Einführung
Atypische Parkinson-Syndrome (APS) sind eine Gruppe neurodegenerativer Erkrankungen, die sich in ihren Symptomen und ihrem Verlauf von der klassischen Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinson) unterscheiden. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Gruppe zählen die Multisystematrophie (MSA), die progressive supranukleäre Parese (PSP), das kortikobasale Syndrom (CBS) und die Demenz mit Lewy-Körperchen (DLK). Diese Erkrankungen stellen eine besondere Herausforderung für die Diagnostik und Therapie dar, da sie oft schwerer und schneller verlaufen als der Morbus Parkinson und weniger gut auf dieStandardtherapien ansprechen.
Was sind atypische Parkinson-Syndrome?
Atypische Parkinson-Syndrome sind neurodegenerative Erkrankungen, die sich vom klassischen Morbus Parkinson durch zusätzliche neurologische Symptome und einen schnelleren Verlauf unterscheiden. Im Gegensatz zum Morbus Parkinson, der hauptsächlich durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Zellen im Gehirn gekennzeichnet ist, betreffen APS oft mehrere Bereiche des Gehirns. Dies führt zu einer Vielzahl von Symptomen, die über die typischen Parkinson-Symptome hinausgehen.
Ursachen und Pathophysiologie
Atypischen Parkinson-Syndromen liegt eine Schädigung oder Degeneration von Nervengewebe im Gehirn zugrunde, die über die typischen Auffälligkeiten bei der Parkinson-Krankheit hinausgeht. Die Multisystematrophie (MSA) ist gekennzeichnet durch eine Degeneration in mehreren Gehirnregionen, einschließlich des Kleinhirns, des autonomen Nervensystems und der Basalganglien. Die Progressive supranukleäre Blickparese (PSP) betrifft besonders das Mittelhirn und andere Hirnregionen und ist durch abnormale Ansammlungen des Tau-Eiweißes gekennzeichnet. Bei der Lewy-Körper-Demenz kommt es zur Bildung von Lewy-Körpern, die Eiweißablagerungen von alpha-Synuclein in Nervenzellen darstellen, jedoch auch diffus über die Großhirnrinden verteilt. Sogenannte sekundäre Parkinson-Syndrome entstehen durch bekannte innere oder äußere Einflüsse, z. B. durch Hirndurchblutungs- und Stoffwechselstörungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten oder Veränderungen der Druckverhältnisse in den Hirnräumen wie beim Normaldruckhydrozephalus (NPH).
Neuropathologisch lassen sich die APS in Synukleinopathien (MSA, DLK) und Tauopathien (PSP, CBS) unterteilen, je nachdem, welche Proteine sich in den Nervenzellen ablagern.
Die wichtigsten atypischen Parkinson-Syndrome
Demenz mit Lewy-Körperchen (DLK)
Die Demenz mit Lewy-Körperchen (DLK) ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Form der neurodegenerativen Demenz im Alter. Sie ist durch das Vorhandensein von Lewy-Körperchen, abnormalen Ablagerungen des Proteins Alpha-Synuclein, in den Nervenzellen des Gehirns gekennzeichnet.
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Epidemiologie: Die Prävalenz in der Bevölkerung über 65 Jahre beträgt etwa 0,4 %. Die Krankheit beginnt zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr. Männer sind geringgradig häufiger betroffen als Frauen.
Klinik: Die Erstsymptome bestehen in einer Minderung kognitiver Leistungen mit auffälligen Schwankungen von Episoden schlechter und besserer kognitiver Leistungsfähigkeit. Defizite betreffen das Benennen von Objekten, die Wortflüssigkeit, optisch-räumliche Störungen (zum Beispiel im Uhren-Zeichen-Test) und Exekutivfunktionen. Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz treten Gedächtnisstörungen bei der DLK zu Krankheitsbeginn meist nicht in Erscheinung.
Häufig sind weiterhin lebhafte, wiederkehrende oder anhaltende optische Halluzinationen, wahnhafte Überzeugungen, Antriebslosigkeit, Depression und Angst. Eine akinetisch-rigide Bewegungsstörung ist oft schon bei der Diagnosestellung vorhanden, entwickelt sich aber fast immer im Verlauf.
