Schlaganfall durch Zeckenbiss: Ursachen, Symptome und Prävention

Ein Zeckenbiss kann mehr als nur eine kleine, juckende Stelle verursachen. In seltenen Fällen kann er zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen, darunter auch zu einem Schlaganfall. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Präventionsmaßnahmen im Zusammenhang mit einem Schlaganfall, der durch einen Zeckenbiss verursacht wird.

Einführung

Die Zeckensaison hat begonnen, und mit ihr steigt das Risiko, von diesen kleinen Parasiten gebissen zu werden. Zecken können verschiedene Krankheitserreger übertragen, darunter Borrelien, die die Lyme-Borreliose verursachen. Unbehandelt kann diese Infektion zu einer Neuroborreliose führen, einer Erkrankung, die das Nervensystem betrifft und in seltenen Fällen einen Schlaganfall auslösen kann.

Was ist Neuroborreliose?

Die Neuroborreliose ist eine Komplikation der Lyme-Borreliose, bei der die Borrelien das Nervensystem befallen. Dies kann zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) und der Nervenwurzeln des Rückenmarks (Meningopolyradikulitis) führen. Mediziner unterscheiden eine frühe (akute) und eine späte (chronische) Neuroborreliose.

Frühe (akute) Neuroborreliose

Die ersten Symptome der frühen Neuroborreliose treten typischerweise innerhalb von Wochen bis Monaten nach der Infektion auf. Bei vermutlich mehr als 98 Prozent aller Neuroborreliose-Patienten liegt eine frühe Neuroborreliose vor. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Nervenschmerzen: Quälende, brennende, bohrende oder reißende Schmerzen, die sich vor allem nachts verstärken.
  • Missempfindungen: Kribbeln oder Taubheitsgefühle.
  • Lähmungen: Insbesondere eine ein- oder beidseitige Gesichtslähmung (Fazialisparese) aufgrund einer Entzündung des 7. Hirnnervs.
  • Hirnhautentzündung (Meningitis): Bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen, mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Nackensteife, Lichtscheu, Übelkeit, Erbrechen und emotionaler Labilität.

Seltener können auch andere Hirnnerven entzündet sein, was zu Lähmungen der Augenmuskeln, Hörminderung und Schwindel führen kann.

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Späte (chronische) Neuroborreliose

Die späte Neuroborreliose ist selten und entwickelt sich schleichend über Monate bis Jahre nach der Infektion. Typischerweise kommt es zu einer chronisch fortschreitenden Entzündung des Gehirns und Rückenmarks (Enzephalomyelitis). Die Betroffenen leiden meist nicht unter Schmerzen, sondern unter:

  • Gangstörungen.
  • Problemen bei der Blasenentleerung.
  • Sprach- und Sprechbeschwerden.
  • Hörminderung.
  • Koordinationsschwierigkeiten.
  • Sensibilitätsstörungen.
  • Lähmungserscheinungen.

In seltenen Fällen kann sich eine Epilepsie oder ein organisches Psychosyndrom entwickeln. Ebenfalls selten entzünden sich Blutgefäße im Gehirn (zerebrale Vaskulitis), was einen Schlaganfall zur Folge haben kann. Sehr selten tritt eine isolierte Hirnhautentzündung (Meningitis) auf.

Wie kann ein Zeckenbiss zu einem Schlaganfall führen?

Ein Schlaganfall kann durch eine Neuroborreliose verursacht werden, wenn die Entzündung der Blutgefäße im Gehirn (zerebrale Vaskulitis) zu einer Verengung oder einem Verschluss der Gefäße führt. Dies kann die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrechen und einen ischämischen Schlaganfall verursachen. Borreliose kann Schlaganfall auslösen: Erkrankung teils erst durch spezieller Entnahme erkennbar.

