Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das ihrer Angehörigen grundlegend verändert. Neben den körperlichen Einschränkungen leiden viele Schlaganfallpatienten unter psychischen Problemen, insbesondere Depressionen. Diese sogenannten Post-Stroke-Depressionen (PSD) können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und die Rehabilitation verzögern. Angehörige spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Schlaganfallpatienten mit Depressionen. Dieser Artikel soll Angehörigen helfen, Depressionen nach einem Schlaganfall zu erkennen, zu verstehen und die bestmögliche Unterstützung zu leisten.
Die Rolle der Angehörigen
Als Angehörige sind Sie ein wichtiger Bestandteil des sozialen Umfelds des Schlaganfallpatienten und haben einen großen Einfluss auf sein Wohlbefinden. Einige Schlaganfallbetroffene haben Schwierigkeiten zu sprechen, daher können Sie bei Arztgesprächen davon berichten, wie die Patienten ihren Alltag bewältigen. Nahestehenden Personen fällt oft auf, wie eingenommene Medikamente vertragen werden oder wie sich die Symptome verändern. Die veränderten Lebensumstände nach einem plötzlichen Ereignis sind für Betroffene sehr einschneidend und stellen sie vor neue Herausforderungen. Daraus können Depressionen und Verstimmungen resultieren.
Depressionen nach einem Schlaganfall verstehen
Trauer und Niedergeschlagenheit sind kurz nach einem Schlaganfall normal. Etwa ein Drittel der Erkrankten entwickeln als Folge jedoch eine behandlungsbedürftige Depression. Frauen haben möglicherweise ein etwas höheres Risiko als Männer, nach einem Schlaganfall eine Depression zu bekommen. Nicht immer werden Depressionen nach einem Schlaganfall erkannt und ausreichend behandelt. Umso wichtiger ist es, Anzeichen dafür ernstzunehmen.
Man weiß nicht genau, ob Depressionen nach einem Schlaganfall vorwiegend körperliche oder psychische Ursachen haben. Denn bei einem Schlaganfall wird das Gehirn geschädigt, und diese Gehirnschäden können auch das Gefühlsleben verändern. Eine Depression kann aber auch eine Reaktion auf die körperlichen und geistigen Einschränkungen und den plötzlichen Verlust der Selbstständigkeit sein. Dies wird reaktive Depression genannt.
Depressionen treten meist in den ersten Wochen nach einem Schlaganfall auf. In dieser Zeit müssen Betroffene die Erfahrung verarbeiten, dass ihr Leben bedroht war, und sich von der körperlichen Belastung erholen. Mittel- und langfristig müssen manche Menschen lernen, mit Behinderungen und ihren Folgen für den Alltag sowie für die Kontakte zu Familie, Freundinnen und Freunden umzugehen. Dies kann einige Zeit dauern, und manchmal entwickelt sich vielleicht erst dann eine Depression.
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Nach schweren Schlaganfällen kommt es häufiger zu Depressionen als nach leichteren; ebenso bei Menschen, die schon einmal eine Depression durchgemacht haben. Das Ausmaß der Depression hängt oft davon ab, wie stark die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Es gibt Hinweise aus Studien, dass auch die soziale Situation und die Wohnverhältnisse die Entstehung einer Depression beeinflussen können. Wenn Betroffene und ihre Angehörigen eine gute therapeutische und soziale Unterstützung bekommen, könnte dies zudem das Risiko senken, depressiv zu werden.
Bei manchen Menschen verschwindet eine Depression nach einiger Zeit auch ohne Behandlung von selbst.
Symptome der Post-Stroke-Depression (PSD)
Die Symptome der Post-Stroke Depression gleichen den Symptomen und Anzeichen einer klassischen Depression und können eine Reihe von emotionalen, kognitiven und körperlichen Bereichen betreffen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Niedergeschlagene Stimmung: Betroffene erleben oft ein tiefes Gefühl der Hoffnungslosigkeit und negativer Verstimmung.
- Interessenverlust: Der Patient verliert das Interesse an einst genossenen Aktivitäten und kämpft mit Freudlosigkeit und einer Beeinträchtigung des individuellen Gefühlslebens.
- Energiemangel: Nach einem Schlaganfall fühlen sich Betroffene oft erschöpft und antriebslos.
- Schlafstörungen: Betroffene Menschen erleben oft Schlafprobleme, welche die Genesung beeinträchtigen können.
- Gewichtsveränderungen: Einige Betroffene nehmen an Gewicht zu, während andere Gewicht verlieren.
