Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, von der weltweit etwa 50 Millionen Menschen betroffen sind. Auch Musiker wie Lil Wayne, Elton John und Amy Lee sind unter den Betroffenen. Die Diagnose Epilepsie bringt oft Einschränkungen mit sich, darunter der Verzicht auf Autofahren oder Tauchen. Auch Konzerte und Partys können zu Risikofaktoren werden, da Stroboskoplicht, Übermüdung, Alkohol, Drogen und Stress Anfälle auslösen können. Die Art der Epilepsie und die Häufigkeit der Anfälle variieren von Person zu Person. Dieser Artikel konzentriert sich hauptsächlich auf "Grand mal"-Anfälle und beleuchtet die Ursachen, Erfahrungen und den Umgang mit Epilepsie im Kontext des Nachtlebens und der Musikszene.
Ursachen und Auslöser von Epilepsie
Die Ursachen für Epilepsie sind vielfältig. Eine Kopfverletzung, ein Schlaganfall, eine Hirnhautentzündung, Drogenkonsum oder Alkoholmissbrauch können Auslöser sein. Allerdings bleiben die Ursachen in etwa der Hälfte der Fälle unbekannt. Die Anfälle selbst können unterschiedlich aussehen, von kurzen Absencen (kurze Abwesenheit mit Erinnerungslücken) bis hin zu Grand mal-Anfällen. Alle Formen sind potenziell gefährlich, da sie das Bewusstsein und oft auch den Körper plötzlich außer Gefecht setzen können.
Persönliche Erfahrungen mit Epilepsie im Nachtleben
Viele Menschen mit Epilepsie berichten von Anfallserlebnissen im Zusammenhang mit dem Nachtleben. So auch die 25-jährige Autorin dieses Artikels, die nach einer Partynacht in Berlin und dem Stress, rechtzeitig zum Flughafen zu kommen, einen Grand mal-Anfall erlitt. Die Erfahrung, von Sanitätern umgeben aufzuwachen, mit aufgebissener Zunge und schwacher Beinmuskulatur, führte zur Diagnose Epilepsie.
Die 28-jährige Samara, ebenfalls Epileptikerin, hatte ihren ersten großen Anfall auf einer Party. Laute Musik, Schlafmangel, Stroboskoplicht und Alkohol waren die Auslöser.
Diese Erfahrungen zeigen, dass bestimmte Faktoren, die im Nachtleben häufig vorkommen, das Risiko von Anfällen erhöhen können.
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Angst und Unsicherheit im Umgang mit Epilepsie
Viele Epileptiker haben mit Ängsten und Unsicherheiten zu kämpfen, insbesondere im sozialen Umfeld. Der 23-jährige Albert beispielsweise hat Angst vor Scham, da er weiß, wie ein Anfall aussieht. Die Sorge, bei einem Anfall in der Öffentlichkeit aufzufallen, kann das soziale Leben stark beeinträchtigen.
Die Lehrerin Samara brauchte zehn Jahre, um beim Feiern wieder Spaß zu haben. Eine ihrer größten Ängste war, ihren Freunden zur Last zu fallen. Es ist wichtig, sich langsam an das Ausgehen heranzutasten, herauszufinden, wie der Körper auf verschiedene Faktoren reagiert, und Freunde aufzuklären.
Umgang mit Stroboskoplicht
Stroboskoplicht ist ein beliebtes Element in Clubs und auf Konzerten, kann aber bei lichtempfindlichen Menschen Anfälle auslösen. Die Freundin von Manuel ist sehr lichtsensitiv und kann deshalb nicht ausgehen. Bei schweren Epileptikern können auch bestimmte Konsolenspiele, Filme und Videos Anfälle auslösen.
Samara hat gelernt, mit dem Stroboskoplicht umzugehen, indem sie sich mit Lichttechnikern anfreundet, in neuen Clubs nach neutralem Licht sucht und den VJ bittet, das Stroboskoplicht auszuschalten.
Alkohol, Drogen und Schlafmangel
Alkohol, Drogen und Schlafmangel können ebenfalls Anfälle auslösen. Albert vermeidet übermäßigen Alkoholkonsum, da ihn der Kater am nächsten Tag sehr anfällig macht. Samara hat herausgefunden, welche Substanzen ihr gut tun und welche nicht, und vermeidet Substanzen, die zum Aufbleiben zwingen. Sie geht auch frühzeitig von Partys nach Hause und verzichtet auf Afterhours.
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Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und zu wissen, wie der Körper auf diese Faktoren reagiert. Nicht jeder Epileptiker reagiert auf Schlaflosigkeit oder Alkohol mit einem Anfall.
