Schlaganfallbedingte Unruhe in der Nacht: Ursachen und Behandlungsansätze

Ein Schlaganfall kann das Leben eines Menschen von Grund auf verändern. Neben den offensichtlichen motorischen und kognitiven Einschränkungen können auch Schlafstörungen und nächtliche Unruhe auftreten. Diese sind nicht nur belastend für den Betroffenen selbst, sondern auch für dessen Angehörige.

Ursachen nächtlicher Unruhe nach Schlaganfall

Schlafstörungen nach einem Schlaganfall sind ein häufiges Phänomen und können vielfältige Ursachen haben. Es ist wichtig zu verstehen, dass ein Schlaganfall nicht nur äußerliche Funktionen beeinträchtigt, sondern auch innere Prozesse und Regelkreisläufe.

Neurologische Faktoren

  • Direkte Schädigung des Gehirns: Der Schlaganfall kann Hirnareale betreffen, die für die Schlafregulation zuständig sind.
  • Veränderungen im autonomen Nervensystem: Das autonome Nervensystem steuert unwillkürliche Körperfunktionen wie den Tag-Nacht-Rhythmus. Ein Schlaganfall kann dieses System aus dem Gleichgewicht bringen.
  • Neurologische Erkrankungen: Viele neurologische Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, die Parkinson-Krankheit, Epilepsie, Gehirntumore und Schlaganfall, führen zu erheblichen Schlafstörungen und zum Teil auch zu erhöhter Tagesmüdigkeit.
  • Nächtliche Bewegungsstörungen: Das Restless-Legs-Syndrom, bei dem es in der Nacht zu unangenehmen Missempfindungen der unteren Extremität kommt, die das Einschlafen behindern und zu unwillkürlichen nächtlichen Beinbewegungen führen, die die Schlafkontinuität stören.
  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Diese relativ seltene Schlafstörung, die schätzungsweise bei 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung auftritt, ist durch lebhafte, teils aktionsgeladene Träume und körperliche Aktivität während des Traumschlafs gekennzeichnet. Die Betroffenen schreien, schlagen oder treten im Schlaf um sich. Wichtig zu beachten ist, dass die REM-Schlaf-Verhaltensstörung als Vorläuferstadium für die Entwicklung eines Parkinson-Syndroms gilt.

Körperliche Beschwerden

  • Spastik: Muskelverspannungen und unwillkürliche Muskelzuckungen können den Schlaf erheblich stören. Die Spastik kann jedoch auch durch innere Unruhe und ein dadurch erhöhtes Stresslevel verstärkt werden.
  • Schmerzen: Schmerzen, die durch den Schlaganfall selbst oder durch Begleiterkrankungen verursacht werden, können das Ein- und Durchschlafen erschweren.
  • Nächtliche Atmungsstörungen: Schnarchen, ein Alarmsymptom für nächtliche Atmungsstörungen, ist sogar noch wesentlich häufiger. Vor allem, aber nicht ausschließlich Menschen, die Schnarchen, weisen während des Schlafens nicht selten Atempausen auf. Während solcher Pausen, die als Apnoen bezeichnet werden, kommt es zu einer Abnahme des Sauerstoffgehalts im Blut. Am Ende jeder Atempause steht eine Weckreaktion, weshalb der Schlaf solcher Patienten erheblich gestört ist.

Psychische Faktoren

  • Depressionen: Depressionen sind eine häufige Folge eines Schlaganfalls und können zu Schlafstörungen führen. Bei Depressionen sind neben Ein- und Durchschlafstörungen ganz typisch ein Erwachen in den frühen Morgenstunden, nach welchem die Patienten nicht wieder einschlafen können.
  • Angststörungen: Die Angst vor einem erneuten Schlaganfall oder vor den Folgen des Schlaganfalls kann zu Angstzuständen und Schlafstörungen führen. Bei Angststörungen ist besonders das Einschlafen stark gestört.
  • Belastende Gedanken und Gefühle: Die Verarbeitung des Schlaganfalls und seiner Folgen kann zu belastenden Gedanken und Gefühlen führen, die den Schlaf stören.

Weitere Faktoren

  • Medikamente: Einige Medikamente, die nach einem Schlaganfall eingenommen werden müssen, können den Schlaf beeinträchtigen.
  • Schlafumgebung: Lärm, Licht oder eine unangenehme Raumtemperatur können den Schlaf stören.
  • Verhaltensweisen: Ungünstige Schlafgewohnheiten, wie z.B. unregelmäßige Schlafzeiten oder die Einnahme von Alkohol vor dem Schlafengehen, können den Schlaf beeinträchtigen. Geringe Mengen Alkohol (ein Glas Wein oder Bier) fördern das Einschlafen, behindern jedoch das Durchschlafen und vermindern insgesamt die Erholsamkeit des Schlafes.

Diagnostik

Um die Ursache der Schlafstörungen zu finden, ist eine sorgfältige Diagnostik erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt über die Schlafstörungen, die Begleitumstände und die Krankengeschichte.
  • Körperliche Untersuchung: Eine allgemeine körperliche Untersuchung und eine neurologische Untersuchung.
  • Schlafanalyse: Eine Schlafanalyse im Schlaflabor kann helfen, die Art und Ausprägung der Schlafstörung zu bestimmen. Mit der Schlafableitung lassen sich die Schlaf- und die Muskelaktivitäten genau messen.

