüft werden, ob es sich tatsächlich um einen epileptischen Anfall gehandelt hat. Voraussetzung für eine sichere Diagnose ist eine möglichst genaue Beschreibung des Anfalls auch durch Augenzeugen. Epilepsietypische Auffälligkeiten können sich im Elektroenzephalogramm (EEG) oder Kernspintomogramm (MRT) bereits nach einem erstmalig auftretenden epileptischen Anfall zeigen.

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Behandlung von Epilepsie

Das Ziel der Epilepsie-Behandlung ist die Anfallsfreiheit. In der Regel müssen dafür dauerhaft Medikamente eingenommen werden. Ob ein Absetzen nach mehreren anfallsfreien Jahren sinnvoll sein kann, muss individuell abgewogen werden. Man spricht bei Epilepsie nicht von einer "Heilung", sondern davon, dass die Krankheit überwunden ist. Das ist dann der Fall, wenn man länger als zehn Jahre keinen epileptischen Anfall mehr hatte und seit über fünf Jahren kein Antiepileptikum mehr eingenommen hat.

Zu den wichtigsten Therapiemöglichkeiten zählen bestimmte Medikamente: Täglich eingenommene Antiepileptika sorgen dafür, dass die Nervenzellen gehemmt und dadurch beruhigt werden. Bei knapp 70 Prozent der Patienten helfen solche Medikamente gut. Dabei reicht häufig bereits ein einzelnes Medikament aus, manchmal wirkt nur eine Kombination von zwei oder mehr Medikamenten. Mittlerweile gibt es rund 30 verschiedene Medikamente gegen Epilepsie. Moderne Wirkstoffe haben oft weniger Nebenwirkungen.

Für Patienten, bei denen die Antiepileptika nicht ausreichend wirken, kommen weitere Therapiemöglichkeiten in Betracht:

  • Vagusnervstimulation: Ein Schrittmacher wird unter die Haut im Brustbereich implantiert und erzeugt elektrische Impulse, die vom Vagusnerv am Hals ins Gehirn geleitet werden.
  • Tiefe Hirnstimulation: Eine dünne Silikonscheibe mit Platinkontakten wird unter die Kopfhaut geschoben. Die elektrischen Impulse gehen von einem Schrittmacher aus, der im Brustbereich unter die Haut gesetzt wird.
  • Operation: Operative Verfahren kommen nur in Frage, wenn sicher festgestellt wird, von welcher Stelle im Gehirn die Anfälle genau ausgehen, also bei fokalen Epilepsien.

Rückenschmerzen nach epileptischen Anfällen

Epileptische Anfälle sind in aller Regel schmerzlos. Betroffene erinnern sich hinterher meist nicht an den Anfall selbst. Allerdings können Betroffene sich während des Anfalls verletzen, wenn Sie sich zum Beispiel an Gegenständen stoßen oder sich in die Zunge beißen.

Rückenschmerzen nach einem epileptischen Anfall können verschiedene Ursachen haben:

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  • Muskelverspannungen: Während eines Anfalls kommt es zu unkontrollierten Muskelkontraktionen, die zu Verspannungen und Schmerzen im Rücken führen können.
  • Verletzungen: Durch Stürze während eines Anfalls können Verletzungen der Wirbelsäule oder der umliegenden Strukturen entstehen, die Rückenschmerzen verursachen.
  • Überanstrengung: Nach einem Anfall kann es zu einer allgemeinen Überanstrengung des Körpers kommen, die sich auch in Rückenschmerzen äußern kann.

Umgang mit Rückenschmerzen nach epileptischen Anfällen

Die Behandlung von Rückenschmerzen nach einem epileptischen Anfall richtet sich nach der Ursache der Schmerzen. In den meisten Fällen helfen konservative Maßnahmen wie:

  • Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern.
  • Wärme: Wärme kann helfen, die Muskeln zu entspannen und die Schmerzen zu reduzieren.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu verbessern.

In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um Verletzungen der Wirbelsäule zu behandeln.

Verhalten bei einem epileptischen Anfall

Wenn man Zeuge eines epileptischen Anfalls bei einer anderen Person wird, ist es sehr wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben. Vor allem sollte man überlegen, wie man die Person vor Verletzungen schützt. Alles andere hängt von der Stärke und der Art der Anfälle ab.

Leichte epileptische Anfälle mit wenigen Symptomen: Bei kurzen Absencen oder Muskelzuckungen besteht keine unmittelbare Gefahr. Danach können sich die Betroffenen unsicher fühlen und Unterstützung benötigen.

Anfälle mit eingeschränktem Bewusstsein oder Verhaltensänderungen: Wenn Menschen mit einem epileptischen Anfall verwirrt wirken, ist es wichtig, sie vor Gefahren zu schützen (z. B. im Straßenverkehr). Gehen Sie dabei mit der Person ruhig um und fassen Sie sie nicht hart an. Hektik, Zwang oder Gewalt können zu starken Gegenreaktionen führen. Versuchen Sie dem oder der Betroffenen Halt und Nähe zu vermitteln.

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Große generalisierte epileptische Anfälle: Bei einem großen generalisierten Anfall verkrampft der ganze Körper und die Person verliert das Bewusstsein. In diesen Fällen sollten Sie Folgendes tun:

  • Wählen Sie immer den Notruf 112 und rufen Sie professionelle Hilfe.
  • Sorgen Sie für Sicherheit, indem Sie z. B. gefährliche Gegenstände beiseite räumen.
  • Polstern Sie den Kopf des*r Betroffenen ab.
  • Nehmen Sie seine/ihre Brille ab.
  • Lockern Sie enge Kleidung am Hals, um die Atmung zu erleichtern.
  • Bitten Sie Menschen, die in der Situation nicht helfen können, weiterzugehen.
  • Bleiben Sie nach dem Anfall bei der Person und bieten Sie Ihre Unterstützung an.
  • Wenn die Person nach dem Anfall erschöpft ist und einschläft, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage.

Das sollten Sie in keinem Fall tun:

  • Dieden Betroffenen festhalten oder zu Boden drücken
  • Der betroffenen Person etwas in den Mund schieben - auch wenn sie sich in die Zunge beißt

Leben mit Epilepsie

Menschen mit Epilepsie können meist nicht vorhersagen, ob und wann sie einen epileptischen Anfall bekommen. Und genau das macht ihn gefährlich: Gerade bei einem großen Anfall - der Fachbegriff heißt "bilateral tonisch-klonischer" Anfall - kann es durch Bewusstlosigkeit zu Stürzen und damit verbunden zu Verletzungen kommen. Aber auch die häufigeren kleineren Anfälle können Betroffene körperlich und psychisch belasten. Hinzu kommen Vorurteile und Stigmata, die den Alltag für Menschen mit Epilepsie zusätzlich erschweren. So ist im Verlauf der Erkrankung das Risiko für eine Depression erhöht. Insgesamt haben Menschen mit Epilepsie ein erhöhtes Sterberisiko.

Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, das Leben mit Epilepsie zu meistern. Dazu gehören:

  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Regelmäßige Kontrollen beim Neurologen sind wichtig, um die Behandlung anzupassen und Komplikationen zu vermeiden.
  • Einnahme von Medikamenten: Die regelmäßige Einnahme von Antiepileptika ist entscheidend, um Anfälle zu verhindern.
  • Vermeidung von Triggern: Es ist wichtig, die individuellen Trigger für Anfälle zu kennen und diese so gut wie möglich zu vermeiden.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann sehr hilfreich sein.
  • Psychotherapie: Eine Psychotherapie kann helfen, mit der Angst vor Anfällen und anderen psychischen Belastungen umzugehen.

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