Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei zehn bis 15 Prozent von ihnen unter 55 Jahre alt sind. Frauen sind mit rund 55 % der Schlaganfallbetroffenen häufiger und oft schwerwiegender betroffen, und die Heilung dauert in vielen Fällen länger. Es ist entscheidend, die Anzeichen eines Schlaganfalls schnell zu erkennen und zu handeln, um schwerwiegende Folgen zu verhindern.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall (Apoplex) tritt auf, wenn die Blutversorgung eines Teils des Gehirns unterbrochen wird. Dies führt zu einer unzureichenden Sauerstoffversorgung und dem Absterben von Hirnzellen. Es gibt zwei Hauptformen von Schlaganfällen:
- Ischämischer Schlaganfall: Diese Form macht etwa 80 Prozent der Fälle aus und wird durch eine Verstopfung einer Arterie verursacht, die das Gehirn versorgt. Arteriosklerose, also Kalk- und Fettablagerungen, kann die Gefäßwände verengen und zur Bildung von Blutgerinnseln führen, die die Gefäße verschließen.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Diese Form wird durch eine Blutung im Gehirn verursacht. Das austretende Blut schädigt das umliegende Gewebe und erhöht den Druck im Schädel.
Schlaganfall-Symptome: Schnell erkennen, schnell handeln
Die Anzeichen eines Schlaganfalls schnell zu erkennen, entscheidet über die Rettung oder den Verlust von Gehirnzellen, die lebenswichtige Funktionen steuern. Die häufigsten Symptome sind:
- Plötzliche Schwäche, Lähmung oder Taubheitsgefühle im Gesicht, Arm oder Bein, oft auf einer Körperhälfte
- Sprachstörungen (Aphasie), wie verwaschene Sprache, Wortfindungsstörungen oder Schwierigkeiten, Sprache zu verstehen
- Sehstörungen, wie plötzliches Doppeltsehen, Verschwommensehen oder Verlust des Sehvermögens auf einem Auge
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen (Ataxie), die zu Unsicherheit beim Gehen oder Stehen führen können
- Starke, plötzliche Kopfschmerzen, oft in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen
Die Rolle von BE FAST
Eine Eselsbrücke, um sich die Warnzeichen eines Schlaganfalls zu merken, ist die Faustformel: BE FAST (sei schnell!)
- B - Balance (Gleichgewicht): Plötzliches Schwanken, Unsicherheit beim Gehen oder Schwierigkeiten, sich aufrecht zu halten.
- E - Eyes (Augen): Plötzliche Veränderungen des Sehvermögens, wie Unschärfe, Doppeltsehen oder Verlust des Sehvermögens.
- F - Face (Gesicht): Asymmetrie oder Ungleichmäßigkeit im Gesicht, z. B. ein hängender Mundwinkel oder ein Taubheitsgefühl auf einer Gesichtshälfte.
- A - Arms (Arme): Schwäche, Taubheit, Kribbeln oder Lähmung eines Arms.
- S - Speech (Sprache): Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen von Sprache, verwaschene Sprache oder Wortfindungsstörungen.
- T - Time (Zeit): Zeit ist Hirn! Je schneller medizinische Hilfe erfolgt, desto besser.
Gesichtslähmung als Anzeichen
Eine Gesichtslähmung, auch faziale Parese genannt, ist ein häufiges Symptom eines Schlaganfalls. Sie macht sich oft durch einen hängenden Mundwinkel bemerkbar. Betroffene berichten, dass ihnen beim Frühstück der Kaffee aus dem Mundwinkel läuft oder sie von ihren Angehörigen auf ihren schiefen Mund angesprochen werden. Um das zu überprüfen, kann man die Person bitten zu lächeln. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
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Weitere Symptome
Weitere Symptome eines Schlaganfalls können sein:
- Schluckstörungen
- Gefühlsausfälle
- Bewusstseinsstörungen
- Kribbeln in Armen und Beinen
- Taube Finger oder Lippen
Schlaganfall bei Frauen: Besondere Aspekte
Frauen erleiden häufiger einen Schlaganfall als Männer. Einige Faktoren begünstigen aber besonders bei Frauen Schlaganfälle:
- Vorhofflimmern: Betroffene Frauen bekommen doppelt so häufig einen Schlaganfall wie Männer mit Vorhofflimmern.
