Ein steifer Nacken nach einer Autofahrt mit offenem Fenster - eine Lappalie, die für Vera Milazewski zur lebenslangen Lähmung führte. Beim Einrenken der Halswirbel durch einen Chirotherapeuten wurden ihre Halsschlagadern verletzt, was einen schweren Schlaganfall auslöste. Dieser Fall ist kein Einzelfall. Immer häufiger beobachten Experten, dass Patienten nach chirotherapeutischen Manipulationen im Halsbereich Schlaganfälle erleiden.
Das riskante "Hals Einrenken"
Die Chirotherapie, insbesondere das "Hals Einrenken", wird millionenfach angewendet, um Kopfschmerzen und Verspannungen zu lindern. Viele Menschen vertrauen auf diese Behandlung und halten sie für harmlos. Doch die Fälle von Vera Milazewski und Alexandra Weber zeigen, dass diese Annahme trügerisch sein kann.
Alexandra Weber erlitt ebenfalls nach einer chirotherapeutischen Behandlung wegen Nackenverspannungen einen Schlaganfall. Sprachstörungen und Lähmungen waren die Folge. Ihr Leben als Lehrerin ist seither stark beeinträchtigt.
Wie es zum Schlaganfall kommt
Durch das Einrenken der Halswirbel können vor allem die hinteren Halsschlagadern verletzt werden. Diese verlaufen durch knöcherne Strukturen und sind daher besonders empfindlich. Das Ziehen und Rucken während der Manipulation kann zu Rissen in den Arterien führen. In der Folge bildet sich ein Blutgerinnsel, das ins Gehirn wandern und dort eine Ader verstopfen kann - ein Schlaganfall ist die Folge.
Professor Gerhard Hamann vom Klinikum Großhadern in München beobachtet jährlich etwa 50 bis 60 Patienten, die Schlaganfälle aufgrund von Gefäßeinrissen erleiden. Jeder dritte dieser Patienten erleidet den Schlaganfall im Zusammenhang mit einer chirotherapeutischen Manipulation der Halswirbelsäule.
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Die Aufklärungspflicht der Ärzte
Trotz der bekannten Risiken klären viele Chirotherapeuten ihre Patienten nicht ausreichend über die Gefahr eines Schlaganfalls auf. Alexandra Weber wurde von ihrem Arzt ohne Vorwarnung behandelt und wusste nicht, was er vorhatte. Hätte sie das Risiko gekannt, hätte sie niemals zugestimmt.
Ein Test in mehreren Praxen zeigte, dass Ärzte das Risiko eines Schlaganfalls oft nicht erwähnen oder vergessen. Obwohl Ärzte gesetzlich verpflichtet sind, über die Risiken solcher Eingriffe aufzuklären, wird dies offenbar nicht immer ernst genommen.
Stellungnahme des Berufsverbandes
Der Berufsverband der Chirotherapeuten scheint die Risiken herunterzuspielen. Dr. Thomas Hartmann von der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin glaubt nicht, dass es durch die Manipulation an einer gesunden Halswirbelsäule zu Schlaganfällen kommen kann. Diese Aussage steht jedoch im Widerspruch zu den Erkenntnissen aus Kliniken und Studien.
Studie der Berliner Charité
Eine Untersuchung der Berliner Universitätsklinik Charité unter der Leitung von Eva Schielke ergab einen deutlichen Zusammenhang zwischen chirotherapeutischen Eingriffen und nachfolgenden Schlaganfällen. In 36 Fällen wurde ein solcher Zusammenhang festgestellt, was die Befürchtungen bestätigte, dass das Risiko größer ist als bisher angenommen.
Ursachen für Verspannungen im Nackenbereich
Häufiges Arbeiten im Sitzen und eine hohe Bildschirmnutzung tragen dazu bei, dass die Halswirbelsäule über längere Zeit in der gleichen Position verharrt. Dies kann zu Verspannungen und Schmerzen im Nackenbereich führen, dem sogenannten HWS-Syndrom.
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Das HWS-Syndrom beschreibt Nackenschmerzen und begleitende Beschwerden wie Schulterschmerzen, deren Ursachen in der Halswirbelsäule zu finden sind. Klassische Symptome sind Schmerzen und schmerzhaftes Ziehen im Nacken durch Verspannungen. Die Beschwerden können dabei auch in Schultern und Arme ausstrahlen.
Behandlungsmöglichkeiten des HWS-Syndroms
Die Behandlung des HWS-Syndroms hängt von der Ursache ab. In den meisten Fällen kommen konservative Therapien wie Physiotherapie, Übungen zur Entspannung und Kräftigung sowie Schmerztherapie zum Einsatz. Ziel ist es, die Patientinnen und Patienten möglichst schnell wieder in eine normale und gesunde Haltung und Bewegung zu bringen.
