Schlaganfall, Schwindel, Sehstörungen: Ursachen und Zusammenhänge

Ein Schlaganfall ist ein Notfall, der sofortiges Handeln erfordert. Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei ein nicht unerheblicher Teil jünger als 55 Jahre ist. Es ist wichtig zu wissen, dass sich ein Schlaganfall nicht immer durch die klassischen Symptome wie Lähmungen äußert. Auch Schwindel und Sehstörungen können auf ein solches Ereignis hindeuten. Ebenso wichtig ist zu wissen, dass auch nach dem Abklingen der Symptome eine Ursachenforschung unerlässlich ist, um das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu minimieren.

Schlaganfall: Symptome erkennen und richtig handeln

Die Anzeichen eines Schlaganfalls können vielfältig sein. Neben den bekannten Symptomen wie plötzlichen Lähmungen, Sprach- oder Sehstörungen gibt es weitere Warnsignale, die beachtet werden sollten. Ein einfacher Test, der sogenannte FAST-Test, kann helfen, einen Schlaganfall schnell zu erkennen:

  • Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen?
  • Arms (Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme gleichzeitig nach vorne auszustrecken, die Handflächen nach oben zu drehen und die Position zu halten. Sinkt ein Arm ab oder dreht sich eine Handfläche einwärts?
  • Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen? Versteht die Person die Aufforderung nicht?
  • Time (Zeit): Wenn eines oder mehrere dieser Symptome auftreten, zählt jede Minute. Rufen Sie sofort unter 112 den Notarzt.

Auch wenn sich die Symptome schnell zurückbilden, ist es wichtig, sofort den Notarzt zu rufen. Pro Minute gehen nach einem Schlaganfall bis zu zwei Millionen Nervenzellen zugrunde.

Ursachenforschung nach einem Schlaganfall

Nach jedem Schlaganfall muss intensiv nach der Ursache gesucht werden. Wird der Auslöser nicht gefunden und behandelt, droht ein erneuter Schlaganfall. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen von Schlaganfällen:

  • Ischämischer Schlaganfall: In etwa 80 Prozent der Fälle liegt ein ischämischer Schlaganfall vor, bei dem eine Arterienverstopfung die Durchblutung des Gehirns behindert. Ursache hierfür kann Arteriosklerose sein, also Kalk- und Fettablagerungen an den Gefäßwänden, die die Ader verengen. An diesen Engstellen können sich Blutgerinnsel bilden, die das Gefäß teilweise oder sogar komplett verschließen. Auch Gerinnsel, die sich in den Halsgefäßen bilden, können ins Gehirn geschwemmt werden.
  • Kryptogener Schlaganfall: Bei bis zu 30 Prozent der Schlaganfälle bleibt der Grund zunächst ungeklärt. Mediziner sprechen dann von einem kryptogenen Schlaganfall. Experten vermuten jedoch, dass auch in diesen Fällen häufig Vorhofflimmern eine Rolle spielt.

Risikofaktoren: Die wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall gelten für alle Geschlechter. Einige Faktoren begünstigen aber besonders bei Frauen Schlaganfälle:

Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen

  • Vorhofflimmern: Betroffene Frauen bekommen doppelt so häufig einen Schlaganfall wie Männer mit Vorhofflimmern.
  • Diabetes: Auch Frauen mit Diabetes sind stärker gefährdet als Männer.
  • Migräne mit Aura: Migräne mit Aura erhöht zwar für Männer und Frauen das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen, aber Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer.

Weitere Ursachen: Gerade bei jüngeren Menschen, die nicht die klassischen Risikofaktoren aufweisen, können andere Ursachen eine Rolle spielen. In der Altersspanne von 16 bis 55 Jahren steckt oft ein kleiner angeborener Defekt im Herzen hinter einem Schlaganfall:

  • Offenes Foramen ovale (PFO): Dabei handelt es sich um eine Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Herzvorhof, die sich normalerweise in den ersten Wochen nach der Geburt verschließt. Bei jedem Vierten wächst das Loch (Foramen ovale) allerdings nicht vollständig zu, es bleibt dauerhaft offen. Kleine Blutgerinnsel, die in den Venen entstehen, können dann durch dieses Loch ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen. Ein PFO kommt als Schlaganfall-Ursache infrage, wenn keine anderen Ursachen gefunden werden. Ein sogenanntes Schluck-Echo kann ein PFO sichtbar machen.
  • Dissektion der Hals- oder Vertebralis-Arterie: Wenn die innere Gefäßwand einer Halsschlagader oder der Vertebralis-Arterie plötzlich einreißt, kann dies ebenfalls zum Schlaganfall führen. Ein Bluterguss in der Gefäßwand verengt die Ader, der Blutfluss wird behindert und es kann sich ein Blutgerinnsel bilden, das ins Gehirn geschwemmt wird. Zu den typischen Warnzeichen einer Dissektion gehören einseitige Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen und Ohrgeräusche.