Diagnose: Die klinischen Kennzeichen sind fortschreitende Demenz, Schwanken der kognitiven Leistungsfähigkeit, lebhafte optische Sinnestäuschungen und ein Parkinson-Syndrom.
In der Magnetresonanztomographie (MRT) kann eine Atrophie in Caudatum, Putamen und Thalamus gefunden werden. In Abgrenzung zur Alzheimer-Demenz ist der Kortex wenig und insbesondere der mediale Temporallappen nicht atrophiert.
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Um die diagnostische Sicherheit der DLK zu verbessern, können in spezialisierten Zentren der Dopamin-Transporter mit der 123I-FP-CIT-Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie (SPECT) dargestellt, der zerebrale Glukosestoffwechsel mit der 18F-FDG-Positronen-Emissionstomographie (PET) und die β-Amyloid-Ablagerung mit der entsprechenden PET-Bildgebung gemessen werden. Neben dem dopaminergen Defizit zeigt sich ein charakteristischer Hypometabolismus, vor allem in den okzipitalen Regionen der primären Sehrinde und im visuellen Assoziationskortex. Der mediale Temporallappen und das posteriore Zingulum sind jedoch nicht betroffen. Ablagerung von β-Amyloid ist vorhanden, aber weniger ausgeprägt als bei der Alzheimer-Demenz.
Differenzialdiagnose: Zwei wichtige Differenzialdiagnosen liegen vor: die Alzheimer-Demenz und die PK mit Demenz. Von der Alzheimer-Demenz unterscheidet sich die DLK markant durch geringere und später auftretende Gedächtnisstörungen (Mini-Mental-Status-Examination), stärkere optisch-räumliche Defizite (Uhren-Zeichen-Test), das typische Fluktuieren der kognitiven Leistungen, das vorhandene Parkinson-Syndrom, die oft vorhandene „rapid eye movement“ (REM)-Schlaf-Verhaltensstörung und eine geringe Atrophie des medialen Temporallappens/Hippocampus. Die DLK und die PK mit Demenz bilden ein Spektrum ohne klare klinische oder neuropathologische Grenzen. Zur Unterscheidung wird in der Regel die Reihenfolge der Symptome herangezogen. Sind die kognitiven Einschränkungen mindestens ein Jahr vor den motorischen Symptomen vorhanden, liegt eine DLK vor. Treten Bewegungsstörungen vor oder gleichzeitig mit kognitiven Störungen auf, wird das Krankheitsbild üblicherweise als Parkinson-Krankheit mit Demenz eingeordnet.
Therapie: Die Behandlung der DLK muss kognitive Störungen, neuropsychiatrische Symptome und motorische Defizite gleichermaßen berücksichtigen. Eine besondere Schwierigkeit ist, dass die Levodopa-Medikation die Parkinson-Symptomatik bessern, aber die neuropsychiatrischen Symptome verschlechtern kann. Dopaminagonisten verbieten sich wegen dieser Nebenwirkungen. Die Patienten sind besonders empfindlich gegenüber den Nebenwirkungen von Neuroleptika.
Multisystematrophie (MSA)
Die Multisystematrophie (MSA) ist eine seltene, neurodegenerative Erkrankung, die durch eine Kombination von Parkinson-Symptomen, zerebellären Symptomen und autonomen Funktionsstörungen gekennzeichnet ist.
Epidemiologie: Die Multisystematrophie (MSA) hat eine Prävalenz von circa 5/100 000. Das mittlere Erkrankungsalter liegt in der sechsten Lebensdekade und die Geschlechterverteilung ist ausgeglichen. Nach durchschnittlich sechs bis zehn Jahren versterben die Patienten meist an Aspiration oder nächtlichem kardio-respiratorischem Arrest.
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Klinik: Die MSA zeigt zwei unterschiedliche Prädominanztypen - entweder herrscht ein Parkinson-Syndrom (MSA-P, in Europa circa 60 % der Fälle) oder eine zerebelläre Symptomatik (MSA-C, circa 40 %) vor. Neben der Bewegungsstörung sind vegetative Symptome, insbesondere Harninkontinenz, erektile Dysfunktion oder orthostatische Hypotension, bei der MSA obligat vorhanden. Eine isolierte autonome Fehlfunktion („pure autonomic failure“, PAF) kann den motorischen Störungen einer MSA vorausgehen.
