Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, ist eine der häufigsten Ursachen für eine Halbseitenlähmung (Hemiplegie). In bis zu 85 % der Fälle entsteht er durch eine verminderte Blutversorgung (Ischämie) eines begrenzten Gehirnbereichs, die zu einem Hirninfarkt führt. In den übrigen 15 % der Fälle wird der Schlaganfall durch das Platzen einer Hirnarterie mit nachfolgender Blutung in das Gehirn ausgelöst. Diese Hirnblutung ist häufig auf jahrelangen Bluthochdruck, Gefäßfehlbildungen (Aneurysmen) oder Kopfverletzungen zurückzuführen.
Ursachen und Auswirkungen eines Schlaganfalls
Die Ausfallerscheinungen und deren Schweregrad hängen davon ab, welche Hirnarterien und -bereiche betroffen sind bzw. wie viel Hirngewebe untergegangen ist. Ein Verschluss der mittleren Hirnarterie (Cerebri-media-Infarkt, die häufigste Schlaganfallform) kann eine unvollständige (Hemiparese) oder vollständige Halbseitenlähmung (Hemiplegie) verursachen. Weitere mögliche Folgen sind Seh- und Sprachstörungen, Kau- und Schluckbeschwerden, Inkontinenz sowie neuropsychologische Störungen wie der Verlust der emotionalen Kontrolle.
Halbseitenlähmung: Symptome und Besonderheiten
Die Halbseitenlähmung betrifft immer die Körperhälfte, die der Seite mit dem geschädigten Hirnbereich gegenüberliegt. Bei einer Schädigung der linken Gehirnhälfte ist die rechte Körperseite gelähmt und umgekehrt. Die gelähmten Gliedmaßen nehmen meist eine typische Haltung ein: Der Arm ist mit angewinkeltem Ellbogen an den Körper gezogen und einwärts gedreht, die Finger sind zur lockeren Faust geschlossen. Das Bein ist abgestreckt, und der Fuß zeigt eine Spitzfußstellung.
Zusätzlich zur Körperlähmung kann auch eine halbseitige Gesichtslähmung auftreten, bei der der betroffene Mundwinkel herabhängt und die Mundseite nicht geschlossen werden kann. Unter Umständen ist auch das Augenlid gelähmt und das Auge halb geschlossen. In den meisten Fällen gehen Halbseitenlähmungen mit Sprachstörungen (Aphasien) einher. Weitere Ausfallerscheinungen können Stuhl- und Urininkontinenz, erschwerte Atmung, Schluckstörungen sowie psychische Veränderungen sein.
Ein Hauptproblem von Hemiplegie-Patienten ist, dass ihr Körpergefühl für die geschädigte Seite mehr oder weniger stark beeinträchtigt ist. Dies führt oft dazu, dass sie Gegenstände, Personen oder Ereignisse auf dieser Seite ignorieren. Bei der Raumaufteilung und Anordnung der Einrichtungsgegenstände sollte darauf geachtet werden, dass sich wichtige Gegenstände und Personen auf der betroffenen Seite befinden, um den Patienten zu motivieren, seinen Kopf dorthin zu drehen und die geschädigte Seite wieder mehr wahrzunehmen.
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Armlähmung nach Schlaganfall: Formen und Ursachen
Eine Armlähmung beschreibt den Verlust der Muskelkraft oder Bewegungsfähigkeit in einem oder beiden Armen. Die Lähmung kann teilweise oder vollständig sein, je nachdem, wie stark die Muskeln betroffen sind. Typische Symptome sind Muskelschwäche, Taubheitsgefühl oder ein vollständiger Verlust der Bewegungsfähigkeit. Die bewusste Steuerung der Bewegungen ist eingeschränkt oder gar nicht möglich.
Normalerweise ist der motorische Kortex im Gehirn für die Steuerung der Bewegungen zuständig. Wird dieser oder die Nervenleitbahnen, die vom motorischen Kortex zum Rückenmark verlaufen, geschädigt, kann eine Armlähmung entstehen. Auch Schädigungen des Nervensystems, wie Verletzungen oder Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks oder der Nerven, die die Arme versorgen, können eine Armlähmung verursachen.
