Taube Fingerspitzen sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen gelegentlich erleben. In den meisten Fällen sind sie von kurzer Dauer und kein Anlass zur Sorge. Wenn das Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Fingern jedoch länger anhält oder regelmäßig auftritt, könnte eine behandlungsbedürftige Ursache dahinterstecken. Es ist wichtig zu beachten, dass taube Fingerspitzen oft harmlos sind, aber in einigen Fällen ein Warnsignal darstellen können.
Ursachen für taube Fingerspitzen
Es gibt viele verschiedene Ursachen für taube Fingerspitzen, von harmlosen Verspannungen bis hin zu schwerwiegenderen Erkrankungen. Im Folgenden werden einige der häufigsten Ursachen näher beleuchtet:
Verspannungen und Überbeanspruchung
Verspannungen im Hals-, Nacken- oder Schulterbereich können bis in die Hände ausstrahlen und zu tauben Fingerspitzen führen. Auch eine Überbeanspruchung der Hände, beispielsweise durch monotone Tätigkeiten am Computer oder handwerkliche Arbeiten, kann die Nerven reizen und Taubheitsgefühle auslösen.
Vitaminmangel
Ein Vitaminmangel, insbesondere ein Mangel an Vitamin B12, kann Nervenschädigungen verursachen und zu Taubheitsgefühlen und Kribbeln in den Fingern führen. Vitamin B12 ist wichtig für die Funktion der Nervenzellen und den Aufbau der schützenden Myelinscheide, die die Nervenfasern umgibt.
Nebenwirkungen von Medikamenten
Verschiedene Medikamente können als Nebenwirkungen Missempfindungen wie taube Fingerspitzen verursachen. Dazu gehören bestimmte Antiepileptika und Antibiotika wie Nitrofurantoin, Chloramphenicol oder Sulfonamide. Es ist wichtig, die Packungsbeilage von Medikamenten zu lesen und bei auftretenden Nebenwirkungen einen Arzt zu konsultieren.
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Vergiftungen
Ebenso kann eine Vergiftung taube Fingerspitzen auslösen. Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber können Nervenschäden verursachen und zu Missempfindungen führen.
Tumoren
In seltenen Fällen können auch Krebserkrankungen hinter tauben Fingerspitzen stecken. Tumoren, die auf Nerven drücken oder in Nerven einwachsen, können deren Funktion beeinträchtigen und Taubheitsgefühle verursachen.
Ulnarisrinnensyndrom (Sulcus-Ulnaris-Syndrom)
Beim Ulnarisrinnensyndrom handelt es sich um einen Nervenengpass des Ulnarisnerven im Bereich des Ellenbogens. Da der Nerv direkt auf dem Knochen liegt, ist er leicht Schädigungen ausgesetzt. Häufiges Beugen und Strecken oder gewohnheitsmäßiges Aufstützen fördern ein Nervenengpass-Syndrom. Meist spüren die Patienten anfänglich ein leichtes Taubheitsgefühl am Ring- und Kleinfinger der betroffenen Hand.
Das Ulnarisrinnensyndrom führt zu Sensibilitätsstörungen und Schmerzen an der Hand. Wird eine Behandlung ausgeschlagen, kann man die Hand im Alltag nur eingeschränkt bewegen. Die ersten Symptome bei einem Ulnarisrinnensyndrom sind Kribbeln und ein Taubheitsgefühl im kleinen Finger sowie im Ringfinger. Dieses Kribbeln und auch das Taubheitsgefühl treten häufig auch an der Handaußenkante auf. Dieses Gefühl kann dann auch über die Handaußenkante bis in den Unterarm ziehen. Schmerzen sind seltener. Im fortschreitenden Krankheitsverlauf nimmt die kleine Handmuskulatur ab und die Finger, insbesondere der 4. und 5. Finger, können nicht mehr kraftvoll gespreizt werden. Lähmungen und Muskelschwund der kleinen Handmuskel treten aber erst später auf. In ausgeprägten Krankheitsfällen bildet sich so eine Krallenhand.
