Nasensprays mit abschwellender Wirkung sind in Deutschland weit verbreitet und gehören zu den meistverkauften Medikamenten. Jährlich werden rund 70 Millionen Präparate verkauft. Obwohl sie bei verstopfter Nase schnell Linderung verschaffen, bergen sie bei längerer Anwendung das Risiko einer Abhängigkeit und können negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Schätzungsweise sind hierzulande rund 100.000 Menschen von einer Nasenspray-Sucht betroffen. Es ist wichtig, die potenziellen Gefahren zu kennen und sich über Alternativen und Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.
Warum Nasenspray süchtig macht
Nicht jedes Nasenspray birgt das gleiche Risiko. Nasensprays, die Meerwasser enthalten, sind in der Regel unbedenklich, da sie keine chemischen Wirkstoffe enthalten und somit kein Abhängigkeitspotenzial besteht. Anders sieht es bei abschwellenden Nasensprays aus. Diese enthalten Wirkstoffe wie Oxymetazolin und Xylometazolin, die ein Zusammenziehen der Schleimhäute bewirken. Dadurch schwillt das Gewebe ab und die Atmung wird erleichtert.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. empfiehlt, abschwellende Nasensprays maximal dreimal täglich und nicht länger als eine Woche anzuwenden. Bei längerer Anwendung gewöhnen sich die Nasenschleimhäute an die abschwellende Wirkung. Es kommt zum sogenannten "Rebound-Effekt": Lässt die Wirkung nach, schwellen die Schleimhäute umso mehr zu, und der Körper verlangt erneut nach dem Wirkstoff. Das entstehende Druckgefühl in der Nase und die erschwerte Atmung verleiten dazu, immer wieder zum Spray zu greifen, wodurch ein Teufelskreis entsteht.
Anzeichen einer Nasenspray-Abhängigkeit
Folgende Anzeichen können auf eine Nasenspray-Abhängigkeit hindeuten:
- Einnahme länger als sieben Tage
- Bereits nach kurzer Anwendung bekommt man wieder schlecht Luft
- Gesteigerte Dosis im Laufe der Zeit
- Einschlafprobleme ohne Einnahme des Präparats
- Nasenspray immer in der Handtasche oder Hosentasche dabei
- Häufig erkältet oder langanhaltende Erkältung
- Veränderungen in der Nase, z. B. trockene Haut und ein übler Geruch
Folgen von Nasenspraymissbrauch
Der Langzeitgebrauch von abschwellenden Nasensprays kann zu einer Schädigung der Nasenschleimhäute führen und die physiologischen Funktionen der Nasenschleimhaut erheblich einschränken. Eine chronisch gereizte Schleimhaut sondert weniger Sekret ab, was zu Trockenheit führt und die Abwehrfunktion beeinträchtigt. Häufig treten auch Blutungen auf. In schweren Fällen kann es sogar zu einem Abbau der Nasenschleimhaut kommen, wodurch die Atemluft nicht mehr ausreichend befeuchtet werden kann. Durch die anhaltende Trockenheit bilden sich Borken und Krusten, die einen idealen Nährboden für Bakterien darstellen. Es kann sich eine chronische Nasenschleimhautentzündung entwickeln. Ist diese auf den übermäßigen Gebrauch von Nasensprays zurückzuführen, sprechen Expert*innen von einer Rhinitis medicamentosa. Die angegriffene Nasenschleimhaut kann die Luft nicht mehr erwärmen und befeuchten, und die Flimmerhärchen können Pollen oder Keime nicht mehr ausreichend abwehren.
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Es gibt Hinweise darauf, dass Wirkstoffe wie Xylometazolin oder Oxymetazolin nicht nur die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut verengen, sondern auch den Blutdruck erhöhen können, da sie systemisch wirken, also den gesamten Organismus betreffen.
Wege aus der Nasenspray-Sucht
Es gibt verschiedene Strategien, um die Nasenspray-Sucht zu überwinden:
- Dosierung schrittweise reduzieren: Beginnen Sie mit schwächeren Präparaten oder verdünnen Sie das Spray mit Kochsalzlösung.
- Alternativen nutzen: Verwenden Sie Nasensprays mit Meersalz oder Dexpanthenol als Wirkstoff. Diese befeuchten die Nasenschleimhaut und unterstützen die Regeneration.
- Nasenduschen: Regelmäßige Nasenduschen mit Kochsalzlösung können helfen, die Nasenschleimhaut zu reinigen und zu befeuchten.
- Ein-Loch-Methode: Sprühen Sie das Medikament nur noch in ein Nasenloch, bis sich die Nasenschleimhaut im anderen Loch erholt hat.
