Ein Schlaganfall kann gravierende Folgen haben, insbesondere wenn er das Sprachzentrum im Gehirn betrifft. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Auswirkungen eines Schlaganfalls auf das Sprachzentrum, die unterschiedlichen Formen von Sprachstörungen, die Behandlungsmöglichkeiten und die langfristigen Perspektiven für Betroffene.
Was ist ein Schlaganfall und welche Folgen hat er?
Ein Schlaganfall ist eine Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu einer Funktionsstörung der betroffenen Hirnareale führt. Ungefähr die Hälfte aller Patienten, die einen Schlaganfall überleben, tragen bleibende Schäden davon, die das Alltagsleben nachhaltig verändern. Die Art und das Ausmaß dieser Schlaganfall-Folgen hängen davon ab, welches Hirn-Areal wie schwer geschädigt ist. Sehr oft sind die Betroffenen durch die Schlaganfall-Folgen pflegebedürftig oder sogar schwerstbehindert. Eher selten, beispielsweise bei einem leichten Hirnschlag oder einer TIA (transitorische ischämische Attacke), bleibt ein Schlaganfall ohne Folgen.
Sprach- und Sprechstörungen als Folge eines Schlaganfalls
Die sprachliche Kommunikation ist bei vielen Betroffenen nach einem Hirnschlag auf unterschiedliche Weise beeinträchtigt. So zieht schon ein leichter Schlaganfall Folgen im Sprach-Bereich nach sich, genauer gesagt eine leichte Aphasie: Bei dieser Sprach-Störung fällt es Patienten schwer, ihre Gedanken verständlich zu machen oder zu verstehen, was andere ihnen sagen. Das wirkt sich auch auf das Lesen und Schreiben aus.Sprech-Störungen sind ebenfalls mögliche Folgen eines Schlaganfalls: Die Betroffenen sprechen abgehackt, verwaschen, monoton und langsam oder überstürzt.
Aphasie: Die erworbene Sprachstörung
Die erworbene Sprachstörung (Aphasie - griech.: Sprachlosigkeit) ist die Folge einer Schädigung des Sprachzentrums im Gehirn. In den meisten Fällen ist ein Schlaganfall die Ursache. Die Sprach- und Verständnisprobleme der Betroffenen (Aphasiker) erschweren die Kommunikation mit anderen Menschen. Häufig ist auch die Lese- und Schreibfähigkeit eingeschränkt oder in schweren Fällen nicht mehr vorhanden.
Die Sprachstörung wird in den meisten Fällen durch einen Schlaganfall verursacht, meist durch eine Durchblutungsstörung, seltener durch eine Hirnblutung. Auch entzündliche Erkrankungen des Gehirns (z. B. Enzephalitis), ein Schädel-Hirn-Trauma oder Vergiftungen können die Ursache sein. Tritt die Sprachstörung als Folge einer Störung auf, die nicht zu einer fortschreitenden Schädigung führt, verändert sie sich nicht und kann sich unter Therapie wieder bessern.
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Die Schädigung eines Sprachzentrums im Gehirn betrifft sowohl das Sprachverständnis (rezeptive Fähigkeiten) als auch die Sprachproduktion (expressive Fähigkeiten) in individuell unterschiedlichem Ausmaß. Das Sprechen und Verstehen von Lautsprache sowie das Lesen und Verstehen von Schriftsprache können beeinträchtigt oder sogar unmöglich sein. Grund dafür ist die erschwerte Fähigkeit, Sprache zu bilden und zu entschlüsseln. In der Regel sind die intellektuellen Fähigkeiten nicht betroffen.
Aphasie kann sich auf unterschiedliche Weise äußern und in verschiedenen Variationen auftreten. Bei der Einordnung spielen daher die individuellen Beeinträchtigungen eine besondere Rolle. Für viele Formen der Sprachstörung ist es typisch, dass Objekte umschrieben werden, weil sie nicht mehr direkt benannt werden können (Anomie).