- Diabetes: Auch Frauen mit Diabetes sind stärker gefährdet als Männer.
- Migräne mit Aura: Erhöht zwar für Männer und Frauen das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen, aber Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer.
- Hormonelle Faktoren: Schwangerschaft, Einnahme von oralen Kontrazeptiva und Hormonersatztherapien können das Schlaganfallrisiko erhöhen.
Transitorisch ischämische Attacke (TIA)
In einigen Fällen verschwinden die typischen Schlaganfallsymptome nach kurzer Zeit wieder vollständig. Dieses Phänomen wird als transitorische ischämische Attacke (TIA) bezeichnet - umgangssprachlich spricht man auch von „kleinem Schlaganfall“ oder „Mini-Schlaganfall“. Die Symptome und Ursachen einer TIA ähneln weitgehend denen eines Schlaganfalls. Der entscheidende Unterschied ist, dass die Symptome einer TIA innerhalb von spätestens 24 Stunden abklingen. Oftmals ist dies sogar schon nach wenigen Minuten der Fall.
Auch wenn die Symptome schnell wieder verschwinden, ist eine TIA ein Warnsignal und sollte ernst genommen werden. Betroffene sollten umgehend einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären und das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu minimieren.
Erste Hilfe bei Verdacht auf Schlaganfall
Wenn der Verdacht besteht, dass jemand einen Schlaganfall erleidet, muss sofort der Rettungsdienst (112) gerufen werden. Nach einem kurzen Bericht der Symptome kann die Beurteilung der Lage den Rettungskräften überlassen werden.
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Bis zum Eintreffen des Notarztes sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Den Betroffenen beruhigen.
- Den Oberkörper hochlagern, um die Atmung zu erleichtern.
- Enge Kleidung, wie Kragen oder Krawatte, öffnen.
- Im Falle eines Kreislaufstillstands mit einer Herzdruckmassage und ggf. Beatmung beginnen.
Behandlung im Krankenhaus
Bei einem akuten Schlaganfall werden die Betroffenen idealerweise auf einer Spezialstation, einer sogenannten Stroke Unit, behandelt. Unmittelbar nach Einlieferung wird per CT oder MRT des Kopfes festgestellt, ob es sich um einen Hirninfarkt oder eine Hirnblutung handelt.
- Bei einem Hirninfarkt muss die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so schnell wie möglich wiederhergestellt werden. Dies kann durch eine Thrombolyse (Lyse) erfolgen, bei der ein das Gerinnsel auflösendes Medikament verabreicht wird. Eine weitere Methode ist die Thrombektomie, bei der das Blutgerinnsel mit einem Katheter entfernt wird.
- Bei einer Hirnblutung muss die Blutung zum Stillstand gebracht und Schädigungen durch austretendes Blut vermieden werden. In einigen Fällen ist eine Operation erforderlich, um das Blut zu entfernen und den Druck auf das Gehirn zu reduzieren.
Rehabilitation nach einem Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden.
Die Rehabilitation umfasst in der Regel:
- Physiotherapie zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination
- Ergotherapie zur Förderung der Selbstständigkeit im Alltag
- Logopädie zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen
- Psychologische Betreuung zur Bewältigung der psychischen Folgen des Schlaganfalls
Risikofaktoren und Prävention
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen. Einige dieser Faktoren sind nicht beeinflussbar, wie z. B. Alter, Geschlecht und genetische Veranlagung. Andere Risikofaktoren können jedoch durch einen gesunden Lebensstil und eine entsprechende medizinische Behandlung beeinflusst werden.
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Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:
- Hoher Blutdruck
- Hohe Cholesterinwerte
- Diabetes
- Vorhofflimmern
- Rauchen
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Übermäßiger Alkoholkonsum
Präventive Maßnahmen
Um das Risiko eines Schlaganfalls zu verringern, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Regelmäßige Kontrolle und Behandlung von Bluthochdruck, hohen Cholesterinwerten und Diabetes
- Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten
- Verzicht auf Rauchen
- Moderater Alkoholkonsum
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen
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