Schlaganfall mit 30: Symptome, Ursachen und Prävention

Ein Schlaganfall ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die nicht nur ältere Menschen betrifft. Auch junge Menschen können einen Schlaganfall erleiden, was oft unerwartet kommt und gravierende Folgen haben kann. In Deutschland erleiden jährlich etwa 30.000 Menschen unter 55 Jahren einen Schlaganfall. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Präventionsmöglichkeiten von Schlaganfällen bei jungen Menschen, um das Bewusstsein für diese Erkrankung zu schärfen und rechtzeitiges Handeln zu fördern.

Schlaganfall bei jungen Menschen: Eine wachsende Herausforderung

Während der Schlaganfall primär als eine Krankheit des Alters gilt, ereignet sich etwa ein Viertel aller Schlaganfälle weltweit bei Menschen unter 65 Jahren. Jeder siebte Schlaganfallpatient ist jünger als 50 Jahre. Bei Patienten im Alter zwischen 18 und 50 Jahren spricht man vom Schlaganfall beim jungen Menschen oder dem sogenannten juvenilen Schlaganfall. Manchmal wird auch das Alter zwischen 18 und 55 Jahren als Altersgrenze genommen.

Statistiken zeigen, dass die Anzahl der Schlaganfälle bei jüngeren Menschen anscheinend steigt. Diese Daten stammen zumeist aus Registern, die auf den Diagnosekodierungen der Krankenhäuser beruhen. Studien aus Amerika, Europa und Schweden zeigen einen Anstieg in den Schlaganfallzahlen bei jüngeren Menschen. Wohingegen die Anzahl an Schlaganfallpatienten insgesamt stagniert bzw. Ein vermehrtes Auftreten von Schlaganfällen kann aber auch durch veränderte Definitionen und Diagnosemethoden begründet sein. In der Schlaganfalldiagnostik spielt beispielsweise die MRT-Bildgebung eine immer größere Rolle. Sie ist qualitativ besser geworden und wird mittlerweile sehr häufig eingesetzt, so dass heutzutage auch Schlaganfälle erkannt werden, die vor 10 oder 15 Jahren unentdeckt geblieben wären.

Es scheint also einen Trend zu geben, jedoch lässt sich nicht mit letzter Gewissheit sagen, wie groß der Anstieg tatsächlich ist.

Ursachen für Schlaganfälle bei jungen Menschen

Die Ursachen für Schlaganfälle bei jüngeren Menschen unterscheiden sich oft von denen bei älteren Menschen.

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Angeborene Ursachen

In der Altersgruppe von Schlaganfallpatienten zwischen 18 und 35 Jahren finden sich überwiegend andere, meist angeborene Ursachen als beim typischen älteren Schlaganfallpatienten: Herzfehler, Gerinnungsstörungen, vermehrt Gefäßeinrisse - sogenannte Dissektionen - und seltene Syndrome. Auch angeborene Fettstoffwechselstörungen können das Risiko für Schlaganfall erhöhen.

Klassische Risikofaktoren

In der Altersgruppe der 35 bis 50-jährigen hingegen findet man vorwiegend die klassischen Ursachen, wie Gefäßverkalkung oder ein durch Herzrhythmusstörung aus dem Herzen eingeschwemmtes Blutgerinnsel, die zu einer Verengung oder gar Verschluss einer Arterie führen können. Bei diesen Patienten kommen zumeist die typischen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen und geringe körperliche Aktivität zum Tragen.

Auch in dieser Altersgruppe könnten durch einen gesünderen Lebensstil mit ausreichender Bewegung und gesunder Ernährung sowie einer optimalen Einstellung des Blutdrucks und Nikotinverzicht viele Schlaganfälle verhindert werden.