- Konzentrationsprobleme: Viele Menschen haben nach einem Schlaganfall Schwierigkeiten, ihre Gedanken zu fokussieren und alltägliche Arbeiten auszuführen.
- Schuld- und Wertlosigkeitsgefühle: Patienten fühlen sich nach einem Schlaganfall oft schuldig für ihre Erkrankung oder wertlos, da sie möglicherweise ihre Unabhängigkeit oder Rollenverpflichtungen nicht mehr erfüllen können.
- Körperliche Beschwerden: Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Magenprobleme sind häufige Begleiterscheinungen.
Wenn mehrere dieser Symptome mehr als zwei Wochen andauern, kann das ein Zeichen für eine Depression sein. Es ist wichtig, sich ärztlich beraten zu lassen, wenn man glaubt, dass es sich um eine Depression handeln könnte.
Schwierigkeiten bei der Diagnose
Es kann schwierig sein, den Unterschied zwischen einer Depression und einer durch die Erkrankung ausgelösten Niedergeschlagenheit zu erkennen. Oft ist eine Körperseite gelähmt, dadurch sind die Beweglichkeit und die Selbstständigkeit stark eingeschränkt. Alltagstätigkeiten wie die Körperpflege und das Essen fallen schwer und sind häufig nur mit fremder Hilfe möglich. Die Lähmung stört zudem das Körpergefühl, da die gelähmte Seite schlecht bis gar nicht mehr wahrgenommen wird. All dies kann sehr belastend sein.
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Menschen mit einer Depression nach einem Schlaganfall können zudem aufgrund von Sprachstörungen oft nicht selbst auf ihr Befinden hinweisen. Es kann sehr deprimierend sein, sich nicht mehr oder nur eingeschränkt verständlich machen zu können. Manche wirken vielleicht auch nur depressiv, weil sie ihre Gefühle nicht mehr so gut äußern können wie vor dem Schlaganfall. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Menschen um sie herum auf Anzeichen für eine Depression achten - also ärztliches und pflegerisches Personal, aber auch Angehörige, Freundinnen und Freunde.
Manche Menschen haben nach einem Schlaganfall weniger Kontrolle über den Ausdruck ihrer Gefühle: Es kann sein, dass sie plötzlich „grundlos“ anfangen zu weinen, manchmal auch zu lachen. Oder sie sind allgemein unbeständiger und launischer und reagieren sehr emotional.
Wie Angehörige helfen können
Als Angehörige können Sie eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Schlaganfallpatienten mit Depressionen spielen. Hier sind einige konkrete Maßnahmen, die Sie ergreifen können:
- Aufmerksam sein: Achten Sie auf Anzeichen einer Depression bei Ihrem Angehörigen. Sprechen Sie Betroffene aktiv an! Viele Menschen haben Schwierigkeiten damit, ihre Ängste oder Hilflosigkeit mitzuteilen. Bieten Sie immer wieder Hilfe an, sprechen Sie Betroffene auf ihre früheren Interessen an (wie Musik, Freizeitaktivitäten).
- Professionelle Hilfe suchen: Der wichtigste Rat an Schlaganfall-Betroffene mit einer Depression lautet: Suchen Sie sich professionelle Hilfe! Wer zum Arzt geht, hat den wichtigsten Schritt bereits getan. Doch es gehört zum Wesen der Depression, dass den Erkrankten der Antrieb dazu fehlt. Als Angehörige/r können Sie bei Arztgesprächen davon berichten, wie die Patientin/der Patient ihren/seinen Alltag bewältigt. Auch wie eingenommene Medikamente vertragen werden oder wie sich die Symptome verändern, fällt nahestehenden Personen häufig auf. Auch ärztliche und psychotherapeutische Begleitung kann sinnvoll sein. Medikamentöse Therapien helfen gegen Depression, können Schmerzen reduzieren und fördern so die motorische Rehabilitation. Es kann auch eine begleitende Gesprächstherapie notwendig sein.
- Geduld haben: Was Angehörige benötigen, ist vor allem Geduld. Wer beispielsweise versucht, Betroffene davon zu überzeugen, dass alles gar nicht so schlimm sei und es objektiv wenig Grund für die trübe Stimmung gebe, wird keinen Erfolg haben. Es führt kein Weg daran vorbei, die Depression als Erkrankung zu akzeptieren und sich auf einen längeren Prozess einzustellen. Die Aussicht allerdings, dass eine Depression behandel- und sogar heilbar ist, sollte Betroffenen und Angehörigen eine große Motivation sein durchzuhalten.
