Salienz-Netzwerk-Funktion im Gehirn

Das Salienz-Netzwerk (SN) ist ein bedeutendes neuronales Netzwerk im menschlichen Gehirn, das eine zentrale Rolle bei der Erkennung und Verarbeitung von relevanten Reizen spielt. Es hilft uns dabei, wichtige von unwichtigen Reizen zu unterscheiden.

Funktionsweise des Gehirns in Bezug auf Kreativität und Aufmerksamkeit

Das Gehirn besteht aus Milliarden von Neuronen, die Informationen und Reize über elektrische Impulse weiterleiten. Diese Impulse erzeugen Schwingungen, die in verschiedene Frequenzbänder unterteilt werden: Alpha, Beta, Delta, Theta und Gamma. Jedes dieser Bänder ist mit unterschiedlichen mentalen Zuständen und Prozessen verbunden.

  • Alpha-Wellen (8-12 Hz): Treten bei Entspannung und entspannter Wachheit auf, besonders bei geschlossenen Augen. Entspannung ist ein wichtiger Bestandteil tiefer Kreativität.
  • Beta-Wellen (13-38 Hz): Treten bei aktiver Konzentration oder beim Anspannen eines Muskels auf.
  • Gamma-Wellen (39-70 Hz): Die höchste Gehirnfrequenz, die mit Höchstleistungen des Gehirns in Verbindung gebracht wird, wie tiefe Konzentration und Transzendenz.
  • Delta-Wellen (0,5-4 Hz): Treten vor allem im traumlosen Tiefschlaf auf und werden mit Regeneration und Heilungsprozessen in Verbindung gebracht.
  • Theta-Wellen (4-8 Hz): Treten an den Übergängen zwischen Schlaf und Wachen auf und können mit traumartigen Reizen verbunden sein. Diese Übergänge ähneln Trance- und Hypnosezuständen und können wertvolle kreative Impulse freisetzen.

Die Rolle des Salienz-Netzwerks

Das Salienz-Netzwerk, bestehend aus der anterioren Inselrinde und dem anterioren cingulären Cortex (ACC), scannt ständig unsere Umwelt und Gedanken, um herauszufiltern, was gerade bedeutsam ist. Es bewertet Reize in Bezug auf ihre Relevanz und stellt sicher, dass wir auf potenziell bedeutsame Informationen reagieren können.

  • Kernkomponenten und Lateralisierung: Das SN besteht aus der anterioren Insula und dem dorsalen anterioren cingulären Cortex.
  • Dynamische Interaktionen: Das SN zeigt eine hohe Flexibilität in der zeitlich variierenden Konnektivität mit anderen Netzwerken wie dem frontoparietalen Netzwerk und dem ventralen und dorsalen Aufmerksamkeitsnetzwerk.
  • Fehlerverarbeitung und kognitive Anpassung: Das SN reagiert auf verhaltensrelevante Ereignisse, wie Fehler, wobei die rechte anteriore Insula als Haupttreiber der Netzwerkaktivität identifiziert wurde.
  • Interaktion mit anderen Netzwerken: Das SN interagiert mit dem Default Mode Network (DMN) und dem Central Executive Network (CEN), insbesondere bei der kognitiven Kontrolle und der Reizverarbeitung.
  • Veränderungen im Alter: Sowohl die strukturelle als auch die funktionelle Organisation des SN verändert sich mit dem Alter.
  • Mechanismen der Netzwerkinteraktion: Die genaue zeitliche und kausale Dynamik der Interaktionen des SN mit anderen Netzwerken bleibt ein zentrales Forschungsgebiet.

Zusammenspiel mit anderen Netzwerken

Das Salienz-Netzwerk interagiert eng mit anderen wichtigen Netzwerken im Gehirn, insbesondere mit dem Default Mode Network (DMN) und dem Zentralen Exekutiven Netzwerk (ZEN).

  • Default Mode Network (DMN): Ist aktiv, wenn wir uns nicht auf die Außenwelt konzentrieren, sondern nachdenken, träumen oder in Gedanken versinken. Es ist wichtig für Gedächtnis, Zukunftsplanung, Grübeln und Sorgen.
  • Zentrales Exekutives Netzwerk (ZEN): Tritt in Aktion, wenn wir fokussierte Aufmerksamkeit benötigen, komplexe Aufgaben bewältigen oder wichtige Entscheidungen treffen müssen.