Bei den ersten Anzeichen von Taubheit und Kribbeln reicht es als Therapie eines Ulnarisrinnensyndroms häufig aus, die verursachenden Umstände abzustellen. Dazu zählen z.B. bei einem Schreibtischjob, die Ellenbogen nicht mehr auf dem Tisch aufzustellen. Solche Fehlhaltungen sollten korrigiert werden und bestimmte Angewohnheiten, den Ellenbogen ständig auf bestimmte Art abzustützen sollten verändert werden. Hat man die zur Erkrankung führenden verursachenden Faktoren abgestellt, sollten im Anfangsstadium konservative Behandlungenmethoden begleitend angewendet werden, wie z.B. Entlastung des Ellenbogens durch Hochlegen und Kühlung des Ellenbogeninnenbereichs. Auch kann es notwendig werden, den betroffenen Ellenbogen eine gewisse Zeit ruhig zu stellen. Dies passiert üblicherweise mittels Gipsverband oder Schiene, um die Regeneration des Ellennervs zu ermöglichen. In chronischen Fällen und im fortgeschrittenen Stadium, stehen herkömmliche und minimalinvasive chirurgische Eingriffe zur Verfügung. Bei der herkömmlichen Operationsmethode wird der Ulnaris-Nerv im Bereich der Ulnarisrinne freigelegt. Störendes Gewebe wird entfernt, und so eine Druckentlastung erreicht. In einigen Fällen kann es auch notwendig werden, den Nervus ulnaris zu verlegen, um eine Verbesserung zu erzielen. Bei der Operation erfolgt die Druckentlastung des Ulnaris - Nerven durch Freilegen des Nerven.
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Karpaltunnelsyndrom (KTS)
Das Karpaltunnelsyndrom ist die am häufigsten vorkommende Nerveneinengung an der Hand. Es wird durch eine Kompression des Medianus-Nervs verursacht, der in der Höhe der Handwurzel zusammen mit Sehnen durch den Karpalkanal verläuft. „Eingeengt und geschädigt wird der Nerv durch beständige Druckbelastung durch das Umgebungsgewebe der Handwurzel und deren Band. Meist sind eine Fehlhaltung und eine gleichzeitige Überlastung des Handgelenks die Ursache für die Verengung“, erklärt Dr. Beil. Daneben können auch hormonelle Ursachen, wie in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren, Stoffwechselerkrankungen, knöcherne Verformungen sowie rheumatische Erkrankungen das Syndrom begünstigen. Auch eine Verletzung an der Hand oder ein Handgelenksbruch können ein Karpaltunnel-Syndrom begünstigen.
Gefühlsstörungen in den Fingern und von der Hand ausstrahlende Schmerzen, die sich manchmal über den Oberarm bis zur Schulter ziehen, können Anfangssymptome des so genannten Karpaltunnel-Syndroms (KTS) sein. „Häufig setzen Taubheitsgefühle und Kribbeln zunächst an den Kuppen der ersten drei Finger einer Hand ein - also dem Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Mit der Zeit kommen leichte Schmerzen hinzu, die insbesondere nachts oder nach intensiver Handarbeit auftreten. Betroffene neigen dann oft instinktiv dazu, die Beschwerden durch Schütteln der Hand lösen zu wollen“ berichtet Dr. Curt Beil, vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) mit Sitz in Krefeld. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können sich ausgeprägte Schmerzen entwickeln, die von der Hand in den Unterarm bis in die Schulter- und Nackengegend ziehen. Besteht das Karpaltunnel-Syndrom über mehrere Jahre, können die betroffenen Finger taub werden und es kommt zu einer Schwächung der Daumenmuskulatur. „Mit dem Fortschreiten der Erkrankung bildet sich die Daumenballen-Muskulatur sichtbar zurück und die Greifkraft des Daumens lässt deutlich nach. Auch die Schmerzen können nachlassen, was jedoch auf eine starke Schädigung der Nervenfasern hinweisen kann“, warnt der Neurologe aus Köln.
Die Diagnose ist in den meisten Fällen gut zu stellen, da die Symptome oft typisch sind. Ausgeschlossen werden muss, dass die Beschwerden von einer Schädigung der Halswirbelsäule ausgehen. Eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, die ein Neurologe vornehmen kann, vermag Aufschluss über das Ausmaß der Schädigung geben. „Im Frühstadium kann eine Ruhigstellung des Handgelenks mit Hilfe einer Schiene ausreichend sein. Gegebenenfalls kann zusätzlich eine entzündungshemmende und schmerzstillende Behandlung durchgeführt werden“, ergänzt der Neurologe. Auch die Einnahme von Kortison kann in manchen Fällen gute Erfolge bringen.
