Schlaganfallursachen: Arterien, Risikofaktoren und Prävention

Jährlich erleiden in Deutschland etwa 350.000 Menschen einen Schlaganfall (Apoplex). Diese plötzliche Störung der Hirnfunktion kann verheerende Folgen haben, wobei jeder fünfte Betroffene innerhalb der ersten vier Wochen verstirbt und ein Drittel der Überlebenden pflegebedürftig bleibt. Der Schlaganfall ist somit eine der häufigsten Todesursachen in westlichen Industrienationen und die häufigste Ursache für Pflegebedürftigkeit im Erwachsenenalter.

Obwohl der Begriff "Schlaganfall" auf ein plötzliches Ereignis hindeutet, treten oft schon Monate vorher Warnsignale auf, die jedoch häufig nicht ernst genommen werden. Die Früherkennung und Behandlung von Risikofaktoren können einen drohenden Schlaganfall verhindern.

Ursachen des Schlaganfalls

Schlaganfälle lassen sich grundsätzlich in drei Hauptursachen unterteilen:

  • Thrombose (40-50% der Fälle): Eine Thrombose entsteht durch ein Blutgerinnsel, das sich an einer durch Atherosklerose vorgeschädigten Stelle der Gefäßwand bildet und das Gefäß verstopft. Faktoren wie verminderte Kreislaufaktivität oder eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes können die Entstehung einer Thrombose begünstigen.
  • Embolie (30-35% der Fälle): Bei einer Embolie wird ein Blutgerinnsel (Embolus) an anderer Stelle im Körper gebildet, meist im Herzen, und mit dem Blutstrom ins Gehirn transportiert. Dort bleibt es in einem Gefäß hängen und unterbricht abrupt die Blutversorgung. Häufige Ursachen für Embolien sind Herzrhythmusstörungen.
  • Hirnblutung (20-25% der Fälle): Eine Hirnblutung entsteht durch den Austritt von Blut aus einer Hirnarterie. Ursächlich sind meist unerkannte Schwachstellen oder Fehlbildungen der Hirnarterien, wie beispielsweise Aneurysmen (Aussackungen). Bluthochdruck und eine verminderte Gerinnungsfähigkeit des Blutes können Hirnblutungen begünstigen.

In etwa 80 % der Fälle wird ein Schlaganfall durch einen Verschluss einer Arterie im Gehirn ausgelöst. Seltener liegt dem Schlaganfall eine Hirnblutung durch Einriss eines Gefäßes im Gehirn zugrunde.

Insgesamt sind in 95 % der Fälle Gefäßschäden die Ursache für plötzlich auftretende neurologische Defizite.

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Was ist ein Aneurysma?

Ein Aneurysma ist eine krankhafte Ausstülpung einer Arterie, also eine örtlich begrenzte Erweiterung des Gefäßes. Vor allem im Gehirn kann ein Aneurysma angeboren sein. In den meisten Fällen entsteht es jedoch im höheren Alter durch eine Schwächung der Arterienwand durch Ablagerungen. Zu den Risikofaktoren gehören Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Rauchen. Viele Patienten haben mehr als ein Aneurysma. Es kann eine erblich bedingte Risikoerhöhung geben.

Meist verursacht ein Aneurysma keine Symptome, bis es plötzlich reißt. In der Regel ist ein Aneurysma ein Zufallsbefund bei einer Untersuchung aus einem anderen Grund. Wer der Risikogruppe entspricht oder familiär vorbelastet ist, kann seine Hauptschlagader durch Ultraschall überprüfen lassen.

Wenn ein Aneurysma platzt, treten größere Mengen Blut aus, so dass in der Regel sofort starke Schmerzen an der entsprechenden Körperstelle auftreten, aber auch Übelkeit und Erbrechen. Eine geplatzte Arterie im Gehirn hat meist die typischen Schlaganfall-Symptome zur Folge, darunter halbseitige Lähmungen im Gesicht und am Körper, Sprachstörungen, Sehstörungen oder Krampfanfälle. Eine solche Situation ist immer lebensbedrohlich, weshalb sofort der Rettungsdienst informiert werden muss, um die Blutung zu stillen.

