Übergewicht als Risikofaktor für Schlaganfall: Was Sie wissen müssen

Ein Schlaganfall kann jeden treffen, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Es ist jedoch nie zu spät, etwas zu verändern, um das Risiko zu minimieren. Experten betonen, dass die Kenntnis und Beeinflussung von Risikofaktoren eine entscheidende Rolle bei der Prävention spielt.

Arten von Schlaganfällen

Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen:

  • Ischämischer Schlaganfall: In etwa 85 Prozent der Fälle wird ein ischämischer Schlaganfall durch die Verstopfung von Blutgefäßen verursacht. Diese Verstopfung führt zu einer unzureichenden Versorgung der nachgelagerten Hirnbereiche mit Blut und Sauerstoff, was zum Absterben von Gewebe führt.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall: In den übrigen 15 Prozent der Fälle platzt oder reißt ein Blutgefäß im Gehirn. Auch hier werden die betroffenen Hirnbereiche nicht mehr ausreichend versorgt, was zu Schäden führen kann.

Wer ist anfällig für einen Schlaganfall?

Es gibt nicht das "eine" Schlaganfall-Gen. Vielmehr ist es eine Kombination mehrerer Gene, die zusammen vererbt werden müssen, um das Schlaganfallrisiko zu erhöhen. Einzelne genetische Veranlagungen, wie arterielle Hypertonie (erhöhter Blutdruck), Diabetes mellitus, Herzfehler oder Fettstoffwechselstörungen, können das Risiko ebenfalls erhöhen.

Neben diesen nicht beeinflussbaren Faktoren gibt es auch Risikofaktoren, auf die man selbst Einfluss nehmen kann.

Beeinflussbare Risikofaktoren für Schlaganfall

Übergewicht

Übergewicht kann auch ohne Diabetes das Schlaganfallrisiko erhöhen, da es weitere Risikofaktoren begünstigt. Ein Indikator für Übergewicht ist das Taille-Hüft-Verhältnis. Ein Wert über 0,8 bei Frauen und über 0,9 bei Männern deutet auf Übergewicht hin. Der Body-Mass-Index (BMI) ist ebenfalls ein guter Richtwert. Er wird berechnet, indem die Körpermasse durch das Quadrat der Körperlänge in Metern geteilt wird. Ein idealer BMI liegt zwischen 18,5 und 25. Allerdings berücksichtigt der BMI keine Unterschiede zwischen Fett- und Muskelgewebe. Übergewicht, keine eigenständige Erkrankung im eigentlichen Sinne, ist aber mit einem erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen verbunden und kann das Schlaganfall-Risiko um das Zwei- bis Dreifache erhöhen. Das Schlaganfall-Risiko steigt mit der Höhe des BMI. Besonders das Bauchfett wird als risikoreich im Hinblick auf Schlaganfälle eingeschätzt.

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Frauen, die in jungen Jahren stark übergewichtig sind, erleiden häufiger einen Schlaganfall vor dem 55. Lebensjahr. Das gilt auch, wenn Sie abgenommen haben.

Das Forschungsteam stellte fest, dass Frauen, die im Alter von 14 Jahren krankhaft übergewichtig (BMI über 30) waren, später ein um 87 Prozent erhöhtes Risiko für einen frühen durch Blutgerinnsel verursachten Schlaganfall trugen. Das galt auch dann, wenn sie das Übergewicht bis zum 31. Lebensjahr wieder abgebaut hatten.

Frauen, die im Alter von 31 Jahren an Adipositas litten, hatten im Vergleich zu Frauen mit normalem Gewicht (BMI 20-24,9) sogar ein um 167 Prozent erhöhtes Schlaganfallrisiko. Das traf auch zu, wenn sie im 45. Lebensjahr wieder normalgewichtig waren.

Ähnliche Zusammenhänge wurden für Männer nicht festgestellt. Adipöse Männer erleiden mehr „blutige“ Schlaganfälle. Für diese Form von Hirninfarkt stieg das Risiko 31-jähriger fettleibiger Männer um das 5,5-Fache, für Frauen desselben Alters lediglich um das 3,5-Fache.