- Keine tiefgreifenden Entscheidungen treffen: Experten raten auch, in depressiven Krankheitsphasen keine tief greifenden Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Das gilt für gemeinsame Entscheidungen ebenso wie für Angelegenheiten, die vorrangig den Betroffenen selbst angehen. Depressiv Erkrankte leben in einer anderen Realität. Sie bewerten Dinge oft völlig anders als vorher und werden ihre Meinung möglicherweise nach überstandener Erkrankung wieder revidieren.
- Unterstützung im Alltag: Sie haben als direktes soziales Umfeld großen Einfluss auf die Alltagsgestaltung durch Hilfe bei Tätigkeiten des täglichen Lebens und Arztbesuchen. Bei zunehmender Verstärkung der Muskelverspannungen können Fehlhaltungen entstehen. Dadurch können manche Bewegungen bei Betroffenen nur noch eingeschränkt möglich sein. Viele Aufgaben des täglichen Lebens können nur noch mit großer Anstrengung bewältigt werden. Ist der Patient wieder zu Hause, sollte die Wohnung so gestaltet sein, dass er sich möglichst selbstständig bewegen und agieren kann. Das ist natürlich auch abhängig vom Ausmaß seiner Behinderung. Zu den größten Gefahrenquellen gehören hohe Türschwellen. Über sie sollten Rampen mit rutschfesten Bodenbelegen gelegt werden. Im Bad sind Haltgriffe am Waschbecken, in der Dusche und an der Toilette wichtig. Das Toilettenpapier muss mit der gesunden Hand erreichbar sein und auf den Boden gehören rutschfeste Matten. Leidet der Patient als Folge des Schlaganfalls unter schweren Hirnleistungsstörungen, sollten möglichst viele Einrichtungsgegenstände an ihrem alten Platz stehen. Pflegebedürftige Patienten sollten alle wichtigen Dinge in ihrer unmittelbaren Nähe haben. Um das Bett herum muss ausreichend Platz sein, um ihn in den Rollstuhl zu heben. Liegt eine Halbseitenschwäche vor, ist es wichtig, die betroffene Seite zu stimulieren. Der Nachtisch und der Fernseher sollten sich deshalb vorzugsweise auf der durch die Lähmung beeinträchtigten Seite des Patienten befinden. Er wird dadurch automatisch dazu angehalten, mit der geschwächten Seite aktiv zu werden.
- Medikamenteneinnahme überwachen: Eine wichtige Aufgabe der Angehörigen ist es, auf die regelmäßige Einnahme der vom Arzt verordneten Medikamente zu achten. Hilfreich ist dabei, jeden Morgen die über den Tag benötigten Medikamente in Schälchen für die Einnahme morgens, mittags und abends zu legen. Auch Blutdruck, Puls und Blutzucker sollten regelmäßig kontrolliert werden. Die Ernährung sollte fettarm und die Flüssigkeitszufuhr ausreichend sein. Empfohlen werden mindestens 2 Liter am Tag. Zigaretten sind für die Patienten tabu.
- Motivation zur Aktivität: Wenn es der körperliche Zustand des Patienten zulässt, sollten die Angehörigen ihn motivieren, sich sportlich zu betätigen. Sport führt zu einer Verbesserung des Gesamtzustandes des Patienten, indem er anregt, Selbstvertrauen schafft und die Lebensfreude steigert. Zudem hilft sportliche Aktivität dabei, die Muskulatur zu stärken und Bewegungsabläufe zu verbessern. Regelmäßig Sport treiben verringert die Risiken für weitere Schlaganfälle. Auch Reisen sind für Schlaganfall-Patienten möglich. Sie sollten allerdings keinen Extremsituationen ausgesetzt werden. Länder, in denen sehr hohe oder niedrige Temperaturen herrschen, sollten gemieden werden. Vor jeder Reise sollte man sich vergewissern, ob am Urlaubsort eine gute ärztliche Versorgung gewährleistet ist. Für den Lebenspartner ist es wichtig zu wissen, dass ein Schlaganfall die sexuellen Bedürfnisse und Leistungsfähigkeit des Patienten nicht beeinträchtigt. Allerdings können sich spezielle Medikamente potenzmindernd auswirken. Ist der Blutdruck des Patienten gut eingestellt, besteht keine Gefahr, durch sexuelle Aktivität einen Schlaganfall zu erleiden.