Das Salienz-Netzwerk dient als Schaltstelle zwischen diesen Netzwerken. Wenn ein bedeutungsvoller oder bedrohlicher Reiz auftritt, deaktiviert das Salienz-Netzwerk das DMN und aktiviert das ZEN. Diese Reaktionsfähigkeit ist für schnelles Handeln essenziell. Eine ausgewogene Zusammenarbeit der drei Netzwerke ist entscheidend für unser Wohlbefinden.

Lesen Sie auch: Lösungen für Razer Synapse Probleme

Bedeutung für Kreativität

Für das Entstehen von Kreativität im Gehirn ist eine relativ offene, ungehemmte Aufmerksamkeit entscheidend, die aus einer Fülle von Informationen schöpfen kann. Neuronen sind miteinander verbunden und üben eine der beiden Funktionen aufeinander aus: Hemmung (Inhibition) oder Erregung (Aktivierung, Verstärkung). So werden bestimmte Informationen und Prozesse verstärkt oder abgeschwächt.

Dopamin und Serotonin, die oft als Glückshormone bezeichnet werden, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Kreativität. Dopamin trägt zu einer positiven Erregung und einem starken inneren Antrieb bei, während Serotonin für eine positive Grundstimmung sorgt.

Einfluss von Stress

Psychischer Stress und Angstzustände können die Kreativität hemmen. Unter Adrenalin erfahren wir vielleicht einen starken Schub an Aktivität, aber selten tiefgreifende Kreativität.

Hypnose und das Salienz-Netzwerk

Forscher haben herausgefunden, dass Hypnose konkrete Veränderungen in der Hirnaktivität bewirkt. Unter Hypnose sinkt die Aktivität im dorsalen anterioren Gyrus cinguli, einem Bereich des Salienz-Netzwerks, der entscheidet, wie stark wir auf bestimmte Reize reagieren. Gleichzeitig beobachtet man eine erhöhte Aktivität der Verbindung zwischen einem Teil des präfrontalen Kortex und der Inselrinde sowie Veränderungen zwischen dem präfrontalen Kortex und dem Default Mode Netzwerk.

Diese Erkenntnisse könnten künftig vor allem Patienten helfen, bei denen die Hypnose bislang nicht funktioniert.

Lesen Sie auch: Veranstaltungen zum Thema Demenz in Hagen

ADHS und das Salienz-Netzwerk

Studien haben gezeigt, dass es bei ADHS eine abweichende Konnektivität zwischen dem Default Mode Network und dem Exekutivnetzwerk gibt. Erwachsene mit ADHS zeigten bei Aufgaben eine verminderte funktionelle Konnektivität in Netzwerken, die frontoparietale, temporale, okzipitale, zerebelläre und subkortikale Hirnregionen umfassten.

Eine andere Studie fand bei nicht ADHS-betroffenen Geschwistern eine erhöhte Konnektivität innerhalb des Salienz-Netzwerks und eine verringerte Konnektivität zwischen DMN und Salienz-Netzwerk. ADHS-Betroffene zeigten im Vergleich zu ihren nicht betroffenen Geschwistern und gesunden Kontrollprobanden eine erhöhte Konnektivität zwischen dem DMN und taskpositiven Netzwerken.

Verbesserung der Aufmerksamkeit und Konzentration

Es gibt verschiedene Strategien, um die Aufmerksamkeit und Konzentration zu verbessern. Dazu gehören:

  • Guter Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Festigung von Lerninhalten im Langzeitgedächtnis und für die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses.
  • Achtsamkeit: Achtsamkeitstrainings können das Salienz-Netzwerk positiv beeinflussen und helfen, aufmerksam im Hier und Jetzt zu sein.
  • Selbstkontrolle: Das Verbannen des Smartphones vom Schreibtisch und das bewusste Ausblenden ablenkender Reize können helfen, die Konzentration zu verbessern.
  • Interesse: Interessiert uns der Lernstoff nicht sonderlich, hat er es im Kampf um die Aufmerksamkeit besonders schwer.

Lesen Sie auch: Lebensqualität im Parkinson Netzwerk

tags: #Salienz #Netzwerk #Gehirn #Funktion