Formen der Aphasie
Um bei einer Aphasie die Vielzahl möglicher sprachlicher Symptome im klinischen Alltag besser einordnen und behandeln zu können, werden bestimmte sprachliche Symptome zu Bündeln (Syndromen) zusammengefasst. Am häufigsten finden sich die folgenden vier Standardsyndrome der Aphasie:
- Globale Aphasie: Die Globale Aphasie ist die schwerste Form einer Aphasie. Die Betroffenen können kaum oder gar nicht sprechen. Die Störung beeinträchtigt ebenso das Sprachverständnis und in der Regel auch die Fähigkeit zum Lesen und Schreiben.
- Broca-Aphasie (motorische Aphasie): Bei der Broca-Aphasie können die Betroffenen nicht flüssig sprechen und keine kompletten Sätze bilden. Typisch ist ein sogenannter „Telegrammstil“ der Sprache. Das Sprachverständnis ist dagegen in der Regel weitgehend ungestört.
- Wernicke-Aphasie: Bei der Wernicke-Aphasie ist der Redefluss gut erhalten, manchmal sogar gesteigert. Dagegen ist das Sprachverständnis und häufig auch das Störungsbewusstsein für die Sprachstörung stärker beeinträchtigt. Die Betroffenen verstehen häufig auch einfache Wörter nicht. Das bedeutet, sie können zwar flüssig sprechen, das Gesprochene aber nicht mit Inhalt füllen.
- Amnestische Aphasie: Patient*innen mit Amnestischer Aphasie zeigen oft nur leichte Defizite. Hauptsymptom sind Wortfindungsstörungen. Die Betroffenen zeigen ein gutes Störungsbewusstsein und versuchen Fehler zu korrigieren. Häufig werden Statthalterwörter wie „Ding“, „das da“ oder „es“ verwendet.
Grundsätzlich ist jedoch jede Aphasie individuell, d.h. anders ausgeprägt. Im klinischen und therapeutischen Alltag ist daher nicht allein das Syndrom entscheidend, sondern vielmehr die Art und Weise, wie und wieweit die Symptome der Sprachstörung die Betroffenen bzw. die Kommunikationsfähigkeit beeinträchtigen.
Diagnose der Aphasie
Die Diagnose stellen erfahrene Experten der Neurologie und Logopädie nach einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen und gegebenenfalls Ihren Angehörigen über Ihre Beschwerden und Ihre Krankengeschichte (Anamnese) sowie nach umfangreichen neurologischen Untersuchungen. Wichtig ist die Abgrenzung zu anderen Sprachentwicklungs- und Sprachfunktionsstörungen, die als Folge von Schwerhörigkeit, Fehlsichtigkeit oder Artikulationsstörungen in Form eingeschränkter motorischer Fähigkeiten beim Schreiben (Dysarthrie) auftreten können.
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Eine bildgebende Untersuchung des Gehirns hilft, der Ursache für Ihre Sprachstörung auf den Grund zu gehen und das Ausmaß der Schädigung zu bestimmen. Eine Computertomografie und eine Magnetresonanztomografie mit oder ohne Darstellung der Arterien mithilfe von Kontrastmitteln (Angiografie) geben Aufschluss über die Art der Schädigung. Es kann sich um einen Infarkt, innere Blutungen (Hämorrhagie), eine sich entwickelnde Demenz oder um Tumore (Raumforderungen) handeln, deren Ausdehnung wir sichtbar machen können.
Mithilfe spezieller Tests (wie dem Aachener Aphasie-Test, AAT) können wir Ihre Sprache analysieren und die Sprachstörung beurteilen.
