Schlaganfall-Risikofaktoren: Familie, Lebensstil und mehr

Ein Schlaganfall kann jeden treffen, unabhängig vom Alter. Obwohl die Wahrscheinlichkeit mit zunehmendem Alter steigt, ist es wichtig zu verstehen, dass es sich nicht um eine reine "Alterskrankheit" handelt. Es gibt eine Vielzahl von Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen können, und diese lassen sich grob in nicht beeinflussbare und beeinflussbare Faktoren einteilen.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

Einige Risikofaktoren für einen Schlaganfall können nicht durch unseren Lebensstil oder medizinische Interventionen beeinflusst werden. Dazu gehören:

  • Alter: Das Schlaganfall-Risiko steigt mit zunehmendem Lebensalter deutlich an. Etwa 50 % der Schlaganfälle ereignen sich in der Altersgruppe der über 75-Jährigen.
  • Geschlecht: Männer haben ein höheres Schlaganfall-Risiko als Frauen, besonders im mittleren Lebensalter. Bei Frauen ereignet sich der Schlaganfall meist in einem späteren Lebensabschnitt, was oft schwerwiegendere Folgen hat.
  • Familiäre Veranlagung: Wenn in der Familie bereits ein Schlaganfall aufgetreten ist, erhöht sich das Risiko, selbst einen Schlaganfall zu erleiden. Dies gilt besonders, wenn in der Familie vererbbare Erkrankungen bekannt sind.

Beeinflussbare Risikofaktoren

Glücklicherweise können viele Risikofaktoren für einen Schlaganfall durch einen gesunden Lebensstil und medizinische Behandlung beeinflusst werden.

Bluthochdruck (Hypertonie)

Der Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Je höher der Blutdruck ist und je länger er unerkannt und unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko. Es gilt, den Blutdruck als wichtigsten Risikofaktor unbedingt in einen Bereich von unter 140/90 mmHg zu bringen. Bei Patienten mit Diabetes muss konsequent der Blutzucker richtig eingestellt werden. Bei diesen Patienten müssen Blutdruckwerte in einem Bereich von 130-139/80-85 mmHg erreicht werden, um das Risiko für einen Schlaganfall zu senken.

Rauchen

Rauchen erhöht das Schlaganfall-Risiko um das Zwei- bis Vierfache. Viele der Schadstoffe belasten besonders die Blutgefäße. Nikotin verengt die Arterien und erhöht die Herzaktivität, was zu einer schlechteren Durchblutung und einem steigenden Blutdruck führt. Wer mit dem Rauchen aufhört, verringert sein Schlaganfallrisiko. Schon fünf Jahre nach dem Rauch-Stopp sinkt das Risiko auf das Level eines Nichtrauchers.

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Alkoholkonsum

Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. In geringen Mengen konsumiert, Rotwein kann sogar vor atherosklerotischen Gefäßveränderungen schützen und den Cholesterinspiegel senken. Gesichert ist auf der anderen Seite, dass im Zusammenhang mit akuten Rauschzuständen eine erhöhte Schlaganfallhäufigkeit beobachtet worden ist. Dabei spielen auch andere Drogen eine Rolle.

Bewegungsmangel

Bewegungsmangel erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu denen auch der Schlaganfall gehört. Regelmäßige körperliche Aktivität und Sport halten fit: Bewegung trainiert unsere Muskeln und Gefäße, und der Körper wird beim Sport mit mehr Sauerstoff versorgt. Dies macht die Gefäße elastisch. Besonders Ausdauersport reguliert den Zuckerstoffwechsel und senkt Blutdruck- und Cholesterinwerte. Ideal ist eine Ausdauerbelastung, bei der man leicht ins Schwitzen gerät; etwa Walken, Schwimmen oder schnelles Spazierengehen.

Übergewicht

Übergewicht ist keine Erkrankung im eigenständigen Sinn, erhöht aber das Risiko für Folgeerkrankungen und unterstützt die Negativspirale der Faktoren, die Herzinfarkt und Schlaganfall hervorrufen können. Denn neben Diabetes, Gicht und anderen Stoffwechselerkrankungen steigert Übergewicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arteriosklerose. Bewegung ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um Übergewicht abzubauen. Grundsätzlich sind Ausdauersportarten sinnvoll.

Erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin)

Erhöhtes Cholesterin im Blut steigert das Risiko für Gefäßerkrankungen, verursacht jedoch zunächst keine Beschwerden. Die Fettstoffwechselstörung führt zu cholesterinhaltigen Ablagerungen an den Gefäßwänden und befördert somit Arteriosklerose und nachfolgenden Bluthochdruck. Besonders das sogenannte LDL-Cholesterin erhöht das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)

Der Diabetes mellitus führt zu einer Schädigung der Blutgefäße, fördert die Arteriosklerose und erhöht das Schlaganfallrisiko. Diabetiker haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Wie beim Bluthochdruck wird die Krankheit oft erst spät entdeckt, denn viele Diabetiker haben zu Beginn ihrer Erkrankung keine Beschwerden. Menschen mit der Zuckerkrankheit erleiden mehr als doppelt so häufig einen Schlaganfall als der Rest der Bevölkerung. Dabei werden die Wände der Blutgefäße angegriffen. Viele Menschen mit Diabetes merken zunächst nicht, dass sie diese Erkrankung haben. Der Altersdiabetes ist die häufigste Form. Auch hier gilt, dass nur eine Erkrankung behandelt werden kann, die bekannt ist. Regelmäßige Untersuchungen auf das Vorhandensein von Diabetes sind deshalb sinnvoll.

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Stress

Stress ist eine Empfindung, und jeder empfindet anders. Mögliche Folgen sind: Ausschüttung von Stresshormonen durch die Nebennieren, Verengung der Blutgefäße, Zunahme der Herzfrequenz, Anstieg von Blutdruck und Blutzuckerspiegel und Erhöhung der Blutgerinnungsneigung (Thromboseneigung). Dauerstress kann den Blutdruck erhöhen und anfälliger für Krankheiten machen. Ein Rezept gegen chronische Belastungen gibt es nicht. Finden Sie heraus, was Ihrer Psyche am besten hilft: Sport oder ein interessantes Hobby?

Arteriosklerose

Die Arteriosklerose ist eine Veränderung der Blutgefäße, die durch Ablagerungen von Cholesterin, Blutzellen, Bindegewebe und Kalksalzen in den Arterien, begleitet durch entzündliche Prozesse, verursacht wird. Diese Ablagerungen verändern Struktur und Eigenschaften der Gefäße. In der Folge verringern sich ihr Durchmesser und ihre Elastizität. An den verengten Stellen können sich die Gefäße direkt verstopfen oder es kommt auf Grund von angeschwemmten Gerinnseln zu einem Gefäßverschluss. Die Risikofaktoren hoher Blutdruck, Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Rauchen und hohe Blutfette spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Arteriosklerose. In letzter Zeit mehren sich die Hinweise dafür, dass auch chronische Infektionen zur Arteriosklerose beitragen.

Herzerkrankungen

Eine Reihe von Herzerkrankungen begünstigen die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Insbesondere eine bestimmte Art von Herzrhythmusstörung, das Vorhofflimmern, bedeutet ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko. Das Vorhofflimmern ist eine spezielle Form der Herzrhythmusstörung. Es äußert sich durch einen unregelmäßigen Herzschlag und erhöht das Schlaganfall-Risiko massiv. Diese unregelmäßigen Herzschläge sind meist nicht direkt spürbar. Sie können jedoch zu gefährlichen Folgeschäden wie einem Schlaganfall führen, da sich Blutgerinnsel im Herzen bilden und mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen können. Menschen mit Vorhofflimmern haben ein bis zu 5-fach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Die Wahrscheinlichkeit für ein Vorhofflimmern steigt mit zunehmendem Lebensalter. Zur Vorbeugung eines Schlaganfalles bei Menschen mit Vorhofflimmern werden Medikamente eingesetzt, die das Blut verdünnen, um die Bildung von Blutklümpchen zu verhindern.

Carotisstenose

Als Carotisstenose wird die Einengung (Stenose) der hirnversorgenden Halsschlagadern (Carotis) bezeichnet. Hauptursache für diese Verengung ist die Arteriosklerose. Durch die Verengung der Halsschlagadern ist der Blutstrom verlangsamt, das Gefäß kann direkt verstopfen und zu einer Mangeldurchblutung des Gehirns führen.

