Schlaganfall nach Hüft-OP: Ursachen und Risiken

Die Implantation von Hüft-Totalendoprothesen (Hüft-TEP), also künstlichen Hüften, ist ein häufiger Eingriff, der vielen Menschen mit Hüftarthrose Schmerzfreiheit und verbesserte Beweglichkeit ermöglicht. In Deutschland wurden im Jahr 2022 rund 255.000 künstliche Hüftgelenke eingesetzt. Obwohl moderne Endoprothesen und ausgereifte Operationstechniken in der Regel gute Ergebnisse erzielen, birgt jede Operation Risiken. Eines dieser Risiken, das oft übersehen wird, ist das erhöhte Risiko für einen Schlaganfall nach der Operation.

Hüft-OP bei Arthrose

Bei einer Hüftarthrose (Coxarthrose) nutzt sich die Knorpelschicht der Knochen im Hüftgelenk nach und nach ab. Hierdurch reibt bei der Bewegung Knochen auf Knochen, was Schmerzen verursacht und zu kleinen Verletzungen führt. Die Folgen sind Einschränkungen der Beweglichkeit, was zum Beispiel das Anziehen von Strümpfen oder die Fußpflege behindert.

Die Behandlung der Hüftgelenksarthrose erfolgt in erster Linie konservativ mit Schmerzmitteln sowie mit Bewegung und Physiotherapie. Bei starkem Übergewicht hilft es auch, das Gewicht zu reduzieren.

Wenn diese Maßnahmen nicht mehr helfen, kann eine Hüft-TEP in Betracht gezogen werden, um die Alltagsaktivitäten und die Lebensqualität zu verbessern. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) legt fest, wann eine Hüft-OP in Betracht gezogen werden sollte:

  • Die Schmerzen, die von der Hüftarthrose ausgehen, sind so stark, dass sie den Alltag beeinträchtigen.
  • Konservative Behandlungen wie Bewegungstherapie und Schmerzmittel konnten auch nach drei Monaten die Schmerzen nicht genügend lindern.
  • Röntgenbilder bestätigen eindeutig die Diagnose einer Hüftarthrose.
  • Arzt und Patient haben die Vor- und Nachteile des Eingriffs gemeinsam abgewogen.

Schlaganfallrisiko nach Hüft-OP

Eine Studie aus dem Jahr 2012 in den Archives of Internal Medicine zeigte, dass Patienten in den ersten Wochen nach einem geplanten Hüft- oder Kniegelenkersatz ein erhöhtes Herzinfarktrisiko haben. Eine dänische Studie (2012) zeigte beispielsweise, dass das Risiko für einen Herzinfarkt in den ersten zwei Wochen nach einem Gelenkersatz in der Hüfte um das 25-fache und nach einem Kniegelenkersatz um das 31-fache erhöht war. Besonders gefährdet sind ältere Patienten. Dieses erhöhte Risiko kann verschiedene Ursachen haben:

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  • Stress: Die perioperative Phase setzt alle Patienten unter Stress, was zu einer erhöhten Rate von Herzinfarkten führen kann.
  • Aktivierung der Blutgerinnung: Nach Operationen kommt es zur Aktivierung der Blutgerinnung, was die Entstehung von Gerinnseln in den Herzkranzgefäßen (Koronararterien) begünstigen kann.
  • Absetzen von Blutverdünnern: Vor der Operation müssen blutverdünnende Medikamente oft abgesetzt werden, was das Risiko für Blutgerinnsel erhöht.
  • Blutverlust und Knochenmarksembolien: Während der Operation kann es zu Blutverlust und Knochenmarksembolien kommen, was das Herz-Kreislauf-System zusätzlich belastet.

Es ist wichtig zu beachten, dass ein Herzinfarkt im halben Jahr vor der Operation ein Risikofaktor ist.

Risikofaktoren

Mehrere Faktoren können das Risiko für einen Schlaganfall nach einer Hüft-OP erhöhen:

  • Alter: Das postoperative Herzinfarktrisiko nimmt mit dem Alter zu. Ein signifikantes Herzinfarktrisiko ist erst ab dem 60. Lebensjahr nachweisbar, und es steigt nach dem 80. Lebensjahr stark an.
  • Vorheriger Herzinfarkt: Patienten, die in den sechs Monaten vor dem Gelenkersatz einen Herzinfarkt erlitten hatten, erkrankten vierfach häufiger als andere in den ersten sechs Wochen nach der Gelenkoperation erneut an einem Herzinfarkt.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Patienten mit bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Beschwerden werden in der Regel vor einem Gelenkersatz zur kardiologischen Untersuchung und Optimierung vorgestellt.
  • Asymptomatische Patienten: Problematischer ist hingegen die Erkennung asymptomatischer Patienten mit einer potenziell zugrunde liegenden Herzkreislauf-Erkrankung, die häufig postoperative kardiale Komplikationen erleiden.

Prävention

Obwohl das erhöhte Risiko für einen Schlaganfall in der perioperativen Phase besteht, sollte dies niemanden von einer erforderlichen Gelenkersatzoperation abschrecken. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Risiko zu verringern:

  • Präventive Medikamente: Betroffene Patienten sollten präventive Medikamente wie Betablocker, Statine, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Heparin bekommen und diese auch wie verschrieben einnehmen.
  • Bewegungsübungen: Frühzeitige Bewegung nach der Operation ist wichtig, um die Durchblutung zu fördern und die Entstehung von Blutgerinnseln zu verhindern.
  • Kardiologische Untersuchung: Bei Patienten mit bekannten oder vermuteten Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte vor der Operation eine kardiologische Untersuchung durchgeführt werden.
  • Optimierung des Gesundheitszustandes: Vor der Operation sollten alle beeinflussbaren Komorbiditäten optimiert werden, um die Komplikationsrate des Eingriffs deutlich zu senken.
  • Patient Blood Management: Ein Patient Blood Management ist wichtig, um den Blutverlust während der Operation zu minimieren.

Komplikationen bei Hüftoperationen im hohen Alter

Bei Hüftoperationen im hohen Alter ergeben sich Komplikationen selten während der Operation oder Narkose, sondern meist erst danach durch Operationsfolgen, Begleiterkrankungen und eine erschwerte Rekonvaleszenz. Laut einer Studie, die Daten des deutschen Endoprothesenregisters (EPRD) analysierte, betrug die 30-Tage-Mortalität nach primärer Hüftendoprothesen-Implantation bei Patienten im Alter von über 80 Jahren im Jahr 2019 etwa 0,8 %. Um das Risiko für Patienten bei Operationen am Hüftgelenk im hohen Alter zu reduzieren, sind besondere Überlegungen und Vorkehrungen zu treffen. Im hohen Alter treten Begleiterkrankungen wie kardiologische, endokrinologische, nephrologische, angiologische, neurologische, gastroenterologische, pulmologische oder urologische Erkrankungen häufiger auf und erhöhen das Operationsrisiko.

Rehabilitation

Die Rehabilitation nach einer Hüftoperation ist ein wichtiger Faktor für deren Erfolg. Bei älteren Patienten kann die Erholung länger dauern und es kann schwieriger sein, eine vollständige Wiederherstellung der Funktion zu erreichen. Eine sorgfältige Planung und Überwachung der Rehabilitation von erfahrenen Physiotherapeuten ist daher unerlässlich, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Nach der Operation sollte es insbesondere bei älteren Patienten das Ziel sein, eine Mobilisation möglichst schnell, spätestens jedoch innerhalb der ersten 24 Stunden, zu erreichen, um das Risiko von postoperativen Komplikationen wie Thrombose, Embolie und Pneumonie zu reduzieren.

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