- Selbsthilfegruppen: Neben dem behandelnden Arzt und den an der Rehabilitation beteiligten Therapeuten sind dies insbesondere auch die Selbsthilfegruppen. Neben Gruppen, in denen sich Schlaganfall-Betroffene und Angehörige getrennt treffen, gibt es auch solche, in die Angehörige und Patienten gemeinsam gehen. In Deutschland gibt es mehr als 350 Selbsthilfegruppen. Sie dienen dem Austausch von Erfahrungen, ermöglichen die gegenseitige Unterstützung bei Problemen und bieten häufig Angebote für die gemeinsame Freizeitgestaltung an. Der Austausch mit anderen Betroffenen hilft vielen Menschen - auch Angehörigen - heraus aus der Isolation und lässt sie neuen Mut schöpfen. Außerdem verfügen Selbsthilfegruppen häufig über einen wichtigen Erfahrungsschatz in speziellen Fragen.
Behandlung von Depressionen nach einem Schlaganfall
Eine Depression kann nicht nur die Lebensqualität deutlich einschränken, sondern auch die Genesung nach einem Schlaganfall verzögern. Ob sich die krankheitsbedingten Einschränkungen bessern, hängt auch von der aktiven Mitarbeit bei der Therapie ab. So können beispielsweise körperliche Übungen helfen, die Lähmungen auf der betroffenen Körperseite zu mindern. Oft dauert die Genesung jedoch sehr lange und erfordert viel Geduld und Motivation. Mit einer Depression ist es schwieriger, sich zu motivieren und so intensiv an der Wiederherstellung der eigenen Fähigkeiten zu arbeiten, wie es nicht depressive Menschen können.
Depressionen werden oft mit Medikamenten (Antidepressiva) und / oder psychotherapeutischen Verfahren behandelt. Aber auch die ganz alltägliche Unterstützung durch Angehörige oder Pflegekräfte kann eine wichtige Rolle im Genesungsprozess oder im Umgang mit den bleibenden Einschränkungen spielen. Entscheidend ist eine gut organisierte Behandlung und Rehabilitation, die dazu beiträgt, die krankheitsbedingten Einschränkungen zu bessern.
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Studien zeigen, dass Medikamente gegen Depressionen (Antidepressiva) Menschen helfen können, die nach einem Schlaganfall eine Depression entwickelt haben. Möglicherweise wirken sie sich auch auf die körperliche Genesung positiv aus. Am besten untersucht sind zwei Gruppen von Antidepressiva: selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und trizyklische Antidepressiva. Sie gehören zu den bei Depressionen am häufigsten eingenommenen Wirkstoffen.
Ohne Antidepressiva hatten 71 von 100 Menschen noch eine Depression. Mit Antidepressiva hatten 50 von 100 Menschen noch eine Depression. Die Antidepressiva wirkten also bei 21 von 100 Menschen gegen die Depression. Die Wirkung der Medikamente setzt nicht sofort ein. Innerhalb der ersten 6 bis 8 Wochen verringern sich die Beschwerden jedoch oft. Manchen Menschen geht es allerdings auch ohne die Einnahme von Antidepressiva mit der Zeit wieder besser. Generell gilt: Je ausgeprägter die Depression, desto größer ist der Nutzen der Medikamente.
Antidepressiva können unter anderem Benommenheit, Zittern und Verdauungsprobleme auslösen. Es ist aber noch nicht ausreichend untersucht, wie häufig solche Nebenwirkungen bei Menschen nach einem Schlaganfall auftreten. Da nach einem Schlaganfall das Laufen schwerfallen oder nur mit Unterstützung möglich sein kann, ist es besonders wichtig, auf Nebenwirkungen zu achten, die die Koordination beeinflussen. Schwindel und Benommenheit können zum Beispiel das Sturzrisiko erhöhen. Noch nicht ausreichend untersucht ist, wie sich Antidepressiva bei speziellen Problemen wie beispielsweise Sprach- und Verständnisstörungen auswirken.
Antidepressiva können zudem Wechselwirkungen haben - das heißt, die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Aus diesen und anderen Gründen werden Menschen nach einem Schlaganfall, die Antidepressiva einnehmen, sorgfältig ärztlich überwacht.
Psychiatrische und psychologische Fachkräfte können dabei unterstützen, mit der Erkrankung und der veränderten Lebenssituation umzugehen. Im Krankenhaus oder der Rehaklinik gibt es entsprechende Angebote. Die Genesung nach einem Schlaganfall gelingt besser, wenn alle Beteiligten die Behandlung intensiv unterstützen - also Fachkräfte aus Pflege, Physiotherapie und Psychologie, Ärztinnen und Ärzte sowie Angehörige. Beratung und Psychoedukation können dabei helfen. Bei der Psychoedukation lernen Betroffene und Angehörige, die Erkrankung zu verstehen und mit den Folgen umzugehen.