Spontansprache: wird u. a. gemessen an der Flüssigkeit der gesprochenen Wörter und ihrer Anzahl, an Ausdrucksmerkmalen (Prosodie), Wortfindungspausen, spontanen Fehlern, Zögern.Benennung: wird gemessen an der Fähigkeit, Objekte direkt und ohne Umschreibungen zu benennen.Wiederholung: wird gemessen an der Fähigkeit, komplexe Sätze nachzusprechen.Verstehen: wird gemessen an der Fähigkeit, einfachen oder mehrstufigen Anweisungen zu folgen, auf einfache und komplexe Ja- oder Nein-Fragen zu antworten und auf vom Arzt genannte Objekte zu zeigen.Lesen und Schreiben: wird gemessen anhand des Leseverständnisses, der Rechtschreibung, des Schreibens nach Diktat, des spontanen Schreibens und des Vorlesens.
Therapie der Aphasie
Ziel der Aphasietherapie ist es, die Kommunikationsfähigkeit so gut es geht zu verbessern und vorhandene Fähigkeiten zu fördern. Nach wissenschaftlichen Studien gilt auch für die Aphasietherapie: Je intensiver die Behandlung, desto effektiver ist das Ergebnis. Gerade in der akuten und subakuten Phase einer Aphasie hat sich gezeigt, dass vor allem eine intensive Sprachtherapie (IST) die Kommunikationsfähigkeit verbessern kann. Aber auch im Krankheitsverlauf, d.h. zu einem späteren Zeitpunkt, sind durch ein ausreichend intensives Training Besserungen der Symptome einer Aphasie möglich.
Sprach- und Sprechtherapie sind jedoch nur dann wirksam, wenn wesentliche Faktoren der Wirksamkeit in einem mehrdimensionalen Behandlungskonzept zusammenfließen. Eine intensive Sprachtherapie (IST) erfolgt daher vorzugsweise im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme - in einer neurologischen Fachklinik (stationär oder teilstationär). Vorteil dabei ist, dass neben der intensiven Sprachtherapie die häufig vorhandenen neurologischen Begleitsymptome mitbehandelt werden können.
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Die Rehabilitationsbehandlung der Aphasien kann folgende Therapiemodule umfassen:
- Sprachtherapie (Logopädie und/oder Linguistik) inkl. computerunterstützte Sprachtherapie
- Neuropsychologische Therapie (zur Verbesserung u. a. von Aufmerksamkeit und Gedächtnis)
- Physiotherapie (bei Lähmungen und Bewegungseinschränkungen)
- Ergotherapie (Übungen zum Wiedererlernen von Alltagsfähigkeiten)
- Physikalische Therapien (Elektrotherapie, Massage, Bäder)
Die Aphasie-Therapien finden in der Regel in Einzel- und Gruppentherapien statt. Ein wesentliches Ziel ist dabei, Aphasiker*innen wieder in die Lage zu versetzen, trotz eventueller Einschränkungen wieder möglichst selbstständig im Alltag zurechtzukommen. Im hierzu beispielsweise durchgeführten Real Life-Training können die Betroffenen lernen, während der Behandlung eingeübte Kommunikationsmuster in einer realen Alltagssituation anzuwenden (z.B. beim Einkaufen).
Wichtig ist immer, ein verständnisvolles Umfeld der Betroffenen zu fördern, um die ansonsten wirksamen natürlichen Sprach- und Sprechängste abbauen zu können. Dabei ist es hilfreich, wenn auch die Angehörigen frühzeitig in die Therapien eingebunden werden und durch Beratungen und Seminare das Verständnis für die Störung gefördert wird.
Dysarthrophonie: Die Störung der Sprechmotorik
Eine Dyartrophonie (früher auch Dysarthrie) genannt, ist eine Beeinträchtigung der Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen. Betroffene Muskelgruppen sind zum Beispiel die Atemmuskulatur, die Kehlkopfmuskulatur oder die Lippen- und Zungenmuskulatur. Die Artikulation des Betroffenen ist beeinträchtigt, zudem oft auch die Stimme und die Sprechatmung. Die Betroffenen sprechen undeutlich, heiser oder leise und müssen häufig Luft holen.
