Schlaganfall im hohen Alter: Ursachen und Behandlung

Ein Schlaganfall ist eine Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu neurologischen Defiziten wie Lähmungen, Sprachproblemen oder Gedächtnisverlust führen kann. Es gibt zwei Hauptarten von Schlaganfällen: ischämische Schlaganfälle, bei denen die Blutversorgung blockiert ist, und hämorrhagische Schlaganfälle, bei denen eine Blutung im Gehirn auftritt. Jährlich erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Schlaganfälle sind eine der häufigsten Ursachen für Behinderungen und Tod weltweit. Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit dem Alter. Drei Viertel aller Schlaganfallpatienten in Deutschland sind über 65 Jahre alt.

Ursachen für einen Schlaganfall im Alter

Die Ursachen für einen Schlaganfall sind eng mit Vorerkrankungen verbunden, die auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Da diese mit zunehmendem Alter häufiger werden, sind ältere Menschen häufiger von dieser Erkrankung betroffen. Die Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall sind Bluthochdruck und Vorhofflimmern. Andere Schlaganfall-Risikofaktoren, die weniger stark, aber dennoch relevant sind, sind Diabetes, Rauchen, Bewegungsmangel und Fettstoffwechselstörung. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für einen Schlaganfall. Eine Person über 70 Jahre hat ein höheres Schlaganfallrisiko als eine Person mit 60 Jahren.

Ischämischer Schlaganfall

Eine Ursache für einen ischämischen Schlaganfall ist ein Blutpfropf, der sich an einer anderen Stelle im Körper gebildet hat, sich dann löst und mit dem Blut bis zu den Gefäßen im Gehirn geschwemmt wird und dort ein Gefäß verstopft. Zum anderen können Hirngefäße selbst von Arteriosklerose betroffen sein und sich die Ablagerungen so stark ansammeln, bis das Gefäß komplett verschlossen ist und kein Blut mehr hindurch kann. Ischämische Schlaganfälle sind die häufigste Art von Schlaganfällen.

Hämorrhagischer Schlaganfall

Eine Ursache für einen hämorrhagischen Schlaganfall, bei dem es zu Blutungen direkt im Gehirn kommt (intrazelebrale Blutungen), ist ein plötzliches Platzen eines Hirngefäßes. Das kann vor allem bei Bluthochdruckpatienten spontan auftreten. Eine weitere Ursache kann das Platzen eines oft angeborenen Aneurysmas (Aussackung in der Gefäßwand) sein, bei dem es zu einer Blutung in den Zwischenraum zwischen mittlerer und innerer Hirnhaut kommt. Hämorrhagische Schlaganfälle treten seltener auf als ischämische Schlaganfälle, sind jedoch oft schwerwiegender.

Risikofaktoren für einen Schlaganfall

Es gibt einige Risikofaktoren für einen Schlaganfall, die sich typischerweise im fortgeschrittenen Erwachsenenalter zu zeigen beginnen und die man meist durch einen gesunden Lebensstil und medikamentöse Unterstützung gut in den Griff bekommen kann. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören ein erhöhter Blutdruck, das Vorliegen eines Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen, Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel.

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Prävention

Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind letztendlich immer die Vermeidung von Risikofaktoren. Das heißt: Maßnahmen, die effektiv einem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und letzten Endes auch Diabetes vorbeugen und verhindern. Dazu gehört im ersten Schritt, dass man sich vernünftig ernährt, das heißt eine balancierte, ausgewogene zum Beispiel mediterrane Diät zu sich führt. Also überwiegend Gemüse, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Alkohol. Alkohol ist zwar nicht komplett verboten, aber nur in sehr geringen Mengen. Und natürlich ist ausreichende Bewegung sehr wichtig. 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal. Und wenn Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, sollte man die natürlich auch behandeln. Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft bietet auf ihrer Seite einen Schlaganfall-Risikotest an, mit dem Personen ihr persönliches Schlaganfall-Risiko einschätzen können. Wenn der Test auffällig ist, sollte man unbedingt zum Arzt gehen, damit Risikofaktoren frühzeitig überprüft und entsprechende Behandlungen eingeleitet werden können. Eine gesunde Lebensweise reduziert die Gefahr eines Blutgerinnsels.

