Sowohl Krebserkrankungen als auch Schlaganfälle gehören weltweit zu den häufigsten Ursachen für Erkrankungen und Sterblichkeit. Es ist wichtig zu verstehen, dass viele Krebserkrankungen und Schlaganfälle gemeinsame Risikofaktoren haben, wie Rauchen und Übergewicht. Manchmal besteht sogar ein direkter Zusammenhang, bei dem eine noch nicht erkannte Krebserkrankung einen Schlaganfall verursachen kann. Generell haben Krebspatienten aufgrund direkter Auswirkungen des Tumors, prothrombotischer Effekte und bestimmter Krebstherapien ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Schlaganfälle nach einer Chemotherapie, die damit verbundenen Risiken und mögliche Präventionsmaßnahmen.
Erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Krebspatienten
Eine onkologische Diagnose, insbesondere eine hämatoonkologische, kann das Risiko für Schlaganfälle erhöhen. Viele Krebserkrankungen beeinflussen die Blutgerinnung, wobei etwa 20 % aller venösen Thromboembolien bei Krebspatienten auftreten. Eine Thrombose ohne erkennbare Ursache bei älteren Menschen kann auf eine mögliche Krebserkrankung hinweisen. Es ist weniger bekannt, dass Krebserkrankungen auch arterielle Thrombosen auslösen können, die zu Schlaganfällen oder Herzinfarkten führen.
Eine Studie mit US-Senioren ergab, dass im Monat vor der Krebsdiagnose 0,62 % einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten, was mehr als fünfeinhalb Mal häufiger war als in einer Kontrollgruppe ohne Krebs. Das Risiko stieg mit Annäherung an die Diagnose und war bei Patienten mit Lungen- und Darmkrebs sowie fortgeschrittenem Krebsleiden am höchsten. Ärzte sollten bei älteren Patienten mit scheinbar grundlosem Herzinfarkt oder Schlaganfall gezielt nach einer Krebserkrankung suchen und Vorsorgeuntersuchungen empfehlen.
Chemotherapie und Strahlentherapie als Risikofaktoren
Chemo- und Strahlentherapien sind Standardbehandlungen für Krebserkrankungen, die jedoch den Körper schwächen und Nebenwirkungen verursachen können. Eine mögliche Folge der Chemotherapie ist die Herzinsuffizienz, die zunehmend in den Fokus von Krebs- und Herzspezialisten rückt.
Kardiotoxizität von Chemotherapeutika
Die Fortschritte in der Krebstherapie haben die Lebenserwartung von Betroffenen erhöht, aber einige Medikamente können das Herz angreifen und zu Herzschäden führen. Dies wird als Kardiotoxizität der Medikamente bei der Chemotherapie bezeichnet. Eine Herzinsuffizienz nach Chemo- oder Strahlentherapie kann auftreten, wenn der Herzmuskel so stark angegriffen wird, dass das Herz nicht mehr seine volle Pumpleistung erbringen kann.
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Laut einer Studie beginnt die Gefahr für eine Herzinsuffizienz ein Jahr nach der Krebsdiagnose und hält 20 Jahre an. Die genauen Auswirkungen der Tumortherapie sind noch nicht ausreichend geklärt. Einige Chemotherapeutika belasten das Herz direkt und messbar, während andere erst Jahre später Auswirkungen zeigen. Einige Wirkstoffe verschlechtern die Pumpkraft nur vorübergehend, andere hinterlassen dauerhafte Schäden.
Auswirkungen verschiedener Chemotherapeutika auf das Herz
- Anthrazykline: Diese Medikamente werden häufig eingesetzt. Die Empfindlichkeit der Patienten gegenüber den Wirkstoffen ist unterschiedlich. Akute Reaktionen können EKG-Auffälligkeiten oder Vorhofflimmern sein. Eine Herzinsuffizienz kann sich innerhalb eines Jahres oder erst nach einigen Jahren entwickeln. Eine rechtzeitige Behandlung kann zur Erholung des Herzens führen. Risikofaktoren für eine Herzinsuffizienz durch Anthrazykline sind ein Alter von über 65 oder unter 18 Jahren, weibliches Geschlecht, Nierenversagen oder eine begleitende Strahlentherapie.