Bluthochdruck

Übergewicht kann auch ohne genetische Vorbelastung schnell zu Bluthochdruck führen, der das Schlaganfallrisiko um das sechs- bis achtfache erhöht. Ein zu hoher Blutdruck übt dauerhaft zu viel Kraft auf die Wände der Arterien aus, wodurch diese brüchig werden können. Zudem fließt das Blut schneller durch die Adern, was die Wahrscheinlichkeit von Thrombosen erhöht. Der Bluthochdruck wird auch als arterielle Hypertonie bezeichnet. Die arterielle Hypertonie ist definiert als dauerhafte Erhöhung des systolischen und diastolischen Blutdrucks (oberer und unterer Blutdruckwert). Erhöhte Werte, die einmalig oder gelegentlich gemessen wurden, bedeuten nicht zwangsläufig einen Bluthochdruck. Der optimale Blutdruck liegt bei Werten von 120/80 mm Hg (nach den Zielwerten der WHO). schwere Hypertonie: Werte die dauerhaft über 180/110 mm Hg liegen. Ein Mensch mit hohem Blutdruck bemerkt ihn meist nicht, denn Bluthochdruck tut nicht weh. Deshalb ist es wichtig, seinen Blutdruck regelmäßig kontrollieren zu lassen und gegebenenfalls eine Behandlung einzuleiten.

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Erhöhter Cholesterinspiegel

Hohe Blutfettwerte, die Übergewicht anzeigen, können zu gefährlichen Ablagerungen an den Arterien führen. Diese Ablagerungen begünstigen die Arteriosklerose, insbesondere bei vorbelasteten Patienten. Hervorzuheben ist das Cholesterin, da bei Cholesterinwerten über 240 mg/dl das Schlaganfallrisiko um das Zweieinhalbfache steigt. Der Cholesterinspiegel sollte unter 200 mg/dl liegen. Jeder sollte seinen Cholesterinwert im Blut kennen und gegebenenfalls durch Änderungen in der Ernährung oder mit Medikamenten behandeln. Die Ernährung hat großen Einfluss auf den Cholesterinwert. Als Richtlinie gilt, dass der Verzehr von tierischen Fetten eingeschränkt oder durch pflanzliche Fette ersetzt werden sollte. Sport und regelmäßige Bewegung haben ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Blutfettspiegel.

Diabetes

Ein erhöhter Zuckergehalt im Blut kann die Gefäßwände schädigen. Deshalb haben Patienten mit Diabetes mellitus ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfallrisiko. Bei Patienten mit Diabetes werden die Wände der Blutgefäße angegriffen. Sie verdicken sich und dadurch wird die Durchgängigkeit der Blutgefäße gestört. Die Verdickung der Gefäßwände erfolgt unter anderem auch über die Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Die Verdickung der Gefäßwände wird durch alle Formen der Zuckerkrankheit wie z. B. Das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, ist für Menschen mit Diabetes gegenüber gesunden Menschen um das Zwei- bis Dreifache erhöht. Viele Menschen mit Diabetes merken zunächst nicht, dass sie die Erkrankung haben. Diabetes tut nicht weh, deshalb wird die Krankheit oft erst spät bemerkt. Der Altersdiabetes ist die häufigste Form. Auch hier gilt, dass nur eine Erkrankung behandelt werden kann, die bekannt ist. Regelmäßige Untersuchungen auf das Vorhandensein von Diabetes sind deshalb sinnvoll.

Rauchen

Rauchen verdoppelt das Schlaganfallrisiko und ist häufig Ursache von Erkrankungen, die ihrerseits die Schlaganfallwahrscheinlichkeit erhöhen. Wird anschließend weiterhin geraucht, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Schlaganfall sogar um das zehnfache. Nach zwei Jahren ohne Zigarette ist das Schlaganfallrisiko wieder auf Nichtraucher-Niveau. Zigarettenrauchen ist ein bedeutsamer Risikofaktor für den Schlaganfall. Das Schlaganfallrisiko steigt mit der Anzahl der pro Tag gerauchten Zigaretten und der Anzahl der Jahre, in denen geraucht wurde. Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein 1,5 bis 2 mal erhöhtes relatives Risiko einen Schlaganfall zu erleiden. Rauchen führt über das Nervensystem zu einer Freisetzung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und zu einer Verengung der Blutgefäße. Dadurch entsteht wiederum Bluthochdruck. Die Verengung der Blutgefäße schränkt die Versorgung des Gehirns mit lebenswichtigen Stoffen ein, da in den verengten "Leitungen" beispielsweise nicht mehr ausreichend rote Blutkörperchen fließen können. Zusätzlich vermindert Rauchen die Menge des Sauerstoffs, den die roten Blutkörperchen im Körper transportieren können. Die Sauerstoffmenge, die dem Gehirn (und anderen Körperteilen) zur Verfügung steht, sinkt. Das Gehirn signalisiert aufgrund der Sauerstoffnot dem Knochenmark, mehr rote Blutkörperchen zu produzieren. Durch die vermehrte Bildung von roten Blutkörperchen kommt es zu einer "Bluteindickung" und die Blutfließeigenschaften werden gestört. Das Blut ist dickflüssiger und zäher, dadurch fließt es schlechter durch die zusätzlich auch verengten Gefäße. Rauchen führt darüber hinaus zu einer Erhöhung der Bereitschaft des Blutes zu gerinnen, insbesondere durch eine verstärkte Klebrigkeit der Blutplättchen (Thrombozyten). Das erhöht die Gefahr einer Klümpchenbildung im Blut. Schließlich führt Rauchen zu Fettstoffwechselstörungen. Die Beendigung des Zigarettenrauchens führt zu einer deutlichen Verminderung des Schlaganfallrisikos.

