Schlaganfall und Zittern: Ursachen, Prävention und Therapie

Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Störung der Gehirnfunktion, die durch eine Unterbrechung der Blutzufuhr verursacht wird. Dies kann zu einer Vielzahl von neurologischen Symptomen führen, einschließlich Zittern. Dieser Artikel untersucht die Ursachen von Zittern nach einem Schlaganfall, die Präventionsmaßnahmen und die verfügbaren Therapieoptionen.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall (Apoplexia cerebri) ist eine plötzliche, "schlagartige" Funktionsstörung des Gehirns. Durch verschiedene Ursachen erhalten die Nervenzellen im Gehirn zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe - sie sterben ab. Es wird zwischen zwei Formen des Schlaganfalls unterschieden:

  • Hirninfarkt: Entsteht durch einen Gefäßverschluss und ist für ca. 80 % der Schlaganfälle verantwortlich.
  • Hirnblutung: Hat seine Ursache in einem geplatzten Gefäß im Gehirn.

Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit dem Alter deutlich an. Etwa 80 % der Schlaganfälle erleiden Personen in einem Alter von über 60 Jahren. Ein Schlaganfall kann in 40 von 100 Fällen innerhalb des ersten Jahres zum Tod führen und stellt damit die dritthäufigste Todesursache dar. Zudem sind viele Patienten nach einem Schlaganfall auf Pflege und Hilfsmittel angewiesen. Jeder Schlaganfall ist ein Notfall, der tödlich enden oder zu schweren Behinderungen führen kann.

Schlaganfall im Alter: Eine typische Alterskrankheit?

Ein Schlaganfall tritt häufiger im fortgeschrittenen Alter auf. In über 50 Prozent der Fälle trifft es über 65-Jährige, in rund 15 Prozent sind Personen unter 40/45 Jahren betroffen. Eine Person über 70 Jahre hat ein höheres Schlaganfall-Risiko als eine Person mit 60 Jahren. Mit 80 Jahren ist das Risiko wiederum größer als mit 70 und so weiter.

Ursachen und Risikofaktoren für einen Schlaganfall

Die Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall sind Bluthochdruck und Vorhofflimmern. Andere relevante Risikofaktoren sind Diabetes, Rauchen, Bewegungsmangel und Fettstoffwechselstörung. Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit dem Alter.

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Die Durchblutungsstörungen, die bei einem Schlaganfall im Gehirn auftreten, können durch verschiedene Vorgänge ausgelöst werden:

  • Gefäßverschluss: Ein Blutgerinnsel, ein Fettpfropf oder Gefäßablagerungen (Plaques) können eine gehirnversorgende Arterie verschließen, die Blutzufuhr unterbrechen und bei einem eintretenden Hirninfarkt sowohl die Sauerstoff- als auch die Nährstoffversorgung erheblich beeinträchtigen.
  • Hirnblutung: Das Platzen oder der Einriss eines Blutgefäßes oder einer Gefäßmissbildung (Aneurysma) im Gehirn kann einen Bluterguss (Hämatom) verursachen. Dadurch entsteht Druck auf einzelne Gehirnteile, deren Funktion somit ausfällt.

Warnzeichen eines Schlaganfalls

Der Schlaganfall kündigt sich oft mit bestimmten Symptomen an. Beim plötzlichen Auftreten von Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Taubheitsgefühlen und Lähmungsanzeichen, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starken Kopfschmerzen muss immer an eine deutliche Durchblutungsstörung des Gehirns gedacht werden.

Auch bei einem „leichten“ Schlaganfall kann es zu den üblichen charakteristischen Symptomen kommen, teilweise sind diese jedoch weniger stark ausgeprägt. Leichte Schlaganfälle können schnell abklingen und zu einer vollständigen Genesung führen. Manche Betroffenen bemerken sogar kaum oder überhaupt keine Symptome; man spricht hier von einem stillen oder auch stummen Schlaganfall. Obwohl leichte Schlaganfälle an sich keine lebensbedrohlichen Ereignisse sind, können sie das Risiko eines ernsteren Schlaganfalls in naher Zukunft erheblich erhöhen.

Schlaganfall-Risikotest

Es gibt Selbsttests, mit denen Personen ihr persönliches Schlaganfall-Risiko einschätzen können. Diese Tests sind eine Art Screening und ersetzen keine ärztliche Untersuchung. Wenn der Test auffällig ist, sollte man unbedingt zum Arzt gehen, um Risikofaktoren frühzeitig zu überprüfen und entsprechende Behandlungen einzuleiten.