Wird ein kleines Aneurysma frühzeitig entdeckt, kann es sein, dass eine weitere Beobachtung genügt. In manchen Fällen ist allerdings ein Eingriff sinnvoll. Dann muss das Risiko eines Eingriffs gegen das Risiko einer plötzlichen Blutung abgewogen werden. Bei einer Diagnose im Gehirn gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten: Clipping: Das Aneurysma wird durch einen Clip ausgeschaltet.

Seltenere Ursachen

Neben den Hauptursachen gibt es auch seltenere Auslöser für einen Schlaganfall. Dazu gehören:

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  • Dissektion: Einriss der Gefäßinnenwand, meist der Halsarterien. Auslöser können heftiges Niesen oder Husten bei Infekten, aber auch Bagatellverletzungen mit Zug oder Druck im Halsbereich sein.
  • Moyamoya-Erkrankung: Eine seltene, fortschreitende Erkrankung, die zu Einengungen und Verschlüssen der Arterien im Gehirn führt.
  • Angiitis: Verschiedene Formen seltener Entzündungen der Gefäße des zentralen Nervensystems.
  • Morbus Fabry: Eine vererbte Speicherkrankheit, bei der sich Stoffwechselprodukte in den Gefäßen ablagern und zu Schlaganfällen führen können.
  • Kardio-embolischer Hirninfarkt: Hier ist die Ursache eine Thrombose im Herzen. Löst sich dieses aus dem Herzen ab und wird vom Blutstrom mitgerissen, kann es über die großen Halsschlagadern in das Gehirn transportiert werden. Dabei kann es eine Hirnarterie verschließen (Embolie).
  • Arteriosklerotischer Hirninfarkt: Hier entstehen die Hirninfarkte aufgrund von Gefäßverkalkungen in den Arterien. Diese arteriosklerotischen Wandveränderungen entstehen zum Beispiel durch erhöhte Blutfettwerte, ein erhöhtes Cholesterin, erhöhte Blutzuckerwerte oder durch Nikotin.

Risikofaktoren für einen Schlaganfall

Ein Risikofaktor ist ein Umstand oder eine Verhaltensweise, die die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall erhöht. Es ist wichtig zu beachten, dass das Vorliegen eines Risikofaktors nicht automatisch bedeutet, dass man einen Schlaganfall erleiden wird, und die Beseitigung eines Risikofaktors den Schlaganfall nicht sicher verhindern kann. Das Risiko steigt jedoch mit der Anzahl und Schwere der Risikofaktoren.

Beeinflussbare Risikofaktoren

  • Bluthochdruck (Hypertonie): Der wichtigste Risikofaktor für den Schlaganfall. Eine Senkung des systolischen Blutdruckwertes um nur 10 mm Hg kann das Schlaganfallrisiko um etwa ein Drittel verringern.
  • Erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin): Insbesondere ein erhöhtes LDL-Cholesterin und Lipoprotein A erhöhen das Risiko.
  • Diabetes mellitus (erhöhte Blutzuckerspiegel):
  • Rauchen:
  • Übergewicht (Adipositas):
  • Bewegungsmangel:
  • Hoher Alkoholkonsum:
  • Herzrhythmusstörungen (insbesondere Vorhofflimmern): Können zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen führen, die ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen können.
  • Herzkrankheiten:
  • Erhöhte Fibrinogenspiegel: Ein Bestandteil des Blutgerinnungssystems.
  • Ovulationshemmer (insbesondere in Verbindung mit Rauchen):
  • Stress

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Höheres Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter.
  • Geschlecht: Männer haben ein höheres Schlaganfallrisiko als Frauen.
  • Erbliche Veranlagung: Eine familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko.

Besondere Risikofaktoren bei Frauen

Einige Faktoren begünstigen besonders bei Frauen Schlaganfälle:

  • Vorhofflimmern: Betroffene Frauen bekommen doppelt so häufig einen Schlaganfall wie Männer mit Vorhofflimmern.
  • Diabetes: Frauen mit Diabetes sind stärker gefährdet als Männer.
  • Migräne mit Aura: Erhöht das Risiko für Männer und Frauen, aber Frauen sind häufiger betroffen.
  • Pille und Rauchen: Bekannt ist auch, dass Frauen ein erhöhtes Risiko haben, wenn sie die Pille nehmen und rauchen.

