Neurologische Erkrankungen können vielfältige Ursachen haben und sich in unterschiedlicher Weise manifestieren. Dieser Artikel beleuchtet einige der häufigsten Ursachen für neurologische Beschwerden und bietet einen Überblick über verschiedene Krankheitsbilder und Behandlungsansätze.
Hydrocephalus: Ursachen und Behandlung des "Wasserkopfs"
Der Hydrocephalus, umgangssprachlich auch "Wasserkopf" genannt, ist durch eine Ansammlung von überschüssiger Gehirnflüssigkeit (Liquor) in den Hirnventrikeln gekennzeichnet. Normalerweise zirkuliert diese Flüssigkeit im Gehirn und Rückenmark, dient als Schutzpolster und transportiert Nährstoffe sowie Abfallstoffe.
Ursachen des Hydrocephalus
Die Ursachen für einen Hydrocephalus sind vielfältig. Angeborene Fehlbildungen, Infektionen, Verletzungen oder Tumoren können den natürlichen Abfluss oder die Wiederaufnahme des Liquors stören. Dies führt zu einem erhöhten Druck im Schädel, der unbehandelt das Gehirn schädigen und schwere neurologische Beeinträchtigungen verursachen kann.
Normaldruckhydrocephalus (NPH)
Eine spezielle Form ist der Normaldruckhydrocephalus (NPH), der vor allem ältere Menschen betrifft. Hierbei sammelt sich ebenfalls Liquor in den Hirnventrikeln an, jedoch ohne stark erhöhten intrakraniellen Druck. Trotzdem führt die Ansammlung zu einer Störung der Gehirnfunktion. Die klassischen Symptome sind ein unsicheres Gangbild, Harninkontinenz und kognitive Beeinträchtigungen, die einer Demenz ähneln können (Hakim-Trias).
Diagnose und Therapie des Hydrocephalus
Die Diagnostik umfasst Anamnese, klinische Untersuchung und bildgebende Verfahren wie MRT oder CT. Um die Diagnose zu erhärten, können Liquor-Ablass-Tests oder invasive Hirndruckmessungen eingesetzt werden. Die Therapie besteht hauptsächlich in der chirurgischen Implantation eines Shunt-Systems. Dieses leitet überschüssigen Liquor aus den Hirnventrikeln ab, um den Hirndruck zu regulieren und die Symptome zu lindern. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung kann oft zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome führen, insbesondere in Bezug auf Mobilität und geistige Leistungsfähigkeit.
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Shunt-Systeme zur Ableitung von Hirnflüssigkeit
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gilt die Implantation eines Shunt-Systems als Standardbehandlung für verschiedene Formen des Hydrocephalus. Ein Shunt besteht aus einem Schlauch-Ventil-System, das überschüssige Gehirnflüssigkeit in eine andere Körperhöhle ableitet, wo diese wieder aufgenommen und abgebaut werden kann. Obwohl alternative Behandlungsmethoden wie Medikamente oder endoskopische Drittventrikulostomie (ETV) versucht wurden, konnte die Shunt-Therapie bisher nicht ersetzt werden.
Die Implantation eines Shunt-Systems
Im Vergleich zu anderen neurochirurgischen Eingriffen gilt die Shunt-Implantation als relativ ungefährlich und technisch unkompliziert. Ein typisches Shunt-System besteht aus Silikonkathetern und einem Ventil, die subkutan implantiert werden. Es gibt verschiedene Optionen, in die das überschüssige Hirnwasser abgeleitet werden kann:
- Ventrikuloperitoneal (VP): Ableitung aus den Hirnventrikeln in die Bauchhöhle.
- Ventrikuloatrial (VA): Ableitung aus den Hirnventrikeln in den rechten Vorhof des Herzens.
Diese Methoden sind operativ gut erprobt, wobei die OP-Zeit in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten beträgt. Die Ventile und andere optionale Komponenten werden meist retroaurikulär (hinter dem Ohr), am Rippenbogen oder lumbal platziert.
Ventrikuloperitonealer Shunt (VP-Shunt)
Seit der Einführung der Hydrocephalus-Shunt-Therapie in den 1950er Jahren war die Ableitung von Hirnflüssigkeit in den Bauchraum (VP-Shunt) das am häufigsten verwendete Verfahren. In den letzten 20 Jahren hat sich jedoch der Einsatz von lumbalen Shunts (LP-Shunts) erhöht, da sie einige Vorteile gegenüber dem VPS aufweisen.