Erste Hilfe bei Schlaganfall

Wenn Sie einen akuten Schlaganfall haben, müssen Sie immer sofort den Rettungsdienst beziehungsweise Notarzt (112) anrufen. Das Wichtigste ist, dass der Rettungsdienst alarmiert wird und so schnell wie möglich Hilfe eintrifft. Sie können den Betroffenen beruhigen und darauf achten, dass er nicht stürzt, falls er eine Gangstörung hat.

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Behandlung in spezialisierten Stroke Units

Die Erstversorgung in einer Stroke Unit ist essentiell. In Deutschland wird heutzutage auch der Großteil der Schlaganfall-Patienten auf solchen Stroke Units behandelt. In Stroke Units ist die diagnostische und therapeutische Expertise sehr hoch. Hier kann eingeschätzt werden, ob im individuellen Fall zum Beispiel eine Spezialtherapie möglich und nötig ist wie beispielweise eine Lyse-Therapie oder eine katheterbasierte sogenannte Thrombektomie. Auf diesen Stroke Units wird nicht nur die Akuttherapie gestartet, sondern es erfolgt in den folgenden Tagen auch ein Herz-Kreislauf-Monitoring. Nach der Akuttherapie wird der Fokus auf die Ursachenforschung des Schlaganfalls gelegt.

Es wird immer das Herz-Kreislauf-Monitoring gemacht, bei dem Herzfrequenz, Atemfrequenz und Blutdruck beobachtet werden. Zudem werden natürlich bei allen Schlaganfall-Patienten mithilfe bildgebender Verfahren wie MRT und CT die gehirnversorgenden Gefäße untersucht, um die Art und das Ausmaß des Schlaganfalls abzuklären.

Therapiechancen und Heilungserfolge

Im Bereich der Thrombektomie gibt es tatsächlich Heilungserfolge, die an Wunderheilung grenzen kann. Es gibt Fälle, in denen der Patient mit einer schwerstgradigen Lähmung in die Klinik kommt und bei Entlassung eine Woche später keinerlei Einschränkungen mehr hat - sofern er nach dem Schlaganfall schnell in die Klinik gebracht wurde.

Der Therapieerfolg richtet sich nach der Beteiligung des Patienten. Die Folgen eines Schlaganfalls hängen immer von Art und Ausmaß des Schlaganfalls ab. Die stärksten Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall resultieren aus schwerwiegenden Lähmungen und Sprachstörungen.

Leben nach dem Schlaganfall: Unterstützung und Pflege

Durch die Folgen eines Schlaganfalls sind viele Personen nach einem Schlaganfall auf Unterstützung oder Pflege angewiesen. Wenn es nur ein leichter Schlaganfall war oder einer, bei dem eine Rückbildung möglich ist, dann ändert sich vielleicht gar nicht viel und der Betroffene kann ganz normal in seine Wohnung zurückkehren. Wenn es ein schwerer Schlaganfall war, dann muss möglicherweise schon mehr Unterstützung oder Pflege organisiert werden.

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Rezidiv-Risiko

Es gibt eine Reihe an Rezidiv-Schlaganfällen und die Zahl liegt bei rund 50.000 bis 70.000 pro Jahr. Dass jeder Patient nach einem ersten Schlaganfall einen zweiten Schlaganfall erleidet, stimmt nicht, weil das im Wesentlichen von der jeweiligen Situation des Patienten abhängt. Auch wegen dieses hohen Rezidiv-Risikos ist aber so wichtig, nach dem ersten Schlaganfall die genauen Ursachen zu erforschen, um daraus eine gute Sekundär-Prävention aufbauen zu können.

Lebenserwartung nach einem Schlaganfall

Die Mortalität von Patienten nach einem ersten Schlaganfall liegt bei 25 bis 30 Prozent. Das betrifft allerdings nur die Subgruppe der sehr schweren Schlaganfälle. Das sind ja letztlich Patienten, die schwerste Lähmungen, schwerste Sprachstörungen, schwerste Sehstörungen haben und die nach dem ersten Schlaganfall in der Regel bettlägerig und stark pflegebedürftig sind. Von diesen schwerwiegenden Fällen stirbt eine sehr hohe Zahl innerhalb des ersten Jahres.