Das offene Foramen ovale (PFO)

Gerade bei Menschen, die nicht die klassischen Risikofaktoren aufweisen, findet man häufig akute auslösende Faktoren. In der Altersspanne von 16 bis 55 Jahren steckt oft ein kleiner angeborener Defekt im Herzen hinter einem Schlaganfall - ein offenes oder persistierendes Foramen ovale (PFO). Dabei handelt es sich um eine Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Herzvorhof, die sich normalerweise in den ersten Wochen nach der Geburt verschließt. Bei jedem Vierten wächst das Loch (Foramen ovale) allerdings nicht vollständig zu, es bleibt dauerhaft offen. Die vorübergehende Entstehung von kleinen Blutgerinnseln in den Venen ist keine Seltenheit, da dort das Blut langsamer strömt als in den Arterien. Ist das Foramen ovale im Herzen geschlossen, bereiten sie in der Regel keine Probleme. Die Mini-Thromben landen dann unbemerkt in der Lunge und werden dort wieder vom Körper aufgelöst, ohne Schaden zu hinterlassen. Nur wenn keine anderen Ursachen für einen Schlaganfall gefunden werden, kommt ein PFO als Schlaganfall-Ursache infrage.

Vorboten eines Schlaganfalls

Im Rahmen einer Herzerkrankung oder einer Atherosklerose können kleine Blutklümpchen, Fettkristalle oder -tröpfchen winzige Hirnarterien verlegen und somit zu minimalen Störungen in den betreffenden Hirngebieten führen. Ebenfalls infolge einer Atherosklerose kann auch der Zustrom durch größere hirnzuführender Arterien durch eine zunehmende Engstelle behindert werden, und vorübergehende Durchblutungsstörungen hervorrufen. Dies ist die "transitorische ischämische Attacke" (TIA).

Folgende Warnsignale können ein Hinweis darauf sein, dass ein Schlaganfall droht:

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  • Plötzliche Lähmung, Schwäche oder Empfindungsstörung im Bereich von Gesicht, Arm, Bein oder einer Seite des Körpers
  • Plötzliche (meist einseitige) Sehminderung, Sehfeldbegrenzung, Doppelbilder
  • Plötzliche Schwierigkeiten, zu sprechen oder Sprache zu verstehen
  • Plötzliche Hör-, Geschmacks- oder Schluckstörungen
  • Plötzliche starke Kopfschmerzen ohne plausible Ursache
  • Plötzlicher unerklärlicher Schwindel, Gangunsicherheit, Schwanken oder gar Umkippen
  • Erhebliche Müdigkeit ohne gegebenen Anlass

Die Symptome bestehen oft nur sehr kurze Zeit und verschwinden wieder - vermeintlich folgenlos. Deshalb werden sie häufig als harmlos abgetan. Diese Fehleinschätzung ist jedoch fatal! Ein Schlaganfall ist sozusagen eine Zeitbombe mit unbekanntem Zündungszeitpunkt, die nach Möglichkeit entschärft werden sollte!

Also: Wer eines dieser Anzeichen bei sich selber, Angehörigen, Freunden und Kollegen wahrnimmt, sollte sofort an die Notwendigkeit einer ärztlichen Untersuchung denken! Rufen Sie sofort den Notruf unter 112 und äußern Sie den Verdacht auf einen Schlaganfall. Bei einem Hirninfarkt zählt jede Minute. Es gilt: ‚Time is Brain‘, also ‚Zeit ist Gehirn‘.

Diagnostik

Ziel der Diagnostik ist, bereits die Frühstadien von Schlaganfall-begünstigenden Gefäßerkrankungen festzustellen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Er vermag zu beurteilen, ob aufgrund Ihres Risikoprofils, Ihrer Beobachtungen oder Beschwerden ein Verdacht auf mögliche zerebrale Durchblutungsstörungen besteht. Eine gute Gefäßdiagnostik- und Therapie verlangt Spezialwissen und Kooperation aus mehreren Fachgebieten, insbesondere der Radiologie, Neurologie und Inneren Medizin.

Ein gutes Untersuchungskonzept wird stets eine ausführliche Befragung, Blutentnahme zur Labordiagnostik, Blutdruckmessung, EKG, bildgebende Verfahren zur Gefäßuntersuchung (z.B. Farbdoppler) sowie auch zur Herzdiagnostik (Echokardiographie) und eine neurologische Untersuchung (bes.: Hirnnerven) umfassen. Der ledigliche Vollzug einzelner Methoden (etwa: Ultraschall-Doppler der Halsarterien) ist keinesfalls ausreichend!