- Cortison-haltige Nasensprays: In Absprache mit einem Arzt kann ein Cortison-haltiges Nasenspray helfen, die Abhängigkeit sukzessive zu reduzieren.
- Psychologische Unterstützung: Bei einer starken psychischen Abhängigkeit kann eine Verhaltenstherapie oder kognitive Therapie helfen, die zugrunde liegenden Ängste oder Gewohnheiten zu erkennen und die Sucht langfristig zu überwinden.
Nasenspray und Schlaganfallrisiko: Was Sie wissen sollten
Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Inhaltsstoffe in Erkältungs- und Schnupfenmitteln, insbesondere Phenylpropanolamin (PPA) und Pseudoephedrin, das Risiko für Schlaganfälle erhöhen können.
- Phenylpropanolamin (PPA): Ein Expertengremium hat die US-Arznei-Überwachungsbehörde FDA aufgefordert, PPA, einen Hauptbestandteil vieler Appetitzügler, Erkältungs- und Schnupfenmittel, zu verbieten. Nach Ansicht der Gutachter erhöht die Substanz vor allem bei jungen Frauen das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Auch in Deutschland ist PPA rezeptfrei erhältlich, beispielsweise in Erkältungs- oder Hustenmitteln wie Basoplex, Contac, Rhinopront oder Wick DayMed.
- Pseudoephedrin: Viele Kombinationspräparate gegen Erkältung enthalten Pseudoephedrin. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) untersucht derzeit die Sicherheit von Pseudoephedrin-haltigen Arzneimitteln. Es geht um die Verengung von Blutgefäßen im Gehirn, die zum posterioren reversiblen Enzephalopathie-Syndrom (PRES) und dem reversiblen zerebralen Vasokonstriktionssyndrom (RCVS) führen könnten. Bei beiden Syndromen können Kopfschmerzen, Übelkeit und Krampfanfälle auftreten. Die dabei verminderte Blutzufuhr (Ischämie) zum Gehirn könne zu schweren und lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Laut EMA ist bereits bekannt, dass Pseudoephedrin-haltige Arzneimittel ein Risiko für kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre ischämische Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall mit sich bringen.
Es ist wichtig, die Inhaltsstoffe von Erkältungs- und Schnupfenmitteln zu überprüfen und bei Bedenken einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren.
Weitere Risikofaktoren für Schlaganfall
Neben bestimmten Inhaltsstoffen in Medikamenten gibt es weitere Faktoren, die das Schlaganfallrisiko erhöhen können. Ein offenes Foramen Ovale (PFO), ein Loch in der Herzscheidewand, kann beispielsweise dazu führen, dass Blutgerinnsel oder Ablagerungen in das Gehirn gelangen und einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA) verursachen. Bei etwa 25 Prozent aller Menschen schließt sich die Trennwand zwischen beiden Vorhöfen nach der Geburt nicht vollständig. Die neuen Leitlinien der Fachgesellschaften empfehlen, entsprechend der neuesten Studien, erst ab einer Größe von zwei bis drei Millimetern ein PFO zu verschließen.
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Schlaganfallprävention: Was Sie tun können
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Schlaganfallrisiko zu senken:
- Gesunde Lebensweise: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und ein normales Körpergewicht.
- Nichtrauchen: Rauchen erhöht das Schlaganfallrisiko deutlich.
- Blutdruckkontrolle: Ein erhöhter Blutdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle.
- Cholesterinspiegel senken: Ein hoher Cholesterinspiegel kann zu Ablagerungen in den Blutgefäßen führen.
- Diabetes behandeln: Diabetes erhöht das Schlaganfallrisiko.
- Vorhofflimmern behandeln: Vorhofflimmern ist eine häufige Ursache für Schlaganfälle.
- PFO verschließen: Bei jungen Schlaganfallpatienten mit einem PFO kann ein Verschluss des Lochs sinnvoll sein.
Innovative Therapieansätze
Forscher der Universität Heidelberg haben entdeckt, dass "Schutzproteine" über die Nase in das Gehirn eingebracht werden können, um die Zerstörung von Neuronen nach einem Schlaganfall abzuschwächen. Diese Erkenntnisse könnten zu neuen Therapieformen führen, mit denen sich degenerative Prozesse im Gehirn aufhalten lassen.
Eine weitere Innovation ist ein Nasenspray mit dem Wirkstoff Etripamil, das plötzliches Herzrasen bei Patienten mit paroxysmaler supraventrikulärer Tachykardie schnell stoppen kann. Das Medikament normalisierte die Herzfrequenz in 60,2 Prozent der Fälle innerhalb von 30 Minuten und in 75,1 Prozent der Fälle innerhalb einer Stunde.
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