Eine halbseitige Lähmung des Körpers, auch Hemiparese genannt, stellt einen bedeutenden Einschnitt im Leben der Betroffenen dar. Sie entsteht durch Schädigungen im Gehirn, oft infolge eines Schlaganfalls. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Therapiemöglichkeiten und die Prognose der Hemiparese rechts, um Patienten und Angehörigen ein umfassendes Verständnis dieser Erkrankung zu ermöglichen.
Was ist eine Hemiparese?
Die Hemiparese ist eine unvollständige Lähmung einer Körperhälfte, im Gegensatz zur Hemiplegie, bei der eine vollständige Lähmung vorliegt. Sie resultiert aus einer Schädigung einer Gehirnhälfte, wobei die Symptome auf der gegenüberliegenden Körperseite auftreten. Da die linke Gehirnhälfte die rechte Körperhälfte steuert und umgekehrt, führt eine Schädigung der linken Gehirnhälfte zu einer Hemiparese rechts.
Ursachen der Hemiparese
Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Hemiparese führen können. Die häufigste Ursache ist ein Schlaganfall, der durch eine Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn verursacht wird. Dadurch werden die Blutgefäße, die für die Sauerstoffversorgung des Gehirns verantwortlich sind, nicht ausreichend mit Blut versorgt. Weitere mögliche Ursachen sind:
- Schädigung des bereits entwickelten Gehirns: Entzündungen oder Blutungen im Gehirn des ungeborenen Kindes können unbemerkt ablaufen und später zu einer Hemiparese führen.
- Verletzungen des Gehirns: Hirn- und Hirnhautentzündungen, Unfälle oder Misshandlungen können ebenfalls eine Hemiparese verursachen.
- Angeborene Fehlbildungen: In seltenen Fällen geht die Hemiparese auf eine angeborene Fehlbildung einer Gehirnhälfte zurück.
- Sauerstoffmangel bei Neugeborenen: Bei Neugeborenen, die während der Geburt nicht genügend mit Sauerstoff versorgt wurden, kann die Hemiparese manchmal noch korrigiert werden.
Schlaganfall als Hauptursache
Ein Schlaganfall (Apoplex) ist die häufigste Ursache einer Hemiparese oder sogar einer vollständigen Hemiplegie. Er entsteht in bis zu 85 % der Fälle durch eine verminderte Blutversorgung (Ischämie) eines begrenzten Gehirnbereiches, wobei die Ischämie dann zum Untergang von Hirngewebe führt (Hirninfarkt). In den übrigen 15 % der Fälle wird der Schlaganfall durch das Platzen einer Hirnarterie mit nachfolgender Blutung in das Gehirn ausgelöst. Häufig lässt sich eine Hirnblutung auf jahrelang erhöhten Blutdruck zurückführen. Ursachen können aber auch Gefäßfehlbildungen (Aneurysmen) oder Kopfverletzungen sein.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Die Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall sind Bluthochdruck und Vorhofflimmern. Andere relevante Risikofaktoren sind Diabetes, Rauchen, Bewegungsmangel und Fettstoffwechselstörung. Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit dem Alter.
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Prävention von Schlaganfällen
Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind die Vermeidung von Risikofaktoren. Maßnahmen, die effektiv einem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und Diabetes vorbeugen, sind eine vernünftige Ernährung (ausgewogene, mediterrane Diät mit viel Gemüse, nicht zu viel Fleisch und wenig Alkohol) und ausreichende Bewegung (20 bis 30 Minuten pro Tag, bei der man leicht schwitzt). Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck sollten behandelt werden.
Symptome der Hemiparese
Die Hemiparese kann sich in unterschiedlichen Symptomen äußern. Neben typischen Bewegungsstörungen im Arm und / oder Bein können auch Koordinationsstörungen auftreten. Viele Patienten mit Hemiparese sind nicht nur motorisch eingeschränkt. Die Symptomatik richtet sich vor allem nach der Infarktlokalisation und lässt sich topografisch zuordnen. Klassische Symptome, die auf einen ischämischen Insult hinweisen, sind:
- Plötzlich einsetzende Hemiparesen (Mundwinkel, Gesicht oder eine Körperhälfte)
- Artikulationsstörungen (oft mit verwaschener Sprache)
- Dysphagie (Schluckstörung)
- Aphasie (Sprachstörung)
- Apraxie (Störung der Handlungsplanung)
- Ataxie (Gleichgewichtsstörung)
- Sehbeeinträchtigungen (zum Beispiel Diplopie, Hemianopsie, Quadrantenanopsie oder Herdblick)
- Bewusstseinseinschränkungen
Spastische Hemiparese
Die häufigste Form der Halbseitenlähmung ist die spastische Hemiparese. Es handelt sich also um eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung bzw. Muskelaktivität. Dieses erhöhte Maß an Muskelaktivität führt zu dauerhaften Verhärtungen und Versteifungen, was mit einer eingeschränkten Beweglichkeit einhergeht.
Diagnose der Hemiparese
Bei einer plötzlich auftretenden Hemiparese sollte umgehend medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden. Die Diagnose umfasst eine Anamnese, eine körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren wie CT oder MRT, um die Ursache der Lähmung festzustellen.