Zu den wichtigsten diagnostischen Verfahren gehören:

  • Ultraschalluntersuchung der Hals- und Hirngefäße (Farbdopplersonographie): Zeigt Gefäßwände, Blutfüllung und Strömungseigenschaften zugleich an. In frühen Stadien einer Atherosklerose misst man bereits eine Verdickung der Gefäßinnenschicht (Intima). Mit Spezialsonden können per Hautkontakt sogar Gefäße tief im Inneren des Schädels untersucht werden (transkranieller Doppler bzw. Farbdoppler).
  • Echokardiographie: Ultraschalluntersuchung des Herzens zur Suche nach Thromben und Herzfehlern.
  • EKG und Langzeit-EKG: Zur Darstellung von Rhythmusstörungen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Bildgebendes Verfahren zur Darstellung des Gehirns. Areale mit frischen oder chronischen Durchblutungsstörungen sind gut erkennbar. Zugleich können die Hirngefäße bildlich dargestellt werden.
  • Computertomographie (CT): Röntgenverfahren zur Darstellung des Schädels. Sie zeigt frühe Infarktstadien und Blutungen sehr sensibel.
  • Angiographie: Die aussagekräftigste Methode zur Darstellung der Gefäße des Halses und des Hirngebietes.

Maßnahmen zur Vorsorge

Je früher ein Risikofaktor für einen Schlaganfall behandelt wird, desto eher läßt sich das fatale Geschehen abwenden. Alle genannten Risikofaktoren sind behandelbar: Blutdrucksenkung, Normalisierung der Blutfette, Gewichtsreduktion, Behandlung einer Herzerkrankung, Aufgabe von Rauchgewohnheiten. Die Kunst des Therapeuten ist es, diese Maßnahmen so durchzuführen, daß der Patient an Lebensqualität spürbar gewinnt. Nur dies sichert die langfristige Beständigkeit der Maßnahmen und ihrer Wirkung.

Um die Verklumpungsneigung von Blutplättchen zu vermindern, eignet sich u.a der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS, Produkt: z.B. Schon mit geringen Mengen ASS (100 - 200 mg pro Tag) sinkt das Schlaganfallrisiko um bis zu 20 Prozent. Der neue Wirkstoff Clopidogrel (z.B. Plavix ®) ist noch etwas wirksamer, jedoch auch wesentlich teurer. Bei Patienten mit einem besonders hohen Embolie- und Apoplexrisiko (z.B. nachgewiesene Thromben im Herzen oder vorausgegangene Arterienverschlüsse) bevorzugen die meisten Ärzte die "Blutverdünnung" mit einem Medikament, das die Gerinnungsfähigkeit des Blutes wesentlich herabsetzt (z.B. Marcumar ®).

Ist eine höhergradige Stenose (Engstelle) an einem Blutgefäß am Hals Ursache eines Schlaganfall - Vorbotens, sollte diese durch eine Operation oder "Schlüsselloch - Techniken" (Ballondilatation, Stenting) beseitigt werden.

Regelmäßige Blutdruckmessung

Regelmäßige Blutdruckmessungen sind deshalb so wichtig, da erhöhte Blutdruckwerte oft keine besonders auffälligen Beschwerden hervorrufen und daher häufig unentdeckt bleiben. Sie können Ihren Blutdruck jederzeit beim Arzt und in vielen Apotheken messen lassen. Dort erfahren Sie auch, wie oft Sie Ihren Blutdruck kontrollieren sollten und welche Blutdruckwerte für Sie empfehlenswert sind.

  • Tägliche Messung: Sinnvoll für Bluthochdruckpatienten, wenn Änderungen der Blutdruckmedikamente erfolgen oder wenn Beschwerden auftreten, die mit Bluthochdruck in Zusammenhang stehen können, etwa Schwindel, Kopfschmerzen, innere Unruhe und Nasenbluten.
  • Monatliche Messung: Ratsam für Menschen mit Herzerkrankungen, um sicherzugehen, dass das Herz keinem zu hohen Druck ausgesetzt ist.
  • Halbjährliche Messung: Viele Mediziner empfehlen, ab dem 40. Lebensjahr mindestens in halbjährlichen Abständen den Blutdruck zu messen. Das gilt besonders, wenn Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhanden sind. Dazu gehören Übergewicht, Rauchen, hohe Blutfettwerte (Cholesterin), Bewegungsmangel und Stress. Kommt in der Familie Bluthochdruck gehäuft vor, sollten die Messungen bereits ab dem 35.

