Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Eines der auffälligsten Symptome eines Schlaganfalls kann eine Gesichtslähmung sein, bei der ein Mundwinkel herabhängt oder ein Auge sich nicht vollständig schließen lässt. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass eine Gesichtslähmung, auch Fazialisparese genannt, nicht immer ein Zeichen für einen Schlaganfall ist. Es gibt verschiedene Ursachen für eine Gesichtslähmung, und eine genaue Diagnose ist entscheidend, um die richtige Behandlung einzuleiten.
Was ist eine Fazialisparese?
Die Fazialisparese ist eine Lähmung des Gesichtsnervs (Nervus facialis), der für die Steuerung der Gesichtsmuskulatur verantwortlich ist. Der Nervus facialis ist eigentlich ein Nervenpaar, wobei je ein Strang für die linke und rechte Gesichtshälfte zuständig ist. Er verzweigt sich wie die Äste eines Baums und versorgt die Muskeln von Stirn, Augen, Wangen und Mund.
Wenn der Nervus facialis geschädigt wird, können die entsprechenden Muskeln nicht mehr richtig funktionieren, was zu einer teilweisen oder vollständigen Lähmung der Gesichtsmuskulatur führt. Die Beschwerden treten in der Regel innerhalb weniger Stunden auf und erreichen nach ein bis zwei Tagen ihren Höhepunkt.
Ursachen einer Gesichtslähmung
Eine Gesichtslähmung kann verschiedene Ursachen haben, die in zentrale und periphere Ursachen unterteilt werden können.
Periphere Fazialisparese
Die periphere Fazialisparese ist die häufigere Form der Gesichtslähmung. Sie tritt auf, wenn der Gesichtsnerv außerhalb des Gehirns geschädigt wird. Mögliche Ursachen sind:
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- Infektionen: Eine Schwellung des Nervus facialis, beispielsweise durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren wie dem Herpes-simplex-Virus oder dem Varizella-Zoster-Virus, kann zu einer Schädigung des Nervs und Funktionsstörungen führen. Auch eine Mittelohrentzündung kann den Nervus facialis in Mitleidenschaft ziehen.
- Verletzungen: Ein Unfall oder ein Schädelbasisbruch kann den Gesichtsnerv schädigen oder sogar durchtrennen.
- Tumore: Tumore, die auf den Gesichtsnerv drücken, können ebenfalls eine periphere Fazialisparese auslösen.
- Diabetes: Schlecht eingestellte Zuckerwerte können generell die Nerven schädigen und auch den Gesichtsnerv betreffen.
- Psychische Faktoren: Extremer Stress oder banale Umgebungsfaktoren wie Zugluft im Gesicht können eine Entzündung des Nervus facialis auslösen.
- Idiopathische Fazialisparese (Bell-Lähmung): In vielen Fällen ist die Ursache der Fazialisparese unbekannt. Diese Form wird als idiopathische Fazialisparese oder Bell-Lähmung bezeichnet.
Zentrale Fazialisparese
Die zentrale Fazialisparese tritt auf, wenn die Schädigung im Gehirn liegt, beispielsweise durch einen Schlaganfall. Bei einem Schlaganfall kann es zu einer Schädigung von Nervenbahnen kommen, die für die Steuerung der Gesichtsmuskulatur verantwortlich sind. Im Gegensatz zur peripheren Fazialisparese ist bei der zentralen Fazialisparese oft nur der untere Teil des Gesichts betroffen, während die Stirnmuskulatur weiterhin funktioniert.
