Ibuprofen ist ein weit verbreitetes Medikament zur Linderung von Schmerzen, Entzündungen und Fieber. Es gehört zur Klasse der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Viele Menschen greifen bei Kopfschmerzen, Regelschmerzen, Fieber, nach Verletzungen oder zur Linderung von Gelenkschmerzen auf Ibuprofen zurück. Obwohl es wirksam ist, ist es wichtig, sich der möglichen Nebenwirkungen und Risiken bewusst zu sein, insbesondere im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall.
Wie Ibuprofen wirkt
Ibuprofen wirkt, indem es die Produktion von Prostaglandinen hemmt. Prostaglandine sind Substanzen im Körper, die an Entzündungen, Schmerzen und Fieber beteiligt sind. Ibuprofen gehört zu den Schmerzmitteln der Gruppe nicht-steroidaler Antirheumatika (NSAR). Diese Gruppe wird auch Cyclooxygenase-Hemmer genannt, denn der Wirkstoff hemmt das Enzym Cyclooxygenase und damit auch die Bildung von Prostaglandinen.
Mögliche Nebenwirkungen von Ibuprofen
Wie viele andere Medikamente kann auch Ibuprofen Nebenwirkungen hervorrufen. Sehr selten (weniger als ein Behandelter von 10.000) sind etwa Magen- oder Zwölffingerdarm-Geschwüre unter Umständen mit Blutung und Durchbruch, schwere Haut- und Überempfindlichkeitsreaktionen, Ohrgeräusche und Hörstörungen, Bluthochdruck sowie Leber- und Nierenschäden möglich.
Darreichungsformen und Dosierung
Ibuprofen gibt es in verschiedenen Formen, darunter Tabletten, Kapseln, Granulat, Infusionen, Saft, Zäpfchen, Cremes oder Pulver. Ob Ibuprofen frei in der Apotheke verkäuflich oder nur auf Rezept zu haben ist, hängt vor allem von der Dosierung ab. So kann man Tabletten mit bis zu 400 Milligramm Ibuprofen pro Tablette ohne Verordnung kaufen. Höhere Dosierungen müssen von der Ärztin oder vom Arzt verschrieben werden - ebenso Ibuprofen, das per Infusion verabreicht wird. In Eigenregie sollte man pro Tag nicht mehr als 1.200 Milligramm Ibuprofen nehmen.
Ceiling-Effekt
Wer starke Schmerzen hat, nimmt oft gleich eineinhalb oder zwei der frei verkäuflichen Tabletten mit 400 Milligramm Wirkstoff und meint, so die schmerzlindernde Wirkung zu steigern. Das ist aber ein Trugschluss, wie eine Studie aus dem Jahr 2019 und eine Studie aus dem Jahr 2021 gezeigt haben. Fachleute sprechen vom Ceiling-Effekt, wenn es bei der Gabe eines Arzneimittels trotz Dosissteigerung zu keiner weiteren Zunahme der Wirkung kommt. Allerdings steigt bei Ibuprofen in höherer Dosierung das Risiko für Nebenwirkungen.
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Einnahmehinweise
Zwar kann Ibuprofen unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden, aber schonender für den Magen ist es, wenn man das Medikament nach einer Mahlzeit mit einem Glas Wasser nimmt. Ibuprofen sollte in Eigenregie nicht länger als vier Tage am Stück genommen werden und nicht öfter als an zehn Tagen im Monat. Wer länger Ibuprofen einnehmen muss, bekommt von seiner Ärztin oder seinem Arzt zusätzlich häufig ein Medikament zum Schutz des Magens verordnet, etwa einen Protonenpumpenhemmer oder H2-Rezeptor-Blocker. Denn NSAR wie Ibuprofen hemmen die Produktion von Prostaglandin, das unter anderem die Bildung von Magenschleim und Stoffen, die die Magensäure neutralisieren, fördert.
