Schlaganfall-Lähmung: Reversibilität und Ursachen

Ein Schlaganfall ist ein Notfall, der eine sofortige Behandlung erfordert. Er entsteht durch eine plötzliche Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn, was zu einer Schädigung des Hirngewebes führt. Die Folgen können vielfältig sein, einschließlich Lähmungen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Schlaganfall-bedingten Lähmungen und die Möglichkeiten ihrer Reversibilität.

Einführung

Jährlich erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, was einer Inzidenzrate von 260-270 pro 100.000 Einwohnern entspricht. Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und die häufigste Ursache für erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter. Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit zunehmendem Alter, wobei fast 80 % aller Schlaganfälle Menschen über 60 Jahre betreffen. Allerdings sind auch jüngere Menschen und sogar Kinder betroffen.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall (Apoplex) ist eine zeitkritische Erkrankung des Gehirns, die mit einer plötzlich auftretenden Schädigung von Hirngewebe aufgrund eines Gefäßverschlusses (ischämischer Insult) oder einer Hirnblutung (hämorrhagischer Insult) assoziiert ist. Abhängig von der Lokalisation und dem Ausmaß des unterversorgten Hirnareals kommt es zu kognitiven, sensorischen und motorischen Funktionsstörungen. Die Diagnose wird mit bildgebenden Verfahren wie Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder Angiographie bestätigt.

Ursachen von Schlaganfall

Grundsätzlich werden zwei Schlaganfall-Formen unterschieden:

  • Ischämischer Insult: Infolge eines thromboembolischen Gefäßverschlusses.
  • Hämorrhagischer Insult: Aufgrund einer intrazerebralen Blutung (ICB) oder Subarachnoidalblutung (SAB). Bei der ICB handelt es sich um Blutungen in das Hirnparenchym, bei der SAB um Blutungen in den Subarachnoidalraum.

Von allen Schlaganfällen sind rund 87 % ischämische Hirninfarkte, 10 % intrazerebrale hämorrhagische Schlaganfälle und 3 % entstehen als Folge einer Subarachnoidalblutung.

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Ischämischer Schlaganfall

Der ischämische Schlaganfall, auch Hirninfarkt genannt, entsteht durch eine plötzliche Minderdurchblutung des Gehirngewebes. Die Minderdurchblutung wird meist durch eine Verengung oder einen Verschluss einer oder mehrerer hirnversorgender Arterien verursacht. In seltenen Fällen sind Venenverschlüsse die Ursache.

Mögliche Ursachen:

  • Makroangiopathie: Veränderungen großer Gefäße, meist durch atherosklerotische Plaques verursacht. Diese Plaques können aufreißen und Blutgerinnsel bilden, die entweder das Gefäß verengen oder als Embolie weitergetragen werden und ein anderes Gefäß verschließen.
  • Mikroangiopathie: Betrifft kleine arterielle Blutgefäße. Eine häufige Ursache ist die subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie (SAE).
  • Kardiale Embolie: Der Embolus entsteht im Herzen, meist durch Vorhofflimmern, und verschließt dann ein Hirngefäß.
  • Andere Erkrankungen: Seltenere Ursachen sind hämatologische Erkrankungen, Vaskulitiden, Gefäßkompressionen durch Tumore, Gefäßdissektionen, spezielle Infektionen, Arzneimittel, paradoxe Embolien, Migräne, iatrogene Interventionen und Drogenkonsum.

Hämorrhagischer Schlaganfall

Der hämorrhagische Schlaganfall entsteht durch eine Blutung im Gehirn, meist aufgrund eines rupturierten Blutgefäßes. Die Subarachnoidalblutung stellt eine Sonderform dar, bei der ein Gefäß im Subarachnoidalraum rupturiert und das Hirngewebe von außen komprimiert.

Pathogenese des ischämischen Insults

Hirnnervenzellen beziehen ihre Energie aus dem Abbau von Glukose. Eine Verminderung der Hirndurchblutung unter das normale Niveau kann folgenlos toleriert werden, solange eine bestimmte Schwelle nicht unterschritten wird. Wird diese Schwelle unterschritten, treten Funktionsstörungen auf, die nach einer Normalisierung der Durchblutung reversibel sind. Sinkt die Durchblutung weiter ab, kommt es zu einer anoxischen Zelldepolarisation, gefolgt von einer Infarzierung.

Je nachdem, wie gut die kollaterale Blutversorgung im Infarktbereich ist, kann ein Durchblutungsgradient entstehen. Während das Gewebe im Kernbereich des Infarkts absterben kann, sind die Randzonen (Penumbra) nur in ihrer Funktion gestört und können sich bei wiederhergestellter Durchblutung noch nach Stunden erholen.

Symptome eines Schlaganfalls

Die Symptome beim ischämischen Insult können unspezifisch sein, wie leichter Schwindel oder Gangunsicherheit. Ein hämorrhagischer Insult kann sich durch akute Kopfschmerzen, Erbrechen und Nackensteifigkeit äußern.