Symptome eines Schlaganfalls

Ein Schlaganfall kann plötzlich auftreten und zu unterschiedlichen Symptomen führen, je nachdem, welcher Teil des Gehirns betroffen ist. Typische Anzeichen des Schlaganfalls sind (einzeln oder in Kombination):

  • Plötzlich einsetzende Schwäche oder ein Gefühl von Taubheit auf einer Körperseite (vollständig oder teilweise)
  • Plötzlich einsetzende Gesichtslähmung wie z.B. hängende Mundwinkel
  • Unverständliche oder undeutliche Sprache
  • Sehstörungen wie z.B. Blindheit auf einem Auge, halbseitige Sehstörungen, Doppeltsehen
  • Schwindel oder Gleichgewichtsprobleme
  • Plötzliche sehr starke Kopfschmerzen, sog. Vernichtungskopfschmerz

Der sogenannte FAST-Test ist eine einfache Formel, einen möglichen Schlaganfall schnell zu erkennen:

  • Face (Gesicht): Achten Sie darauf, ob der Patient Lähmungserscheinungen im Gesicht aufweist, beispielsweise einen herabhängenden Mundwinkel. Bitten Sie die Person, zu lächeln.
  • Arms (Arme): Die Person soll beide Arme gleichzeitig heben.
  • Speech (Sprache): Im Falle eines Schlaganfalls wird das Gehirn beeinträchtigt, somit auch das Sprachzentrum. Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen.
  • Time (Zeit): Die Zeit ist bei einem Schlaganfall entscheidend. Beim Auftreten eines der Symptome kann es sich um einen Schlaganfall handeln und Sie müssen schnell handeln.

Die Schlaganfall-Symptome können bei einzelnen Personen unterschiedlich sein. Es hängt davon ab, wo das Gehirn beschädigt wurde und wie weitflächig die Schädigung bereits aufgetreten ist. Manchmal ist der Schlaganfall schmerzlos. Das ist bei einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA) der Fall, die als Vorbote eines Schlaganfalls gilt. Die Warnzeichen können zunächst harmlos erscheinen.

Stille Schlaganfälle

Nicht immer ist ein Schlaganfall sofort als akuter Schlaganfall auffällig. Manchmal gibt es die sogenannten „stillen Schlaganfälle“, die weder von Betroffenen noch von deren Umfeld als solche erkannt werden. Es ist schon so, dass auch die stillen Schlaganfälle - oder wie wir sagen „stummen Schlaganfälle“ - mild ausgeprägte Symptome zeigen. Diese Symptome werden jedoch häufig nicht als Schlaganfall-Symptom bewertet, daher bleiben sie „still“. Das kann zum Beispiel mal ein kurzer Schwindel oder mal ein Kribbeln sein. Dass ein „stiller Schlaganfall“ gar keine Symptome verursacht, ist eher selten der Fall. Meistens werden die Symptome einfach gar nicht bemerkt, weil stille Schlaganfälle in aller Regel kleinere Schlaganfälle sind, die letzten Endes keine Funktionsstörung verursachen.

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Behandlung eines Schlaganfalls

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall und erfordert sofortige ärztliche Behandlung, um das Gehirn vor weiteren Schäden zu schützen. Bei jedem Verdacht auf einen Schlaganfall sollten Sie sofort den Notarzt alarmieren (Notrufnummer 112)! Die größte Chance, den Schlaganfall effektiv zu behandeln, besteht innerhalb der ersten Stunden nach dem Beginn der Symptome („time is brain“). Sofort nach der Aufnahme in der Schlaganfall-Ambulanz oder der Stroke Unit schaut der Arzt meistens mit einer ganz kurzen Ultraschalluntersuchung, ob ein großes Gefäß im Hals oder im Gehirn verschlossen ist. Die genaue Art des Schlaganfalls stellt er dann durch eine Kernspintomographie oder Computertomographie fest.