In der Medizin wird bei einer unvollständigen Armlähmung zwischen einer Armparese und einer Armplexusparese unterschieden. Eine Armparese ist eine teilweise Lähmung oder Schwäche eines Arms, die sich auf die eingeschränkte Muskelkraft oder Bewegungsfähigkeit im gesamten Arm oder einem Teil davon bezieht. Zusätzlich kann es zu einer erhöhten Muskelspannung (Spastik) kommen. Eine Armplexusparese ist eine spezifische Art der Parese, die durch eine Schädigung des Plexus brachialis verursacht wird und typischerweise nur in dem vom Plexus brachialis versorgten Bereich auftreten kann.
Diagnose von Armlähmungen
Eine plötzlich auftretende Halbseitenlähmung ist immer ein Notfall und muss umgehend untersucht werden, um die Ursache festzustellen. Auch bei einer sich schleichend entwickelnden Halbseitenlähmung ist eine rasche Diagnose wichtig.
Die Diagnose einer Parese erfolgt durch eine klinische Untersuchung, bildgebende Verfahren und gegebenenfalls spezielle Zusatzuntersuchungen. Im Rahmen der Anamnese werden die Vorgeschichte des Patienten erfasst und Kraft, Reflexe und Spannung einzelner Muskelgruppen sowie die Feinmotorik geprüft. Laboruntersuchungen, Blutbild und eine Untersuchung des Nervenwassers (Lumbalpunktion) können weitere Hinweise liefern.
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Bildgebende Verfahren wie die Computer- (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) ermöglichen eine detaillierte Darstellung der Hirnschädigung. Funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) kann die Durchblutung und Stoffwechselaktivität in bestimmten Gehirnregionen während einer Aufgabe darstellen. Die Elektroenzephalografie (EEG) dient der Darstellung der elektrischen Hirnaktivität mit hoher zeitlicher Auflösung.
Zur klinischen Klassifizierung der verschiedenen Lähmungsgrade werden Skalen zur Bewertung der Muskelkraft herangezogen, wie z.B. der "Medical Research Council" (MRC), bei dem pro Muskel bzw. Bewegung Punkte von 0 bis 5 vergeben werden. Durch Elektromyographie (EMG) und Elektroneurographie (ENG/NLG) können Nervenleitgeschwindigkeit und Muskel genauer untersucht werden.
Therapie und Rehabilitation nach einem Schlaganfall mit Armlähmung
Je früher die Therapie bei einem Schlaganfall einsetzt, desto größer sind die Überlebenschancen des Patienten. Von Anfang an ist eine intensive Rehabilitation erforderlich. Sie beginnt bereits in der Akutphase im Krankenhaus, wenn der Allgemeinzustand des Betroffenen stabilisiert und die Behandlung des Schlaganfalls entsprechend der Ursachen eingeleitet worden ist.
Die im Krankenhaus begonnene Rehabilitation wird idealerweise direkt an den Krankenhausaufenthalt im Sinne einer Anschlussheilbehandlung in stationären oder ambulanten Rehabilitationseinrichtungen fortgesetzt. Die Rehabilitation dauert etwa drei Wochen, danach muss das Leben zu Hause wieder erlernt werden.
Wie im Krankenhaus und in der Reha ist die Rehabilitation auch zu Hause eine Team-Aufgabe: Hausarzt, professionelle Fachkräfte aus der ambulanten Pflege, Physio- und Sprachtherapeuten sowie die Familie bzw. der Ehe- oder Lebenspartner müssen gut zusammenarbeiten, um dem Patienten wieder zu Lebensqualität zu verhelfen.