Das Sprechen und gleichzeitige Atmen ist ein komplexer Vorgang, bei dem verschiedene Stellen des Gehirns zusammenspielen. Ist dies durch eine Schädigung nicht mehr möglich, können bestimmte Funktionen eingeschränkt sein oder ganz ausfallen. Dies kann durch verschiedene neurologische Erkrankungen ausgelöst werden, darunter Schlaganfall, aber auch Parkinson.
Patienten, die von Dysarthrophonie betroffen sind, können die notwendigen Muskelbewegungen aufgrund einer Lähmung im Mundbereich oder den Stimmbändern nicht ausführen. Eine gestörte Koordination von Gehirn, Nerven und Muskeln kann die Dysarthrophonie ebenfalls auslösen, da dadurch die Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen beeinträchtigt ist.
Nach einem Schlaganfall sind Verbesserungen durch intensive Therapien sehr gut möglich, bei anderen Krankheitsbildern verschlechtert sich der Zustand tendenziell. Grundsätzlich gilt das gleiche wie beim Aufbau anderer Muskeln: Kontinuierlich üben, damit die erreichten Erfolge nicht wieder verloren gehen.
Diagnose der Dysarthrophonie
Die Diagnose einer Dysarthrophonie wird in der Regel von einem Logopäden oder Phoniater gestellt. Dabei werden verschiedene Aspekte des Sprechens untersucht, wie z.B. die Artikulation, die Stimme, die Sprechatmung und die Sprechmelodie.
Therapie der Dysarthrophonie
Die Therapie der Dysarthrophonie zielt darauf ab, die Sprechmotorik zu verbessern und die Kommunikationsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen. Dabei kommen verschiedene Übungen zum Einsatz, die auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sind.
Abgrenzung von Aphasie und Dysarthrophonie
Aphasien und Dysarthrophien können auch gemeinsam auftreten.Eine Störung bei der Lautbildung kann genauso unterschiedlich stark ausfallen wie eine Aphasie. Beide Schlaganfall-Folgen können einzeln oder zusammen auftreten, weswegen sie von Laien manchmal verwechselt werden. Bei einer Aphasie liegt eine Sprach- beziehungsweise Sprachverständnisstörung vor.
Bei der Aphasie sind die zugrunde liegenden Ursachen immer im Gehirn verortet (Schädigung bestimmter Hirnareale), also neurologisch. Die Dysarthrie ist im Unterschied zur Aphasie eine motorische Sprachstörung. Die Sprechapraxie hat weder mit einer Störung der Motorik beim Sprechen zu tun, noch ist sie eine systematische Sprachstörung. Bei der Sprechapraxie ist konkret die (neurologische) Planung von Sprechbewegungen gestört - nicht die neurologischen Prozesse, die zum Entstehen der Sprache (zum Beispiel Wortfindung, Sprachverständnis) führen.
Weitere mögliche Folgen eines Schlaganfalls
Neben den Sprach- und Sprechstörungen kann ein Schlaganfall eine Vielzahl weiterer Folgen haben, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Dazu gehören:
- Bewegungsstörungen: Nach einem Schlaganfall weisen viele Betroffene Bewegungs-Störungen (motorische Defizite) auf. Das Spektrum reicht von leichten Gang-Unsicherheiten bis hin zu umfangreichen Lähmungen. Sehr oft tritt zum Beispiel eine unvollständige Halbseiten-Lähmung (Hemiparese) auf: Sie betrifft nicht nur Arm und Bein, sondern auch das Gesicht. Die halbseitige Gesichts-Lähmung ist etwa an einem herabhängenden Mundwinkel und schlaffem Augenlid erkennbar. Auch Sprechen, Kauen und Schlucken sind meist durch die Lähmung beeinträchtigt.
- Neglect und andere Aufmerksamkeitsstörungen: Schlaganfall-Patienten mit einem Neglect verhalten sich so, als ob eine Seite des Außenraumes (einschließlich des eigenen Körpers) nicht vorhanden wäre. Meist handelt es sich um die linke Seite (aufgrund einer Schädigung in der rechten Hirnhälfte).