Akuttherapie

Die Schlaganfall Behandlung hängt von der Art des Schlaganfalls ab. Für ischämische Schlaganfälle zielt die Behandlung darauf ab, die Durchblutung schnell wiederherzustellen. Dies kann durch die Verabreichung von thrombolytischen Medikamenten zur Auflösung von Blutgerinnseln (Lyse-Therapie) oder durch einen Eingriff wie eine Thrombektomie erfolgen. Bei hämorrhagischen Schlaganfällen ist die Kontrolle der Blutung und des Drucks im Gehirn entscheidend. In einigen Fällen kann eine operative Intervention erforderlich werden. Grundsätzlich sollte die Lysetherapie innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptome begonnen werden. Neue Studien haben gezeigt, dass unter bestimmten Umständen eine Lysetherapie auch noch später erfolgreich sein kann. Vor allem beim Verschluss großer Hirngefäße erfolgt eine Thrombektomie.

Lyse-Therapie

Bei der sogenannten systemischen Lyse erhält der Schlaganfall-Patient über eine Infusion in eine Vene ein Medikament, das Blutgerinnsel auflöst (Thrombolytikum). Ein spezieller Wirkstoff aktiviert ein Enzym im Körper, das Blutgerinnsel abbaut. Zugelassen ist diese Form der Lyse-Therapie bis zu 4,5 Stunden nach dem Hirninfarkt. Je früher Ärzte innerhalb dieses Zeit-Fensters mit der Lyse beginnen, desto höher sind die Erfolgschancen. Sind bereits mehr als etwa 4,5 Stunden vergangen, lässt sich das Gerinnsel kaum noch medikamentös auflösen. In bestimmten Fällen hilft eine systemische Lyse auch noch bis 6 Stunden nach Auftreten der Schlaganfall-Symptome - als individueller Heil-Versuch. Die Lyse-Therapie darf jedoch nicht bei einem Schlaganfall durch eine Hirn-Blutung durchgeführt werden. Das verschlimmert zumeist die Blutung. Auch in bestimmten anderen Situationen ist von einer Lyse-Therapie abzuraten, zum Beispiel bei nicht kontrollierbarem Bluthochdruck. Neben der systemischen Lyse-Therapie gibt es auch noch die lokale Lyse (intra-arterielle Thrombolyse). Diese erfolgt mittels Katheter, den der Arzt über eine Arterie bis an den Ort des Gefäß-Verschlusses im Gehirn vorschiebt, wo er direkt ein gerinnsel-auflösendes Medikament injiziert. Die lokale Lyse-Therapie eignet sich aber nur in ganz bestimmten Fällen (etwa bei Hirnstamm-Infarkt).

Thrombektomie

Eine weitere Form der Schlaganfall-Behandlung beruht auf der mechanischen Beseitigung des Blutgerinnsels: Bei der sogenannten Thrombektomie schiebt der Arzt unter Röntgenkontrolle einen dünnen Katheter über eine Arterie in der Leiste bis zum Gerinnsel im Gehirn vor. Dieses entfernt er dann mit geeigneten feinen Instrumenten. Die Thrombektomie erfolgt bei Eignung so schnell wie möglich nach Auftreten der Schlaganfall-Symptome. Es besteht auch die Möglichkeit, beide Verfahren miteinander zu kombinieren - das Auflösen des Blutgerinnsels im Gehirn mit einem Medikament (Thrombolyse) und das mechanische Entfernen des Gerinnsels mittels Katheter (Thrombektomie). Im Bereich der Thrombektomie gibt es tatsächlich Heilungserfolge, die an Wunderheilung grenzen können: Es gibt Fälle, in denen der Patient mit einer schwerstgradigen Lähmung in die Klinik kommt und bei Entlassung eine Woche später keinerlei Einschränkungen mehr hat - sofern er nach dem Schlaganfall schnell in die Klinik gebracht wurde.