- Andere Zytostatika: Auch andere Medikamente zur Chemotherapie können Herzprobleme auslösen, meist schon in den ersten Tagen nach der Behandlung. Da es sich oft um eine Kombination verschiedener Mittel handelt, ist es schwer zu bestimmen, welches für die unerwünschte Wirkung verantwortlich ist.
- Immuntherapien: Antikörpertherapien können ebenfalls das Herz angreifen, insbesondere bei Personen mit Vorerkrankungen am Herzen oder die mit Anthrazyklinen behandelt wurden. Eine Pause der Chemotherapie und die gleichzeitige Therapie der Herzinsuffizienz können oft zur Erholung des Herzens führen.
- VEGF-Hemmer: Diese Wirkstoffe unterdrücken das Wachstum neuer Blutgefäße (Angiogenese). Dies kann Nebenwirkungen im Herzen hervorrufen, die vorübergehend oder dauerhaft sein können.
Weitere mögliche Auswirkungen von Chemotherapeutika auf das Herz-Kreislauf-System
- Koronare Herzkrankheit
- Erkrankungen der Herzklappen
- Herzrhythmusstörungen
- Thrombosen
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
- Schlaganfall
- Bluthochdruck
Herzschäden nach Bestrahlung
Auch die Strahlentherapie von Tumoren kann Herzschädigungen verursachen. Die Einflüsse der Bestrahlung sind schwerer zu erfassen als die Schäden durch Medikamente, da Chemo- und Strahlentherapie meist gemeinsam eingesetzt werden und der Zeitraum zwischen der Strahlentherapie und den Auswirkungen auf das Herz groß sein kann. Die Belastung des Herzens durch Bestrahlung hängt von der Intensität der Strahlen und der betroffenen Körperregion ab. Studien deuten darauf hin, dass verbesserte Risikomanagement in Kliniken das Risiko für Brustkrebs-Patientinnen, an einem Herzleiden zu versterben, nicht größer ist als bei der durchschnittlichen weiblichen Bevölkerung. Eine Nachsorge durch einen Kardiologen ist besonders wichtig, da sich die Beeinträchtigung der Herzfunktion oft erst nach Jahren manifestiert.
Chemotherapie bei bestehender Herzinsuffizienz
Bei Patienten mit Herzinsuffizienz, die eine Chemotherapie benötigen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Krebsspezialisten und Kardiologen erforderlich. Die Patienten müssen intensiv überwacht werden, unter anderem durch die Bestimmung bestimmter Biomarker (z. B. Troponin) aus dem Blut.
Kryptogener Schlaganfall und okkulte Krebserkrankungen
Studien zeigen, dass bei 2 % bis 5 % aller Patienten im ersten Jahr nach einem ischämischen Schlaganfall eine zuvor nicht bekannte Krebserkrankung diagnostiziert wird, die vermutlich bereits zur Zeit des Schlaganfalls vorlag. Bei Patienten mit einem kryptogenen Schlaganfall, dessen Auslöser nicht ermittelt werden konnte, wird die Zahl okkulter Krebserkrankungen noch höher vermutet. Kryptogene Schlaganfälle treten vor allem bei jüngeren Patienten im Alter zwischen 18 und 49 Jahren auf.
Eine Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen einem ersten Schlaganfall und einer neuen Krebsdiagnose und berücksichtigte dabei die Art des Schlaganfalls, das Alter und das Geschlecht der Teilnehmer. Die Ergebnisse zeigten, dass junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 49 Jahren im ersten Jahr nach einem Schlaganfall ein drei- bis fünffach höheres Krebsrisiko als die Allgemeinbevölkerung aufweisen. Bei älteren Patienten ist das Risiko geringer. Häufig diagnostizierte Krebserkrankungen nach einem Schlaganfall waren Bronchialkarzinome, hämatologische Krebserkrankungen und gastrointestinale Tumore.
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Chemo-Brain: Kognitive Beeinträchtigungen nach Chemotherapie
Viele Krebspatienten berichten nach einer Chemotherapie über eine verminderte Leistungsfähigkeit. Diese Nebenwirkung, die auch lebenslang anhalten kann, wird als Chemo-Brain bezeichnet. Betroffene haben Schwierigkeiten, sich Namen zu merken, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, sich zu konzentrieren und Informationen zu planen und einzuordnen.