Weitere Ursachen

  • Moyamoya-Erkrankung: Diese chronische, fortschreitende Erkrankung führt zu Einengungen und Verschlüssen der Arterien im Gehirn. Sie führt zu transitorisch-ischämischen Attacken (TIAs: Vorboten mit vorübergehenden Symptomen) und zu Schlaganfällen, vor allem zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr.
  • Vaskulitis: Unter diesem Begriff lassen sich verschiedene Formen seltener Entzündungen der Gefäße des zentralen Nervensystems zusammenfassen.
  • Gefäßdissektion: Es kann auch zu einer inneren Gefäßverletzung kommen, der Dissektion. Das ist eine Einblutung in die Gefäßwand, meist sind die Halsarterien betroffen. Auslöser können heftiges Niesen oder Husten bei Infekten, aber auch Bagatellverletzungen mit Zug oder Druck im Halsbereich sein.
  • Morbus Fabry: Bei der vererbten Speicherkrankheit Morbus Fabry führt ein Enzymdefekt dazu, dass sich Stoffwechselprodukte in den Gefäßen ablagern. Etwa ein Viertel der Patienten erleidet deshalb TIAs und Schlaganfälle.
  • Persistierendes Foramen ovale (PFO): Bei embolischen Schlaganfällen wird eine Hirnarterie durch ein Gerinnsel verschlossen, das an anderer Stelle entstand und durch den Blutkreislauf ins Gehirn geschwemmt wird. Dafür kann zum Beispiel ein sogenanntes persistierendes Foramen ovale (PFO) verantwortlich sein. Das ist ein angeborenes Loch in der Herzscheidewand, das sich eigentlich nach der Geburt verschließen soll.

Geschlechtsspezifische Risiken

Zwischen 18 und 35 Jahren sind Frauen statistisch gesehen häufiger vom Schlaganfall betroffen als Männer. Bei ihnen spielen das Risiko der Pille - vor allem im Zusammenspiel mit Rauchen - und der Risikofaktor Migräne mit Aura eine besondere Rolle. Auch Schwangerschaften erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall: Um die Entbindung, bzw. die Zeit kurz nach Entbindung, ist das Schlaganfallrisiko erhöht. In der Altersspanne von 35 bis 50 Jahren sind dann Männer häufiger vom Schlaganfall betroffen.

Symptome eines Schlaganfalls

Die Symptome eines Schlaganfalls erfordern schnelles Handeln. In jedem Fall müssen, auch wenn sich die Symptome zurückbilden, die Ursachen gesucht werden. Anzeichen eines Schlaganfalls sind vor allem plötzlich auftretende neurologische Krankheitszeichen wie Seh- oder Sprachstörungen, Lähmungen oder Gefühlsstörungen im Gesicht oder an den Armen und Beinen. Oft ist nur eine Körperhälfte betroffen.

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Weniger bekannt ist, dass auch andere Symptome auf einen Schlaganfall hindeuten können.

Der FAST-Test

Der FAST-Test hilft, einen Schlaganfall schnell zu erkennen:

  • F wie Face (Gesicht): Ist das Gesicht verzogen, hängt ein Mundwinkel herunter? Bitten Sie den Betroffenen zu lächeln. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
  • A wie Arms (Arme): Beide Arme sollen nach vorn ausgestreckt mit den Handflächen nach oben gleichzeitig angehoben und waagerecht gehalten werden. Bitten Sie den Betroffenen die Augen zu schließen, beide Arme gleichzeitig in die Waagerechte zu heben, die Handflächen nach oben zu drehen und die Position zu halten. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
  • S wie Speech (Sprache): Die Aussprache eines einfachen Satzes ist lallend oder verwaschen, Silben werden verwechselt, der Betroffene muss nach Wörtern suchen oder es werden falsche Buchstaben gesprochen. Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen? Versteht die Person die Aufforderung nicht?
  • T wie Time (Zeit): Tritt auch nur eines der beschriebenen Anzeichen akut auf − keine Zeit verlieren und sofort die 112 anrufen! Denn „Time ist Brain“. Wenn eines oder sogar mehrere dieser Symptome auftreten, zählt jede Minute. Nach einem Schlaganfall gehen pro Minute bis zu zwei Millionen Nervenzellen zugrunde.

Weitere Symptome

  • (Dreh-)Schwindel und Unsicherheit beim Stehen, schwankender Gang, oder der Betroffene fühlt sich wie bei Seegang.
  • Koordinationsstörungen, z. B.
  • Sehstörungen, z. B.
  • Bewusstlosigkeit, Atmung und Puls setzen aus.