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Therapieansätze in der Armrehabilitation
In der Armrehabilitation gibt es viele unterschiedliche therapeutische Ansätze. Welche Therapie im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt von den individuellen Gegebenheiten ab. Die Armlähmung kann sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Häufig beobachtet werden leichtere und sehr schwere Lähmungen. Patienten mit einer schweren Armlähmung können ihren Arm oft im Alltag gar nicht oder nur sehr eingeschränkt einsetzen. Ihnen fällt es schwer, einzelne Abschnitte im Arm willentlich zu bewegen, z.B. im Schulterbereich, im Ellenbogen, im Handgelenk oder in den Fingern. Zu dem Problem der stark beeinträchtigten willentlichen Bewegungsfähigkeit kommt oft noch eine erhöhte Muskelanspannung („Spastik“) hinzu. Betroffene mit leichten Armlähmungen können ihren Arm zwar bewegen und im Alltag einsetzen, aber die Bewegungen sind oft verlangsamt und „ungeschickt“.
Hinsichtlich der Dauer und Intensität der Therapie sollte die Rehabilitation der Armmotorik früh nach einem Schlaganfall beginnen. Insbesondere in der frühen Phase nach dem Schlaganfall wird empfohlen, dass eine zusätzliche spezifische Armrehabilitation für mindestens 30 Minuten jeden Werktag erfolgt. In der späten Krankheitsphase (z.B. ein Jahr und später nach einem Schlaganfall) können spezifische Maßnahmen der Armrehabilitation empfehlenswert sein, wie z.B. 90-270 Minuten pro Woche ein strukturiertes, sich wiederholendes Training.
Es gibt verschiedene Therapieformen ohne technische Geräte, um in der Ergo- oder Physiotherapie den betroffenen Arm aktiv zu trainieren. Insbesondere bei leichten bis mittelschweren Lähmungen ist für die Behandlung geeigneter Patienten ein „Zirkeltraining“ denkbar. Dabei können auch passive mechanische Trainingsgeräte und virtuelle Realitäts-Anwendungen zum Einsatz kommen. Um die Arm-Handaktivitäten zu verbessern, lassen sich tägliches Eigentraining und Training mit Therapeuten kombinieren (Eigentraining mit regelmäßiger therapeutischer Begleitung, 90 Minuten pro Woche). Zusätzlich gibt es geräteunterstützte Therapien wie die neuromuskuläre Elektrostimulation und die Robot-Therapie, aber auch die Therapie mit virtueller Realitätsanwendungen sowie die sensible Stimulation und Akupunktur.
Spezifische Trainingsmethoden
- Arm-Basis-Training: Tägliches, wiederholtes Üben der Bewegungsfähigkeit in den verschiedenen Abschnitten von Arm, Hand und Fingern, früh nach dem Schlaganfall.
- Arm-Fähigkeits-Training: Tägliches Trainieren von Präzision und Geschwindigkeit („Geschicklichkeit“) bei verschiedenen Armfunktions-Anforderungen an der individuellen Leistungsgrenze.
- Bewegungsinduktionstherapie (Constraint induced movement therapy, CIMT): Spezielle Therapie für Schlaganfall-Betroffene mit einem „erlernten Nicht-Gebrauch“ des betroffenen Arms. Sie umfasst üblicherweise sechs Stunden Therapie pro Tag, ergänzt durch die Ruhigstellung der weniger betroffenen Hand für die größte Zeit des Tages über zwei Wochen.
- Spiegeltherapie: Der Patient betrachtet im Spiegel die Bewegung seiner nicht gelähmten Hand, wodurch der Eindruck entsteht, dass sich die gelähmte Hand normal bewegt.
- Mentales Training: Verbesserung der Armfunktion durch Vorstellung von Bewegungen.
- Neuromuskuläre Elektrostimulation: Elektrische Stimulation von Nerven und Muskeln am Arm, um eine Bewegung zu erzeugen, die der Patient selbst nicht ausführen kann.
- Arm-Therapie-Roboter: Mechanische Unterstützung von Schulter-, Ellenbogen-, Unterarm-, Handgelenks- oder Fingerbewegungen. Die Roboter erkennen, welchen Anteil an Bewegungen der Betroffene schon selbst ausführen kann und ergänzen den Rest der Trainingsbewegungen.