Lumbaler Shunt (LP-Shunt)
Ein wesentlicher Vorteil des LPS gegenüber dem VPS besteht darin, dass beim LP-Shunt kein Eingriff am Gehirn notwendig ist, wodurch das Risiko für Verletzungen des Gehirngewebes, Blutungen oder epileptische Anfälle minimiert wird. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der LP-Shunt sogar unter Lokalanästhesie eingesetzt werden. Zu den häufigsten Komplikationen bei beiden Shunt-Arten gehören Infektionen, Okklusionen und Überdrainage.
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Ventiltypen und Anti-Siphon-Vorrichtungen
Die verfügbaren Ventiltypen sind bei beiden Shunt-Systemen gleich, ebenso wie die Notwendigkeit, den hydrostatischen Siphoneffekt bzw. den hydrostatischen Druck auszugleichen. Beim LP-Shunt eignen sich jedoch nur bestimmte Anti-Siphon-Vorrichtungen oder Gravitationsventile. Zudem erfordert die höhere mechanische Belastung im Lumbalbereich spezielle Anforderungen an die Stabilität des Shunts und seine subkutane Fixierung. Insgesamt zeigen klinische Daten, dass VPS und LPS hinsichtlich Leistung und Sicherheit als grundsätzlich gleichwertig betrachtet werden können.
Idiopathische intrakranielle Hypertension (IIH)
Die idiopathische intrakranielle Hypertension (IIH), früher auch als Pseudotumor cerebri bezeichnet, ist eine seltene Erkrankung, die durch erhöhten Hirndruck ohne erkennbare organische Ursache gekennzeichnet ist. Sie tritt vor allem bei jüngeren Frauen auf, wobei Schwangerschaft und Übergewicht als Risikofaktoren gelten.
Symptome und Diagnose der IIH
Die häufigsten Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Sehstörungen, die von verschwommenem Sehen bis hin zur Erblindung reichen können. Die Symptome sind oft unspezifisch, wodurch die Diagnose erschwert wird. Die Diagnose erfolgt durch Ausschluss anderer Ursachen mittels klinischer Untersuchung, Bildgebung (CT/MRT) und Augenuntersuchung. Eine Stauungspapille kann auf die Erkrankung hinweisen.
Ursachen und Behandlung der IIH
Die genauen Ursachen sind bislang noch nicht grundlegend geklärt, doch es gibt Hinweise auf mechanische Abflussbehinderungen des venösen Rückstroms. Übergewicht, bestimmte Medikamente, hormonelle Faktoren und Stoffwechselerkrankungen werden auch als mögliche Auslöser diskutiert. Die Behandlung erfolgt stufenweise, abhängig von der Schwere der Symptome. Bei milden Symptomen ohne neurologische Ausfälle steht eine konservative Behandlung im Vordergrund, wobei die Identifikation und Vermeidung möglicher Auslöser essenziell ist. Eine anhaltende Gewichtsreduktion spielt eine entscheidende Rolle für den Therapieerfolg. Zusätzlich können Medikamente wie Acetazolamid oder Topiramat zur Reduzierung der Liquorproduktion eingesetzt werden. Bei Verschlechterung der Sehschärfe kann eine therapeutische Liquorpunktion helfen, den Hirndruck unmittelbar zu senken. Falls sich die Beschwerden trotz wiederholter Liquorpunktionen nicht stabilisieren, kann eine dauerhafte Liquorableitung notwendig werden, meist durch die Anlage eines ventrikuloperitonealen Shunts.
Telemetrische ICP-Messung
Bei komplexen Liquorzirkulationsstörungen oder auch einer IIH kann die Möglichkeit der nicht-invasiven, telemetrischen ICP-Messung eine grosse Hilfe für Diagnostik und Therapie bieten. Telemetrische Implantate zur Messung des ICP können dabei helfen, Ventileinstellungen zu optimieren bzw. unnötige Diagnostik und ggf. Strahlenbelastung zu reduzieren.
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Intracerebrale Blutung (ICB)
Eine intracerebrale Blutung ist eine Einblutung in das Hirngewebe, meist infolge eines gerissenen oder geplatzten Blutgefäßes. Infolge der Blutung hört die Sauerstoffversorgung des empfindlichen Hirngewebes im Versorgungsgebiet des betroffenen Blutgefäßes abrupt auf.
