Schlaganfall nach Herzklappen-OP: Ursachen und Risiken

Ein Schlaganfall nach einer Herzklappen-OP ist eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen, um das Verständnis für diese Problematik zu verbessern.

Einführung

Herzklappenoperationen sind lebensrettende Eingriffe, die jedoch, wie alle Operationen, mit Risiken verbunden sind. Eines dieser Risiken ist der Schlaganfall, der durch verschiedene Mechanismen ausgelöst werden kann. Die frühzeitige Erkennung von Risikofaktoren und die Anwendung geeigneter Schutzmaßnahmen sind entscheidend, um das Auftreten eines Schlaganfalls nach einer Herzklappen-OP zu minimieren.

Ursachen eines Schlaganfalls nach Herzklappen-OP

Ein Schlaganfall nach einer Herzklappen-OP kann verschiedene Ursachen haben. Hauptsächlich wird er durch die Freisetzung von Partikeln während des Eingriffs verursacht. Diese Partikel können aus der verkalkten Herzklappe oder der Aorta stammen und ins Gehirn gelangen, wo sie Blutgefäße verstopfen und einen Schlaganfall auslösen können.

Embolische Komplikationen

Während einer TAVI (Transkatheter-Aortenklappenimplantation) wird die Ersatzklappe mit einem Katheter über die defekte Aortenklappe positioniert. Dieser Prozess kann Material von den Gefäßwänden lösen, das aus kleinen Blutgerinnseln, Resten arteriosklerotischer Ablagerungen, Bindegewebe und Kalkpartikeln besteht. Dieses Material kann dann mit dem Blutstrom über die Halsarterien in den Gehirnkreislauf gelangen und dort kleine, gelegentlich auch größere Gehirngefäße verstopfen.

Paradoxe Embolie

Eine weitere mögliche Ursache für einen Schlaganfall nach einer Herzklappen-OP ist die paradoxe Embolie. Bei etwa einem Viertel der Menschen schließt sich die Trennwand zwischen den beiden Vorhöfen nach der Geburt nicht vollständig. Diese Öffnung, auch persistierendes Foramen ovale (PFO) genannt, kann dazu führen, dass kleine Blutgerinnsel aus der rechten in die linke Herzseite gelangen und von dort ins Gehirn wandern.

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Risikofaktoren für einen Schlaganfall nach Herzklappen-OP

Verschiedene Faktoren können das Risiko eines Schlaganfalls nach einer Herzklappen-OP erhöhen. Dazu gehören:

  • Alter: Ältere Menschen haben ein höheres Risiko, da mit zunehmendem Alter degenerative Veränderungen an den Herzklappen auftreten können, die anfälliger für Infektionen werden.
  • Vorheriger Schlaganfall: Patienten, die bereits vor der Operation einen Schlaganfall erlitten haben, haben ein erhöhtes Risiko.
  • Bestehende Herzkrankheiten: Menschen mit angeborenen Herzfehlern oder erworbenen Herzklappenerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko.
  • Künstliche Herzklappen: Patienten mit künstlichen Herzklappen oder Klappenprothesen haben ein signifikant höheres Risiko für eine Endokarditis.
  • Weitere Risikofaktoren: Rauchen, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes und Übergewicht sind allgemeine Risikofaktoren für Schlaganfälle.

Prävention von Schlaganfällen nach Herzklappen-OP

Um das Risiko eines Schlaganfalls nach einer Herzklappen-OP zu minimieren, gibt es verschiedene Präventionsmaßnahmen:

Schutzsysteme während der TAVI

Bei der TAVI können spezielle Filtersysteme eingesetzt werden, die die beiden großen Halsarterien (Arteria carotis) und zumindest eine der beiden kleinen Arterien (Arteria vertebralis) schützen sollen. Diese Filter fangen Partikel ab, die während des Eingriffs freigesetzt werden und einen Schlaganfall auslösen könnten.

Medikamentöse Therapie

Nach der Operation werden häufig gerinnungshemmende Medikamente eingesetzt, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Diese Medikamente, wie Antikoagulanzien oder Thrombozytenaggregationshemmer, verhindern, dass das Blut verklumpt.

Verschluss eines PFO

Bei Patienten mit einem persistierenden Foramen ovale (PFO) kann ein Verschluss der Öffnung in Betracht gezogen werden, um das Risiko einer paradoxen Embolie zu reduzieren. Der Verschluss erfolgt durch ein minimalinvasives Verfahren, bei dem ein kleines Implantat (Okkluder) in das PFO eingesetzt wird.

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Lebensstiländerungen

Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko eines Schlaganfalls generell reduzieren. Dazu gehören:

  • Nichtrauchen: Rauchen ist ein Risikofaktor für Schlaganfall, der mit dem richtigen Willen und ausreichender Motivation komplett ausgeschlossen werden kann.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene und fettarme Ernährung wird empfohlen.
  • Regelmäßige Bewegung: Sportliche Betätigung hilft, den Blutdruck und die Cholesterinwerte zu senken.
  • Stressmanagement: Chronischer Stress kann den Blutdruck erhöhen und das Schlaganfallrisiko steigern.
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Regelmäßige Check-ups beim Arzt helfen, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Diagnose und Behandlung eines Schlaganfalls nach Herzklappen-OP

Die Diagnose eines Schlaganfalls erfolgt in der Regel durch neurologische Untersuchungen und bildgebende Verfahren wie CT oder MRT des Gehirns. Die Behandlung zielt darauf ab, die Blutversorgung des Gehirns so schnell wie möglich wiederherzustellen, um bleibende Schäden zu minimieren.

