Multiple Sklerose und Herzstolpern: Ursachen und Zusammenhänge

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vielfältige Symptome verursachen kann. Während die neurologischen Auswirkungen von MS im Vordergrund stehen, gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass auch das Herz-Kreislauf-System betroffen sein kann. Herzstolpern, auch Palpitationen genannt, ist eine Herzrhythmusstörung, die von Betroffenen oft als unangenehm wahrgenommen wird. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für Herzstolpern bei MS-Patienten und gibt Hinweise, wann eine ärztliche Untersuchung ratsam ist.

Was ist Herzstolpern?

Herzstolpern beschreibt das unangenehme Wahrnehmen des Herzschlags, der plötzlich anders ist als üblich. Kardiologe und Pharmakologe Prof. Dr. med. erklärt, dass es sich um verschiedene Herzrhythmusstörungen handelt, die ohne Vorwarnung auftreten können. Betroffene erleben dies oft als kräftiges Herzklopfen, Herzrasen oder Aussetzer des Herzschlags.

Ursachen für Herzstolpern

Herzstolpern kann verschiedene Ursachen haben, die nicht immer harmlos sind.

  • Harmlose Ursachen: Oft sind Extraschläge (Extrasystolen) die Ursache für das Stolperherz. Diese Extraschläge setzen früher als der normale Herzschlag ein und führen so zu einem unregelmäßigen Puls. Auch ein Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt, beispielsweise verursacht durch starkes Schwitzen oder Kaffee, kann Herzstolpern auslösen.

  • Ernste Ursachen: In einigen Fällen kann Herzstolpern auf eine ernsthafte Herzerkrankung hindeuten. Vorhofflimmern, die häufigste Herzrhythmusstörung, äußert sich durch einen schnellen, unregelmäßigen Herzschlag und kann Herzstolpern verursachen. Weitere mögliche Ursachen sind Erkrankungen der Herzklappe, ein sehr langsamer Herzschlag (Bradykardie) oder die Folgen von abgestorbenem und vernarbtem Herzmuskelgewebe nach einem Herzinfarkt oder einer Herzmuskelentzündung.

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Herzstolpern im Zusammenhang mit Multipler Sklerose

Bei MS-Patienten können verschiedene Faktoren zum Auftreten von Herzstolpern beitragen:

  • MS-bedingte Herzprobleme: Studien haben gezeigt, dass MS nicht nur die Nervenzellen angreift, sondern auch das Herz beeinträchtigen kann. Viele MS-Patienten leiden unter Herzproblemen, möglicherweise aufgrund eines erkrankten Herzmuskels. Forscher vermuten, dass veränderte Muskeleiweiße, die auch im Herzmuskel vorhanden sind, eine Rolle spielen könnten.
  • Medikamente: Einige Medikamente, die zur Behandlung von MS eingesetzt werden, können Herzrhythmusstörungen als Nebenwirkung haben. Ein Beispiel ist Fingolimod (Gilenya), ein Wirkstoff, der als erste MS-Pille zugelassen wurde. Fingolimod kann nach der ersten Anwendung den Herzschlag senken und in manchen Fällen zu weiteren Herzproblemen wie Rhythmusstörungen führen.
  • Entzündungen im Rückenmark: In seltenen Fällen können Entzündungen im Rückenmark zu Kreislaufreaktionen und Veränderungen der Herzfrequenz führen. Dies ist jedoch eher in der Akutphase von traumatischen Rückenmarksverletzungen der Fall und nicht typisch für MS-Herde.

Fingolimod und Herzprobleme: Eine spezielle Betrachtung

Fingolimod ist ein Medikament, das bei der Behandlung von Multipler Sklerose eingesetzt wird. Es basiert auf einem Wirkstoff, der aus einem in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) bekannten Pilz gewonnen wurde. Nach der ersten Einnahme von Fingolimod ist eine Nachbeobachtungszeit von sechs Stunden erforderlich, da das Medikament den Puls verringern und zu Herzstörungen führen kann.

Eine Studie der Universität Erlangen hat gezeigt, dass Herzveränderungen unter Fingolimod möglicherweise von der MS selbst verursacht sein könnten. Die Forscher fanden heraus, dass bei Patienten, deren Puls sich nach der ersten Einnahme von Fingolimod nicht innerhalb von sechs Stunden normalisierte, bestimmte Messwerte (z. B. höherer Ruhe-Blutdruck) von den Werten anderer Probanden abwichen. Dies deutet darauf hin, dass man vorab feststellen könnte, welcher Patient eine längere Nachbeobachtungszeit benötigt oder das Medikament besser gar nicht erst einnehmen sollte.

Prof. Ralf Linker von der Universität Erlangen betont, dass die Korrelation mit MRT-Befunden Gegenstand weiterer Untersuchungen ist. Eine größere Kohorte von 90 Patienten wird in einer Längsschnittuntersuchung analysiert, um die Zusammenhänge zwischen MS-Läsionen und Herzproblemen besser zu verstehen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Herzstolpern ist nicht immer ein Grund zur Sorge, sollte aber ärztlich abgeklärt werden, wenn folgende Symptome auftreten:

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  • Schwindel
  • Luftnot
  • Brustschmerz
  • Ohnmacht

Diese Symptome können auf eine ernsthafte Herzerkrankung als Auslöser hindeuten. Auch wenn das Herzstolpern häufig auftritt oder von anderen Symptomen begleitet wird, ist eine ärztliche Untersuchung ratsam.

Diagnose und Behandlung von Herzstolpern

Um die Ursache von Herzstolpern zu ermitteln, wird der Arzt zunächst ein Elektrokardiogramm (EKG) durchführen. Dieses zeichnet die Herzströme auf und kann Hinweise auf Herzrhythmusstörungen geben. In einigen Fällen ist ein Langzeit-EKG über einen Zeitraum von 24 Stunden oder länger erforderlich, um die Herzaktivität genauer zu überwachen.

Die Behandlung von Herzstolpern richtet sich nach der Ursache. Bei harmlosen Ursachen wie Elektrolytstörungen oder Stress kann eine Anpassung des Lebensstils ausreichend sein. Bei behandlungsbedürftigen Herzrhythmusstörungen kommen spezielle Medikamente (Antiarrhythmika) zum Einsatz, die den Herzschlag beruhigen und stabilisieren. In einigen Fällen kann eine Katheterablation erforderlich sein, bei der der Bereich im Herzen verödet wird, der den unkontrollierten Herzschlag auslöst.

Weitere Aspekte im Umgang mit MS und Herzgesundheit

Neben der Behandlung von Herzstolpern ist es wichtig, auf eine gesunde Lebensweise zu achten, um das Herz-Kreislauf-System zu unterstützen. Dazu gehören:

  • Bewegung: Integrieren Sie so viel Bewegung wie möglich in Ihren Alltag.
  • Stressreduktion: Vermeiden Sie Stress, da dieser dem Herzen zusetzen kann.
  • Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse.
  • Regelmäßige Kontrollen: Nehmen Sie regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt wahr, um mögliche Herzprobleme frühzeitig zu erkennen.

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