Das bei der MSA-P im Vordergrund stehende hypokinetisch-rigide Parkinson-Syndrom ist in der Regel weniger asymmetrisch seitenbetont sowie weniger Levodopa-responsiv als bei der PK. Der klassische langsame Pillendreher-Ruhetremor der PK ist bei der MSA selten. Stattdessen findet sich meist ein irregulärer, höherfrequenter Haltetremor.
Bei der MSA-C ist das häufigste Symptom eine Gangataxie mit breitbasigem Gangbild. Daneben zeigen sich oft eine Ataxie der Extremitäten, zerebelläre Okulomotorikstörungen, skandierende Dysarthrie und Intentionstremor.
Weitere MSA-typische, aber nicht bei allen Patienten vorhandene Symptome können bei beiden Prädominanztypen auftreten. Beispielsweise leiden Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien häufig an Dysarthrie, inspiratorischem Stridor und Dysphagie. Pyramidenbahnzeichen zeigen sich bei 30-50 % der Patienten mit MSA, aber nicht bei PK-Patienten. Darüber hinaus sind fokale Dystonien und Fehlhaltungen (Antecollis, Pisa-Syndrom, Kontrakturen der Hände/Füße) nicht selten. Viele MSA-Patienten haben nebenbefundlich eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung.
Diagnose: Die diagnostischen Kriterien der MSA wurden zuletzt 2008 überarbeitet. Die Diagnose erfordert mindestens ein Symptom der vegetativen Dysfunktion (orthostatische Hypotension, Urininkontinenz, erektile Dysfunktion) mit Ausschluss symptomatischer Ursachen. Weiterhin wird eine sporadische, progrediente Parkinson-Symptomatik (MSA-P) oder Ataxie (MSA-C) sowie mindestens ein weiteres MSA-typisches Symptom oder ein charakteristischer bildgebender Befund gefordert. Atrophie in Putamen, mittlerem Kleinhirnstiel, Pons und Zerebellum zeigt sich im MRT, Hypometabolismus in Putamen, Hirnstamm oder Zerebellum im FDG-PET. Nicht in den diagnostischen Kriterien erfasst, aber dennoch für eine MSA sprechend, sind Signalanomalien in T2-gewichteten MRT-Bildern mit 1,5 Tesla: Eine kreuzförmige Hypointensität in Pons („hot cross bun“-Zeichen) und ein hypointenses Putamen mit hyperintensem Randsaum (Putamen-Randzeichen).
Therapie: Bei etwa einem Drittel der Patienten kann eine Levodopa-Therapie die hypokinetisch rigide Symptomatik bei MSA-P verbessern. Bisher gibt es keine gut wirksame Behandlung für die Ataxie. Eine symptomatische Therapie der vegetativen Symptome ist empfehlenswert, da diese die Lebensqualität deutlich reduzieren. Zusätzlich sind logo-, ergo- und physiotherapeutische Maßnahmen zum Erhalt der Selbstständigkeit indiziert.
Progressive supranukleäre Blickparese (PSP)
Die progressive supranukleäre Blickparese (PSP) ist eine seltene, neurodegenerative Erkrankung, die durch eine fortschreitende Lähmung der Augenbewegungen, insbesondere der vertikalen Blickrichtung, sowie durch Parkinson-ähnliche Symptome und Gleichgewichtsstörungen gekennzeichnet ist.
Epidemiologie: Die progressive supranukleäre Blickparese (PSP) hat eine Prävalenz von circa 5-10/100 000 Personen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei circa 65 Jahren. Nach durchschnittlich circa acht Jahren versterben die Patienten, häufig an Aspiration bei Dysphagie. Das Geschlechterverhältnis ist weitgehend ausgeglichen.