Früherkennung und zukünftige Forschung

Ein Bereich der Forschung dreht sich aktuell um die Verbesserung der Akuttherapie. Auf dem Gebiet der Schlaganfall-Früherkennung wird natürlich auch viel an der Genetik des Schlaganfalls geforscht. Warum treten Schlaganfälle zum Beispiel in manchen Familien häufiger auf als in anderen? Woran kann man eine Art Veranlagung erkennen? An diese und ähnlichen Fragen wird stark geforscht. Zuletzt gibt es auch viele Forschungsprojekte zur Verbesserung der Regeneration und Rehabilitation nach Schlaganfall.

Zittern nach Schlaganfall: Ursachen und Behandlung

Ein Tremor (Zittern) ist eines der häufigsten Symptome in der Neurologie und die häufigste Bewegungsstörung. Tremor beschreibt eine unwillkürliche, schwingende (oszillatorische) Bewegung eines Körperteils bzw. mehrerer Körperteile, welche zumeist an den Händen auftritt, aber u.a. auch den Kopf, die Stimme oder die Beine betreffen kann.

Arten von Tremor

Je nachdem, unter welchen Bedingungen der Tremor auftritt, unterscheidet man:

  • Ruhetremor: Tritt bei Entspannung des Körperteils auf.
  • Aktionstremor: Wird weiter unterteilt in:
    • Haltetremor: Tritt bei Halten gegen die Schwerkraft auf.
    • Bewegungstremor: Tritt bei Bewegungen auf.
    • Intentionstremor: Tritt bei zielgerichteten Bewegungen auf und nimmt bei Annäherung an das Ziel zu.

Ein Tremor kann einerseits als eigenständiges Krankheitsbild auftreten (primäre Tremorerkrankungen) aber auch Symptom einer anderen Erkrankung sein (sekundäre Tremorerkrankungen). Auch bei gesunden Menschen lässt sich beim Vorhalten der Arme oder Beine ein leichtes, zumeist kaum sichtbares Zittern feststellen, welches keinen Krankheitswert besitzt und als physiologischer Tremor bezeichnet wird. Der verstärkte physiologische Tremor hingegen ist meist sichtbar und situativ oder dauerhaft störend. Ausgelöst werden kann dieses Zittern durch Anspannung, Angst, Koffein oder Müdigkeit.

Ursachen von Tremor

Die häufigste Form der primären Tremorerkrankungen ist der essentielle Tremor, welcher definitionsgemäß an beiden Händen auftritt, aber im Verlauf der Erkrankung auch andere Körperteile betreffen kann. Der essentielle Tremor weist eine familiäre Häufung auf. Beim orthostatischen Tremor kommt es zu hochfrequenten Schwingungen der Beinmuskulatur im Stehen, welche sich beim Gehen oder im Sitzen bessern. Der orthostatische Tremor führt zu einer Standunsicherheit. Der zerebelläre Tremor tritt im Rahmen verschiedenen Erkrankungen des Kleinhirns wie z.B. der Multiplen Sklerose oder neurodegenerativer Erkrankungen wie hereditärer Ataxien auf.

Ein deutlich sichtbarer Tremor kann allerdings auch Symptom einer Erkrankung oder selbst die Erkrankung sein.

Diagnose von Tremor

Entscheidend für die korrekte Diagnosestellung ist die exakte klinische Einordnung des Tremors durch einen Spezialisten für Bewegungsstörungen. Diese klinische Beschreibung kann bereits Hinweise auf die zugrundeliegende Ursache liefern. Weiterführende Untersuchungen können hilfreich sein, um die Diagnose abzusichern oder andere Differentialdiagnosen auszuschließen:

  • Tremoranalyse mittels Oberflächenelektromyographie: Mittels aufgeklebter Oberflächenelektroden lässt sich u.a. die die genaue Frequenz des Tremors ermitteln, wodurch Rückschlüsse auf zugrundeliegende Erkrankung gezogen werden können.
  • Laboruntersuchungen: können nötig sein, um andere Erkrankungen wie z.B. Stoffwechselerkrankungen auszuschließen.
  • Kernspintomographie (MRT)
  • Da-TSCAN® (123J-Dat-Scan): Bei dieser nuklearmedizinischen Untersuchung wird die Dichte von Dopamintransportern im Gehirn bestimmt.