Behandlung bei hämorrhagischem Schlaganfall

Ist eine kleinere Hirn-Blutung Auslöser für einen Schlaganfall, reicht meist eine konservative Schlaganfall-Behandlung aus. Hierbei ist absolute Bettruhe einzuhalten und alle Aktivitäten, die den Druck im Kopf ansteigen lassen, sind zu vermeiden. Dazu gehört etwa starkes Pressen beim Stuhlgang. Ein zu hoher Druck verstärkt nämlich die Blutung, ein zu niedriger führt unter Umständen zur Mangel-Durchblutung von Hirngewebe. Bei Hirn-Blutungen, die ausgedehnter sind und nicht von allein stoppen, ist in der Regel eine Operation nötig. Die Entscheidung für eine Operation hängt aber von verschiedenen Faktoren wie Lage und Größe der Blutung, Alter und allgemeinem Zustand des Patienten sowie eventuellen Begleit-Erkrankungen ab. Bei dem Eingriff eröffnet der Arzt den Schädel, um den Blut-Erguss zu entfernen (Hämato-Evakuation) und die Blutungsquelle möglichst zu verschließen. Zunächst wird versucht, die Ausbreitung der Blutung zu bremsen, durch Senkung des Blutdrucks und ggf. den Einsatz gerinnungsaktiver Medikamente. Bei ausgedehnten Hirnblutungen wird operiert.

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Weitere Maßnahmen in der Akutphase

Je nach Bedarf umfasst die Schlaganfall-Behandlung weitere Maßnahmen, besonders bei Auftreten von Komplikationen. Dazu gehören die Überwachung und Stabilisierung der Vitalfunktionen (Atmung, Blutdruck, Herzfrequenz, Blutzucker, Körpertemperatur, Hirn- und Nierenfunktion sowie Wasser- und Elektrolyt-Haushalt).

Erhöhter Hirndruck

Bei einem sehr großen Hirn-Infarkt schwillt das Gehirn oft an (Hirn-Ödem). Weil der Platz im knöchernen Schädel jedoch begrenzt ist, steigt in der Folge der Hirndruck an. Das wiederum quetscht Nerven-Gewebe ein und schädigt es irreversibel. Auch bei einer größeren Hirn-Blutung steigt durch das austretende Blut der Druck im Schädel mitunter an. Wenn Blut in die mit Nervenwasser gefüllten Hirn-Innenräume (Ventrikel) eintritt, staut sich zudem das Nervenwasser auf - es entwickelt sich ein "Wasserkopf" (Hydrocephalus). Auch dadurch steigt der Hirndruck gefährlich an. Was auch immer der Grund für einen erhöhten Hirndruck ist, es erfordert eine sofortige Behandlung und Absenkung des Hirndrucks. Dabei hilft es zum Beispiel, Kopf und Oberkörper des Patienten hochzulagern. Sinnvoll ist auch die Gabe entwässernder Infusionen oder die Ableitung von Nervenwasser über einen Shunt (etwa in die Bauchhöhle). Zur Entlastung entfernen Ärzte auch in manchen Fällen vorübergehend einen Teil des Schädelknochens, den sie später wieder einsetzen (Entlastungs-Kraniotomie). Das Ausräumen beziehungsweise Entfernen des Blut-Ergusses bei einer Hirn-Blutung verringert ebenfalls den Druck im Schädel.

Gefäß-Krämpfe (Vaso-Spasmen)

Bei einem Schlaganfall durch Blutung zwischen den Hirnhäuten (Subarachnoidal-Blutung) besteht die Gefahr, dass sich die Gefäße krampfartig verengen. Durch diese Gefäß-Krämpfe (Vaso-Spasmen) ist das Hirngewebe nicht mehr ausreichend durchblutet. Dann tritt zusätzlich ein ischämischer Schlaganfall auf. Gefäß-Krämpfe sind daher medikamentös zu handeln.

Epileptische Anfälle und Epilepsie

Ein Schlaganfall ist sehr oft der Grund für eine neu aufgetretene Epilepsie bei älteren Patienten. Ein epileptischer Anfall tritt manchmal schon innerhalb der ersten Stunden nach dem Schlaganfall auf, aber auch erst Tage oder Wochen danach. Epileptische Anfälle lassen sich medikamentös (mit Anti-Epileptika) behandeln.

Lungen-Entzündung

Zu den häufigsten Komplikationen nach einem Schlaganfall zählen bakterielle Lungen-Entzündungen. Besonders hoch ist das Risiko bei Patienten, die infolge des Schlaganfalls unter Schluck-Störungen (Dysphagien) leiden: Beim Verschlucken geraten Nahrungspartikel in die Lunge und lösen eine Lungen-Entzündung aus (Aspirations-Pneumonie). Zur Vorbeugung und Behandlung geben Ärzte Antibiotika. Es besteht zudem die Möglichkeit, Schlaganfall-Patienten mit Schluck-Störungen künstlich über eine Sonde zu ernähren. Das senkt das Risiko einer Lungen-Entzündung.

