Schlaganfall Phase B: Dauer und Prognose – Ein umfassender Überblick

Ein Schlaganfall ist eine der häufigsten Ursachen für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter. Jährlich erleiden in Österreich etwa 24.000 Menschen einen Schlaganfall. Die Prognose hat sich jedoch durch Spezialisierung in Akuttherapie und Rehabilitation wesentlich verbessert. Ein wichtiger Bestandteil der Schlaganfallbehandlung ist die neurologische Frührehabilitation, auch Phase B genannt. Dieser Artikel beleuchtet die Dauer und Prognose dieser Rehabilitationsphase.

Was ist die neurologische Frührehabilitation (Phase B)?

Die neurologische Frührehabilitation ist ein wichtiger Schritt im Behandlungsprozess nach einem Schlaganfall oder anderen schweren neurologischen Ereignissen. Sie wird auch als Rehabilitationsphase B bezeichnet und findet in der Regel im Anschluss an die Akutversorgung im Krankenhaus statt, oft direkt nach der Stroke Unit oder Intensivstation. In dieser Phase werden Patient*innen mit schweren Verletzungen des Gehirns, Erkrankungen der Muskulatur oder der Nerven behandelt. Häufige Probleme sind Lähmungen, Schluck- und Sprachstörungen, Bewusstseinsstörungen oder die Notwendigkeit eines künstlichen Atemwegszugangs (Trachealkanüle). In manchen Fällen befinden sich die Betroffenen sogar im Wachkoma.

Ziele der Phase B

Das Hauptziel der neurologischen Frührehabilitation ist es, die verloren gegangenen Funktionen wiederherzustellen oder zu verbessern und die Patient*innen auf die nächste Rehabilitationsphase (Phase C) vorzubereiten. Dies beinhaltet:

  • Verbesserung des Bewusstseins
  • Vegetative Stabilisierung
  • Tonusregulation
  • Vermeidung sekundärer Komplikationen
  • Sicherung bei Selbst- und Fremdgefährdung
  • Trachealkanülenmanagement und -entwöhnung
  • Sicherung der enteralen Ernährung
  • Diagnostik und Behandlung der Schluckstörung
  • Oraler Kostaufbau unter Aufsicht
  • Kommunikationsaufbau
  • Reorientierung
  • Funktionsanbahnung Rumpf/Kopfkontrolle
  • Wahrnehmungsförderung
  • Mobilisierung Bettkante/Rollstuhl
  • Mobilisierung Stand/Schritte
  • Teilselbssttändigkeit ADL

Dauer der Phase B

Die Dauer der neurologischen Frührehabilitation ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Schwere der Schädigung, der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten und die Fortschritte, die während der Rehabilitation erzielt werden.

Einflussfaktoren auf die Dauer

  • Schwere der Schädigung: Je schwerwiegender die Schädigung des Gehirns oder des Nervensystems ist, desto länger dauert in der Regel die Rehabilitation.
  • Individuelle Fortschritte: Die Fortschritte, die ein Patient während der Rehabilitation macht, sind entscheidend für die Dauer. Solange Fortschritte erzielt werden, bleiben die Patienten in der Regel in der Phase B.
  • Komorbiditäten: Begleiterkrankungen können den Rehabilitationsprozess verlangsamen und die Dauer der Phase B verlängern.
  • Motivation: Die Motivation des Patienten spielt eine entscheidende Rolle. Ohne aktive Mitarbeit sind die Erfolgsaussichten der Rehabilitation geringer.

Durchschnittliche Aufenthaltsdauer

Die Aufenthaltsdauer in der neurologischen Frührehabilitation kann zwischen 5 Wochen und 4 Monaten liegen, in manchen Fällen auch länger. Eine Studie der BDH-Klinik Hessisch Oldendorf zeigte, dass die mittlere Verweildauer in der Phase B im Zeitraum von 2005 bis 2008 bei 44,6 Tagen lag. Allerdings gab es eine Tendenz zur Verkürzung der Verweildauer im Laufe der Jahre.

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Prognose in der Phase B

Die Prognose nach einem Schlaganfall und während der Phase B ist von vielen Faktoren abhängig. Es ist wichtig zu beachten, dass die neurologische Frührehabilitation keine Erfolgsgarantie bietet. Manchmal sind die Schäden am Gehirn so schwerwiegend, dass trotz aller Therapien keine wesentliche Verbesserung erzielt werden kann.