Behandlung von Tremor

Ziel der medikamentösen Behandlung von Tremorerkrankungen wie dem essentiellen Tremor ist eine Verbesserung ihrer Alltagsfunktionen und Lebensqualität. Für die Behandlung des essentiellen Tremors existieren mit Betablockern (z.B. Propranolol), Primidon und Topiramat drei medikamentöse Erstlinien-Therapien, welche unter Beachtung individueller Faktoren, wie z.B. vorliegender Begleiterkrankungen, eingesetzt werden. Die Therapien werden in niedriger Dosis begonnen und unter regelmäßigen Kontrollen der Wirksamkeit und möglicher Nebenwirkungen schrittweise gesteigert. Durch die Medikamente lässt sich häufig eine Reduktion der Tremorausprägung um ca. 30-40% erreichen. Die Therapie anderer Tremorerkrankungen erfolgt wann immer möglich ursächlich (z.B. im Falle zugrundeliegender internistischer Erkranungen). Beim Auftreten eines Tremors im Rahmen anderer neurologischer Erkrankungen stehen die Behandlungen der Grunderkrankung z.B. der Parkinsonerkrankung oder der Dystonie im Vordergrund. Ergänzend können aber weitere Medikamente eingesetzt werden, welche vorrangig einen Effekt auf den Tremor haben (bspw. Wirken die Medikamente nicht ausreichend und besteht eine ausgeprägte Beeinträchtigung durch den Tremor, stehen operative Verfahren zur Verfügung. Hier ist insbesondere die Tiefe Hirnstimulation zu nennen. Zur Behandlung der Dystonie wird i.d.R.

Spastik nach Schlaganfall

Bewegungsstörungen nach einem Schlaganfall sind häufig und werden durch eine erhöhte Grundspannung in bestimmten Muskeln ausgelöst. Man nennt diese Bewegungsstörungen Spastik oder Spastizität. Eine Spastik ist ein Zustand, den Menschen nach verschiedenen Verletzungen oder bei verschiedenen Erkrankungen des zentralen Nervensystems, wie dem Gehirn oder dem Rückenmark, bekommen können. Dieser Zustand kommt bei gesunden Menschen nicht vor. Es ist ein Spannungszustand der Muskulatur, der nur bei bestimmten Erkrankungen auftreten kann.

Ursachen von Spastik

Wir gehen davon aus, dass eine Schädigung im Bereich des zentralen Nervensystems, im Gehirn oder im Rückenmark stattfindet. Bei einer Schädigung der peripheren Nerven, den Nerven in den Armen und Beinen, entsteht zwar eine schlaffe Lähmung, aber keine spastische Lähmung.

Symptome von Spastik

Typische Symptome der Spastik sind neben der Anspannung, die Sie selbst spüren, unter Umständen Schmerzen. Diese können relativ stark und störend sein und folglich die Lebensqualität einschränken. Es kann auch zu Fehlstellungen kommen und es kann sein, dass die sonst flüssigen Bewegungen nicht mehr so gut funktionieren. Wenn die Spastik stark ausgeprägt ist, dann kann es dazu kommen, dass die Arme oder Beine in den Gelenken kontrakt werden. Das bedeutet, dass eine bestimmte Fehlstellung durch das Bindegewebe so fixiert wird, dass man diese nicht mehr lösen kann, auch wenn man die Spastik zum Beispiel durch eine Botulinumtoxin-Spritze lösen würde. Damit einhergehend können auch Verletzungen der Haut stattfinden, beispielsweise wenn eine Fehlstellung darin besteht, dass die Haut die ganze Zeit aneinander liegt.

Von der Entstehung einer Spastik bei Schlaganfall sind grundsätzlich eher die oberen Extremitäten, die Arme betroffen, gefolgt von den Beinen. Bei der Multiplen Sklerose sind häufiger die Beine betroffen. Wo wir keine Spastik finden, ist die sogenannte glatte Muskulatur. Beispielsweise in der Darmmuskulatur werden wir keine Spastik finden, denn dort gibt es nur glatte Muskulatur. Die Spastik tritt im Wesentlichen in den Armen und Beinen auf. Sie kann auch am Rumpf auftreten, denn auch dort haben wir Willkürmuskulatur.