Auch, wenn derartige Anzeichen nur kurzzeitig auftreten, könnten sie Zeichen einer Mangeldurchblutung sein und müssen ernst genommen werden. Sie können einen Schlaganfall ankündigen. Mediziner sprechen von einer Transitorisch Ischämischen Attacke (TIA). Eine medizinische Abklärung ist auch dann dringend erforderlich, wenn die Symptome zwischenzeitlich abklingen, denn TIAs sind oft Vorboten eines schweren Schlaganfalls. Auch bei nur gering ausgeprägten Schlaganfall-Symptomen, einem sog. „Minor Stroke“ oder „kleinen Schlaganfall“, muss eine rasche Untersuchung und Behandlung erfolgen.

Diagnose und Behandlung

Bereits beim Anruf der 112 sollten die Symptome geschildert werden sowie die Vermutung, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte. Denn die Leitstelle weiß dann, dass ein Krankenhaus mit einer sog. „Stroke Unit“ angefahren werden muss. Das ist eine spezialisierte neurologische Einrichtung an Kliniken zur optimalen Versorgung von Schlaganfällen.

Um zu unterscheiden, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder um eine Hirnblutung handelt, werden bildgebende Untersuchungen durchgeführt. Dabei handelt es sich um Schichtaufnahmen des Gehirns, entweder mittels Computertomographie (CT) oder mittels Kernspin- bzw. Magnetresonanztomographie (MRT). Meist erfolgt dabei auch eine Darstellung der hirnversorgenden Gefäße (CT- oder MR-Angiographie). Darüber hinaus erfolgt eine Laboruntersuchung des Bluts. Des Weiteren wird immer ein EKG zum Nachweis bzw.

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Akuttherapie

Ziel der Akuttherapie ist, die Versorgung betroffener Hirnregionen schnellstmöglich wiederherzustellen, damit es nicht zu bleibenden Schäden kommt.

  • Thrombolyse (Lyse): Bei einem ischämischen Schlaganfall muss das durch ein Blutgerinnsel akut verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnet werden. Dies kann durch eine medikamentöse Therapie erfolgen, die als Thrombolyse (kurz auch: „Lyse“) bezeichnet wird. Grundsätzlich sollte die Lysetherapie innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptome begonnen werden.
  • Thrombektomie: Reicht eine Lysetherapie zur Auflösung des die Arterie verstopfenden Blutgerinnsels nicht aus, gibt es die Möglichkeit der sogenannten Thrombektomie, einem Eingriff, bei dem das Blutgerinnsel mechanisch entfernt wird. Vor allem beim Verschluss großer Hirngefäße erfolgt eine Thrombektomie.
  • Behandlung von Hirnblutungen: Zunächst wird versucht, die Ausbreitung der Blutung zu bremsen, durch Senkung des Blutdrucks und ggf. den Einsatz gerinnungsaktiver Medikamente. Bei ausgedehnten Hirnblutungen wird operiert.

Rehabilitation

Wichtig ist bei einem Schlaganfall nicht nur die Akutversorgung auf der Stroke Unit, sondern auch eine langfristige Nachbehandlung der Betroffenen. Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden.

Häufig treten zum Beispiel gefährliche Schluckstörungen auf, die in der Frühphase erkannt und behandelt werden müssen. Nach der Akuttherapie in der Klinik haben Betroffene in der Regel Anspruch auf eine Anschlussbehandlung.

Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle.

Prävention von Schlaganfällen

Die beste Prävention eines Schlaganfalls ist die Vermeidung von Risikofaktoren.

Lebensstiländerungen

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenig Alkohol ist empfehlenswert.
  • Ausreichend Bewegung: 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal.
  • Nichtrauchen: Nikotin ist ein großer Risikofaktor für Schlaganfälle.

Medizinische Maßnahmen

  • Blutdruckkontrolle: Ein hoher Blutdruck sollte behandelt werden.
  • Diabeteskontrolle: Diabetes sollte optimal eingestellt sein.
  • Cholesterinkontrolle: Hohe Cholesterinwerte sollten gesenkt werden.
  • Vorhofflimmern behandeln: Bei Vorhofflimmern sollten gerinnungshemmende Medikamente eingenommen werden.

Schlaganfall-Risikotest

Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft bietet auf ihrer Seite einen Schlaganfall-Risikotest an. Damit sollen Personen ihr persönliches Schlaganfall-Risiko einschätzen können. Wenn der Test auffällig ist, sollte man unbedingt zum Arzt gehen und dann können Risikofaktoren frühzeitig überprüft und entsprechende Behandlungen eingeleitet werden.

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