- Sensible Stimulation: Verschiedene Formen der Stimulation zur Verbesserung der Wahrnehmung am Arm.
Hilfsmittel und Anpassungen im Alltag
Wenn Sie Ihrem Angehörigen mit Halbseitenlähmung eine Fortsetzung seiner Reha zu Hause ermöglichen möchten, erstellen Sie zunächst mit dem Hausarzt einen Plan, welche Rehamaßnahmen erforderlich sind, welche Berufsgruppe dies leisten kann und wer die Finanzierung übernimmt.
Ist der Patient sehr immobil und behindert und größtenteils bettlägerig, sollte ein höhenverstellbares Pflegebett ausgeliehen werden. Als Sitzgelegenheit sind stabile Stühle mit Rückenlehne besser geeignet als Polstermöbel. Wichtig ist ein Tisch vor der Sitzgelegenheit, der groß genug ist, damit der Patient den betroffenen Arm darauf lagern bzw. abstützen kann. Auch für die Anpassung des Bades und der Toilette stehen eine Reihe praktischer Hilfsmittel bereit.
Lagerung und Pflege
Wichtig für die Erfolgsaussichten der Rehabilitation ist die richtige Lagerung des Kranken als passive Bewegungsübung von Anfang an. Praktiziert wird dazu im Allgemeinen eine Lagerung nach der Bobath-Methode, mit der Spasmen (Verkrampfungen der Muskulatur) gehemmt, normale Bewegungsmuster vorbereitet und die Wahrnehmung gefördert wird. Eine sachgerechte Lagerung dient aber auch der Bequemlichkeit und Schmerzvermeidung und hilft, Kontrakturen, Dekubiti und Lungenentzündungen vorzubeugen. Sehr zu empfehlen ist, dass Sie sich mit einer dafür speziell ausgebildeten Fachkraft ein individuelles Lagerungskonzept erarbeiten, das den Bedürfnissen und therapeutischen Erfordernissen Ihres kranken Angehörigen am besten entspricht. Die Durchführung der Lagerung wird durch spezielle Lagerungskissen erleichtert.
Bei den hier abgebildeten Lagerungen wird von einer Schädigung der rechten Körperseite ausgegangen:
- Liegen auf der geschädigten Seite: Bett flach stellen. Der Kopf liegt gerade auf einem Kissen. Geschädigte Schulter nach vorne ziehen, damit sie nicht schmerzt. Der Ellbogen ist gestreckt, die Handfläche schaut mit geöffneten Fingern nach oben. Rücken mit einem dicken Kissen abstützen. Geschädigte Bein im Hüftgelenk strecken, im Kniegelenk leicht beugen.
- Liegen auf der gesunden Seite: Der Kopf liegt gerade auf einem Kissen. Geschädigte Schulter nach vorne ziehen, Arm mit gestreckten Ellbogen auf einem Kissen lagern, Rücken abstützen. Gesundes Bein normal gestreckt lagern, geschädigtes Bein mit leicht gebeugtem Knie nach vorne auf ein weiches Kissen legen.
- Rückenlagerung: Schulter und Arm der geschädigten Seite mit gestrecktem Ellbogen auf einem Kissen lagern, Hand und Finger sind geöffnet (eventuell durch eine Greifkugel offen halten). Zugleich mit diesem Kissen Gesäß und Oberschenkel der geschädigten Seite so unterstützen, dass eine Außenrotation des geschädigten Beines verhindert wird. Fersen frei lagern, um Druckstellen (Dekubitus) zu verhindern. Der Rücken wird mit so vielen Kissen abgestützt, dass der Oberkörper des Kranken geradegehalten wird. Das Bett bleibt dazu flachgestellt, damit sich keine halb liegende Stellung ergibt.