- Schluckstörungen: Weit verbreitete Schlaganfall-Folgen sind Schluck-Störungen (Dysphagien). Bei einer halbseitigen Gesichts-Lähmung etwa haben Patienten Probleme, Flüssigkeiten im Mund zu behalten oder die Nahrung zu einem gut schluckbaren Ballen zu formen.
- Sehstörungen: Auf einen Schlaganfall folgen sehr häufig Seh-Störungen. Welcher Art sie sind, hängt davon ab, welcher Teil der Seh-Bahn (Seh-Nerv, Seh-Zentren im Gehirn) von der Hirn-Schädigung betroffen ist.
- Gefühlsstörungen: Nach einem Schlaganfall nehmen viele Betroffene in einzelnen Bereichen einer Körperhälfte Sinnes-Empfindungen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr wahr. Die Patienten spüren etwa Berührungen, Schmerzen und Temperatur-Reize in der jeweiligen Körper-Region kaum oder überhaupt nicht.
- Gedächtnisstörungen: Störungen des Gedächtnisses zählen ebenfalls zu den häufigen Schlaganfall-Folgen. Manche Patienten haben zum Beispiel Probleme, gespeichertes Wissen abzurufen, das vor dem Hirnschlag erworben wurde. Andere sind kaum oder gar nicht in der Lage, sich neue Informationen zu merken.
- Persönlichkeitsveränderungen: Als Folge eines Schlaganfalls verändert sich bei einigen Betroffenen die Persönlichkeit. Manche sind dann teilnahmslos oder zeigen Anzeichen von Resignation und Depression. Andere neigen zu zwanghaftem Weinen oder bekommen plötzliche Wutausbrüche.
- Weitere Schlaganfall-Folgen: Auf einen Schlaganfall folgen oft noch weitere Störungen und Beeinträchtigungen. So verändert etwa ein Infarkt im Hirnstamm neben den erwähnten Seh-Störungen und Gesichts-Lähmungen zum Beispiel auch den Geschmacks-Sinn oder verursacht eine Hör-Störung (Hörsturz oder Tinnitus). Manche Patienten leiden auch unter Stuhl- oder Harn-Inkontinenz. Weitere häufige Schlaganfall-Folgen sind Gleichgewichts-Störungen und Schwindel.
Prognose von Schlaganfall-Folgen
Ob und in welchem Ausmaß sich Schlaganfall-Folgen von allein oder mittels Therapie bessern, ist sehr unterschiedlich. Dass eine Rückbildung von Bewegungs-Störungen und manchen anderen Auswirkungen des Hirnschlags überhaupt möglich ist, liegt an der sogenannten Plastizität des Gehirns: Durch Umorganisation von Nerven-Verbindungen besteht die Möglichkeit, dass andere Hirn-Areale die Aufgaben der geschädigten Hirn-Region übernehmen.
Generell hängt die Prognose von Schlaganfall-Folgen von vielen verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen das Alter des Patienten, der Schweregrad der Schäden und die Art der Therapie.
Bewegungs-Störungen etwa, die zu den häufigsten Schlaganfall-Folgen zählen, verschwinden selten vollständig wieder. In den meisten Fällen bessern sie sich aber innerhalb von acht bis zwölf Wochen nach dem Schlaganfall. Es gibt allerdings auch Patienten, bei denen die Rückbildung Monate oder Jahre dauert.
Bei Schlaganfall-Patienten mit vielen, kleinen Gefäß-Verschlüssen im Gehirn (lakunäre Infarkte), rein motorischen Ausfällen und intakter Körperwahrnehmung sind die Erfolgsaussichten einer Therapie meist gut. Das gilt selbst dann, wenn in der Akutphase nach dem Anfall eine schwere Halbseiten-Lähmung besteht. Schlechter fällt die Prognose bei zusätzlichen neurologischen Schlaganfall-Folgen aus, etwa wenn der Patient auch noch eine Aphasie (Sprach-Störung) oder einen Neglect aufweist.