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Klassische Symptome sind:

  • Plötzlich einsetzende Hemiparesen (Mundwinkel, Gesicht oder eine Körperhälfte)
  • Artikulationsstörungen (oft mit verwaschener Sprache)
  • Dysphagie
  • Aphasie
  • Apraxie
  • Ataxie
  • Sehbeeinträchtigungen
  • Bewusstseinseinschränkungen

Die Symptomatik richtet sich vor allem nach der Infarktlokalisation und lässt sich topografisch zuordnen.

Besonderheiten beim Hirnstamminfarkt

Beim Hirnstamminfarkt kommt es zu Schädigungen im Bereich des Hirnstamms, die sich durch eine Vielzahl von Leitsymptomen äußern, darunter Schwindel, Dysarthrie, Dysphagie, Ataxie, Blickparese, Hemi- und Tetraparesen sowie Singultus.

Halbseitenlähmung (Hemiplegie/Hemiparese)

Die häufigste Ursache einer Halbseitenlähmung (Hemiplegie) ist der Schlaganfall. Sie entsteht durch eine Schädigung einer Gehirnhälfte, wodurch die gegenüberliegende Körperhälfte betroffen ist. Je nach Schweregrad der Hirnverletzung können die Lähmungserscheinungen unterschiedlich stark ausfallen. Einige Betroffene können weder Arm noch Bein bewegen (Hemiplegie), während andere noch eingeschränkte Bewegungen ausführen können (Hemiparese).

Kann sich eine Halbseitenlähmung zurückentwickeln?

Je nach Schweregrad der Hirnverletzung und Schnelligkeit der Versorgung können Lähmungserscheinungen spontan wieder verschwinden oder sich verbessern. Die meisten Betroffenen haben jedoch dauerhafte Lähmungen. Durch intensive Physio- und Ergotherapie kann das Gehirn wieder neu lernen, die Gliedmaßen zu kontrollieren. Logopädie hilft, die Folgen einer Gesichtslähmung zu reduzieren.

Diagnose

Die Verdachtsdiagnose Schlaganfall wird mit bildgebenden Verfahren wie Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder einer Angiographie bestätigt. Diese Untersuchungen helfen, die Art und Lokalisation des Schlaganfalls zu bestimmen. Eine Dopplersonografie der extra- und intrakraniellen Gefäße dient der Feststellung von strukturellen Veränderungen der hirnversorgenden Gefäße.

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Therapie

Die Therapie des Schlaganfalls zielt darauf ab, die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern.

Akuttherapie beim ischämischen Schlaganfall:

  • Thrombolyse: Auflösung des Blutgerinnsels (Thrombus) innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn.
  • Thrombektomie: Mechanische Entfernung des Thrombus mittels Katheter.

Akuttherapie beim hämorrhagischen Schlaganfall:

  • Blutstillung und Senkung des Hirndrucks.
  • Operative Ausräumung des Blutergusses bei Bedarf.

Weitere Maßnahmen:

  • Überwachung von Blutdruck, Puls, Temperatur, Blutzucker und Atmung.
  • Thromboseprophylaxe.
  • Fiebersenkung.
  • Behandlung von Komplikationen wie Hirnödem.

Rehabilitation

Nach der Akuttherapie ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern. Die Rehabilitation umfasst:

  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Psychologische Betreuung

Reversibilität von Lähmungen nach Schlaganfall

Die Reversibilität von Lähmungen nach einem Schlaganfall hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter:

  • Art und Schweregrad des Schlaganfalls: Ischämische Schlaganfälle haben oft eine bessere Prognose als hämorrhagische Schlaganfälle.
  • Lokalisation des Infarkts: Bestimmte Hirnbereiche sind für die motorische Funktion wichtiger als andere.
  • Zeit bis zur Behandlung: Je schneller die Behandlung erfolgt, desto besser sind die Chancen auf eine Erholung.
  • Intensität der Rehabilitation: Eine intensive und frühzeitige Rehabilitation kann die Erholung verbessern.
  • Alter und allgemeiner Gesundheitszustand des Patienten: Jüngere Patienten und Patienten mit einem besseren allgemeinen Gesundheitszustand haben oft eine bessere Prognose.
  • Plastizität des Gehirns: Das Gehirn ist in der Lage, Schäden teilweise auszugleichen, indem andere Gehirnzellen die Funktion der abgestorbenen übernehmen. Diese Plastizität ist jedoch altersabhängig.

Prävention

Um das Risiko eines Schlaganfalls zu senken, sollten die genannten Risikofaktoren vermieden werden. Dazu gehören:

  • Kontrolle des Blutdrucks
  • Normalisierung des Cholesterinspiegels
  • Gewichtsreduktion
  • Behandlung von Diabetes
  • Rauchverzicht
  • Regelmäßige Bewegung
  • Gesunde Ernährung

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