Menschen, die viel am Computer arbeiten und auch Sportler mit einseitigen Bewegungsabläufen sind besonders gefährdet, ein Karpaltunnel-Syndrom zu entwickeln. Sie können der Erkrankung durch Pausen und dem Beheben chronischer Fehlbelastung sowie durch Handgelenkschoner vorbeugen. Bei der Computerarbeit ist eine ergonomisch geformte Tastatur ratsam sowie die Nutzung einer Maus, deren Maße zur Größe der Hand passen und die flüssig zu bewegen ist. (äin-red)
Der Karpaltunnel, auch Handwurzelkanal genannt, dient als Durchgang zwischen Hand und Unterarm. Durch ihn laufen der Mittelnerv, der Ellennerv, Blutgefäße, sowie insgesamt elf Beugesehnen, die für die Bewegungsfähigkeit der Hand verantwortlich sind. Wenn dieser Durchgang verengt ist und Druck auf den Mittelnerv (Nervus medianus) entsteht, wird er eingeklemmt und die Nervenleitung gestört. Der Druck löst Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Fingern aus. Wird der Nerv über sehr lange Zeit gequetscht, erholt er sich nicht mehr. Dann bleiben die Finger für immer gefühllos. Oft entsteht das Syndrom durch eine übermäßige Beanspruchung oder eine fehlerhafte Belastung der Hand. Diese Symptome treten vermehrt nachts auf, da viele Menschen die Hände beim Schlafen anwinkeln, was die Durchblutung beeinträchtig. Aber auch tagsüber kommen diese Beschwerden oft bei bestimmten Tätigkeiten, wie Fahrradfahren, Autofahren, Zeitunglesen oder Halten eines Telefons vor. Oft sind nur einzelne Finger betroffen, mit Ausnahme des kleinen Fingers, da dieser von einem anderen Nerv versorgt wird. Auftretende Schmerzen können bis in den Arm ausdehnen. Schreitet die Krankheit weiter fort, führt das zu Ausfallerscheinungen und tauben Fingern, besonders der Daumen wird zunehmend kraftloser. Die Daumenballenmuskulatur bildet sich deutlich zurück. Meist tritt das Karpaltunnelsyndrom zwischen 40 und 70 Jahren auf, Frauen erkranken dabei deutlich öfter als Männer.
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Zunächst werden die Finger und die Hand untersucht. Dabei wird geprüft, wie beweglich und empfindlich diese sind und ob Gefühlsstörungen und Missempfindungen auftreten. Ganz typisch sind insbesondere nächtliche Schmerzen und ein Kribbeln bzw. Taubheitsgefühl in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger. Des Weiteren werden typischerweise elektrophysiologische Untersuchungen bei einem Neurologen veranlasst. Diese messen, wie gut Nerven elektrische Pulse weiterleiten und ob die Funktion eingeschränkt ist. So kann man die Diagnose sichern und andere Krankheitsursachen (z.B.
Ist die Erkrankung noch nicht in einem fortgeschrittenen Stadium, werden konservative Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt. Dabei wird das nächtliche Tragen einer Handgelenkschiene empfohlen, um die Beugestellung des Handgelenks zu vermeiden und die Hand ruhig zu stellen. Oft reicht das schon aus, um die Beschwerden zu lindern, es sollte allerdings darauf geachtet werden, eine Überbelastung des Handgelenks zu vermeiden. Sind die Beschwerden stärker, kann auch auf eine Therapie mit Kortison (lokale Injektion in den Karpaltunnel) zurückgegriffen werden. Kortison wirkt abschwellend, schmerzlindernd und entzündungshemmend.
Eine Operation ist ratsam, wenn Beschwerden wie Taubheitsgefühl, schmerzhafte Missempfindungen in den Fingern und das Nachlassen der Kraft im Daumen anhaltend sind. Der Eingriff wird ambulant, meist mit örtlicher Betäubung (sogenannter Arm-Plexus) durchgeführt und dauert ungefähr 15 bis 20 Minuten. Der behandelnde Arzt durchtrennt das Karpalband über dem Karpaltunnel, um so den Druck auf den Mittelnerv im Tunnel zu verringern. Außerdem wird das Gewebe entfernt, welches den Nerv einengt. Bei einer frühzeitigen Diagnose und einer präzise durchgeführten Operation bestehen gute Heilungsaussichten. Nach der Operation sinkt der Druck im Karpaltunnel sofort, was zu einer raschen Linderung der Beschwerden innerhalb weniger Tage bis Wochen führt. Bei einer ausgeprägten Nervenschädigung kann es allerdings ein paar Monate dauern, bis die Symptome weitgehend verschwunden sind. In Fällen, wo die Erkrankung bereits seit vielen Jahren oder Jahrzehnten besteht, kann es sein, dass sich der Nerv nicht mehr erholt. Um die Heilung und Wiederherstellung der ursprünglichen Bewegungsfunktionen zu fördern, sollten bereits einen Tag nach dem Eingriff Fingerbewegungsübungen durchgeführt werden. Ein früher Beginn der Übungen trägt dazu bei, dass die Finger schneller ihre Beweglichkeit zurückgewinnen. Die Hand darf allerdings während der ersten zwei bis drei Wochen nicht belastet werden. Körperlich sehr schwere Tätigkeiten sollten erst nach sechs Wochen wiederaufgenommen werden. Leichte Tätigkeiten können nach ca. zwei Wochen wieder durchgeführt werden.