Symptome einer Gesichtslähmung
Die Symptome einer Gesichtslähmung können je nach Ursache und Ausmaß der Schädigung variieren. Typische Symptome sind:
- Herabhängender Mundwinkel
- Unfähigkeit, das Augenlid vollständig zu schließen
- Schwierigkeiten beim Sprechen, Kauen oder Schlucken
- Veränderungen des Geschmacksempfindens
- Trockene Augen oder übermäßiger Tränenfluss
- Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen
- Schmerzen hinter dem Ohr
Diagnose einer Gesichtslähmung
Die Diagnose der Fazialisparese ist vor allem Ursachenforschung. Um die Ursache einer Gesichtslähmung zu ermitteln, führt der Arzt in der Regel eine gründliche neurologische Untersuchung durch. Mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) kann der Arzt feststellen, ob der Auslöser im Gehirn liegt. Im nächsten Schritt wird Blut abgenommen oder eine Lumbalpunktion zur Gewinnung von Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit durchgeführt. Auch eine Mittelohrentzündung kann den Nervus facialis in Mitleidenschaft ziehen, daher kann für die Diagnose eine Zusammenarbeit zwischen HNO-Arzt und Neurologen sehr hilfreich sein.
Behandlung einer Gesichtslähmung
Die Behandlung einer Gesichtslähmung richtet sich nach der Ursache. Bei bakteriellen und viralen Ursachen erhalten Sie Antibiotika beziehungsweise Virostatika. In vielen Fällen ist aber keine direkte Ursache der Fazialisparese bekannt. Dann wird meist für einen Zeitraum von 14 Tagen mit Kortison behandelt, das generell Entzündungen im Körper bekämpft. Mittels Infusionen verabreichen Arzt oder Ärztin auch manchmal durchblutungsfördernde Medikamente. Bei Vitamin-B12-Mangel wird mit Präparaten aus dem Vitamin-B-Komplex behandelt. Hierbei werden insbesondere Vitamin B12 aber auch Vitamin B6 und B1 eingesetzt.
Da bei den meisten Patienten und Patientinnen mit peripherer Fazialisparese eine Schädigung der Lidschluss-Funktion besteht, muss das Auge besonders gepflegt werden, damit sich die Hornhaut nicht entzündet. Das geschieht mit künstlicher Tränenflüssigkeit und Augensalbe. Nachts tragen Patienten einen sogenannten Uhrglasverband (eine Art durchsichtige Augenklappe im Pflasterformat), um vor Austrocknung zu schützen.
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Zusätzlich können physiotherapeutische Übungen helfen, die Gesichtsmuskulatur zu stärken und die Beweglichkeit wiederherzustellen. In einigen Fällen kann auch eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu entlasten oder zu reparieren.
Schlaganfall als Ursache einer Gesichtslähmung
Wie bereits erwähnt, kann ein Schlaganfall eine zentrale Fazialisparese verursachen. Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird, entweder durch ein Blutgerinnsel (ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall).
Symptome eines Schlaganfalls
Neben einer Gesichtslähmung können bei einem Schlaganfall auch folgende Symptome auftreten:
- Plötzliche Schwäche oder Taubheit einer Körperseite
- Sprach- oder Verständnisprobleme
- Sehstörungen
- Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen
- Starke Kopfschmerzen
FAST-Test
Der FAST-Test ist eine einfache Methode, um einen Schlaganfall zu erkennen:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen?
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben?
- Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich?
- Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, rufen Sie sofort den Notruf (112).
Behandlung eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall erfordert eine sofortige Behandlung, um bleibende Schäden zu minimieren. Die Behandlung kann je nach Art des Schlaganfalls eine Thrombolyse (medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels) oder eine Thrombektomie (mechanische Entfernung des Blutgerinnsels) umfassen.
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Prognose einer Gesichtslähmung
Die Prognose einer Gesichtslähmung hängt von der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung ab. Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen verschwinden die Symptome einer Gesichtslähmung nach wenigen Wochen wieder vollständig. In manchen Fällen bleiben Restsymptome durch die Schädigung. Dazu gehören unwillkürliche Zuckungen der mimischen Muskulatur oder unbeabsichtigte Mitbewegungen der Mimik. Solche Synkinesien kann man mit Botulinum-Toxin behandeln, das in die entsprechende Muskulatur gespritzt wird, um die unwillkürlichen Bewegungen zu verhindern.
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