Behandlung von Herzerkrankungen

Um einem Schlaganfall vorzubeugen, kommt nicht nur der Behandlung von Bluthochdruck eine wichtige Rolle zu. Ebenso bedeutsam ist, dass ein krankes Herz frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt wird. Die Einnahme von Gerinnungshemmern (Blutverdünnern) beispielsweise gehört zu den wichtigsten Therapiemaßnahmen bei Vorhofflimmern und Herzklappenerkrankungen. „Mit einer gewissenhaften Einnahme von Gerinnungshemmern lässt sich die Bildung von gefährlichen Blutgerinnseln in vielen Fällen wirkungsvoll verhindern und somit ein effizienter Schutz vor Schlaganfällen erreichen“, sagt Prof. Dr. med.

Gesunder Lebensstil

Diabetes mellitus, Bewegungsmangel, Rauchen, starkes Übergewicht und ungünstige Cholesterinspiegel sind weitere Einflussgrößen, welche die Gefahr für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöhen. Alle diese Faktoren können zu Gefäßverkalkungen führen. „Mit einem gesunden Lebensstil können Sie diese Risikofaktoren reduzieren und je nach eigenem Risikoprofil zum Beispiel mit etwas mehr Bewegung, einer Gewichtsabnahme oder der Normalisierung der Cholesterinspiegel auf einfache Weise einen nachhaltigen Schlaganfall- und Herzinfarkt-Schutz aufbauen“, erklärt Prof. Dr. med.

Notfallbehandlung

Ein Schlaganfall äußert sich durch Zeichen ähnlich der "Vorboten" mit dem wesentlichen Unterschied, daß sie heftiger ausfallen und nicht binnen Sekunden vorübergehen:

  • Plötzliche Lähmung und/oder Empfindungsverlust im Bereich von Gesicht, Arm, Bein oder einer Seite des Körpers
  • Plötzliche Erblindung oder Ertaubung (vollständig oder partiell)
  • Plötzliche Sprachstörung
  • Bewusstseinsstörungen

Ein Schlaganfall ist ein Notfall, daher sollte sofort der Rettungsdienst gerufen und eine Krankenhauseinweisung veranlasst werden. Bei sofortiger Behandlung lässt sich der Schaden im Gehirn begrenzen. Die Art der Behandlung richtet sich nach der Entstehungsweise des Schlaganfalls.

Ist die Ursache ein Blutgerinnsel im Gehirn selbst oder in einem der großen, hirnversorgenden Blutgefäße, so kann bei Erfordernis entweder die Verstopfung mit einer Lysetherapie (hochwirksame Medikamente, die über kleine Schläuche direkt in die Verstopfung gegeben werden; Risiko: Blutungen) oder je nach Lage ggf. auch operativ beseitigt werden. Verschleppte feste Gefäßablagerungen, Fettkristalle oder -tröpfchen sind auf diese Weise nicht zu entfernen, so dass nur eine Begleitbehandlung (Vermeidung einer Gehirnschwellung, Blutdruckregulation) bleiben.

Wenn die Ursache eine Hirnblutung ist, muss diese rasch gestillt werden (Blutdrucksenkung, Beeinflussung der Blutgerinnung). Ist sehr viel Blut ausgetreten, kann eine operative Ausräumung zur Entlastung erforderlich werden. Dies geht umso einfacher, je weiter außen gelegen und je umschriebener die Blutung war.

Bei einem akuten Schlaganfall werden die Betroffenen idealerweise auf einer Spezialstation, einer sogenannten Stroke Unit (stroke: Schlaganfall, unit: Abteilung) behandelt. Unmittelbar nach Einlieferung wird per CT oder MRT des Kopfes festgestellt, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung handelt.

Behandlung des ischämischen Schlaganfalls

Bei einem Hirninfarkt muss die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so schnell wie möglich wiederhergestellt werden.