Gegenanzeigen
Wer allergisch auf Ibuprofen reagiert, sollte es nicht einnehmen. Gleiches gilt für Menschen mit schweren Leber- oder Nierenkrankheiten oder bei bestimmten Herzproblemen. In den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln sollte Ibuprofen nur nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt eingenommen werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel darf Ibuprofen nicht eingenommen werden, weil die Hemmung des Prostaglandins die Entwicklung des Babys negativ beeinflussen kann. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten. Ibuprofen geht in die Muttermilch über.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten, deren Wirkung durch Ibuprofen beeinflusst werden kann. So kann zum Beispiel die gleichzeitige Einnahme von Kortisonpräparaten, Gerinnungshemmern, bestimmten Antidepressiva, Acetylsalicylsäure oder anderen NSAR zusammen mit Ibuprofen die Gefahr von Geschwüren und Blutungen im Magen-Darm-Trakt erhöhen, während die Wirksamkeit von Blutdrucksenkern beeinträchtigt wird.
Ibuprofen bei Kindern
Grundsätzlich ist der Wirkstoff bereits für Babys geeignet - allerdings in angepasster Dosierung. Für Kinder gibt es Ibuprofen als Saft, der nach Alter und Gewicht passend dosiert werden kann.
Ibuprofen und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
Schmerzmittel der Klasse nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAID) können das Risiko erhöhen, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln der Klasse nicht-steroidale Entzündungshemmer (auch nicht-steroidale Antiphlogistika genannt oder aus dem Englischen non-steroidal anti-inflammatory drugs: NSAID) führt zu einem beträchtlich erhöhten Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Davor warnen die Kardiologen vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) in München.
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Warnung von Kardiologen
„Insbesondere ältere Menschen, die häufig sowieso schon mit Herz-Kreislaufproblemen vorbelastet sind, sollten solche Medikamente nicht unbedacht einnehmen, bzw. falls unvermeidlich, dann nur so niedrig dosiert und so kurz wie möglich", rät Dr. Norbert Smetak, Bundesvorsitzender des Bundesverbandes der Niedergelassenen Kardiologen (BNK) und praktizierender Kardiologe in einer fachärztlichen Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie in Kirchheim. „Fatalerweise sind einige dieser Medikamente auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, so dass manche Menschen offenbar meinen, dann könnten sie nichts schaden."
Studie zu NSAR und Herz-Kreislauf-Risiken
Schweizer Forscher haben in einer Meta-Studie mit über 116.000 Patienten (siehe British Medical Journal (BMJ) 2001, Band 342, Seite 7086) die Nebenwirkungen von sieben NSAID, die häufig von älteren Menschen gegen Rücken- oder Gelenkschmerzen eingenommen werden, analysiert. „Alle untersuchten Medikamente waren mit einem erhöhten Risiko für Herz- und Hirninfarkte verbunden", berichtet Smetak. „Zwei Wirkstoffe - das rezeptfrei erhältliche Diclofenac (ein herkömmliches Schmerzmittel) und Etoricoxib (ein so genannter COX2-Hemmer, der zur Behandlung von Arthrose, rheumatoider Arthritis und bei akuten Gichtanfällen eingesetzt wird) - gehen im Vergleich zu Scheinmedikamenten mit einer vierfach erhöhten Herz-Kreislauf-Sterblichkeit einher. Und Ibuprofen verdreifacht den Forschern zufolge das Risiko für einen Schlaganfall und steigert das Herzinfarktrisiko um den Faktor 1,3. Damit soll jetzt aber keine Rangfolge der Gefährlichkeit unter den sieben Wirkstoffen aufgestellt werden, zumal sie alle den Schutz der Gefäße zerstören. So darf man aus fehlenden Daten für Wirkstoffe, die bisher noch nicht untersucht wurden, auch nicht den Rückschluss ziehen, dass diese frei von Nebenwirkungen wären. Vielmehr sollten Menschen, die regelmäßig Schmerzmittel benötigen, bei Medikamenten aus der Gruppe der NSAID - insbesondere auch den frei verkäuflichen - größere Vorsicht walten lassen und sich bewusst zurückhalten. Leider gibt es keine empfehlenswerten Alternativmedikamente, da auch Ausweichmittel wie Parazetamol oder Opiode unerwünschte Nebenwirkungen (wie z.B. dauerhafte Leberschäden) verursachen und zudem oft nicht effektiv genug helfen.