Es gelten die allgemeinen Leitlinien der Grundpflege - immer unter der Berücksichtigung, dass der Patient so viel wie möglich selbst ausführen soll, auch wenn alles länger dauert und einiges danebengeht.
Bei Gesichtslähmung ist besonders auf die Mundhygiene zu achten, weil die geschädigte Seite oft vernachlässigt wird. Zudem kann durch die Bewegungseinschränkungen der Zunge diese Seite weniger gut von Speiseresten gesäubert werden. Deshalb sollte nach jeder Mahlzeit eine sorgfältige Reinigung der Mundhöhle erfolgen. Häufig sitzt durch die Lähmung auch die Zahnprothese nicht mehr gut genug und stört beim Essen und Sprechen. Bestehen am Anfang durch die Lähmung Schluckbehinderungen, werden pürierte Speisen verabreicht.
Bei Halbseitenlähmung besteht anfangs häufig Inkontinenz, die jedoch durch ein gezieltes Toilettentraining im Laufe der Zeit meist beherrscht werden kann. Der Kranke wird dazu in regelmäßigen Zeitintervallen zur Blasen- und Darmentleerung angehalten. Der Patient soll so früh wie möglich den Toilettenstuhl oder die Toilette benutzen, weil durch die sitzende Haltung die Funktionen wieder leichter in Gang kommen. Verstopfung ist unbedingt zu vermeiden, da starkes Pressen den Kranken erneut gefährden kann.
Vielfach werden die Pflegenden gefordert sein, den Patienten dahingehend zu unterstützen und zu überwachen, dass die Anweisungen des Arztes auch befolgt werden. Dazu zählen vor allem die Sicherstellung der vorschriftsmäßigen Einnahme von Medikamenten, die Blutdruckkontrolle, bei Diabetikern die Blutzuckerkontrolle oder die Einhaltung einer Diät.
Ziel aller Maßnahmen ist es, den Patienten so rasch wie möglich wieder aus dem Bett zu bringen und ihm größtmögliche Selbständigkeit zurückzugeben. Die Mobilisation beginnt mit Sitzübungen im Bett. Dann folgen Sitzen und Essen außerhalb des Bettes sowie Gleichgewichts- und Gehübungen. Für die Gehübungen empfiehlt sich aus Sicherheitsgründen anfänglich ein Gehwagen, bis der Gleichgewichtssinn wieder besser ausgebildet ist. Außerdem ist gutes Schuhwerk unerlässlich.
Für den Aufenthalt außerhalb des Bettes sollte der Kranke trotz aller Mühen beim Anziehen seine normale Kleidung tragen. Auch ist anzustreben, den Kranken weitgehend am normalen Familienleben teilnehmen zu lassen und ihm wenn möglich, sogar kleinere Aufgaben im Haushalt zu übertragen.
Umgang mit Sprachstörungen (Aphasien)
Sprachstörungen, sog. Aphasien, bei denen sowohl die Fähigkeit, sich sprachlich auszudrücken, als auch das Sprachverständnis selbst in Mitleidenschaft gezogen sein kann, sind wohl die schwerste Belastung für den Kranken und seine Mitmenschen. Im Idealfall stehen Sprachpädagogen zur Verfügung, vielfach bleibt es jedoch Familienangehörigen überlassen, nach Anweisungen des Therapeuten mit dem Betroffenen zu üben. Ein paar wichtige Grundsätze sind dabei: in kurzen, einfachen Sätzen langsam mit dem Aphasiker zu sprechen und ihn zum Sprechen anzuregen. Vor allem hat man sich bewusst zu sein, dass der Betroffene durch seine Sprachstörung nicht automatisch geistig beeinträchtigt ist.
Spastik nach Schlaganfall
Bewegungsstörungen nach einem Schlaganfall sind häufig und werden durch eine erhöhte Grundspannung in bestimmten Muskeln ausgelöst. Man nennt diese Bewegungsstörungen Spastik oder Spastizität.
