Schlafapnoe und Demenz: Ein komplexer Zusammenhang

Die Forschung der letzten Jahre hat einen zunehmend deutlichen Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und dem Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz aufgezeigt. Menschen, die unter Schlafapnoe leiden und dadurch weniger Zeit im Tiefschlaf verbringen, scheinen aufgrund von Veränderungen im Gehirn ein höheres Risiko für Schlaganfälle, Alzheimer und Demenz zu haben. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Erkenntnisse zu diesem Thema und geht auf mögliche Mechanismen und präventive Maßnahmen ein.

Was ist Schlafapnoe?

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine häufige Schlafstörung, bei der es während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern kommt. Diese Aussetzer entstehen durch eine Verengung oder einen Verschluss der oberen Atemwege, was zu einem Abfall des Sauerstoffgehalts im Blut führt. Die Betroffenen wachen oft kurz auf, um wieder Luft zu holen, was den Schlafzyklus stört und zu einer verminderten Tiefschlafzeit führt. Symptome der OSA sind unter anderem lautes Schnarchen, Tagesmüdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten.

Der Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Demenz

Mehrere Studien haben gezeigt, dass Schlafapnoe das Risiko für kognitiven Abbau und Demenz erhöhen kann. Eine Studie der Mayo Clinic aus Minnesota in den USA ergab, dass Menschen mit Schlafapnoe, die weniger Zeit im Tiefschlaf verbringen, häufiger Biomarker im Gehirn aufweisen, die mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfall, Alzheimer und kognitiven Verfall in Verbindung gebracht werden.

Eine weitere Langzeitstudie deutet darauf hin, dass ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSA) auf die Dauer die Ablagerung von Beta-Amyloiden im Gehirn fördert und damit die Entwicklung einer Morbus-Alzheimer-Demenz fördern könnte.

Forscher der Universität Kiel fanden heraus, dass bestimmte Merkmale im Schlaf, die für die Gedächtnisbildung wahrscheinlich wichtig sind, sich bei Patienten mit Alzheimererkrankung verändert haben. Weitere Untersuchungen zeigen zudem, dass der Schlaf von Demenzpatienten bereits vor Krankheitsbeginn gestört ist und Schlafstörungen, insbesondere Schlafapnoe, demnach als Risikofaktor für das Entstehen von Alzheimer-Demenz eingestuft wird: Betroffene haben ein etwa 1,6-fach höheres Demenz-Risiko.

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Mögliche Mechanismen

Die genauen Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Demenz erklären, sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch mehrere Theorien:

  • Sauerstoffmangel: Wiederholter Sauerstoffmangel im Gehirn aufgrund von Atemaussetzern kann den Stoffwechsel der Nervenzellen stören und die Ablagerung von Beta-Amyloiden begünstigen, einem Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit.
  • Schlafstörung: Eine gestörte Schlafarchitektur, insbesondere eine Verringerung des Tiefschlafs, kann die Gedächtnisbildung beeinträchtigen und die Ausschwemmung von Giftstoffen aus dem Gehirn reduzieren. Während des gesunden Schlafs erweitern sich die Räume zwischen den Nervenzellen im Gehirn und es können Giftstoffe ausgeschwemmt werden. Dieser Vorgang scheint bei der Alzheimer-Erkrankung durch die Beta-Amyloide gestört.
  • Entzündung: Schlafapnoe kann Entzündungsreaktionen im Körper auslösen, die möglicherweise auch das Gehirn schädigen und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen erhöhen.
  • Zerebrovaskuläre Erkrankungen: Studien haben gezeigt, dass Menschen mit schwerer Schlafapnoe ein größeres Volumen an Hyperintensitäten der weißen Substanz aufweisen als Menschen mit leichter oder mittlerer Schlafapnoe. Außerdem wiesen sie eine geringere axonale Integrität im Gehirn auf. "Diese Biomarker sind empfindliche Anzeichen für frühe zerebrovaskuläre Erkrankungen", sagte Studienautor Diego Z. Carvalho von der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, und Mitglied der American Academy of Neurology.

Biomarker und Hirnveränderungen

Forscher haben festgestellt, dass Schlafapnoe mit spezifischen Veränderungen im Gehirn einhergeht, die als Biomarker für ein erhöhtes Demenzrisiko dienen können. Dazu gehören:

  • Hyperintensitäten der weißen Substanz: Winzige Läsionen in der weißen Substanz des Gehirns, die auf eine Schädigung der Nervenfasern hindeuten.
  • Verminderte axonale Integrität: Eine Abnahme der strukturellen Integrität der Axone, der langen Fortsätze von Nervenzellen, die für die Signalübertragung wichtig sind.
  • Verringertes Hirnvolumen: In einigen Studien wurde ein Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und einem geringeren Hirnvolumen in bestimmten Regionen, wie dem medialen Temporallappen einschließlich des Hippocampus, festgestellt.

Risikofaktoren und Begleiterkrankungen

Es ist wichtig zu beachten, dass Schlafapnoe oft mit anderen Risikofaktoren für Demenz einhergeht. Schlafapnoe-Patienten sind in der Regel eher übergewichtig und weisen damit oft eine ganze Reihe von Demenzrisikofaktoren wie Hypertonie oder körperliche Inaktivität auf. Diese Begleiterkrankungen können den negativen Einfluss der Schlafapnoe auf die kognitive Funktion verstärken.

Prävention und Behandlung

Die gute Nachricht ist, dass eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Schlafapnoe das Risiko für kognitiven Abbau und Demenz möglicherweise senken kann. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) weist darauf hin, dass die Behandlung einer diagnostizierten Schlafapnoe das Risiko für Alzheimer-Demenz vermutlich senken kann.

Eine gängige Behandlungsmethode ist die CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure), bei der ein Gerät während des Schlafs einen kontinuierlichen Luftstrom liefert, um die Atemwege offen zu halten. Studien deuten darauf hin, dass eine CPAP-Therapie möglicherweise vor kognitivem Abbau im Alter schützen kann.

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Darüber hinaus können Lebensstiländerungen wie Gewichtsverlust, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Alkohol und Nikotin dazu beitragen, die Symptome der Schlafapnoe zu lindern und das Demenzrisiko zu reduzieren.

Tipps für Patientengespräche

Als MFA führen Sie oft Gespräche mit Patientinnen und Patienten. Kommt das Thema auf Schlafstörungen, sollten Sie Betroffene darin bestärken, diese nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Raten Sie dazu, die Probleme ärztlich abklären zu lassen. Schüren Sie jedoch keine Ängste. Betonen Sie daher, dass nicht jeder Mensch mit Schlafproblemen Demenz bekommt.

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