Thrombolyse

Bei einem ischämischen Schlaganfall, der durch ein Blutgerinnsel verursacht wird, kann eine Thrombolyse durchgeführt werden. Dabei wird ein Medikament verabreicht, das das Blutgerinnsel auflöst und die Durchblutung wiederherstellt.

Thrombektomie

In einigen Fällen kann eine mechanische Entfernung des Blutgerinnsels (Thrombektomie) erforderlich sein. Dabei wird ein Katheter in das betroffene Blutgefäß eingeführt und das Gerinnsel entfernt.

Rehabilitation

Nach einem Schlaganfall ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um verloren gegangene Funktionen wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern. Die Rehabilitation kann Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und psychologische Unterstützung umfassen.

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Endokarditis als Risikofaktor

Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Endokarditis, eine Entzündung der Herzinnenhaut und der Herzklappen, ebenfalls ein Risikofaktor für Schlaganfälle sein kann. Die Endokarditis wird meist durch Bakterien verursacht, die in den Blutkreislauf gelangen und sich an den Herzklappen ansiedeln. Besonders gefährdet sind Patient:innen mit vorgeschädigten Herzklappen oder mit künstlichen Herzklappen. Unbehandelt kann eine Endokarditis schwerwiegende Komplikationen verursachen, darunter auch Schlaganfälle.

Symptome der Endokarditis

Die Symptome einer Endokarditis können vielfältig sein und sich oft schleichend entwickeln. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Fieber und Müdigkeit
  • Herzgeräusche
  • Schwitzen, insbesondere Nachtschweiß
  • Gewichtsverlust
  • Gelenk- oder Muskelschmerzen

Diagnose der Endokarditis

Die Diagnose einer Endokarditis erfordert mehrere Schritte, um die Infektion zu bestätigen, den Erreger zu identifizieren und das Ausmaß der Herzschädigung zu bestimmen. Hier sind die wichtigsten Methoden:

  • Blutuntersuchungen: Blutkulturen spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose. Mehrere Blutproben werden entnommen und in Laboren kultiviert, um den verantwortlichen Erreger (in den meisten Fällen Bakterien) zu identifizieren.
  • Echokardiographie: Die Echokardiographie, insbesondere die transösophageale Echokardiographie (TEE), ist eine zentrale diagnostische Methode bei Verdacht auf Endokarditis. Sie ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Herzklappen und zeigt charakteristische Anzeichen einer Infektion, wie Vegetationen (Ansammlungen von Bakterien an den Herzklappen), Klappenperforationen oder andere strukturelle Schäden.

Behandlung der Endokarditis

Die Behandlung der Endokarditis besteht in der Regel aus einer langwierigen Antibiotikatherapie, um die Erreger zu bekämpfen. In schweren Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Herzklappen zu reparieren oder zu ersetzen.

Herzklappen-OP: Verfahren und Risiken

Bei schweren Herzklappenfehlern ist oft eine Operation unumgänglich. Es gibt verschiedene Verfahren, die je nach Art und Schwere des Klappenfehlers eingesetzt werden können:

OP am offenen Herzen

Bei dieser traditionellen Methode wird der Brustkorb des Patienten geöffnet, um direkten Zugang zum Herzen zu erhalten. Der Patient wird während des Eingriffs an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, die die Funktion von Herz und Lunge übernimmt.

Minimalinvasive Herzklappen-OP

Bei diesem Verfahren wird die Operation durch kleine Schnitte an den Rippen endoskopisch durchgeführt. Eine kleine Kamera und biegsame Operationsinstrumente ermöglichen es dem Chirurgen, die Herzklappe zu reparieren oder zu ersetzen, ohne den Brustkorb vollständig öffnen zu müssen.

Herzklappenersatz per Katheter (TAVI)

Bei der TAVI wird die neue Herzklappe durch einen dünnen Schlauch (Katheter) über ein Gefäß in der Leiste oder durch einen kleinen Schnitt zwischen den Rippen bis zur defekten Herzklappe eingebracht. Dieses Verfahren ist besonders schonend und wird häufig bei älteren oder schwerkranken Patienten eingesetzt.

Risiken und Komplikationen einer Herzklappen-OP

Wie bei jeder Operation gibt es auch bei Herzklappen-OPs Risiken und Komplikationen. Dazu gehören:

  • Schlaganfall: Wie bereits erwähnt, ist ein Schlaganfall eine der schwerwiegendsten Komplikationen.
  • Blutungen: Blutungen können während oder nach der Operation auftreten.
  • Infektionen: Infektionen können an der Operationsstelle oder im Körper auftreten.
  • Herzrhythmusstörungen: Herzrhythmusstörungen, wie Vorhofflimmern, können nach der Operation auftreten.
  • Niereninsuffizienz: In seltenen Fällen kann es zu einer Niereninsuffizienz kommen.
  • Thromboembolien: Gefäßverschlüsse durch Blutgerinnsel (Thromboembolien) können auftreten.

Leben nach einer Herzklappen-OP

Nach einer Herzklappen-OP ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um die körperliche und psychische Gesundheit wiederherzustellen. Die Rehabilitation umfasst in der Regel:

  • Körperliches Training: Sportliche Übungen helfen, die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.
  • Ernährungsberatung: Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für die Herzgesundheit.
  • Psychologische Unterstützung: Psychologische Unterstützung kann helfen, mit den emotionalen Herausforderungen nach der Operation umzugehen.
  • Medikamentöse Therapie: Die Einnahme von Medikamenten, wie Gerinnungshemmern, ist oft lebenslang erforderlich.

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