Blockaden der Halswirbelsäule
Eine Blockade der Halswirbelsäule bedeutet, dass ein oder mehrere Halswirbel schmerzen und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind. Dies kann sich auch in Kopfschmerzen und einem "steifen Nacken" äußern. Ursachen können Fehlhaltungen, Unfälle oder Verschleißerscheinungen sein.
Knackgeräusche im Nacken
Leichte Knackgeräusche im Nacken sind meist harmlos und normal. Sie entstehen, wenn sich die kleinen Wirbelgelenke verschieben und ein leichter Unterdruck entsteht. Aufhorchen sollten Sie, wenn das Knacken in der HWS mit Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen einhergeht.
Stress als Ursache für Verspannungen
Fehlender Stressabbau kann zu Muskelverspannungen führen. Sobald ein Mensch Stress empfindet, sendet das Gehirn Informationen an die Muskulatur, die sich daraufhin anspannt. Bleibt die Stresssituation länger bestehen, bleibt auch die muskuläre Anspannung bestehen.
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Durchblutungsstörungen im Kopf durch HWS
Durchblutungsstörungen im Kopf können verschiedene Ursachen haben. Eine häufig übersehene Ursache liegt in der Halswirbelsäule, insbesondere wenn ein HWS-Syndrom oder ein Bandscheibenvorfall vorliegt. Betroffene klagen oft über Schwindel, Kopfschmerzen und Sehstörungen.
Die Halswirbelsäule beherbergt wichtige Blutgefäße und Nervenbahnen. Störungen in diesem Bereich können die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen und dadurch verschiedene Beschwerden auslösen.
Symptome von Durchblutungsstörungen im Kopf durch HWS
Mögliche Symptome bei Durchblutungsstörungen Kopf durch HWS:
- Kopfschmerzen - häufig drückend oder stechend, vor allem im Hinterkopf
- Schwindel - plötzliche Unsicherheit beim Gehen oder Stehen
- Sehstörungen - verschwommenes Sehen oder Lichtempfindlichkeit
- Kribbeln - unangenehmes Prickeln im Gesicht oder an den Armen
- Taubheitsgefühle - vor allem in den Händen oder Fingern spürbar
- Nackenverspannungen - Schmerzen oder Steifheit im oberen Rückenbereich
Diagnose von Durchblutungsstörungen durch die HWS
Eine präzise Diagnose ist entscheidend, um die Ursache von Durchblutungsstörungen durch die HWS zu identifizieren. Diagnoseverfahren umfassen Anamnese, körperliche Untersuchung, bildgebende Verfahren und Durchblutungsmessungen.
Bildgebende Verfahren zur Diagnose von HWS-Erkrankungen
Zur genauen Untersuchung von Erkrankungen der Halswirbelsäule sind bildgebende Verfahren unverzichtbar. Sie ermöglichen es, strukturelle Schäden, Einengungen und Fehlstellungen sichtbar zu machen.
Welche bildgebenden Verfahren werden eingesetzt?
- Röntgen
- MRT (Magnetresonanztomographie)
- CT (Computertomographie)
- Myelographie
- Doppler-Ultraschall
Dystonien als Ursache für Schwindel und Kopfschmerzen
Schwindel und Kopfschmerzen könnten möglicherweise häufiger als bisher angenommen Dystonen Bewegungsstörungen zuzurechnen sein. Dystonien sind neurologische Bewegungsstörungen, die durch unwillkürliche Muskelkontraktionen gekennzeichnet sind.
Behandlung von Dystonien
Heilbar sind Dystonien bislang nicht. Die Symptome lassen sich jedoch heute immer besser beherrschen. Medikamente, Botulinumtoxin-Injektionen und tiefe Hirnstimulation können helfen, die Beschwerden zu lindern.
Durchblutungsstörungen im Gehirn: Symptome und Ursachen
Durchblutungsstörungen im Gehirn können zu Schlaganfällen und Sehstörungen führen. Symptome sind Wahrnehmungs- und Bewusstseinsstörungen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Störungen des Sehvermögens, Konzentrationsprobleme, Gedächtnisstörungen, Taubheitsgefühl in Armen und Beinen sowie Lähmungen.
Ursachen für eine gestörte Durchblutung im Kopf sind Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose), Herzrhythmusstörungen, Gefäßentzündungen, Aneurysmen und Verspannungen der Halswirbelsäule.
Prävention von Durchblutungsstörungen
Um Durchblutungsstörungen vorzubeugen, ist es wichtig, Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte zu vermeiden. Regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung und Stressabbau können ebenfalls helfen, die Durchblutung zu verbessern.
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