Therapie der Hemiparese
Die Therapie der Hemiparese zielt darauf ab, die Funktionalität der betroffenen Körperseite zu verbessern, die Lebensqualität zu steigern und die Selbstständigkeit der Patient*innen zu fördern. Sie besteht aus verschiedenen Bausteinen:
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Akuttherapie
Bei einer plötzlich auftretenden Hemiparese, beispielsweise durch einen Schlaganfall, ist eine schnelle medizinische Versorgung entscheidend. In diesem Fall versuchen Ärzt*innen, das blockierte Hirngefäß wieder freizulegen, um Folgeschäden zu minimieren. Dies kann medikamentös durch Thrombolyse (Gerinnselauflösung) oder mechanisch durch eine Thrombektomie (Entfernung eines Blutgerinnsels) erfolgen.
Rehabilitation
Sobald die akute Phase überstanden ist, beginnt die Rehabilitation, die darauf abzielt, verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen oder zu kompensieren. Die Rehabilitation ist eine Team-Aufgabe, die im Krankenhaus beginnt und idealerweise direkt an den Krankenhausaufenthalt im Sinne einer Anschlussheilbehandlung in stationären oder ambulanten Rehabilitationseinrichtungen fortgesetzt wird.
Bausteine der Rehabilitation
- Physiotherapie: Ziel ist die Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
- Ergotherapie: Ziel ist die Verbesserung der Alltagskompetenzen und die Anpassung der Umgebung an die Bedürfnisse des Patienten.
- Logopädie: Bei Sprachstörungen wird die Kommunikationsfähigkeit trainiert.
- Neuropsychologie: Bei kognitiven Einschränkungen werden Gedächtnis, Aufmerksamkeit und andere kognitive Funktionen trainiert.
Bobath-Konzept
Ein anerkanntes Rehabilitationskonzept zur Befundaufnahme sowie Behandlung von Patienten mit Lähmungen nach einer Schädigung des zentralen Nervensystems ist das sogenannte Bobath Konzept. Ziel des Bobath Konzepts ist es zunächst die Patienten in der Bewältigung ihres Alltags zu begleiten und diesen zu erleichtern, um somit ihre Lebensqualität und Sicherheit im Alltag zu steigern. Das Wohlbefinden der Betroffenen soll gefördert und Schmerzen sollen vermieden werden. Die Entwicklung einer Spastizität der Muskeln und gestörter Bewegungen soll ebenfalls gehemmt werden.
Hilfsmittel
Viele Betroffene profitieren von Hilfsmitteln, die ihre Mobilität und Selbstständigkeit unterstützen.
- Orthesen: Können durch das Schienen von Armen und Beinen Gelenke stabilisieren.
- Rollstühle und Scooter: Ermöglichen eine aktive Teilnahme am Leben, wenn das Laufen nicht mehr so einfach möglich ist.
- Treppenlifte: Erleichtern das Überwinden von Stufen.
- Handorthesen: Moderne Handorthesen können bei Funktionseinschränkungen eine wichtige Rolle spielen, indem sie Greif-, Halte- und Bewegungsfunktionen übernehmen und erleichtern.
Medikamentöse Therapie
Um die Muskelspannung zu regulieren, können Medikamente eingesetzt werden. Bei einer spastischen Hemiparese helfen Muskelrelaxantien, um Verkrampfungen zu lösen und Bewegungen zu erleichtern.
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Prognose der Hemiparese
Die Prognose bei Hemiparese variiert je nach Ursache, Schweregrad und Zeitpunkt der Behandlung. Frühzeitige Rehabilitation und interdisziplinäre Betreuung kann die Funktionalität verbessern und Komplikationen vorbeugen.
Faktoren, die die Prognose beeinflussen
- Ursache des Schlaganfalls: Art und Ausmaß der Schädigung des Gehirns.
- Alter des Patienten: Jüngere Patienten haben oft bessere Chancen auf Erholung.
- Allgemeiner Gesundheitszustand: Begleiterkrankungen können die Rehabilitation erschweren.
- Motivation des Patienten: Eine aktive Teilnahme an der Therapie ist entscheidend für den Erfolg.
- Frühzeitiger Therapiebeginn: Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto besser sind die Chancen auf Erholung.
Komplikationen der Hemiparese
Eine Hemiparese kann zu verschiedenen Komplikationen führen, wie z.B. Spastik, Schmerzen, Kontrakturen, Dekubitus, Schluckstörungen und psychische Probleme.
Leben mit Hemiparese
Für Patienten mit Hemiparese ist es wichtig, trotzdem im Alltag mobil zu sein und am aktiven Leben teilhaben zu können. Hilfsmittel wie Scooter, Rollstühle oder Treppenlifte können dabei helfen. Auch eine Anpassung der Wohnumgebung kann die Selbstständigkeit erleichtern.
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Es gibt zahlreiche Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige, wie z.B. Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Pflegedienste. Es ist wichtig, sich Unterstützung zu suchen, um die Herausforderungen des Lebens mit Hemiparese zu meistern.
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