Ursachen und Symptome der Spastik
Eine Spastik ist ein Zustand, den Menschen nach verschiedenen Verletzungen oder bei verschiedenen Erkrankungen des zentralen Nervensystems, wie dem Gehirn oder dem Rückenmark, bekommen können. Sie entsteht durch eine Schädigung im Bereich des zentralen Nervensystems. Bei einer Schädigung der peripheren Nerven entsteht zwar eine schlaffe Lähmung, aber keine spastische Lähmung.
Die Spastik kann sich zunächst dahingehend äußern, dass sie nur leicht vorhanden ist, später dann aber zunimmt. Typische Symptome der Spastik sind neben der Anspannung, die Sie selbst spüren, unter Umständen Schmerzen, Fehlstellungen und eingeschränkte Bewegungsfähigkeit. Wenn die Spastik stark ausgeprägt ist, dann kann es dazu kommen, dass die Arme oder Beine in den Gelenken kontrakt werden.
Von der Entstehung einer Spastik bei Schlaganfall sind grundsätzlich eher die oberen Extremitäten, die Arme betroffen, gefolgt von den Beinen. Wo wir keine Spastik finden, ist die sogenannte glatte Muskulatur.
Faktoren, die die Spastik verstärken können
Es ist ganz unterschiedlich, wodurch sich die Spastik verstärken kann. Manche PatientInnen reagieren zum Beispiel auf Temperatur. Weitere Faktoren sind Schmerz, Verletzungen (Haut- oder Muskelverletzungen, Knochenbrüche oder Operationen) und Entzündungen (Harnwegsinfekt, Fieber, genereller Infekt oder eine Grippe).
Komplikationen und Verlauf der Spastik
Häufig führt eine stärker ausgeprägte Spastik zu Komplikationen, zu Folgeerscheinungen. Es kann auch zu bindegewebigen Verwachsungen kommen, das bedeutet, dass die Gelenke, Sehnen und Bänder miteinander verwachsen und die passive Bewegung verhindern. Weitere Komplikationen sind darüber hinaus auch Schmerzen. Der Teufelskreis beginnt mit Schmerz, der zu einer Erhöhung der Spastik führt.
Meist ist es so, dass eine Lähmung schlaff beginnt, was wir in der Medizin eine pseudoschlaffe Lähmung nennen. Diese schlaffe Lähmung wird jedoch im Laufe der Zeit, meist innerhalb des ersten halben Jahres, zu einer spastischen Lähmung.
Bedeutung der Spastik
Die Spastik erfüllt oft einen gewissen Zweck. Im Arm führt sie beispielsweise dazu, dass dieser nicht schlaff herunterhängt, die Gelenke nicht ausgedehnt werden, keine Schmerzen entstehen und die Muskeln nicht dünn werden, wie es bei der peripheren Lähmung der Fall ist.
Behandlung der Spastik
Wir empfehlen, dass Sie in dem Moment, in dem Sie eine beginnende Spastizität bemerken, mit Ihren Therapeutinnen und Therapeuten, aber auch mit Ihren Ärztinnen und Ärzten sprechen. Nur selten sehen wir die Spastik bereits auf der akuten Schlaganfalleinheit, der Stroke Unit. Im ersten halben Jahr haben dann über zwei Drittel der PatientInnen eine Spastizität entwickelt. Ganz wichtig ist, dass Sie in enger ärztliche Anbindung bleiben, wenn Sie die Akutklinik nach einem Schlaganfall verlassen.
Das Wichtigste nach einem Schlaganfall ist viel Bewegung. Früher hat man bei höhergradigen Lähmungen besonders auf die Lagerung geachtet, das ist auch jetzt noch wichtig. In der Physiotherapie wird darauf geachtet, dass keine Spastik-Muster eingeübt werden.
Der typische Verlauf der Spastik beginnt meist mit einem leicht erhöhten Muskeltonus, einer leicht erhöhten Muskelspannung, die im Verlauf der Monate zunimmt. In diesem Moment erleiden die meisten PatientInnen eine deutliche Einschränkung ihrer Lebensqualität und Bewegungsfreiheit. Folgt dann keine Behandlung, kann es zu Verwachsungen, Hautschäden und Schmerzen kommen.