Klinik: Die klinischen Manifestationen der PSP sind vielfältig. Am häufigsten (circa 40 %) zeigt sich das klassische Richardson-Syndrom mit Levodopa-resistentem akinetisch-rigiden Syndrom der axialen Muskulatur, früh im Krankheitsverlauf auftretender Fallneigung nach hinten und vertikal betonter supranukleärer Blickparese. Während der Patient die Augen nicht willkürlich nach oben oder unten bewegen kann, können die vertikalen Augenbewegungen dennoch über den vestibulo-okulären Reflex (passive Kopfbewegung durch den Untersucher) ausgelöst werden. Typisch ist auch ein Frontalhirnsyndrom mit Antriebsminderung (Apathie) und Störung der Exekutivfunktionen, zum Beispiel positivem Applaus-Zeichen, das die Unfähigkeit, nach dreimaligem Klatschen aufzuhören, beschreibt. Darüber hinaus liegt eine pathologische Luria-Sequenz vor, das heißt, der Patient ist nicht in der Lage, die Abfolge Handkante-Faust-Handfläche mindestens sechs Mal korrekt auszuführen. Auch die Wortflüssigkeit ist mit < 9 S-Wörtern in 60 Sekunden reduziert. Charakteristisch ist weiterhin eine spastische (pseudobulbäre) Sprech- und Schluckstörung.
Nicht selten zeigt sich eine PSP-Pathologie mit zunächst im Vordergrund stehendem, asymmetrischem Levodopa-responsivem Parkinson-Syndrom (PSP-P, circa 20 %), das klinisch nicht von einer PK unterschieden werden kann, bis später eine vertikale supranukleäre Blickparese auftritt. Ein seltenes Syndrom mit plötzlichen und vorübergehenden Gang-Blockaden ohne begleitenden Rigor oder Tremor wird als pure Akinese mit Gang-Freezing (PAGF, < 5 %) bezeichnet und ist sehr typisch für eine zugrundeliegende PSP-Neuropathologie. Mitunter kann zu Beginn der Krankheit ein klinisches Bild entsprechend der verhaltensbetonten (behavioralen) Variante der frontotemporalen Demenz (bvFTD, circa 15 %) oder einer progressiven nichtflüssigen Aphasie (PNFA, circa 5 %) im Vordergrund stehen, die sich klinisch erst von anderen Formen einer frontotemporalen Demenz unterscheiden lassen, wenn okulomotorische Probleme erscheinen. Ebenfalls kann eine PSP-Pathologie klinisch ein kortikobasales Syndrom (CBS, circa 10 %) hervorrufen, das im Kapitel zur CBD beschrieben wird.
Diagnose: Die aktuell gültigen Kriterien der National Institute of Neurological Disorders and Stroke (NINDS) und Society for Progressive Supranuclear Palsy (SPSP) zur Diagnose der PSP beruhen auf dem klinischen Nachweis der Fallneigung sowie der Augenbewegungsstörungen. Sie sind daher sehr sensitiv für das Richardson-Syndrom, aber weniger dafür geeignet, die anderen klinischen PSP-Verlaufsformen zu erkennen. Im MRT kann eine Mittelhirn- und Frontalhirnatrophie nachgewiesen werden. Im Levodopa-Test verbessert sich die Parkinson-Symptomatik in der Regel nur gering. Im Zweifelsfall können nuklearmedizinische Methoden zum Nachweis einer symmetrischen präsynaptischen nigrostriatalen dopaminergen Denervierung (zum Beispiel FP-CIT-SPECT), einer postsynaptischen striatalen Degeneration (beispielsweise IBZM-SPECT), oder eines Hypometabolismus im Frontal- und Mittelhirn (FDG-PET) herangezogen werden, damit die Diagnose geklärt werden kann.
Therapie: Die Behandlung der PSP ist derzeit rein Symptom-orientiert. Therapeutische Zielsymptome sind die akinetisch-rigide Symptomatik, die okulomotorischen Störungen, neuropsychologische Defizite und eine mitunter auftretende Dystonie sowie Schlafstörungen.
Kortikobasales Syndrom (CBS)
Das Kortikobasale Syndrom (CBS) ist eine seltene, neurodegenerative Erkrankung, die durch eine Kombination von kortikalen und basalganglionären Symptomen gekennzeichnet ist.
Klinik: Zu den kortikalen Symptomen gehören Apraxie, kortikale Sensibilitätsstörungen und das Alien-limb-Phänomen, zu den basalganglionären Symptomen Rigor, Dystonie und Myoklonus. Die Diagnose des CBS wird rein klinisch gestellt, wenn einige diese Symptome gemeinsam vorliegen.