Es ist auch erwiesen, dass Ergotherapie helfen kann, bestimmte Körperfunktionen wiederzuerlangen. Dabei werden alltägliche Verrichtungen wie Waschen, Anziehen oder Haushaltstätigkeiten geübt. Auch Bewegungs- und Krafttraining ist wichtig und kann sogar dazu beitragen, dass sich depressive Beschwerden bessern. Eine erfolgreiche Rehabilitation setzt eine hohe Motivation voraus, kann aber den entscheidenden Unterschied für die Lebensqualität nach einem Schlaganfall ausmachen.
Achten Sie auf sich selbst
Ein Problem vieler pflegender Angehöriger ist die Überforderung. Psychische Belastungen können schwerer ausfallen als körperliche. Ein wichtiger Ratschlag an Angehörige von depressiv Erkrankten lautet deshalb, sich selbst nicht zu überfordern, sich Auszeiten zu gönnen, soziale Kontakte nicht einschlafen zu lassen, sondern weiterhin aktiv zu pflegen. Aber auch Sie als Angehörige/r können Unterstützung erhalten! Wenden Sie sich an die Krankenkasse und professionelle Pflegedienste.
Einfache Ermunterungsversuche oder Ratschläge sind für Menschen mit Depressionen meist nicht hilfreich. Mit der Erkrankung umzugehen, erfordert viel Einfühlsamkeit und Geduld. Hinzu kommt, dass der Gemütszustand bei einer Depression stark schwanken kann. Außerdem kann eine Depression sehr unterschiedlich verlaufen. Einen nahestehenden Menschen nach einem Schlaganfall zu betreuen, kann eine große Herausforderung sein und manchmal überfordern. Eine Depression kann sich daher auch bei pflegenden Angehörigen entwickeln. Dann fällt es den Angehörigen schwerer, jemanden nach einem Schlaganfall gut zu unterstützen - was beide Seiten wiederum zusätzlich belasten kann. Auf das Wohl der Helfenden zu achten, ist deshalb nicht nur für diese selbst und andere Familienangehörige wichtig, sondern auch für die Person, die den Schlaganfall hatte.
Anlaufstellen für Hilfe und Unterstützung
Es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten, zum Beispiel Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen, die Erkrankten und ihren Angehörigen Hilfestellungen bei verschiedensten pflegerischen, finanziellen oder psychosozialen Anliegen geben können. Viele Städte und Gemeinden unterhalten auch Pflegeberatungsstellen, deren Angebot kostenlos ist. Hier sind einige wichtige Anlaufstellen:
- Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Bietet zahlreiche Informationen, Broschüren und Kontaktdaten zu Selbsthilfegruppen und Regionalbüros. Telefonberatung: 05241 9770 0, www.schlaganfall-hilfe.de
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Informationen rund um die Pflege: www.wege-zur-pflege.de
- Bundesministerium für Gesundheit: Online-Ratgeber Pflege und Pflegeleistungs-Helfer: www.bundesgesundheitsministerium.de
- Stiftung Warentest: Themenspecial für pflegende Angehörige: www.test.de, Buch „Schlaganfall - Gemeinsam zurück ins Leben. Ein Ratgeber für Angehörige und Freunde“
- BAGSO - Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen: Beratung zu Themen wie „Pflege zu Hause“ und „Pflege im Heim“:
- Pflegekassen: Gesetzliche Verpflichtung zur persönlichen Pflegeberatung: www.pflegeberatung.de (Initiative Gesetzlicher Krankenversicherungen), www.compass-pflegeberatung.de (Initiative Privater Krankenversicherungen)
- Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit: Fragen rund um die Pflegeversicherung: Telefon 030 340606602 (Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr, Freitag von 8 bis 12 Uhr)
- Pflegestützpunkte: Kombinieren die Beratungsangebote von Kommunen und Pflegekassen.
- Telefonseelsorge: Rund um die Uhr erreichbar für Menschen in Notsituationen: Telefon 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222, www.telefonseelsorge.de
- Psychologische Onlineberatung: Anonyme und kostenfreie Hilfe und Unterstützung für Angehörige: www.pflegen-und-leben.de
- Notruftelefon der Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter e.V.: Für konfliktträchtige Pflegesituationen.
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