Ursachen und Symptome der ICB
Häufig handelt es sich um Rhexisblutungen, bei denen plötzlich ein Blutgefäß platzt oder reißt. Ursachen können Arteriosklerose, andere Gefäßerkrankungen, Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck oder Kopfverletzungen sein. Die Symptome hängen davon ab, welches Hirnareal in welchem Ausmaß geschädigt wurde. Es kann zu plötzlichen Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, halbseitiger Muskelschwäche oder Lähmungen, Taubheitsgefühlen, Störungen des Seh-, Sprech- und Sprachvermögens, Schluckstörungen, Schwindel, Bewegungsstörungen, Bewusstseinseintrübung, Bewusstseinsverlust und Krampfanfällen kommen.
Diagnose und Therapie der ICB
Die Symptome entsprechen denen eines ischämischen Hirninfarkts (Schlaganfall). Fachleute sprechen daher bei der intracerebralen Blutung auch vom blutigen (hämorrhagischen) Schlaganfall. Bei einer intracerebralen Blutung besteht Lebensgefahr! Im akuten Fall versucht der Arzt, die intracerebrale Blutung zu stoppen und den Druck im Gehirn zu senken, um die Folgeschäden gering zu halten. Das macht häufig eine Gehirnoperation durch den Neurochirurgen nötig. Bei der Rehabilitation steht das Wiedererlangen von Fähigkeiten, die durch die Hirnblutung verlorengegangen sind, im Vordergrund. Zur Vorbeugung erneuter Hirnblutungen werden die individuellen Risikofaktoren, wie beispielsweise die Arteriosklerose, therapeutisch gezielt angegangen.
Rehabilitation nach ICB
Ein besonderer Schwerpunkt der Neurologie ist die rehabilitative Behandlung von Patienten nach einem Schlaganfall bzw. einer intracerebralen Blutung. Noch während sich die Patienten in der Akutklinik befinden, wird sich eng mit den dort arbeitenden Ärzten über die Befunde, Therapieziele und einen optimalen Behandlungsplan abgestimmt. Bei der Aufnahme wird die Krankengeschichte, die aktuellen Symptome, Ausfallserscheinungen und Beschwerden nach der intracerebralen Blutung sowie mögliche Ursachen und Begleiterkrankungen erörtert. Anschließend erfolgt eine körperliche Allgemeinuntersuchung, die bei Bedarf durch weiterführende Untersuchungen ergänzt wird. Es werden spezifische neurologische Untersuchungen durchgeführt, um ein genaues Bild über alle Folgeerscheinungen der Hirnblutung zu erhalten.
Untersuchungsmethoden zur Diagnostik nach ICB
Dafür steht ein breites Spektrum modernster Untersuchungsmethoden zur Verfügung:
- Klinische neurologische, psychiatrische und psychologische Untersuchungen
- Neuropsychologische Testverfahren
- Diagnostik von Sprach- und Schluckstörungen
- Messung der Hirnströme (EEG)
- Elektro- und Funktionsdiagnostik
- Spastikdiagnostik
- Ultraschall von Gefäßen, Muskeln und Nerven
- Elektromyografie und Myosonologie
- Elektroneurografie
- Transkranielle Magnetstimulation
- Extra- und transkranielle Doppler- und Duplexsonografie
- Kipptischuntersuchungen und Mikroembolie-Detektion
- Überprüfung von elektronischen implantierten Medikamentenpumpensystemen
Therapiebausteine nach einer ICB
Der Therapieplan wird ganz auf das individuelle Krankheitsbild abgestimmt und die Fortschritte werden umgehend berücksichtigt. Je nach den persönlichen Bedürfnissen und Therapiezielen setzt sich der Plan aus folgenden Bausteinen zusammen:
- Frühzeitiger Beginn der Rehabilitation
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Sprachtherapie (Logopädie)
- Neuropsychologische Therapie
- Psychosoziale Betreuung
- Schlucktherapie
- Spiegeltherapie
- Forced-use
- Interdisziplinäre Gruppentherapien
Die Rehabilitation soll möglichst auch zur Vorbeugung einer erneuten Rhexisblutung im Gehirn beitragen. Dabei wird geholfen, die persönlichen Risikofaktoren für eine intracerebrale Blutung, wie z.B. Arteriosklerose, Bluthochdruck, oder hoher Blutzucker, zu verringern.