Neuropathologie: Dem klinischen Bild des CBS liegen verschiedene neuropathologische Veränderungen zugrunde. So lassen sich bei einigen Patienten bestimmte Ablagerungen in und Veränderungen von Nervenzellen nachweisen, welche für die sogenannte kortikobasale Degeneration charakteristisch sind. Bei einigen Patienten wiederum zeigen sich Veränderungen, die charakteristisch für die PSP und die Alzheimer-Krankheit sind.
Diagnose von atypischen Parkinson-Syndromen
Die Diagnose atypischer Parkinson-Syndrome erfordert eine sorgfältige klinische Untersuchung, eine detaillierte Anamnese und den Ausschluss anderer möglicher Ursachen für die Symptome.
Klinische Untersuchung und Anamnese
Die klinische Untersuchung umfasst die Beurteilung der motorischen Funktionen, der kognitiven Fähigkeiten, der autonomen Funktionen und des Vorhandenseins anderer neurologischer Symptome. Die Anamnese erfasst den Beginn und den Verlauf der Symptome, dieFamiliengeschichte und die Einnahme von Medikamenten.
Bildgebende Verfahren
Die Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns kann helfen, strukturelle Veränderungen im Gehirn zu erkennen, die für bestimmte APS typisch sind, wie z.B. Atrophie des Mittelhirns bei PSP oder Atrophie des Kleinhirns und der Basalganglien bei MSA.
Nuklearmedizinische Verfahren wie die Dopamintransporter-Szintigraphie (DaTSCAN) können die Dichte von Dopamintransportern im Gehirn bestimmen. Diese sind bei allen neurodegenerativen Formen des Parkinson-Syndroms vermindert. Die 18F-FDG-PET kann den Gehirnstoffwechsel darstellen und helfen, verschiedene Formen neurodegenerativer Erkrankungen voneinander abzugrenzen. Die MIBG-Szintigraphie kann differentialdiagnostisch insbesondere die MSA vom M. Parkinson abgrenzen.
Weitere Untersuchungen
Kardiovaskuläre Funktionstests, wie die Kipptischuntersuchung, können helfen, autonome Dysregulationen wie orthostatische Hypotonie festzustellen. Eine Nervenwasseruntersuchung kann durchgeführt werden, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
Therapie von atypischen Parkinson-Syndromen
Die Therapie atypischer Parkinson-Syndrome zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Da es derzeit keine Heilung für diese Erkrankungen gibt, konzentriert sich die Behandlung auf die symptomatische Therapie.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie basiert auf der Gabe von Dopamin-Ersatzstoffen in hohen Dosen, die jedoch nur bei manchen Patienten Symptome lindern können. Viele Patienten mit atypischen Parkinson-Syndromen leiden an depressiven Störungen, die frühzeitig erkannt und angemessen behandelt werden sollen.
- Levodopa: Kann bei einigen Patienten mit MSA-P oder PSP-P die hypokinetisch-rigide Symptomatik verbessern.
- Medikamente zur Behandlung autonomer Funktionsstörungen: Midodrin kann bei MSA-Patienten helfen, den Blutdruck aufrechtzuerhalten. Medikamente zur Kontrolle der Blasenfunktion können bei Harninkontinenz und Blasenproblemen eingesetzt werden.
- Antidepressiva: Können bei depressiven Verstimmungen oder Angstzuständen hilfreich sein.
- Acetylcholinesterase-Hemmer: Können bei DLK-Patienten zur Behandlung von kognitiven Symptomen und Halluzinationen eingesetzt werden.
- Botulinumtoxin: Kann bei Dystonien und Schwierigkeiten, die Augenlider offen zu halten, helfen.
Nicht-medikamentöse Therapie
Besonders wichtig sind regelmäßige physio- und ergotherapeutische und logopädische Maßnahmen.
- Physiotherapie: Soll Mobilität, Gleichgewicht und Kraft verbessern und das Risiko von Stürzen reduzieren.
- Ergotherapie: Unterstützt Patienten dabei, alltägliche Aktivitäten besser zu bewältigen und gibt Hilfsmittel oder Anpassungen für das häusliche Umfeld, um die Selbstständigkeit möglichst lange aufrechtzuerhalten.
- Logopädie: Kann helfen, die Sprachverständlichkeit zu verbessern und Schlucktechniken zu trainieren.