Um das Risiko für eine Erkrankung durch Überbelastung zu minimieren bzw. das Fortschreiten zu verlangsamen, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Auf die richtige Haltung kommt es an: Es ist vor allem wichtig beim Schlafen, Arbeiten und beim Sport eine neutrale Handposition beizubehalten. Dabei kann ein Gelenkschoner aus der Apotheke helfen. Wer viel am Computer arbeitet, sollte darauf achten, dass der Schreibtischstuhl so eingestellt ist, dass die Unterarme beim Sitzen auf einer Linie mit der Tastatur liegen. Um die Gelenke bei der Mausbedienung zu schonen, hilft die Anschaffung einer Handballenauflage. Bei Tätigkeiten, die das Handgelenk anhaltend und wiederkehrend stark belasten, sollten ausreichend Pausen eingelegt werden, um die Handgelenke zu dehnen und auszuschütteln. Bei längeren Telefonaten einfach mal zwischendurch die Hände wechseln. Vorsicht vor Vibrationen: Elektrische Geräte wie Bohrer sollten mit schwingungsdämpfenden Griffen ausgestattet sein.
Nervenreizungen und Nervenquetschungen
Die falsche Schlafposition kann in den Bandscheiben der Halswirbelsäule beispielsweise zu harmlosen nervalen Reizungen führen, ohne dass gleich ein Bandscheibenvorfall oder Ähnliches vorliegt. In den meisten Fällen ist die Durchblutung vorübergehend unterbrochen oder ein Nerv gequetscht. Das Kribbeln in den Fingern entsteht dabei durch die empfindlichen Nerven und Nervenenden in der Haut. Sie schicken über die Nervenbahnen Reizwahrnehmungen an das Gehirn. Lassen sich dort die eingehenden Signale nicht eindeutig zuordnen, entsteht ein unangenehmes Prickeln. Es ist also eine Überempfindlichkeitsreaktion überaktiver Leitungsbahnen, auch Parästhesie genannt. Manche Menschen haben eine knöcherne Enge im Wirbelkanal. Auch diese könne zu Missempfindungen in den Händen und Armen führen, lassen sich aber in der Regel einfach und schnell durch einen Positionswechsel ändern. Nur in schwerwiegenden Fällen hilft man den Betroffenen durch eine operative Weitung der Engstelle.
Solange solche Missempfindungen sporadisch und in größeren Abständen auftreten, sind sie in der Regel eher harmlos und lagerungsbedingt. Ein ernstes Warnsignal stellen sie dar, wenn sie hingegen regelmäßig auftreten oder von Dauer sind.
Bandscheibenvorfall
Die Bandscheiben liegen zwischen den Wirbelkörpern, die den Wirbelkanal bilden. Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark, darum herum liegen zahlreiche Nervenwurzeln. Die Bandscheiben bestehen im Inneren aus einer gelartigen Masse. Tritt diese bei einem Bandscheibenvorfall aus, kann sie auf die Nervenwurzeln drücken und Schmerzen verursachen. Je nachdem, wo der Vorfall auftritt, sind beispielsweise Kribbeln und Lähmungserscheinungen im Bein oder in Arm und Hand möglich.