Maßnahmen zur Risikoreduktion
- Raucherentwöhnung
- Diätberatung und Diätschulung
- Diabetes- und Lipidschulung
Nachbetreuung und Ambulante Rehabilitation
Im Anschluss an die stationäre Rehabilitation benötigen die meisten Patienten weiterhin medizinische Betreuung, therapeutische Anwendungen und möglicherweise Pflege. Es wird dabei unterstützt, eine optimale Nachbetreuung zu organisieren und eng mit den zuständigen Fachkräften zusammengearbeitet. Eine ambulante neurologische Rehabilitation bietet die Möglichkeit, alle Therapieangebote wahrzunehmen, die auch den stationären Patienten zur Verfügung stehen.
Nervenkompression und Engpass-Syndrome
Nervenkompressionen können an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten und unterschiedliche Symptome verursachen. Chronische Reizzustände und Entzündungen des Gewebes, wie beispielsweise bei Sehnenscheidenentzündungen oder Rheuma, können Ursachen für eine Nervenbedrängung sein. Ohne Behandlung kommt es meist zu zunehmenden Beschwerden wie Taubheitsgefühlen, Missempfindungen, Schmerzen bis hin zu Funktionseinschränkungen, Kraftverlust und Muskelschwund.
Diagnostik und Therapie von Nervenkompressionen
Zur Sicherung der Diagnose und Feststellung einer Nervenschädigung wird eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG), gegebenenfalls auch Ultraschalluntersuchung, des Nerven durchgeführt. Im Frühstadium der Erkrankung können konservative Behandlungen, wie Ruhigstellung in einer Schiene oder entzündungshemmende Medikamente, etwa Kortisoneinspritzungen, eingesetzt werden. Sollte die konservative Therapie nicht zielführend sein oder bestehen deutliche Funktionseinschränkungen, Lähmungen oder sogar schon Muskelschwund, wird das operative Vorgehen empfohlen. Meistens führt die Operation zu einer kompletten Erholung des Nervs. Die Therapie zielt einerseits auf Beseitigung der Ursache, andererseits auf eine symptomatische Symptomlinderung, zum Beispiel die effektive Beseitigung der Nervenschmerzen.
Karpaltunnelsyndrom
Von einem Karpaltunnelsyndrom ist die Rede, wenn der Mittelhandnerv im Karpalkanal eingeengt ist. Im Karpalkanal verläuft der Mittelhandnerv zusammen mit neun Beugesehnen auf Höhe der Handwurzelknochen. Dieser Kanal wird auf der Beugeseite der Hand durch ein Bindegewebsband, dem sogenannten Karpalband begrenzt.
Kubitaltunnelsyndrom
Von einem Kubitaltunnelsyndrom wird gesprochen, wenn der Ellennerv in der Ellenrinne eingeengt ist und zu typischen Beschwerden führt, wie meist nächtliche Missempfindungen und Schmerzen insbesondere in Klein- und Ringfinger und angrenzendem Handteller. Auch Symptome wie Taubheit sowie Kraftmangel und Muskelschwund in der Hand können auftreten. Der Nerv ist an dieser Stelle so ungeschützt, dass er anfällig für Verletzungen durch Druck und Zug ist.
Operative Behandlung von Engpass-Syndromen
Ein operativer Eingriff erfolgt in Kurznarkose. Dieser ist prinzipiell aber auch in örtlicher oder regionaler Betäubung möglich. Über einen bogenförmigen Hautschnitt in Höhe der Ellenrinne wird die meist bindegewebige Narbenplatte über dem Nerven durchtrennt. Gegebenenfalls sind nach der Operation physiotherapeutische Maßnahmen notwendig.
Polyneuropathie: Ursachen und Behandlung von Nervenschäden
Polyneuropathie bedeutet, dass mehrere Nerven, außerhalb von Gehirn und Rückenmark, geschädigt sind. Häufig sind es lange, sensible Nervenfasern, die bis in den Fuß reichen. Sind sie geschädigt, werden Signale nicht mehr richtig weitergeleitet. Die Haut kann sich dann taub oder wattig anfühlen, grundlos kribbeln oder schmerzen. Schäden an motorischen Nerven können auch die Muskulatur schwächen oder lähmen.