  • Thrombolyse (Lyse): Dabei wird ein das Gerinnsel auflösendes Medikament über die Vene in den gesamten Körper oder mittels Katheter direkt in das verschlossene Gehirngefäß verabreicht. Die Therapie sollte idealerweise innerhalb von viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome beginnen - je eher, desto besser der Behandlungserfolg.
  • Thrombektomie: Sie wird vor allem bei größeren Blutgerinnseln eingesetzt, die sich nicht allein medikamentös auflösen lassen. Dabei wird ein Katheter durch die Leiste ins Gehirn eingeführt und das Blutgerinnsel mit einem weichen Metallgitter-Geflecht eingefangen und abgesaugt. Ist die Thrombektomie nicht erfolgreich, kann das verstopfte Gefäß mit einem Ballonkatheter geweitet werden, damit das Blut wieder ungehindert fließen kann. Wenn der Ballon an der richtigen Stelle in der Arterie sitzt, wird er auf zwei Millimeter aufgeblasen. Danach wird ein Stent, also eine Gefäßstütze, eingesetzt.

Behandlung der Hirnblutung

Bei einer Hirnblutung muss die Blutung zum Stillstand gebracht werden, falls noch nicht von selbst geschehen. Außerdem müssen Schädigungen durch austretendes Blut vermieden werden. Das bei einer Hirnblutung entstehende Blutgerinnsel verdrängt das umliegende Gewebe. Der daraus entstehende Druck kann gesunde Gehirnteile schädigen, was für die Betroffenen lebensbedrohlich werden kann. Zudem schädigen die im Blut enthaltenen Stoffe teilweise die Gehirnzellen. Daher kann es bei stärkeren Blutungen nötig sein, das Blut durch eine Operation zu entfernen. Um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren, kann es in seltenen Fällen erforderlich werden, Teile des Schädelknochens zu entfernen. Wenn sich die Schwellung zurückgebildet hat, wird der entfernte Teil später wieder eingesetzt.

Rehabilitation

Wenn es zu einem Schlaganfall gekommen ist, so kann zunächst in jedem Fall auf eine völlige Wiederherstellung gehofft werden. Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Häufig treten zum Beispiel gefährliche Schluckstörungen auf, die in der Frühphase erkannt und behandelt werden müssen. Nach der Akuttherapie in der Klinik haben Betroffene in der Regel Anspruch auf eine Anschlussbehandlung.

Eine langfristige Nachsorge in Form von Physiotherapie folgt im Anschluss an die erste Rehabilitation, damit gerade bei einer halbseitigen Lähmung, motorische Fähigkeiten wiederhergestellt werden können. Bleibt die Lähmung trotz intensiver Physio- und Ergotherapie bestehen, können orthopädische Hilfsmittel als Unterstützung eingesetzt werden. Eines dieser Hilfsmittel speziell für eine gelähmte Hand sowie Arm stellt die MyoPro®-Orthese dar. Sie wurde entwickelt, um Betroffene eines Schlaganfalls mit Lähmungsfolge in den oberen Gliedmaßen zu mehr Beweglichkeit im Alltag zu verhelfen. Den Alltag wieder beidhändig und selbstbestimmt gestalten, das geht mit der myoelektrischen MyoPro®-Orthese. Sie liest die schwachen Muskelsignale auf der Haut ab und das ganz ohne elektrische Stimulation. Der Alltagshelfer wird mit in die Physio- oder Ergotherapie eingebunden. Durch die Anwendung auch außerhalb der Therapiestunden ist das Training wesentlich effektiver und die Muskeln können intensiver trainiert werden. Der Umgang mit der Orthese bedarf jedoch eines längerfristigen Trainings. Genau wie Fahrrad fahren müssen die Bewegungen zunächst in kleinen Schritten trainiert und erprobt werden, ehe Sie die MyoPro®-Orthese vollständig nutzen können.

Depressionen gehören zu den häufigsten Komplikationen nach einem Schlaganfall. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Veränderungen am Hirnstamm ein Biomarker dafür sein könnten. Mit einem hochauflösenden Hirnstamm-Ultraschall könnten Risikopatienten frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Die Dauer der Rehabilitation sollte sich nach der Schwere der Beeinträchtigungen richten. Viele Betroffene fühlen sich im Alltag überfordert - zum Beispiel mit organisatorischen Dingen. Auch Partner, Kinder und Freunde verhalten sich oft falsch, indem sie Betroffenen aus Hilfsbereitschaft oder Ungeduld zu schnell Dinge abnehmen. Oft vergehen nach einem Schlaganfall viele Monate, bis der Alltag wieder funktioniert.

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