Polyneuropathien
Die Polyneuropathie gehört zu den Störungsbildern des peripheren Nervensystems, die in der Bevölkerung relativ häufig auftreten. Zu den Hauptsymptomen der Erkrankung gehören Taubheitsgefühl, Kribbeln und ein Gefühl der Unsicherheit beim Gehen. Polyneuropathie kann sehr unterschiedliche, sowohl interne als auch externe Ursachen haben, die einer differenzialdiagnostischen Abklärung bedürfen. Wichtig ist festzustellen, ob eine Ursache gefunden werden kann, die auch einer Therapie zugänglich wäre und sich somit die Erkrankung positiv beeinflussen oder zumindest in ihrem Fortschreiten verlangsamt werden. Daher ist eine neurologische Abklärung mit laborchemischen Untersuchungen sowie neurophysiologischen Untersuchungen unabdingbar.
Eine Reihe von Symptomen führen die Erkrankten zuerst zum Orthopäden, daher muss dieser auch die relevanten Symptome erkennen und eventuell bestehenden orthopädischen Erkrankungen zuordnen können sowie unter Umständen auch die Neurologie als weiteres Fach hinzuziehen.
Stoffwechselstörungen
Treten die Missempfindungen eher handschuh- oder strumpfförmig auf, liegt oft die Vermutung nahe, dass es sich um Stoffwechselstörungen handelt. Dies kann ebenso ein Anzeichen der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sein. Kleine Nervenenden werden geschädigt, die für Beschwerden sorgen.
Muskelverspannungen
Zu nächtlichen Beschwerden in Händen und Finger können auch chronischen Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Bereich führen. Sie können durch Verschaltungen im Rückenmark ebenfalls zu Ameisenlaufen und sogar Schmerzempfindungen in den Händen sorgen. Hier zeigt sich, dass ein unbewegter Tag, bei dem man in starrer Haltung vor dem Monitor verbringt, Auswirkungen bis in die Nacht haben kann. Denn solch falsche oder einseitige Haltung sorgen ebenso wie Stress für den bekannten steifen Nacken. Wichtig sind vor allem Entspannung und lokale Wärmeanwendungen. Hilfreich können zudem den Muskelstoffwechsel anregende Reizstromverfahren sein und daneben Injektionen oder eine medikamentöse Behandlung mit muskelentspannenden und schmerzlindernden Wirkstoffen. Die Beschwerden lassen sich alternativ durch manuelle Verfahren lindern, die auf ein Lockern und Dehnen von bindegewebigen Verhärtungen abzielen. Diese Behandlungen nennt man Myofascial Release. Zu einer der fortschrittlichsten Methoden der Schmerztherapie zählt die Trigger-Stoßwellentherapie (Radiale Stoßwellentherapie). Hochfrequente, Luftdruck-Stoßwellen sorgen für eine gute Durchblutung und lösen Verspannungen in verhärteten und verkürzten Muskeln auf - gezielt und ohne Nebenwirkungen. Diese Methode kann auch ältere Bewegungseinschränkungen beheben und körpereigene Reparatur-Mechanismen aktivieren. Die Methode wird von vielen Orthopäden und Physiotherapeuten angeboten.
Weitere mögliche Ursachen
Neben den genannten Ursachen können taube Fingerspitzen auch durch folgende Faktoren ausgelöst werden:
- Durchblutungsstörungen: Eine verminderte Durchblutung der Hände kann zu Taubheitsgefühlen führen.
- Erkrankungen der Nerven: Verschiedene Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose oder das Guillain-Barré-Syndrom können Taubheitsgefühle verursachen.
- Psychische Störungen: Angstzustände oder Panikattacken können mit Missempfindungen wie Taubheitsgefühlen einhergehen.
- Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholmissbrauch kann Nervenschäden verursachen und zu Taubheitsgefühlen führen.
- Schilddrüsenerkrankungen: Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann Nervenfunktionsstörungen verursachen.
- Rheumatische Erkrankungen: Entzündliche rheumatische Erkrankungen können Nerven schädigen und Taubheitsgefühle auslösen.