Behandlung des Schlaganfalls

Bei einem akuten Schlaganfall werden die Betroffenen idealerweise auf einer Spezialstation, einer sogenannten Stroke Unit, behandelt. Unmittelbar nach Einlieferung wird per CT oder MRT des Kopfes festgestellt, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung handelt.

Behandlung des ischämischen Schlaganfalls: Bei einem Hirninfarkt muss die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so schnell wie möglich wiederhergestellt werden. Hierfür stehen zwei Methoden zur Verfügung:

  • Thrombolyse (Lyse): Dabei wird ein das Gerinnsel auflösendes Medikament über die Vene in den gesamten Körper oder mittels Katheter direkt in das verschlossene Gehirngefäß verabreicht. Die Therapie sollte idealerweise innerhalb von viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome beginnen.
  • Thrombektomie: Sie wird vor allem bei größeren Blutgerinnseln eingesetzt, die sich nicht allein medikamentös auflösen lassen. Dabei wird ein Katheter durch die Leiste ins Gehirn eingeführt und das Blutgerinnsel mit einem weichen Metallgitter-Geflecht eingefangen und abgesaugt. Ist die Thrombektomie nicht erfolgreich, kann das verstopfte Gefäß mit einem Ballonkatheter geweitet werden, damit das Blut wieder ungehindert fließen kann. Danach wird ein Stent, also eine Gefäßstütze, eingesetzt.

Behandlung der Hirnblutung: Bei einer Hirnblutung muss die Blutung zum Stillstand gebracht werden und Schädigungen durch austretendes Blut vermieden werden. In manchen Fällen ist es nötig, das Blut durch eine Operation zu entfernen. Um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren, kann es in seltenen Fällen erforderlich werden, Teile des Schädelknochens zu entfernen.

Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Nach der Akutversorgung auf der Stroke Unit ist eine langfristige Nachbehandlung wichtig. Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Häufig treten zum Beispiel gefährliche Schluckstörungen auf, die in der Frühphase erkannt und behandelt werden müssen. Nach der Akuttherapie in der Klinik haben Betroffene in der Regel Anspruch auf eine Anschlussbehandlung. Depressionen gehören zu den häufigsten Komplikationen nach einem Schlaganfall. Die Dauer der Rehabilitation sollte sich nach der Schwere der Beeinträchtigungen richten.

Lesen Sie auch: Gesundheitliche Rückschläge und politische Leistungen von Lafontaine

Schwindel: Ursachen und Diagnose

Schwindel ist ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Er kann sich als Drehschwindel, Schwankschwindel oder Benommenheitsschwindel äußern und von Begleiterscheinungen wie Gangunsicherheit, Hörproblemen oder Kopfschmerzen begleitet sein.

Wann ist ärztlicher Rat erforderlich? Wenn der Schwindel häufig auftritt, lange anhält oder die Lebensqualität einschränkt, sollte man ärztlichen Rat suchen. Besonders wichtig ist es, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn der Schwindel erstmalig akut begonnen hat oder von Symptomen wie Lähmungen, Unfähigkeit zu stehen, Sprach- oder Sehstörungen, starken Kopfschmerzen, Brustschmerzen oder Bewusstseinsverlust begleitet wird.

Häufige Ursachen für Schwindel:

  • Gutartiger Lagerungsschwindel: Plötzlicher, anfallsartiger Schwindel, der in 1 bis 2 Minuten abklingt, deutet vor allem auf Gutartigen Lagerungsschwindel hin. Typisch ist Drehschwindel beim Hinlegen, Umdrehen, Aufstehen, Bücken und bei schnellen Kopfbewegungen, der etwa 20 bis 60 Sekunden andauert.
  • Neuritis vestibularis: Wenn der Schwindel länger als 24 Stunden anhält, liegt am ehesten eine Entzündung und der Ausfall eines Gleichgewichtsnerven vor (Neuritis vestibularis, auch Akute unilaterale Vestibulopathie genannt).
  • Funktioneller Schwindel: Eine weitere Ursache für Schwindel liegt vor, wenn das Gehirn bei Bewegungen die veränderten Sinnesinformationen nicht mehr korrekt vorausberechnet, wie beim funktionellen Schwindel.
  • Zentraler Schwindel: Eine Funktionsstörung oder Schädigung im Gleichgewichtszentrum des Gehirns („zentraler“ Schwindel) kann ebenfalls Schwindel verursachen. Häufige Begleitsymptome bei Schädigungen im Hirnstamm oder Kleinhirn sind Sprech-, Schluck- oder Sehstörungen. Sie können auch mit Lähmungen verbunden sein.
  • Peripherer Schwindel: Eine Funktionsstörung oder Schädigung am Gleichgewichtsnerven oder im Gleichgewichtsorgan im Innenohr wird als „peripherer“ Schwindel bezeichnet.
  • Weitere Ursachen: Auch Tumore an Hör- und Gleichgewichtsnerven (Akustikusneurinom), Multiple Sklerose, Parkinson, Polyneuropathie, Probleme mit Herz und Kreislauf, zu niedrige Zuckerwerte bei Diabetes, Funktionsstörungen der Schilddrüse, Sehschwäche, Tinnitus, Medikamente, Infektionen, Menstruation, Schwangerschaft, Wechseljahre, Alkohol und Schlafmangel können Schwindel auslösen.

