Schizophrenie und Parkinson sind zwei unterschiedliche neurologische Erkrankungen, die jedoch einige Gemeinsamkeiten aufweisen können, was die Diagnose erschwert. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Krankheiten, um ein besseres Verständnis zu ermöglichen.
Einführung
Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die das Denken, Fühlen und die Wahrnehmung der Realität beeinträchtigt. Parkinson hingegen ist eine neurodegenerative Erkrankung, die hauptsächlich die Bewegung beeinträchtigt. Obwohl es sich um unterschiedliche Krankheiten handelt, können sie ähnliche Symptome aufweisen oder gleichzeitig auftreten, was die Diagnose erschwert.
Emil Kraepelins Beitrag zur Forschung
Die Forschung zur Schizophrenie hat eine lange Geschichte. Bereits 1899 prägte Emil Kraepelin den Begriff "Dementia praecox", um den fortschreitenden geistigen und emotionalen Verfall junger Patienten zu beschreiben. Obwohl dieser Ansatz zunächst angezweifelt wurde, fanden Wissenschaftler später durch Bildgebung und maschinelles Lernen Hinweise auf neuroanatomische Muster im Gehirn, die der Signatur von Patienten mit frontotemporaler Demenz ähneln. Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Kraepelins ursprüngliche Idee möglicherweise doch nicht ganz falsch war.
Gemeinsamkeiten zwischen Schizophrenie und frontotemporaler Demenz
Die frontotemporale Demenz (FTD), insbesondere die behaviorale Variante (bvFTD), kann im Anfangsstadium schwer von Schizophrenie zu unterscheiden sein, da sich bei beiden Erkrankungen die Persönlichkeit und das Verhalten der Betroffenen verändern. Da beide Erkrankungen in den frontalen, temporalen und Inselregionen des Gehirns verortet werden, liegt es nahe, sie direkt zu vergleichen, um gemeinsame Signaturen oder Muster im Gehirn zu finden.
Schizophrenie: Symptome und Ursachen
Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die das Denken und die Gefühlswelt der Betroffenen stört und zu Realitätsverlust, Trugwahrnehmungen und Wahnvorstellungen führt. Die Krankheit wird auch als Stoffwechselstörung des Gehirns verstanden, bei der bestimmte Botenstoffe vermehrt und andere wiederum vermindert vorkommen.
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Symptome der Schizophrenie
- Halluzinationen: Wahrnehmungsstörungen, die in der Realität nicht existieren, insbesondere akustische Halluzinationen in Form von Stimmenhören.
- Wahnvorstellungen: Überzeugungen, die nicht der Realität entsprechen und von der Umwelt nicht korrigiert werden können.
- Ich-Störung: Gestörte Unterscheidung zwischen Eigenem und Fremdem, wobei die Grenzen zwischen der Außenwelt und dem "Ich" verschwimmen.
- Affektverflachung: Gleichgültiger Gefühlszustand, innere Leere, reduzierte Mimik und Gestik.
- Kognitive Störungen: Konzentrationsmangel, Gedächtnisschwund, Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit.
- Denkstörungen: Logik scheint auszusetzen, Äußerungen wirken deplatziert und unpassend, Grammatik setzt aus, Wörter werden neu erfunden.
- Verhaltensauffälligkeiten: Sozialer Rückzug, Antriebslosigkeit, verminderte Spontanität und Beweglichkeit, aber auch unkontrollierte Bewegungen und Aggressivität.
Ursachen der Schizophrenie
Die genauen Ursachen der Schizophrenie sind bis heute nicht abschließend geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt, darunter:
- Genetische Veranlagung: Genetische Faktoren tragen zu etwa 80 % zur Krankheitsdisposition bei.
- Gehirnstruktur: Schizophrene weisen eine andere Gehirnstruktur als gesunde Menschen auf.
- Botenstoffe: Ein Überschuss des Botenstoffs Dopamin im Gehirn wird mit Schizophrenie in Verbindung gebracht.
- Umwelteinflüsse: Schicksalsschläge, traumatische Erfahrungen und Drogenkonsum können eine Schizophrenie auslösen oder begünstigen.
Parkinson: Symptome und Ursachen
Die Parkinson-Krankheit ist eine häufige, fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die mit erheblichen Beeinträchtigungen und negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität einhergeht. Die Ursache der Parkinson-Krankheit ist unbekannt. Die Pathologie der Erkrankung zeichnet sich durch den Verlust und die Dysfunktion von dopaminergen Neuronen in der Substantia nigra aus.
Symptome der Parkinson-Krankheit
- Motorische Symptome:
- Bradykinesie: Verlangsamung der Bewegungen.
- Rigor: Muskelsteifheit.
- Ruhetremor: Zittern der Muskeln im Ruhezustand.