Stress als Auslöser
Stress kann ebenfalls ein Grund für Anfälle sein. Lisa und die Autorin reagieren am meisten auf emotionalen Stress, nicht unbedingt auf stressige Feier-Situationen. Unter Alkoholeinfluss kann es jedoch leicht zu Streitigkeiten kommen, was wiederum Stress verursachen kann.
Eine Studie aus dem Jahr 1984 ergab, dass belastende Tage die Anfallshäufigkeit erhöhen können. Welche Art von Stress zu Anfällen führen kann, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Beim Feiern gehen können es zum Beispiel Schlägereien, Drogen oder überfüllte Clubs sein. Albert fühlt sich an überfüllten Orten generell unwohl, was bei ihm Anfälle auslösen kann.
Aufklärung des Freundeskreises
Es ist wichtig, den Freundeskreis über die Epilepsie aufzuklären, damit sie im Falle eines Anfalls helfen können. Alberts Freunde sind alle aufgeklärt und wissen, wie sie reagieren sollen. Auch Lisas Freunde sind aufgeklärt. Samara hat ebenfalls alle ihre Freunde aufgeklärt.
Was tun bei einem Anfall?
Da Epilepsie eine der häufigsten neurologischen Krankheiten der Welt ist, ist es wichtig zu wissen, wie man im Falle eines Anfalls reagiert:
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- Bringe den Kopf in Sicherheit. Eine Jacke kann als Polster dienen.
- Stelle gefährliche Gegenstände außer Reichweite.
- Halte die Atemwege frei. Öffne enge Kleidung oder Schmuck am Hals.
- Stecke keinen Gegenstand in den Mund.
- Kontrolliere die Atemwege nach dem Anfall.
- Beobachte die Dauer des Anfalls. Wenn er länger als fünf Minuten dauert, rufe den Notarzt.
- Rufe den Notarzt auch, wenn Verletzungen, Atemprobleme oder mehrere Anfälle hintereinander auftreten, es der erste Anfall für die Person war oder sie danach nicht zu sich kommt.
- Bleibe bei der betroffenen Person und versuche nicht, den Anfall zu unterdrücken.
- Beruhige die Person nach dem Anfall und erkläre ihr, was passiert ist.
- Achte darauf, dass sich keine Menschenmenge um die Person versammelt.
Epilepsie und Kreativität: Beispiele aus der Musik und Kunst
Trotz der Herausforderungen, die Epilepsie mit sich bringt, gibt es zahlreiche Beispiele von Musikern und Künstlern, die mit der Krankheit gelebt und dennoch Großes geleistet haben. Einige Beispiele sind:
- Sokrates: Dem griechischen Philosophen sollen seine "Daimonion" genannten inneren Stimmen epileptische Anfälle gewesen sein.
- Sir Isaac Newton: Der Wissenschaftler litt ebenfalls an Epilepsie.
- Alfred Nobel: Dem Erfinder des Dynamits wurde in seiner Kindheit Epilepsie diagnostiziert.
- Hector Berlioz: Bei dem Komponisten wurde die Diagnose erst nach seinem Tod gestellt.
- Elton John: Der Musiker leidet seit den 1980er Jahren an Epilepsie.
- Lil Wayne: Der Rapper leidet seit seiner Kindheit an Epilepsie.
- Xavier Naidoo: Der Sänger trägt eine Sonnenbrille, um seine Augen vor grellem Licht zu schützen, da er eine leichte Form von Epilepsie hat.
- Fyodor Dostojevsky: In seinen Romanen schuf er Figuren, die ebenfalls Epilepsie haben. Dostojevsky behauptete, dass er vor einem Anfall eine ekstatische Aura erlebte.
- Lewis Carroll: Die Krankheitserfahrungen des Autors inspirierten ihn zu der Geschichte „Alice im Wunderland“.
Diese Beispiele zeigen, dass Epilepsie kein Hindernis für Kreativität und Erfolg sein muss.
Inklusion und Akzeptanz: Das Beispiel von Rudely Interrupted
Die australische Band Rudely Interrupted ist ein inspirierendes Beispiel für Inklusion und Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der Musikszene. Die Band besteht aus Musikern mit verschiedenen Behinderungen, darunter Blindheit, Down-Syndrom, Autismus und Asperger-Syndrom. Sie werden von der Kritik gefeiert und touren durch Australien und Amerika.
Die Band zeigt, dass Behinderung kein Hindernis für musikalische Exzellenz sein muss und dass Menschen mit Behinderungen die gleichen Möglichkeiten verdienen wie alle anderen.