Vorhofflimmern

Vorhofflimmern äußert sich durch unregelmäßige Herzschläge, die zu Blutgerinnseln führen können, die mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen. Bei Menschen mit Vorhofflimmern ist das Schlaganfallrisiko mindestens um das Fünffache erhöht. Etwa 5 % aller Menschen mit Vorhofflimmern bekommen pro Jahr einen Schlaganfall. Kommen neben dem Vorhofflimmern weitere Herzerkrankungen wie Herzgefäßerkrankungen (KHK = koronare Herzerkrankung) oder Herzschwäche (Herzinsuffizienz) hinzu, erhöht sich das Risiko zusätzlich um den Faktor zwei bis drei. Besonders schwerwiegend ist das Vorliegen einer so genannten rheumatischen Herzschädigung, die durch eine Infektion mit Streptokokken verursacht wird. Bei Vorhofflimmern mit einer rheumatischen Herzschädigung erhöht sich das Schlaganfallrisiko um das Siebzehnfache. Die Datenlage aus wissenschaftlichen Studien legt außerdem nahe, dass insbesondere ältere Menschen mit Vorhofflimmern ein erhöhtes Schlaganfallrisiko tragen. Bei Menschen mit Vorhofflimmern können sich durch den unregelmäßigen Herzschlag kleine Blutklümpchen im Herzen bilden (vor allem passiert dies im so genannten Herzvorhof). Beim Fühlen des Pulses am Handgelenk lässt sich einfach feststellen, ob der Herzschlag regelmäßig ist oder nicht. Mithilfe eines EKG können viele Arten von Herzrhythmusstörungen erkannt werden. Auch hier ist es so, dass viele Menschen nicht wissen, dass bei ihnen Herzrhythmusstörungen vorliegen. Zur Vorbeugung eines Schlaganfalles bei Menschen mit Vorhofflimmern werden Medikamente eingesetzt, die das Blut verdünnen, um die Bildung von Blutklümpchen zu verhindern. Diese Medikamente heißen Antikoagulantien. Die bekanntesten Medikamente zur Blutverdünnung heißen Markumar®, Warfarin® und Falithrom®. Auch Aspirin® (ASS) verdünnt das Blut, wirkt aber auf eine andere Weise.

Weitere Risikofaktoren

Auch psychosoziale Faktoren spielen eine Rolle. Viel Stress, Geldsorgen, erhöhter Alkoholkonsum und Depressionen können das Schlaganfallrisiko erhöhen. Chronischer Stress verdoppelt das Risiko und ist somit genauso schädlich wie Rauchen.

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Ein umstrittener Risikofaktor ist die Einnahme der Anti-Baby-Pille. Adipöse Frauen hatten jedoch bei gleichzeitiger Einnahme des Kontrazeptivums ein knapp 30-fach erhöhtes Sinusthrombosen-Risiko.

Wie kann man einen Schlaganfall verhindern?

Das Schlaganfallrisiko kann zu 70 Prozent mit einem gesunden Lebensstil gemindert werden. Dies bedeutet vor allem, sich gesund zu ernähren und ausreichend zu bewegen. Besonders Ausdauersport wie Walken, Joggen, Fahrradfahren und Schwimmen bringt unser Herz-Kreislauf-System in Schwung. Schon drei Trainingseinheiten pro Woche für jeweils 20 Minuten reichen schon aus, um den Stoffwechsel positiv zu beeinflussen. Regelmäßige Bewegung reguliert den Zuckerstoffwechsel und senkt das Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken. Es wird geraten, Alkohol nur mäßig zu konsumieren und den Cholesterinspiegel im Blick zu behalten.

Nicht alle Risikofaktoren lassen sich ausschließen, aber es ist wichtig, möglichst viele der beeinflussbaren Risikofaktoren zu minimieren, da sie sich gegenseitig verstärken. Wer bereits einmal einen Schlaganfall hatte, erleidet in circa 15 Prozent der Fälle einen weiteren. Damit Patienten diesen verhindern, müssen vor allem wichtige Herzwerte und Unregelmäßigkeiten wie Vorhofflimmern und Bluthochdruck regelmäßig kontrolliert und die genannten Hauptfaktoren in den Griff bekommen werden. Die gewissenhafte Einnahme von Medikamenten ist ein zentraler Punkt in der Vorsorge.

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