Eine Spastizität muss behandelt und begleitet werden. Sie bildet sich dann eventuell leicht zurück, in dem Maße, wie die Willkürmotorik wiederkommt. Es gibt chirurgische Eingriffe, die den Muskel denervieren, also den Nerv vom Muskel trennen oder unterbrechen.
Ärztliche Begleitung und Diagnose
Grundsätzlich ist die Spastizität etwas Häufiges, sodass jeder Arzt und jede Ärztin diese erkennen sollte und die richtigen Schritte einleiten wird. Abhängig vom Behandlungsziel sind weitere PartnerInnen die Fachärztinnen und Fachärzte für physikalische Medizin, die OrthopädenInnen und plastischen ChirurgenInnen.
Beim ärztlichen Gespräch ist es wichtig zu erzählen, ob schon früher einmal ein Schlaganfall oder eine Spastizität stattgefunden hat. Die Fragen, die möglicherweise gestellt werden, sind: “Wie fühlt sich Ihr Arm an? Ist die Muskelspannung in Ihrer Bewegung etwas, was Sie behindert oder Schmerzen produziert? „Wie kommen Sie mit den Hilfsmitteln zurecht? Kommen Sie trotz der Spastizität in den Rollstuhl? Können Sie einen Gehstock oder eine Krücke halten? Können Sie einen Arm, ein Bein oder eine Hand in eine Schiene hineinbringen? Übt ein Hilfsmittel aufgrund der Spastizität einen Druck aus, sodass Sie Schmerzen haben?
Um eine Spastik festzustellen, ist der neurologische Status, die neurologische Untersuchung am wichtigsten. Dabei werden Sie auf eine Arztliege gelegt und es wird der Spannungszustand der Muskulatur einzeln getestet. Die Spastik wird anhand des Widerstands, den die Ärzte bei dieser Testung spüren, graduiert. Anhand einer bestimmten Skala, beispielsweise der häufig verwendeten Ashworth-Skala, kann man sagen, dass es sich um eine zweitgradige oder drittgradige Spastizität handelt.
Was Patienten selbst tun können
Als Patientin und Patient kann man vieles tun, um die Spastik positiv zu beeinflussen. Das Wichtigste ist die Bewegung, wenn möglich die aktive und die therapeutisch begleitete aktive Bewegung. Weitere Maßnahmen sind das konsequente Tragen von Schienen, beispielsweise in der Nacht, damit über längere Zeit keine Fehlstellungen eingenommen werden. Das Bewegen mit Hilfsmitteln spielt auch eine große Rolle und wenn notwendig und sinnvoll auch die medikamentöse Behandlung.
Beim Umgang mit den Einschränkungen ist es wichtig, dass Sie auf die vielen Menschen vertrauen, die sich mit dieser Erkrankung gut auskennen und deren Hilfe annehmen. Es können physikalische Behandlungen in physikalischen Instituten eine Rolle spielen.
Rolle der Angehörigen
Die Angehörigen spielen nach einem Schlaganfall mit Spastizität eine wichtige Rolle für die Patientinnen und Patienten. Sie leisten im Alltag oft an vielen Stellen kleinere oder größere Hilfestellungen. Manchmal können SchlaganfallpatientInnen aufgrund einer Aphasie nicht mehr sprechen. Dann ist es wichtig, dass die Angehörigen zu Arztterminen mitgehen und berichten, wie der Alltag abläuft und ob die PatientInnen die Medikamente gut vertragen.
Wenn sich erkrankte Personen immer mehr zurückziehen, kann das daran liegen, dass sie eine reaktive Depression, eine Verstimmung entwickeln. In solchen Fällen ist es wichtig, dass Freunde und Angehörige auf die PatientInnen zugehen und an alte Interessen anknüpfen. Wichtig ist bei diesen PatientInnen auch die ärztliche Begleitung.
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