Entwarnung durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Berlin - Die Einnahme von Schmerzmitteln ist für die meisten Menschen nicht mit der Gefahr eines Schlaganfalls verbunden. Dies stellt die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) anlässlich einer Studie klar, die kürzlich im „British Medical Journal“ erschienen war und für viel Aufsehen gesorgt hatte. Forscher der Universität Bern hatten in der Meta-Analyse herausgefunden, dass die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln aus der Gruppe der sogenannten nicht-steroidalen Antiphlogistika (auch nicht-steroidale Antirheumatika) das Risiko von Herzkreislauferkrankungen erhöht. „Für Etoricoxib war bereits ein erhöhtes Herzkreislaufrisiko bekannt”, berichtet Professor Dr. med. Joachim Röther, Erster Vorsitzender der DSG und Chefarzt der Neurologischen Klinik an der Asklepios Klinik in Hamburg-Altona. „Dieses Mittel ist nur auf Rezept erhältlich und wird von Ärzten zurückhaltend eingesetzt.” Ibuprofen und Diclofenac gehören dagegen zu den in Deutschland häufig verordneten Schmerzmitteln. Beide sind in der Apotheke teilweise ohne Rezept erhältlich. Der Meta-Analyse zufolge erhöht Ibuprofen das Schlaganfallrisiko um mehr als das Dreifache. Für Diclofenac wurde ein Faktor von 2,86 ermittelt. Grund zur Panik bestehe jedoch nicht, so Röther: „Es handelt sich bei diesen Zahlen um eine relative Risikozunahme, die mit der Ausgangslage der Patienten in Beziehung gesetzt werden muss.“ Für jüngere Menschen mit einem geringen Gefäßrisiko bestehe praktisch keine Gefahr, nach der Einnahme einen Schlaganfall zu erleiden. Für sie stünden andere Risiken der Medikamente, beispielsweise die schlechte Magenverträglichkeit mancher Mittel, im Vordergrund. Das Schlaganfallrisiko steige mit der Dosis und der Dauer der Anwendung. „Die gelegentliche Einnahme bei Schmerzen oder Entzündungen ist im Hinblick auf das Schlaganfallrisiko nicht bedenklich“, erklärt der DSG-Vorsitzende. Eine chronische Anwendung dieser Schmerzmedikamente sei allerdings grundsätzlich zu vermeiden und bei Patienten mit vorgeschädigten Blutgefäßen sollten andere Schmerzmittel eingesetzt werden.
EMA-Warnung vor hohen Dosen
London/Bonn - Ibuprofen, eines der am häufigsten verordneten Schmerzmittel und seit 1989 auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, erhöht in hohen Dosierungen das Risiko auf ein kardiovaskuläres Ereignis. Zu diesem Schluss kommt der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) bei der europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Er warnt Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen vor der Überschreitung einer Tagesdosis von 2400 mg.
Empfehlungen des PRAC
Patienten mit schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie „Herzversagen, Herzkrankheiten oder Kreislaufproblemen“ oder solche, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, sollten Tagesdosierungen von 2.400 mg oder mehr meiden. Bei Dosierungen von bis zu 1.200 mg pro Tag sieht der PRAC keine Zunahme des kardiovaskulären Risikos. Dies entspricht der höchsten in der EU nicht verschreibungspflichtigen oralen Dosierung.
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Wechselwirkungen mit ASS
Der PRAC beschäftigte sich auch mit Wechselwirkungen zwischen Ibuprofen und niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (Low-dose ASS), das zur Prävention von Herzinfarkten und Schlaganfällen verordnet wird. Laboruntersuchungen hatten gezeigt, dass Ibuprofen die antithrombozytäre Wirkung von ASS vermindern kann. Laut dem PRAC ist unklar, ob Ibuprofen bei einer langfristigen Einnahme die protektive Wirkung von Low-dose ASS gefährdet. Die kurzfristige Einnahme sei in dieser Hinsicht unbedenklich.