Diagnose der Neuroborreliose

Die Diagnose der Neuroborreliose kann schwierig sein, da die Symptome vielfältig und unspezifisch sein können. Oft wird zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall fälschlicher Weise als Auslöser diagnostiziert. Ein wichtiges Indiz ist die Wanderröte, eine ringförmige Rötung um die Einstichstelle, die jedoch nicht immer auftritt. Die Diagnose wird in der Regel durch eine Kombination aus folgenden Faktoren gestellt:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und möglicher Zeckenbisse.
  • Klinische Untersuchung: Beurteilung der neurologischen Symptome.
  • Blutuntersuchung: Nachweis von Antikörpern gegen Borrelien. Zu den Methoden der Borrelien-Labordiagnostik gehören u.a. der Borrelien-Suchtest (ELISA oder IFT) und der Borrelien-Bestätigungstest-Test (Western- oder Immunoblot). Ist dieser Test negativ, so kann trotzdem eine Borrelieninfektion vorliegen.
  • Liquoruntersuchung (Lumbalpunktion): Entnahme und Untersuchung des Nervenwassers, um Entzündungszeichen und Borrelien-Antikörper nachzuweisen. Sicher erkennen kann man die Nervenkrankheit nur im Nervenwasser des Erkrankten. Hier lassen sich bestimmte Antikörper sowie entzündliche Veränderungen nachweisen. Dafür wird mit einer Hohlnadel im Lendenbereich zwischen den Wirbeln etwas Nervenwasser entnommen, das nennt man Lumbalpunktion. Um die Diagnose abzusichern, sollte bei einem positiven Testergebnis deshalb eine Lumbalpunktion folgen: Mit einer dünnen Nadel wird Nervenwasser, der sogenannte Liquor, aus der Umgebung des Rückenmarks entnommen und im Labor untersucht. Der Nachweis von Erregern könnte die Diagnose Neuroborreliose sichern. Das Verfahren ist jedoch unsicher. Deshalb konzentrieren sich Mediziner auf indirekte Hinweise wie einen Anstieg der Entzündungszellen und die Eiweißmenge im Liquor. Sie machen eine Erkrankung wahrscheinlich. In unklaren Fällen können die Ärzte das Protein CXCL13 im Liquor bestimmen lassen. Es ist bei einer Neuroborreliose fast immer erhöht, berichten die Autoren. Ist dies nicht der Fall, liege meist eine andere Erkrankung vor.

Behandlung der Neuroborreliose

Die Neuroborreliose wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Frühzeitig erkannt, ist die Infektion gut zu behandeln. Bestätigt sich der Verdacht auf Neuroborreliose, wird sie in der Regel mehrere Wochen lang mit Antibiotika behandelt - in Tablettenform oder als Infusion. Halten die Beschwerden sechs Monate nach der Antibiotika-Therapie weiterhin an, wird die Rückenmarksflüssigkeit erneut untersucht und die Behandlung bei Bedarf wiederholt. Penicillin oder Cephalosporine als Infusion oder Doxycyclin als Tabletten erzielen laut Dersch und Rauer in der Regel eine gute Wirkung. „Bei einer Behandlung mit Doxycyclin ist es wichtig, die Patienten darüber zu informieren, dass der Verzehr von Milchprodukten, die gleichzeitige Einnahme von Magnesium oder Medikamenten zur Neutralisierung der Magensäure die Wirksamkeit des Antibiotikums einschränkt“, merken die Neurologen an.

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Je früher die Behandlung erfolgt, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Genesung. Auch bei negativen Laborergebnissen um mögliche Spätfolgen zu vermeiden!

Prävention von Zeckenbissen und Borreliose

Da es keine Impfung gegen Borreliose gibt, ist die beste Prävention die Vermeidung von Zeckenbissen. Folgende Maßnahmen können helfen:

  • Lange Kleidung tragen: Bei Aufenthalten in der Natur geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosen tragen und die Socken über die Hosenbeine ziehen.
  • Zeckenschutzmittel verwenden: Insektenabweisende Mittel auf Haut und Kleidung auftragen.
  • Körper nach Zecken absuchen: Nach jedem Aufenthalt im Freien den Körper gründlich nach Zecken absuchen, insbesondere Kniekehlen, Achseln, Genitalbereich, Ohren und Rumpf.
  • Zecken richtig entfernen: Zecken so schnell wie möglich mit einer Pinzette oder den Fingernägeln greifen und langsam herausziehen. Dabei die Zecke nicht quetschen, um zu vermeiden, dass Erreger in die Wunde gelangen. Reinigen Sie die Einstichstelle nach Entfernung der Zecke mit einem Desinfektionsmittel, um eine Entzündung zu vermeiden.

Weitere Ursachen für Schlaganfälle

Neben der Neuroborreliose gibt es zahlreiche andere Ursachen für Schlaganfälle, darunter:

  • Vaskuläre Risikofaktoren: Arterielle Hypertonie, Vorhofflimmern, arterielle Embolien, atherosklerotische Gefäßstenosen.
  • Entzündliche Erkrankungen: Primäre Angiitis des zentralen Nervensystems (PACNS), Riesenzellarteriitis (RZA), systemische Vaskulitiden.
  • Infektionen: Sepsis, bakterielle Meningitis.
  • Seltene Erkrankungen: Moyamoya-Erkrankung, Dissektionen der Halsarterien, Morbus Fabry.
  • Embolische Schlaganfälle: Persistierendes Foramen ovale (PFO).

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