Neuropsychologische Untersuchungen haben diesen vernebelnden Effekt nach einer Chemotherapie bestätigt. Forscher konnten in Bildern nachweisen, dass sich das Gehirn durch die Chemotherapie verändert. Mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) wurden Unterschiede im Stoffwechsel des Gehirns vor und nach der Chemotherapie festgestellt. Es scheint sich hauptsächlich um Stoffwechselveränderungen im Stirnhirn zu handeln, was viele der Symptome erklärt, wie das fehlende Multitasking.
Betroffene setzen auf Gedächtnistraining, Konzentrationsübungen und psychologische Unterstützung, um mit den Schwächen besser umzugehen. Zukünftige Chemomedikamente sollten idealerweise so entwickelt werden, dass sie weniger Chemo-Brain-Effekte verursachen.
Onkologische Notfälle und Komplikationen
Krebspatienten können aufgrund der Erkrankung selbst oder als Folge der Therapie Notfallsituationen erleiden. Diese können metabolische, hämatologische, kardiovaskuläre, infektiologische, neurologische und pulmonologische Ursachen haben. Es ist wichtig, Notfallsituationen rasch zu erkennen, den Arzt zu informieren und schnell und richtig zu handeln.
Metabolische Notfälle
- Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH): Eine Hormonstörung, bei der zu viel antidiuretisches Hormon (ADH) freigesetzt wird, was zu einem Wasserüberschuss und einer Verdünnung der Natriumkonzentration (Hyponatriämie) führt.
- Hyperkalzämie: Ein erhöhter Kalziumspiegel im Blut, der vor allem bei Patienten mit Knochenmetastasen auftritt.
- Diabetische Ketoazidose (DKA): Eine Stoffwechselentgleisung bei Diabetikern, die durch Insulinmangel verursacht wird.
Hämatologische und onkologische Notfälle
- Leukostase: Eine Verstopfung der Blutgefäße durch eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten).
- Tumorlyse: Ein spontaner oder durch die Chemotherapie verursachter Zerfall von Tumorzellen mit massenhaftem Austritt von Zellbestandteilen ins Blut.
- Disseminierte intravasale Gerinnung (DIC): Eine überschießende Blutgerinnung, die zu Verstopfungen der Blutgefäße und gleichzeitig zu einer Blutungsneigung führen kann.
- Thrombosen und Embolien: Blutgerinnsel im Gefäßsystem, die durch Veränderungen der Gefäßwand, der Fließgeschwindigkeit oder der Blutzusammensetzung verursacht werden.
- Obere Einflussstauung: Ein gestörter Rückfluss des venösen Blutes vom Kopf und den oberen Extremitäten zum Herzen, meist durch das Eindrücken der oberen Hohlvene durch einen Tumor.
- Neutropenie/neutropenisches Fieber: Eine Verminderung der neutrophilen Granulozyten, einer Form weißer Blutzellen, die zu einem erhöhten Infektionsrisiko führt.
- Sepsis/septischer Schock: Eine Infektion mit einer Beeinträchtigung des gesamten Organismus.
Präventive Maßnahmen und Empfehlungen
- Regelmäßige Bewegung: Tägliche Spaziergänge können einer Thrombose vorbeugen.
- Aufklärung über Risiken: Patienten sollten über die Risiken von Thrombosen und Schlaganfällen während der Krebstherapie informiert werden.
- Kontrolle von Risikofaktoren: Patienten mit Zusatzerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht haben ein erhöhtes Thromboserisiko und sollten besonders aufmerksam sein.
- Aufmerksames Beobachten des Körpers: Bei Schwellungen, Schmerzen, Rötungen und Fieber sollte ein Arzt aufgesucht werden.
- Enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten: Krebsspezialisten und Kardiologen sollten eng zusammenarbeiten, um die bestmögliche Behandlung für Krebspatienten mit Herzproblemen zu gewährleisten.
- Vorsorgeuntersuchungen: Ältere Patienten mit scheinbar grundlosem Herzinfarkt oder Schlaganfall sollten gezielt auf eine Krebserkrankung untersucht werden.
- Gedächtnistraining und Konzentrationsübungen: Betroffene von Chemo-Brain können durch diese Maßnahmen ihre kognitiven Fähigkeiten verbessern.
- Psychologische Unterstützung: Kann helfen, mit den Auswirkungen von Chemo-Brain besser umzugehen.
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