Harnwegs-Infekte

In der Akutphase nach einem Schlaganfall haben Patienten oft das Problem mit dem Wasserlassen (Harnverhalt oder Harnstau). In solchen Fällen hilft ein Blasen-Katheter, den der Patient regelmäßig beziehungsweise dauerhaft trägt. Sowohl Harnstau als jedoch auch Dauer-Katheter begünstigen eine Harnwegs-Infektion nach einem Schlaganfall. Deren Behandlung erfolgt mit Antibiotika.

Stroke Units

Die Erstversorgung in einer Stroke Unit ist essentiell. In Deutschland wird heutzutage auch der Großteil der Schlaganfall-Patienten auf solchen Stroke Units behandelt. Über die letzten Jahre hat sich auf diesem Gebiet eine Behandlungsexpertise entwickelt, so dass Schlaganfälle in solchen Einheiten besser behandelt werden als zum Beispiel in Krankenhäusern, die das nicht vorhalten oder in anderen Abteilungen oder internistischen Kliniken. In Stroke Units ist die diagnostische und therapeutische Expertise sehr hoch und daher können die Experten einschätzen, ob im individuellen Fall zum Beispiel eine Spezialtherapie möglich und nötig ist wie beispielweise eine Lyse-Therapie oder eine katheterbasierte sogenannte Thrombektomie. Auf diesen Stroke Units wird nicht nur die Akuttherapie gestartet, sondern es erfolgt in den folgenden Tagen auch ein Herz-Kreislauf-Monitoring. Nach der Akuttherapie wird der Fokus auf die Ursachenforschung des Schlaganfalls gelegt. Es wird immer das Herz-Kreislauf-Monitoring gemacht, bei dem Herzfrequenz, Atemfrequenz und Blutdruck beobachtet werden. Zudem werden natürlich bei allen Schlaganfall-Patienten mithilfe bildgebender Verfahren wie MRT und CT die gehirnversorgenden Gefäße untersucht, um die Art und das Ausmaß des Schlaganfalls abzuklären.

Rehabilitation

Nach der akuten Phase folgt die Rehabilitation, um die verlorene Funktionalität wiederherzustellen. Eine frühzeitige Rehabilitation und Präventionsmaßnahmen können helfen, das Risiko für Folgeschäden oder weitere Schlaganfälle zu verringern. Die medizinische Reha nach Schlaganfall will einem Patienten helfen, in sein altes soziales und eventuell auch berufliches Umfeld zurückzukehren. Dazu versucht medizinisches Fachpersonal zum Beispiel mit geeigneten Trainings-Methoden, Funktions-Einschränkungen wie Lähmungen, Sprach- und Sprech-Störungen oder Seh-Störungen zu verringern. Außerdem soll die Reha nach Schlaganfall einen Patienten wieder in die Lage versetzen, seinen Alltag so weit wie möglich selbstständig zu bewältigen. Dazu gehört es etwa, sich allein zu waschen, anzuziehen oder eine Mahlzeit zuzubereiten. Manchmal bestehen körperliche Einschränkungen (wie eine gelähmte Hand), die gewisse Handgriffe oder Bewegungen erschweren oder unmöglich machen. Dann lernen Betroffene in der Schlaganfall-Rehabilitation Lösungs-Strategien sowie den Umgang mit geeigneten Hilfsmitteln (wie Badewannen-Lift, Gehstock, Sprunggelenks-Orthese).

Therapieformen für die ganzheitliche Behandlung

In neurologischen Kliniken spielen verschiedene Therapieformen eine zentrale Rolle bei der ganzheitlichen Therapie. Die Therapiepläne werden für jeden Patienten individuell erstellt, um zu gewährleisten, dass die Patienten die für sie optimale Behandlung erhalten. Zu den Therapieformen gehören:

  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Bewegungstherapie
  • Kunsttherapie
  • Sozialdienst
  • Gruppentherapie
  • Einzeltherapie

Medikamentöse Behandlung nach einem Schlaganfall

Nach einem ischämischen Schlaganfall, auch bei einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA), erfolgt eine therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung, um das Risiko zu minimieren, dass sich ein neues Blutgerinnsel bildet und zu einem Folgeschlaganfall führt. Oft wird dafür Aspirin/ASS eingesetzt, da es die Blutplättchenbildung hemmt. Wenn ein Vorhofflimmern ursächlich war, erfolgt die sogenannte Antikoagulationstherapie.