Weitere Risikofaktoren

  • Homocystein: Neue medizinische Forschungsergebnisse haben Homocystein als körpereigenen Risikofaktor identifiziert, der in erhöhter Konzentration die Blutgefäße schädigt. Da Homocystein im menschlichen Körper keine besondere Aufgabe hat, wird es unter Mitwirkung bestimmter Vitamine (B6, B12 und Folsäure) unschädlich gemacht.
  • Tumorerkrankungen: Ähnlich wie bei Beinvenenthrombosen und Lungenembolien zeigen aktuelle Studienergebnisse, dass Tumorerkrankungen in einigen Fällen durch eine Aktivierung der Blutgerinnung zu Schlaganfällen führen können. Prinzipiell scheint ein solches Risiko bei allen fortgeschrittenen Tumorerkrankungen gegeben, besonders betroffen sind jedoch Patienten mit Tumoren der Lunge, Bauchspeicheldrüse und des Magens.
  • Migräne: Die Analyse ergab das Migräne bei Personen unter 35 Jahren ein großer Risikofaktor für einen Schlaganfall darstellt. Bei Frauen war sie zu 34,5 Prozent und bei Männern zu 20,1 Prozent am Schlaganfall beteiligt. Patientinnen und Patienten mit Migräne sollten daher andere Risikofaktoren für Schlaganfälle vermeiden. Dazu zählen beispielsweise das Rauchen oder - bei Frauen - das Einnehmen der Antibabypille.

Schlaganfall bei Kindern

Die Ursachen von Schlaganfällen bei Kindern sind in erster Linie altersabhängig.

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  • Arteriopathien: Arteriopathien sind die häufigste Ursache von Schlaganfällen im Kindes- und Jugendalter. im Rahmen der so genannten transienten cerebralen Arteriopathie (TCA). Die TCA ist eine der häufigsten Arteriopathien, die bei Kindern einen Schlaganfall auslösen kann. Sie geht vor allem mit Gefäßwandschäden in den großen Gehirnarterien einher, die zu dann zu schweren Minderdurchblutungen in lebenswichtigen Gehirnregionen führen.
  • Herzerkrankungen: Verschiedene angeborene und erworbene Herzkrankheiten stellen wichtige Risikofaktoren dar.
  • Stoffwechselerkrankungen: Manche angeborene Erkrankungen des Stoffwechsels führen zu Ablagerungen von Stoffwechselprodukten an den Innenwänden von Blutgefäßen. Andere gehen mit einer gestörten Funktion der Blutgefäße einher, die eine Gerinnselbildung fördert.
  • Medikamente und Behandlungen: Zahlreiche Medikamente und Behandlungen können durch ihre gerinnungsfördernden Nebenwirkungen beziehungsweise durch direkte Schädigung von Blutgefäßen im Gehirn das Schlaganfallrisiko erhöhen.

Prävention ist der Schlüssel

Viele Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind vermeidbar oder behandelbar. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung, dem Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum kann das Risiko deutlich senken. Es ist wichtig, bekannte Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und erhöhte Blutfettwerte durch den Hausarzt intensiv kontrollieren und behandeln zu lassen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind unerlässlich, um Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Schlaganfall-Therapie: "Time is Brain"

Beim Schlaganfall zählt im wahrsten Sinne des Wortes jede Minute. Denn jede Minute sterben in dem von der Blutversorgung abgeschnittenen Hirnareal Millionen von Nervenzellen ab. Nur durch eine rasche Wiedereröffnung der Gefäßverschlüsse können dauerhafte neurologische Ausfälle vermindert oder zumindest reduziert werden. Mit Hilfe der Lysetherapie können Blutgerinnsel innerhalb der ersten wenigen Stunden nach dem Auftreten eines Schlaganfalls aufgelöst werden. Bei PatientInnen, bei denen ein Hauptgefäß der Hirnversorgung durch ein Gerinnsel verschlossen wurde, kann über einen Katheterdraht der Thrombus geborgen und somit das Gefäß wiedereröffnet werden (Thrombektomie). In beiden Fällen spielen bildgebende Verfahren der Neurophysiologie eine zentrale Rolle, um die richtigen Therapieentscheidungen treffen zu können.

Symptome erkennen und richtig deuten

Die wichtigsten Symptome, die auf einen Schlaganfall hinweisen sind Lähmungserscheinungen einer Körperseite und Sprach-, Seh- und Koordinationsstörungen. Auch starker Drehschwindel, Gangunsicherheit, plötzliche Bewusstlosigkeit oder plötzlich starke Kopfschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen können ein Hinweis sein. Manchmal kündigen Warnzeichen einen Tag, eine Woche oder gar Monate vorher einen Schlaganfall an. Meist ist die Durchblutung an einer bestimmten Stelle im Gehirn für einige Minuten bis Stunden gestört. Es kommt zu vorübergehenden Ausfallerscheinungen im Gehirn. Ein Schlaganfall ist grundsätzlich ein medizinischer Notfall - es zählt jede Minute. Nur durch eine umgehende ärztliche Behandlung lassen sich Folgeschäden wie bleibende Behinderungen vermeiden. Deswegen sollten Betroffene bei einem Schlaganfall-Verdacht sofort den Rettungsdienst mit der Nummer 112 rufen.

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