Ursachen der Polyneuropathie
Ärzte kennen mehr als 200 verschiedene Ursachen für die Nervenkrankheit Polyneuropathie. Aber es gibt zwei Hauptauslöser: die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus und chronischer Alkoholmissbrauch. Die Neuropathie kann zudem im Lauf des Lebens erworben (deutlich häufiger) oder angeboren sein (seltener). Am häufigsten ist Diabetes mellitus die Ursache für die Polyneuropathie. Bis zu einem Drittel aller Menschen mit Diabetes Typ-1 und Diabetes Typ-2 entwickeln Schäden an den peripheren Nerven als Folge ihrer Zuckerkrankheit. Je länger die Zuckerkrankheit besteht, desto höher steigt auch das Risiko, eine Polyneuropathie zu entwickeln. Nicht selten entstehen Nervenschäden bereits im Vorstadium des Diabetes (= Prädiabetes), also lange vor der eigentlichen Diagnose. Ein Vitamin-B1-Mangel kann solche Nervenschäden begünstigen.
Symptome der Polyneuropathie
Die Neuropathie verläuft bei jedem Zuckerkranken anders, entwickelt sich aber meist schleichend über mehrere Jahre hinweg und betrifft viele Nerven. Selbst bei einem von außen gesund aussehenden Fuß können die Nerven im Inneren schon geschädigt sein. Die Neuropathie bei Diabetes lässt sich in verschiedene Erscheinungsformen einteilen:
- Symmetrische Polyneuropathie: Die Beschwerden beginnen in den Füßen, später erkranken auch die Hände und Beine. Die vom Körperzentrum am weitesten entfernten Nervenfasern erkranken zuerst. Typisch sind gestörte sensorische Empfindungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle bis hin zu einer reduzierten Wahrnehmung von Schmerzen durch Verletzungen. Auch die Kommunikation zwischen Nerven und Muskulatur baut sich zunehmend ab.
- Autonome Neuropathie: Dabei nehmen jene Nerven Schaden, die mit Herzschlag, Blutdruck und Blutzucker in Verbindung stehen und die Tätigkeit der inneren Organe beeinflussen. Aber auch der Stoffwechsel, die Verdauung, Blasenfunktion oder Sexualität kann leiden.
Diagnose und Therapie der Polyneuropathie
Gefühlsstörungen in Händen und Füßen können Symptome einer diabetischen Polyneuropathie sein, bei der Nerven durch dauerhaft erhöhten Blutzucker geschädigt werden. Experten raten zu regelmäßigen Untersuchungen, auch wenn der Blutzucker regelmäßig kontrolliert und mit Tabletten gesenkt wird. Ein Hinweis auf Nervenschäden ist zum Beispiel ein verringertes Vibrationsempfinden. Auch die Temperaturempfindlichkeit sollte regelmäßig untersucht werden. Werden Schmerzen schlimmer, können etwa spezielle Schmerzpflaster oder Medikamente helfen. Die diabetische Polyneuropathie kann man bislang nicht heilen, aber das Fortschreiten verlangsamen. Auch Toxine wie Alkohol und Medikamente können eine Polyneuropathie auslösen. Experten empfehlen: Bewegung und Training, am besten in der Gruppe. Auch Kühlen und Kompression können Nervenschäden deutlich verringern.
Nicht-medikamentöse Verfahren gegen Schmerzen
Zur Behandlung gegen Neuropathie gibt es als nicht-medikamentöse Verfahren gegen Schmerzen auch Pflaster zum Aufkleben auf die Haut. Hierbei werden vor allem die Nervenfasern angeregt, die nicht den Schmerz transportieren. Wenn man die Polyneuropathie behandeln will, muss man die Ursache behandeln können.
Spastik: Ursachen und Behandlung von Muskelverkrampfungen
Bei einer Spastik sind Gelenke oder Körperabschnitte an den Muskeln steifer als normal. Die Bewegungen sind dadurch gestört - und je schneller Betroffene ein Gelenk bewegen, desto steifer wird es (spastische Tonuserhöhung). Oft kommen bei einer Spastik Schmerzen an betroffenen Muskeln oder Gelenken hinzu. Auch Lähmungen und einer vorzeitige Erschöpfbarkeit der Muskeln können auftreten.