Leben mit Schlaganfall und Aphasie
Die Sprachstörung ist für Erkrankte und ihr Umfeld eine Herausforderung. Doch es gibt Wege, die den Umgang erleichtern. Im Gespräch empfiehlt es sich, die Sätze immer kurz und einfach zu halten und den Betroffenen ausreichend Zeit zum Verarbeiten zu geben. Menschen mit Aphasie brauchen vor allem Verständnis für ihre Situation. Es ist enorm wichtig, einfühlsam mit ihnen umzugehen und die Sprachstörung immer im Blick zu haben. Hier sind Geduld und ein ruhiges, störungsarmes Umfeld wichtig.
Tipps zum Umgang mit Aphasiker*innen
- Behandeln Sie den oder die Aphasiker*in als Gesprächspartner auf Augenhöhe.
- Nehmen Sie der aphasischen Person „nicht das Wort aus dem Mund“
- Sprechen Sie nicht über sieihn, sondern mit ihrihm.
- Sprechen Sie in normaler Sprache und in einfachen Sätzen.
- Sprechen Sie langsam, klar und deutlich.
- Insbesondere bei den ausgeprägten Formen einer Aphasie versuchen Sie Fragen vorzugsweise so zu formulieren, dass sie mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können.
- Korrigieren Sie nicht.
- Halten Sie Blickkontakt.
- Setzen Sie alle Mittel der Kommunikation ein: Gesten und Mimik, zeichnen oder schreiben Sie, wenn nötig, zeigen auf Gegenstände oder Abbildungen und motivieren gegebenenfalls auch dendie Betroffenen ebenfalls dazu.
- Warten Sie geduldig auf eine Antwort.
- Sorgen Sie im Gespräch für eine ruhige Umgebung und schalten Sie störende Geräuschquellen wie Radio oder TV möglichst aus.
- Wenn der*die Betroffene in einem Satz nicht weiterkommt, drängen Sie nicht. Gegebenenfalls ist es auch hilfreich, zunächst das Thema zu wechseln. Ein erneuter späterer Versuch ist oft erfolgreich.
- Manche Betroffene sind leichter gereizt oder haben Gefühlsschwankungen. Hierbei handelt es sich um häufige Begleitsymptome der Grunderkrankung. Versuchen Sie dennoch verständnisvoll und geduldig zu sein.
Selbsthilfe
Vielen Aphasiker*innen und ihren Angehörigen hilft der Austausch mit anderen Betroffenen, wir er beispielsweise in Selbsthilfegruppen möglich ist.
Prävention und Früherkennung von Schlaganfällen
Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind letztendlich immer die Vermeidung von Risikofaktoren. Das heißt: Maßnahmen, die effektiv einem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und letzten Endes auch Diabetes vorbeugen und verhindern. Dazu gehört im ersten Schritt, dass man sich vernünftig ernährt, das heißt eine balancierte, ausgewogene zum Beispiel mediterrane Diät zu sich führt. Also überwiegend Gemüse, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Alkohol. Alkohol ist zwar nicht komplett verboten, aber nur in sehr geringen Mengen. Und natürlich ist ausreichende Bewegung sehr wichtig. 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal. Und wenn Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, sollte man die natürlich auch behandeln.
Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft bietet auf ihrer Seite einen Schlaganfall-Risikotest an. Damit sollen Personen ihr persönliches Schlaganfall-Risiko einschätzen können. Wissen Sie, diese Tests sind ja eine Art Screening. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung, aber jemand, der zum Beispiel familiär vorbelastet ist, vielleicht sogar den ein oder anderen Risikofaktor hat und älter wird, für den ist solch ein Test eine Chance. Wenn der Test auffällig ist, sollte er unbedingt immer zum Arzt gehen und dann können Risikofaktoren frühzeitig überprüft und entsprechende Behandlungen eingeleitet werden.
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