Behandlung

Die Behandlung der nächtlichen Unruhe nach einem Schlaganfall richtet sich nach der Ursache. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können:

Medikamentöse Therapie

  • Schlafmittel: Schlafmittel können kurzfristig helfen, den Schlaf zu verbessern. Sie sollten jedoch nicht dauerhaft eingenommen werden, da sie abhängig machen können.
  • Antidepressiva: Bei Depressionen können Antidepressiva helfen, die Stimmung zu verbessern und die Schlafstörungen zu reduzieren.
  • Anxiolytika: Bei Angststörungen können Anxiolytika helfen, die Angst zu reduzieren und den Schlaf zu verbessern.
  • Medikamente gegen Spastik: Medikamente wie Baclofen oder Tizanidin können helfen, die Muskelverspannungen zu lösen und den Schlaf zu verbessern.
  • Melatonin: Ein Hormon, das den Wach-Schlaf-Rhythmus steuert.
  • Clonazepam: Ein krampflösendes und beruhigendes Medikament.

Nicht-medikamentöse Therapie

  • Schlafhygiene: Die Einhaltung bestimmter Regeln zur Schlafhygiene kann helfen, den Schlaf zu verbessern. Dazu gehören z.B. regelmäßige Schlafzeiten, eine angenehme Schlafumgebung und der Verzicht auf koffeinhaltige Getränke vor dem Schlafengehen.
  • Kognitive Verhaltenstherapie: Eine kognitive Verhaltenstherapie kann helfen, negative Gedanken und Verhaltensweisen zu verändern, die den Schlaf stören.
  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und den Schlaf zu verbessern.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, Spastik zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, den Alltag besser zu bewältigen und die Selbstständigkeit zu fördern.
  • Logopädie: Logopädie kann helfen, Sprachstörungen zu verbessern.
  • Lichttherapie: Bei Schlafstörungen, die durch eine Störung des Tag-Nacht-Rhythmus verursacht werden, kann eine Lichttherapie helfen.
  • Körperliche Aktivität und Sport: Generell sind körperliche Aktivität und Sport zu empfehlen.

Behandlung von Begleiterkrankungen

  • Behandlung von Depressionen und Angststörungen: Eine psychotherapeutische Behandlung oder die Einnahme von Medikamenten können helfen, die psychischen Beschwerden zu lindern und den Schlaf zu verbessern.
  • Behandlung von Schmerzen: Eine adäquate Schmerztherapie kann helfen, die Schmerzen zu reduzieren und den Schlaf zu verbessern.
  • Behandlung von Schlafapnoe: Eine CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) kann helfen, die Atempausen während des Schlafs zu verhindern und den Schlaf zu verbessern.

Anpassung der Schlafumgebung

  • Optimale Schlafbedingungen: Sorgen Sie für eine ruhige, dunkle und kühle Schlafumgebung.
  • Sicherheit: Spitze oder schwere Gegenstände sollten daher nicht in greifbarer Nähe sein. Nachttische und andere Möbel räumt man besser weg, wenn man sich daran verletzen kann. Hilfreich können auch ein weicher Teppich oder eine Matte vor dem Bett sein, falls man herausfällt. Menschen mit schwerer REM-Schlaf-Verhaltensstörung sollten eventuell alleine schlafen oder zumindest ein größeres Kissen zwischen sich und die andere Bettseite legen.

Prävention eines Schlaganfalls

Da ein Schlaganfall oft Ursache für Schlafstörungen und nächtliche Unruhe ist, ist die Prävention eines Schlaganfalls von großer Bedeutung. Viele Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind beeinflussbar.

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Risikofaktoren reduzieren

  • Bluthochdruck: Bluthochdruck gehört zu den größten Gefahren für die Entwicklung einer Arteriosklerose (Gefäßverkalkung). Die verengten und oft entzündeten Gefäße sind ein bedeutender Risikofaktor für die Entstehung von Blutgerinnseln. Regelmäßige Blutdruckmessungen sind wichtig, da erhöhte Blutdruckwerte oft keine besonders auffälligen Beschwerden hervorrufen und daher häufig unentdeckt bleiben.
  • Herzerkrankungen: Herzerkrankungen zählen zu den häufigsten Schlaganfall-Ursachen überhaupt. Dies gilt vor allem für Vorhofflimmern und bestimmte Herzklappenerkrankungen. Die Einnahme von Gerinnungshemmern (Blutverdünnern) beispielsweise gehört zu den wichtigsten Therapiemaßnahmen bei Vorhofflimmern und Herzklappenerkrankungen.
  • Diabetes mellitus:
  • Bewegungsmangel:
  • Rauchen:
  • Starkes Übergewicht:
  • Ungünstige Cholesterinspiegel: Alle diese Faktoren können zu Gefäßverkalkungen führen.

Gesunder Lebensstil

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenig Alkohol ist empfehlenswert.
  • Ausreichend Bewegung: 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal.
  • Vermeidung von Übergewicht:
  • Nichtrauchen:

Schlaganfall-Warnzeichen erkennen

Einem Schlaganfall gehen oft Vorboten voraus. Diese können Stunden, Tage oder Wochen vor dem Hirninfarkt auftreten. Meist handelt es sich um fast die gleichen Symptome wie bei einem Schlaganfall. Anders als bei einem „echten“ Schlaganfall verschwinden die Beschwerden nach kurzer Zeit jedoch wieder. Treten Schlaganfall-Warnzeichen auf, sollte sofort der Notruf unter 112 gewählt und der Verdacht auf einen Schlaganfall geäußert werden.

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