Einflussfaktoren auf die Prognose

  • Art, Schwere und Ausmaß der Schädigung: Die Lokalisation, die Schwere und das Ausmaß der Schädigung im Gehirn sind entscheidend für die Prognose.
  • Aufnahmefähigkeit: Die Fähigkeit des Patienten, Informationen aufzunehmen und aktiv an der Therapie mitzuarbeiten, ist wichtig für den Erfolg der Rehabilitation.
  • Motivation: Die Eigenmotivation des Patienten ist ein entscheidender Faktor für den Rehabilitationserfolg.
  • Alter und allgemeiner Gesundheitszustand: Das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten vor dem Schlaganfall beeinflussen die Rehabilitationsfähigkeit.
  • Frühzeitiger Beginn der Rehabilitation: Je früher mit der Rehabilitation begonnen wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Wiederherstellung.
  • Bestehendes Tracheostoma: Ein weiter bestehendes Tracheostoma kann die Überlebenswahrscheinlichkeit verringern.
  • Schluck- und Verständigungsstörungen: Beaufsichtigungspflichtige Schluckstörungen sowie schwere Verständigungsstörungen erhöhen das Risiko für ein ungünstiges Outcome in Bezug auf die Selbstständigkeit und gesundheitsbezogene Lebensqualität.

Realistische Erwartungen

Es ist wichtig, realistische Erwartungen an die Rehabilitation zu haben. Wenn sich in einem Zeitraum von vier bis sechs Wochen nach der Schädigung wenig Verbesserungstendenzen zeigen, ist es unwahrscheinlich, dass sich dies in den nächsten Monaten signifikant ändert. Dennoch sollte die Motivation der Patienten und Angehörigen aufrechterhalten werden.

Übergang in die Phase C

Etwa 40 Prozent der Patienten in der Phase B erreichen die nächste Stufe, die Rehabilitation Phase C. Um diese zu erreichen, müssen sie bestimmte Fähigkeiten wiedererlangt haben, wie z. B. Absprachefähigkeit, Orientierung, Bereitschaft zur Mitarbeit, selbstständiges Fahren im Rollstuhl über mehrere Meter, Stuhlkontinenz und Belastungsfähigkeit.

Therapieansätze in der Phase B

In der neurologischen Frührehabilitation kommen verschiedene Therapieformen zur Anwendung, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Patientinnen zugeschnitten sind. Ein interdisziplinäres Team aus Ärztinnen, Pflegekräften, Therapeutinnen und Sozialarbeiterinnen arbeitet eng zusammen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.

Häufige Therapieformen

  • Physiotherapie: Verbesserung der motorischen Fähigkeiten, der Koordination und des Gleichgewichts.
  • Ergotherapie: Training von Alltagsaktivitäten und Verbesserung der Feinmotorik.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
  • Neuropsychologie: Kognitives Training zur Verbesserung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösungsfähigkeiten.
  • Musiktherapie: Einsatz von Musik zur Förderung der emotionalen und kognitiven Entwicklung.
  • Aktivierende Pflege: Unterstützung bei der Körperpflege und Mobilisierung zur Vermeidung von Komplikationen.

Spezialisierte Therapieangebote

Einige Kliniken bieten spezialisierte Therapieangebote an, wie z. B. das Trachealkanülenmanagement und die Behandlung von Schluckstörungen. Ziel ist es, die Schluckfunktion so weit zu verbessern, dass die Trachealkanüle wieder entfernt werden kann. Hierzu werden verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt, wie z. B. die Videoendoskopie und die radiologische kinematografische Untersuchung des Schluckaktes.

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Pharmakologische Unterstützung

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung eingesetzt werden, um den Antrieb zu steigern oder Verwirrtheitszustände (Delir) zu behandeln. Auch depressive Reaktionen auf die Erkrankung können medikamentös behandelt werden.

Bedeutung der Angehörigen

Angehörige spielen eine wichtige Rolle im Rehabilitationsprozess. Sie können die Patient*innen motivieren und unterstützen und so zum Therapieerfolg beitragen. Es ist wichtig, dass Angehörige realistische Erwartungen haben und sich frühzeitig über die Möglichkeiten und Grenzen der Rehabilitation informieren.

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