Diagnostik: Die Diagnose von Schwindel beginnt mit einer ausführlichen Krankengeschichte und einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung. Dabei werden die Gang- und Standsicherheit, der vestibulo-okuläre Reflex und die Augenbewegungen geprüft. Bei Bedarf werden bildgebende Verfahren wie CT oder MRT eingesetzt.

Behandlung: Die Behandlung von Schwindel richtet sich immer nach der Ursache. Man behandelt medikamentös, physiotherapeutisch oder psychotherapeutisch. Spezielle Behandlungen gibt es beim Gutartigen Lagerungsschwindel in Form von sogenannten Befreiungsmanövern. Bei einer Neuritis vestibularis beginnt das Gehirn sofort, den Ausfall des Gleichgewichtsnerven auszugleichen. Bei Funktionellem Schwindel klärt man Betroffene zunächst darüber auf, dass es keine körperlichen Gründe für die Erkrankung gibt, um Ängste abzubauen. Danach ist auch ein intensives Gleichgewichts- und Gangtraining hilfreich. Zusätzlich kann man eine kognitive Verhaltenstherapie durchführen.

Sehstörungen nach Schlaganfall

Sehstörungen sind ein häufiges Symptom nach einem Schlaganfall. Sie können verschiedene Ursachen haben und sich unterschiedlich äußern.

Lesen Sie auch: Rehabilitation bei Gesichtsfeldausfall

Ursachen: Im Zusammenhang mit einem Schlaganfall können verschiedene Arten von Sehstörungen auftreten. Zum Beispiel kann das Auge beziehungsweise die Sehbahn direkt betroffen sein, weil sie nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. In diesem Fall kann es zur Erblindung auf einem Auge kommen. Zum anderen kann eine Region im Gehirn betroffenen sein, in der die Informationen des Auges verarbeitet werden. Das Auge selbst ist also intakt, aber die Informationsverarbeitung im Gehirn funktioniert nicht mehr richtig.

Arten von Sehstörungen:

  • Gesichtsfeldeinschränkungen: Die Gesichtsfeldeinschränkung ist mit Abstand die häufigste Sehstörung nach einer Hirnschädigung. Die Einschränkung kann sehr unterschiedlich ausfallen, von kleinen „blinden Flecken“ (sogenannten Skotome), über einen „Tunnelblick“ bis hin zu dem Ausfall einer kompletten Gesichtshälfte.
  • Doppelbilder: Doppelbilder oder ein „verschwommenes“ Sehen können Folgen eines Schlaganfalls sein. Dabei können die Doppelbilder auch zu Schwindel führen.
  • Herdblick: Der Herdblick kann ein erstes Anzeichen für einen Schlaganfall sein, das häufig nicht als solches wahrgenommen wird. Der Blick „kippt“ zur linken oder zur rechten Seite, der Betroffene kann seine Blickrichtung nicht mehr kontrollieren.
  • Visuell-Räumliche Störungen: Durch eine Hirnschädigung kann es sein, dass die Raumachsen nicht mehr richtig wahrgenommen werden können. Das führt dazu, dass Betroffene zum Beispiel Schwierigkeiten haben, geradeaus zu gehen oder ein Fahrrad oder Rollstuhl zu steuern.
  • Neglect: Neglect bedeutet, dass eine Raum- und/oder Körperhälfte nicht mehr wahrgenommen wird. Das heißt, dass der Betroffene seine Aufmerksamkeit einer Raum- oder Körperseite nicht mehr zuwenden kann.

Rückbildung von Sehstörungen: Ob sich Sehstörungen nach einem Schlaganfall zurückbilden, ist sehr individuell. Eine Erblindung bildet sich nicht zurück, eine Wahrnehmungsstörung kann sich zurückbilden - teilweise oder vollständig, spontan oder durch spezielle Therapien.

tags: #schlaganfall #schwindel #sehstörungen #ursachen