Prognose und Lebenserwartung

Die Folgen eines Schlaganfalls hängen immer von Art und Ausmaß des Schlaganfalls ab. Die stärksten Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall resultieren aus schwerwiegenden Lähmungen und Sprachstörungen. Und natürlich gibt es weitere Symptome, die nicht unbedingt etwas mit der initialen Schlaganfall-Symptomatik zu tun haben, die sich aber im Verlauf des Schlaganfalls entwickeln können und gar nicht mal selten sind. Die Mortalität von Patienten nach einem ersten Schlaganfall liegt bei 25 bis 30 Prozent. Das betrifft allerdings nur die Subgruppe der sehr schweren Schlaganfälle. Das sind ja letztlich Patienten, die schwerste Lähmungen, schwerste Sprachstörungen, schwerste Sehstörungen haben und die nach dem ersten Schlaganfall in der Regel bettlägerig und stark pflegebedürftig sind. Von diesen schwerwiegenden Fällen stirbt eine sehr hohe Zahl innerhalb des ersten Jahres. Es gibt durchaus Schlaganfall-Patienten, die sich vollkommen erholen und keine schweren Folgeschäden davontragen. Tatsächlich haben jüngere Patienten (unter 70 Jahren) eine größere Chance, einen Schlaganfall vollkommen auszuheilen beziehungsweise etwaige Einschränkungen durch eine Rehabilitation vollkommen zu beseitigen.

Rezidiv-Risiko

Es gibt eine Reihe an Rezidiv-Schlaganfällen (wiederholte Schlaganfälle) und die Zahl liegt bei rund 50.000 bis 70.000 pro Jahr. Dass jeder Patient nach einem ersten Schlaganfall einen zweiten Schlaganfall erleidet, stimmt nicht, weil das im Wesentlichen von der jeweiligen Situation des Patienten abhängt. Auch wegen dieses hohen Rezidiv-Risikos ist aber so wichtig, nach dem ersten Schlaganfall die genauen Ursachen zu erforschen, um daraus eine gute Sekundär-Prävention aufbauen zu können. Dabei gelten die selben Präventionsmaßnahmen wie vor Erstschlaganfällen. Die entscheidenden Faktoren sind einfach eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Diabetes, kein Bluthochdruck usw.

Umgang mit den Folgen eines Schlaganfalls

Durch die Folgen eines Schlaganfalls sind viele Personen nach einem Schlaganfall auf Unterstützung oder Pflege angewiesen. Das hängt erheblich von der Schwere des Schlaganfalls ab. Wenn es nur ein leichter Schlaganfall war oder einer, bei dem eine Rückbildung möglich ist, dann ändert sich vielleicht gar nicht viel und der Betroffene kann ganz normal in seine Wohnung zurückkehren. Wenn es ein schwerer Schlaganfall war, dann muss möglicherweise schon mehr Unterstützung oder Pflege organisiert werden. Bei einem sehr schweren Schlaganfall sollte man sich frühzeitig auf Pflegeportalen informieren und passende Pflege für seinen Angehörigen organisieren.

Forschung und Zukunftsperspektiven

Ein Bereich der Forschung dreht sich aktuell um die Verbesserung der Akuttherapie. Da haben wir ja mit der Thrombektomie eine sensationell wirksame neue Therapiemethode hinzugewonnen. Auf dem Gebiet der Schlaganfall-Früherkennung wird natürlich auch viel an der Genetik des Schlaganfalls geforscht. Warum treten Schlaganfälle zum Beispiel in manchen Familien häufiger auf als in anderen? Woran kann man eine Art Veranlagung erkennen? An diese und ähnlichen Fragen wird stark geforscht. Zuletzt gibt es auch viele Forschungsprojekte zur Verbesserung der Regeneration und Rehabilitation nach Schlaganfall.

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