- Eingeklemmte Nerven: Kompression kann dauerhafte Schäden auslösen. Handchirurgen sind erste Ansprechpartner. Etwa jeder sechste Deutsche wird mit den Folgen eingeengter oder eingeklemmter Nervenstränge des Arms konfrontiert. Bei stärkerer Ausprägung können so alltägliche Aktivitäten einschränkt werden, da diese Nerven Bewegung und das Gefühl der Hände vermitteln. Um dem Kribbeln in den Fingern frühzeitig auf die Spur zu kommen, sollten Betroffene nicht zögern, die Symptome abklären zu lassen. „Die rechtzeitige Beratung durch eine Chirurgin beziehungsweise einen Chirurgen mit der Zusatzbezeichnung Handchirurgie ist wichtig, um sich möglichst viele Behandlungsoptionen zu erhalten“, sagt Prof. Adrian Dragu, Direktor für Plastische- und Handchirurgie am OUPC des Dresdener Uniklinikums. Als erste Maßnahme wird das betroffene Handgelenk über Nacht mit einer Orthese ruhiggestellt. Bleibt dabei ein Erfolg aus und Missempfindungen, Kribbeln und Taubheitsgefühle oder auch Lähmungserscheinungen verschwinden nicht, könnte eine Operation notwendig werden.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
In den meisten Fällen sind taube Fingerspitzen harmlos und verschwinden von selbst wieder. Es gibt jedoch bestimmte Situationen, in denen ein Arztbesuch ratsam ist:
- Anhaltendes Taubheitsgefühl: Wenn das Taubheitsgefühl länger als ein paar Tage anhält oder regelmäßig wiederkehrt.
- Begleitende Symptome: Wenn das Taubheitsgefühl mit anderen Symptomen wie Schmerzen, Schwäche, Kribbeln oder Lähmungserscheinungen einhergeht.
- Plötzliches Auftreten: Wenn das Taubheitsgefühl plötzlich auftritt, insbesondere wenn es mit anderen Symptomen wie Sprachstörungen oder Gleichgewichtsproblemen verbunden ist.
- Einschränkung der Lebensqualität: Wenn das Taubheitsgefühl die Lebensqualität beeinträchtigt, beispielsweise durch Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben.
Diagnose und Behandlung
Um die Ursache für taube Fingerspitzen zu finden, wird der Arzt zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und den Patienten körperlich untersuchen. Dabei wird er unter anderem die Sensibilität, die Reflexe und die Muskelkraft der Hände und Arme überprüfen. Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie beispielsweise:
- Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG): Diese Untersuchung misst die Geschwindigkeit, mit der elektrische Impulse durch die Nerven geleitet werden. Sie kann helfen, Nervenschädigungen zu erkennen.
- Elektromyographie (EMG): Diese Untersuchung misst die elektrische Aktivität der Muskeln. Sie kann helfen, Muskelerkrankungen oder Nervenwurzelschäden zu erkennen.
- Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, Vitaminmängel, Stoffwechselstörungen oder Entzündungen zu erkennen.
- Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich sein, um beispielsweise Bandscheibenvorfälle oder Tumoren auszuschließen.
Die Behandlung von tauben Fingerspitzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. In vielen Fällen können konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie oder die Einnahme von Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten helfen. In einigen Fällen kann jedoch auch eine Operation erforderlich sein, beispielsweise bei einem Karpaltunnelsyndrom oder einem Bandscheibenvorfall.
Vorbeugung
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die man ergreifen kann, um tauben Fingerspitzen vorzubeugen:
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf einen ergonomischen Arbeitsplatz, insbesondere wenn Sie viel Zeit am Computer verbringen. Stellen Sie sicher, dass Ihr Stuhl, Ihr Schreibtisch und Ihre Tastatur richtig eingestellt sind.
- Regelmäßige Pausen: Machen Sie regelmäßig Pausen, um Ihre Hände und Arme zu dehnen und zu bewegen.
- Vermeiden Sie Überlastung: Vermeiden Sie Überlastung der Hände und Handgelenke.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, um Vitaminmängel vorzubeugen.
- Vermeiden Sie Alkohol und Nikotin: Alkohol und Nikotin können Nervenschäden verursachen.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
- Neutrale Handposition: Wiederholtes Beugen des Handgelenks fördert das Karpaltunnelsyndrom. Gelenkschoner nutzen: Handgelenkschoner aus der Apotheke helfen, bei der Arbeit oder auch im Schlaf eine neutrale Handposition zu behalten. Schreibtischstuhl einstellen: Den Schreibtischstuhl so einstellen, dass beim Sitzen die Unterarme auf einer Linie mit der Tastatur liegen. Hände und Handgelenke sollten dabei eine Linie mit den Unterarmen bilden. Kraft sparen: Wer mit möglichst wenig Kraftaufwand arbeitet, vermeidet eine Überlastung der Handgelenke. Bei der Arbeit auf Werkzeuge in der richtigen Größe achten: Eine zu große oder zu kleine Maus kann die Handgelenke überlasten. Hände warmhalten: Bei Arbeiten in einer kalten Umgebung werden die Hände eher steif und schmerzen.
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