Alternativen zu Ibuprofen für Herzkranke
„Es gibt etliche Alternativen, deren Auswahl allerdings hochindividuell erfolgen sollte, beginnend mit dem häufig verordneten Novaminsulfon bis hin zu Opioid-Analgetika.
Verordnungen von NSAR in Deutschland
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zählen zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln in Deutschland. Führend nach verordneten Tagesdosen (defined daily dose, DDD) waren dabei im Jahr 2011 Ibuprofen (422,4 Mio. DDD) und Diclofenac (419,8 Mio. DDD).
Risiken von NSAR: Aktuelle Daten
Das von der Europäischen Kommission geförderte SOS-Projekt (Safety Of non-Steroidal anti-inflammatory drugs) soll die kardiovaskulären und gastrointestinalen Risiken der einzelnen NSAR bewerten und vergleichen.
NSAR und Komplikationen im oberen Gastrointestinaltrakt
Nach bisherigem Kenntnisstand führen NSAR zu einer drei- bis fünffachen Erhöhung des Risikos für Komplikationen im oberen Gastrointestinaltrakt (GI). Bekannte Risikofaktoren sind u. a. höheres Lebensalter und eine Ulcusanamnese. Die gepoolten relativen Risiken der NSAR liegen zwischen 1,43 und 7,43.
Dosisabhängigkeit
Die Einnahme einer hohen Dosis des jeweiligen NSAR (z. B. > 1200 mg Ibuprofen oder > 100 mg Diclofenac) führte zu einer zwei- bis dreifachen Erhöhung des relativen Risikos gegenüber niedrigen Dosierungen. Ausnahme war Celecoxib, für das keine Dosisabhängigkeit des relativen Risikos festgestellt werden konnte. Ibuprofen und Diclofenac unterschieden sich bei Anwendung der hohen Dosierungen nicht mehr.
Gastroprotektive Substanzen
In einer Studie war kein erhöhtes Risiko für Komplikationen im oberen GI-Trakt nachweisbar, wenn gleichzeitig Protonenpumpenhemmer oder Misoprostol eingenommen wurden. Dies galt für alle NSAR außer für Diclofenac, bei dem sich ein erhöhtes Risiko auch unter protektiver Begleitmedikation zeigte.
NSAR und Myokardinfarkt
Die Metaanalyse von Beobachtungsstudien bestätigt ein grenzgradig bis leicht erhöhtes Risiko für einen AMI bei Einnahme verschiedener NSAR gegenüber keiner Einnahme von NSAR. Die Metaanalyse von randomisierten Studien zeigt auch für Ibuprofen eine Erhöhung des Risikos für koronare Ereignisse.
NSAR und Schlaganfall
In einer Metaanalyse von Beobachtungsstudien wurde das Schlaganfallrisiko unter NSAR-Anwendung untersucht. Während sich in dieser Untersuchung ein erhöhtes Risiko zeigte bei aktueller Einnahme von Rofecoxib sowie von Diclofenac, konnte in der Metaanalyse von randomisierten Studien ein erhöhtes Schlaganfallrisiko unter NSAR nicht nachgewiesen werden.
Empfehlungen für Schlaganfallpatienten
Schlaganfall-Patienten mit Vorhofflimmern, die klassische orale Antikoagulanzien wie Phenprocoumon einnehmen, sollten wissen, dass gebräuchliche Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac ebenfalls blutverdünnend wirken und sich insbesondere das Risiko für Magenblutungen deutlich erhöht. Bei einmaligen Schmerzen kann in der Selbstmedikation Paracetamol empfohlen werden. «Wenn Schlaganfallpatienten häufiger Schmerzen haben, sollten sie aber mit dem Arzt besprechen, welche Schmerzmedikation geeignet ist», mahnt der LAV Baden-Württemberg.
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