- Urotherapie und Kontinenzberatung: Kann bei Blasenfunktionsstörungen hilfreich sein.
- Ernährungsberatung: Eine gesunde Ernährung kann helfen, bestimmte Symptome zu lindern (z.B. Verstopfung) und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Bei Schluckstörungen kann eine spezielle Kostanpassung erforderlich sein.
Weitere Therapieansätze
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Hat sich in der Behandlung der Parkinson-Krankheit bewährt, wird aber bei atypischen Parkinson-Syndromen kritisch gesehen, da sie die Fallneigung nicht bessert und das Verfahren auch bei der PSP untersucht wurde.
- Hirnstimulation mit Gleich- oder Wechselstrom (tDCS; oder tACS): Dabei werden Elektroden auf die Kopfhaut aufgeklebt, die nach Behandlung wieder entfernt werden. Dieses neue Verfahren wurde für den Einsatz bei PSP mit Fallneigung bisher nur an einzelnen Patienten untersucht.
- Magnetstimulation (repetitive transkranielle Magnetstimulation, rTMS): Dazu wird eine Magnetspule über dem Kopf plaziert. An der Gehirnoberfläche wird ein sehr kurz bestehendes elektrisches Feld aufgebaut, das Nervenzellen aktiviert. Hinsichtlich dieser Methode sieht die Studienlage besser aus, da seit 2004 einige methodisch gute Studien mit 10-20 Teilnehmern pro Studie und Placebo-Behandlung durchgeführt wurden.
Bedeutung von Selbsthilfegruppen und Parkinson-Fachkliniken
Parkinson-Fachkliniken, die die multimodale Komplexbehandlung Parkinson vollstationär oder tagesklinisch anbieten, haben eine besondere Bedeutung in der Versorgung. Sie sind spezialisiert auf eine ganzheitliche und multidisziplinäre Betreuung, die bei atypischen Parkinson-Syndromen besonders gefragt ist, durch Mitarbeitende der Neurologie und Innere Medizin, Physiotherapie, Logopädie, Ergo-, Urotherapie und Sozialdienst.
Selbsthilfegruppen für Parkinson und atypische Parkinson-Syndrome bieten die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen, um Erfahrungen, Ratschläge und emotionale Unterstützung zu teilen. Im Web oder analog in vielen Regionen gibt es lokale Gruppen oder überregionale Initiativen, die regelmäßig Treffen und Veranstaltungen organisieren. Der Parkinson-Verbund, Deutsche Parkinson Vereinigung (dPV) und die Deutsche PSP-Gesellschaft e. V. sind Beispiele für Organisationen, die über die klassische Parkinson-Krankheit hinaus auch offen sind für Betroffene mit atypischen Parkinson-Syndromen.
Forschung und Ausblick
Die Forschung zu atypischen Parkinson-Syndromen ist intensiv und zielt darauf ab, die Ursachen und Mechanismen dieser Erkrankungen besser zu verstehen, neue diagnostische Verfahren zu entwickeln und wirksame Therapien zu finden.
Ein vielversprechender Ansatz ist die Untersuchung der Ausbreitung von fehlgefalteten Proteinen im Gehirn. Studien haben gezeigt, dass sich Tau-Proteine bei PSP und CBS vornehmlich entlang vernetzter Hirnregionen ausbreiten. Das Verständnis dieser Ausbreitungswege könnte neue therapeutische Ansatzpunkte identifizieren, die das Fortschreiten der Erkrankung bremsen könnten.
Auch die Entwicklung von Biomarkern für APS ist ein wichtiges Ziel der Forschung. Der Nachweis spezifischer Biomarker könnte die Diagnose in frühen Stadien der Erkrankung erleichtern und die Entwicklung von krankheitsmodifizierenden Therapien ermöglichen.
Fazit
Atypische Parkinson-Syndrome sind seltene, neurodegenerative Erkrankungen, die eine besondere Herausforderung für die Diagnostik und Therapie darstellen. Eine frühzeitige Diagnose und eine individuelle, symptomorientierte Behandlung können jedoch dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Forschung zu APS ist intensiv und zielt darauf ab, die Ursachen und Mechanismen dieser Erkrankungen besser zu verstehen und wirksame Therapien zu entwickeln.
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