Ursachen und Diagnose der Spastik
Nach einer Schädigung des Zentralnervensystems verändern sich auch Nerven, Muskeln und Weichteile, wodurch sich die mechanischen Eigenschaften und Strukturen in betroffenen Muskeln und Extremitäten ändern. Nach einem Schlaganfall bekommen Menschen häufiger Spastik, wenn sie stärkere Lähmungen und Gefühlsstörungen haben sowie deutlich in der Alltagsbewältigung eingeschränkt sind. Neben der körperlichen Untersuchung gibt es spezielle Diagnoseverfahren, um eine Spastik festzustellen. Auch auftreten kann Spastik bei selteneren Erkrankungen (zum Beispiel der hereditären spastischen Paraparese, HSP).
Therapie der Spastik
Für die Behandlung gibt es Therapien mit und ohne Medikamente. Günstige Effekte auf Spastik haben systematisches Arm-Basis-Training, häufige Wiederholungen und die Kombination mit muskulärer Elektrostimulation. Besonders wichtig ist die passive Muskelstreckung zusätzlich zur ausgewählten Standardtherapie. Für die Therapie von Standsicherheit, Gang, Treppensteigen oder der Arm-Hand-Funktion sieht man vielversprechende Verbesserungen bei einer Spastik durch den Einsatz von Robotern. Eine Lähmung ausgleichen und günstige Effekte auf die Muskelspannung und Muskellänge haben Schienen, Splints, Verbände (Casts) und Orthesen. Elektrostimulation aktiviert über angeklebte Elektroden auf der Haut Nerven und Muskelfasern mit kleinen Strömen (transkutane elektrische Nervenstimulation, TENS). Auch die funktionelle Elektrostimulation (FES) für Bewegungen, die vom Patienten ganz oder teilweise selbst ausgeführt werden, kann neben der Verbesserung motorischer Funktionen einen Spastik-mindernden Effekt aufweisen. Eine spastische Tonuserhöhung lässt sich mit gezielten Magnetfeldreizen zur Stimulation ausgewählter Nerven, Nervenwurzeln oder Hirnarealen behandeln (periphere repetitive Magnetstimulation, prMS; repetitive transkranielle Magnetstimulation, rTMS). Stoßwellentherapie kann über Wochen anhaltend einen spastisch erhöhten Muskeltonus mindern mit einer begleitenden Erweiterung des Bewegungsumfangs (extrakorporale Stoßwellentherapie, ESTW).
Medikamentöse Behandlung der Spastik
Für die Auswahl einer medikamentösen Behandlung ist entscheidend, wo die Spastik am Körper vorkommt und ob sich eine zugrundeliegende Schädigung im Rückenmark oder im Gehirn befindet. Mit Tabletten oder Spray (orale Therapie) werden vermehrte Muskelaktivität bei Spastik behandelt behandelt. Patienten mit einer Spastik beider Beine (Paraspastik) und nicht mobile Patienten mit generalisierter spastischer Tonuserhöhung profitieren in der Regel von einer oralen Therapie. Bei fokaler Spastik (ein oder zwei eng benachbarte Bewegungssegmente sind betroffen) wird BoNT angewendet. Es lässt Muskeln für eine bestimmte Zeit erschlaffen, indem es die Übertragung vom Nerv auf den Muskel für einige Wochen bis Monate blockiert. Zur Behandlung einer schweren Spastik kann man das Medikament Baclofen auch über ein spezielles Infusionssystem mit einer Pumpe einsetzen. Das Mittel wird dabei direkt in den Nervenwasserraum des Rückenmarks injiziert (intrathekal). Bei schwerster Spastik, die anders nicht zu behandeln sind, gibt es chirurgische Verfahren (dorsale Rhizotomie oder Eingriffe in der Eintrittszone der Hinterwurzel ins Rückenmark).
Weitere Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten neurologischer Erkrankungen
Nervenschäden können viele verschiedene Ursachen haben. Ist ein Schlaganfall für die Nervenschädigung verantwortlich, stellt dies einen medizinischen Notfall dar. Eine unverzügliche Therapie (zum Beispiel mit Medikamenten, die das Blutgerinnsel auflösen) ist notwendig. Eine diabetische Neuropathie erfordert eine optimale Einstellung der Blutzuckerwerte. Bei alkoholbedingten Nervenschädigungen ist eine sofortige Alkoholabstinenz erforderlich. Ist ein Vitaminmangel der Auslöser, müssen Patienten ihre Ernährungsweise ändern oder Vitaminpräparate einnehmen. Bei vielen neurologischen Krankheiten wie Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder Multiple Sklerose ist es bis heute nicht gelungen, wirksame Heilungsmethoden zu finden.
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