- Haltungsinstabilität: Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten.
- Ganganomalien: Veränderter Gang.
- Nicht-motorische Symptome:
- Depressionen: Treten bei Patienten mit Parkinson-Krankheit häufig auf.
- Schlafstörungen: Bis zu 90 % aller Menschen mit Parkinson sind im Verlauf der Erkrankung von Tagesmüdigkeit und Ein- und Durchschlafstörungen betroffen.
- Kognitive Störungen: Entwicklung einer Demenz bei >80 % der Parkinson-Patienten nach einer Krankheitsdauer von 20 Jahren.
- Autonome Störungen: Störungen der Herzfrequenz, des Blutdrucks, der Verdauung und der Blasenfunktion.
- Sensorische Störungen: Verlust des Geruchssinns, Missempfindungen.
- Verhaltensauffälligkeiten: Persönlichkeitsveränderungen, Impulskontrollstörungen, Punding, dopaminerges Dysregulationssyndrom.
Ursachen der Parkinson-Krankheit
Die genaue Ursache der Parkinson-Krankheit ist weiterhin unbekannt. Die Erkrankung scheint das Ergebnis eines komplizierten Zusammenspiels von genetischen und Umweltfaktoren zu sein. Konvergierende Evidenz hebt die Rolle von Neuroinflammation und oxidativem Stress bei der Pathogenese der Parkinson-Krankheit hervor.
Differenzialdiagnose: Medikamentös induziertes Parkinsonoid vs. Komorbidität
Treten Psychosen und Parkinsonsymptome gemeinsam auf, ist die Differenzialdiagnose oft nicht einfach. Abgegrenzt werden müssen ein medikamentös induziertes Parkinsonoid, eine Komorbidität sowie die Psychose im Rahmen der Parkinsonerkrankung. Entwickeln schizophrene Patienten Parkinsonsymptome, könnte es sich um eine antipsychotikabedingte Nebenwirkung handeln, die mitunter noch sechs Monate nach Absetzen fortbesteht. Gerade bei älteren Menschen besteht allerdings die Möglichkeit, dass ein M. Parkinson als neue Erkrankung hinzugekommen ist. Klinisch lassen sich beide Formen so gut wie nicht unterscheiden. Einziges Differenzierungszeichen ist die häufiger bei M. Parkinson vorkommende Anosmie, die aber im Alter generell zunimmt und vor allem bei Rauchern weit verbreitet ist.
Bedeutung von Augenuntersuchungen
Hochauflösende Bilder der Netzhaut, insbesondere die optische Kohärenztomographie (OCT), können Veränderungen am Auge sichtbar machen, die Rückschlüsse auf Vorgänge und Anomalien in anderen Regionen des Körpers geben. Bei Schizophrenie kann eine Ausdünnung der Netzhautschichten beobachtet werden, während bei Parkinson Veränderungen in den Augenbewegungen und der Nervenfaserschicht des Auges festgestellt werden können.
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Therapieansätze
Schizophrenie
Die Behandlung der Schizophrenie umfasst in der Regel eine Kombination aus:
- Medikamentöse Behandlung: Antipsychotika, um psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen zu mildern.
- Psychotherapie: Psychoedukation, um die Krankheit und die dazugehörigen Symptome kennenzulernen, sowie Soziotherapie, um eine Tagesstruktur aufzubauen und mehr Halt im Alltag zu finden.
- Aktive Teilnahme am Leben: Unterstützung bei der Gestaltung eines möglichst eigenständigen Lebens, z.B. durch Eingliederung in die Arbeitswelt.
Parkinson
Die Behandlung der Parkinson-Krankheit zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Dazu gehören:
- Medikamentöse Therapie: Dopaminerge Medikamente, um den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen, sowie andere Medikamente zur Behandlung von nicht-motorischen Symptomen.
- Physiotherapie: Um die Beweglichkeit und Koordination zu verbessern.
- Ergotherapie: Um die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten.
- Logopädie: Um Sprach- und Schluckstörungen zu behandeln.
- Tiefe Hirnstimulation: In schweren Fällen kann eine tiefe Hirnstimulation in Betracht gezogen werden, um die motorischen Symptome zu lindern.
Erhöhtes Risiko für Parkinson bei Schizophrenie?
Eine Studie der Universität Turku, Finnland, zeigt, dass Patienten mit einer Schizophrenie-Spektrum-Störung ein erhöhtes Risiko haben, später im Leben an Parkinson zu erkranken. Das erhöhte Risiko könnte auf Veränderungen im Dopaminsystem des Gehirns zurückzuführen sein, die durch Dopaminrezeptor-Antagonisten oder neurobiologische Effekte der Schizophrenie verursacht werden.
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