Schmerzen bei Spastik

Nach einem Schlaganfall kann es häufig zu Schmerzen kommen. Die Ursache dieser Schmerzen ist allerdings nicht immer die Spastizität. Wenn der Schlaganfall beispielsweise im Thalamus stattfindet, treten die zentralen Schmerzen auf. Verschiedene Studien und Untersuchungen zeigen, dass die Spastik selbst etwa in 50% der Fälle einen Spastik assoziierten Schmerz auslöst.

Verstärkende Faktoren

Es ist ganz unterschiedlich, wodurch sich die Spastik verstärken kann. Manche PatientInnen reagieren zum Beispiel auf Temperatur. Es gibt weitere Faktoren, welche die Spastik verstärken können. Beispielsweise jede Art von Schmerz, Verletzungen, wie zum Beispiel Haut- oder Muskelverletzungen, Knochenbrüche oder Operationen. Wir operieren eigentlich ungern einen spastischen Arm oder ein spastisches Bein, wenn es nicht sein muss. Auch jede Art von Entzündung kann die Spastizität verstärken, ein Harnwegsinfekt, Fieber, ein genereller Infekt oder eine Grippe.

Komplikationen

Häufig führt eine stärker ausgeprägte Spastik zu Komplikationen, zu Folgeerscheinungen. Es kann auch zu bindegewebigen Verwachsungen kommen, das bedeutet, dass die Gelenke, Sehnen und Bänder miteinander verwachsen und die passive Bewegung verhindern. Weitere Komplikationen sind darüber hinaus auch Schmerzen. Der Teufelskreis beginnt mit Schmerz, der zu einer Erhöhung der Spastik führt.

Verlauf der Spastik

Meist ist es so, dass eine Lähmung schlaff beginnt, was wir in der Medizin eine pseudoschlaffe Lähmung nennen. Diese schlaffe Lähmung wird jedoch im Laufe der Zeit, meist innerhalb des ersten halben Jahres, zu einer spastischen Lähmung. Das erste, was man vielleicht bemerkt, ist, dass die Muskulatur nicht ganz entspannt ist, sondern dass ein beginnender Tonus, eine beginnende Anspannung, vorhanden ist, die man selbst aber gar nicht produziert. Im Laufe der Spastik-Entwicklung bemerken Sie vielleicht, dass die Beine oder Arme sich in eine Stellung begeben, die Sie gar nicht einnehmen wollen. Im Arm ist dies häufig eine Beugespastik und im Ellbogen kommt es zu einer Beugung. In der Schulter kommt es oft zu einem Heranführen des Oberarms an den Rumpf. In der Hand entwickelt sich oft eine Beugespastik, eine sogenannten Faustung. Sie können die Hand dann unter Umständen nicht mehr gut öffnen. Im Handgelenk kann auch eine Beugespastik entstehen, sodass der Arm sich zum Rumpf bewegt. Wenn die Spastik beginnt, bemerkt man oft bei einer schnellen oder passiven Bewegung, dass ein Rucken einsetzt. Am Anfang ist die Spastik ganz schlaff, man kann beispielsweise den Ellbogen noch flüssig bewegen. Wenn man ihn jedoch schnell bewegt, kommt es zu einem ersten Rucken.

Behandlung von Spastik

Wir empfehlen, dass Sie in dem Moment, in dem Sie eine beginnende Spastizität bemerken, mit Ihren Therapeutinnen und Therapeuten, aber auch mit Ihren Ärztinnen und Ärzten sprechen. Zunächst einmal muss man sagen, dass in über der Hälfte aller Schlaganfälle keine Spastik entwickelt wird. Nur selten sehen wir die Spastik bereits auf der akuten Schlaganfalleinheit, der Stroke Unit. Im ersten halben Jahr haben dann über zwei Drittel der PatientInnen eine Spastizität entwickelt. Ganz wichtig ist, dass Sie in enger ärztliche Anbindung bleiben, wenn Sie die Akutklinik nach einem Schlaganfall verlassen. Zuerst sollte man sich einen Hausarzt oder eine Hausärztin suchen, der bzw. Wichtig für Ihre Begleitung ist auch der Facharzt oder die Fachärztin für Neurologie oder physikalische Medizin. Unter Umständen sind es auch die InternistInnen, welche die Risikofaktoren weiter begleiten und die Schlaganfall-Ambulanzen, die in der Regel ein Nachsorgeprogramm anbieten.

Risikofaktoren für Spastik

Es ist wichtig zu wissen, wann eine Spastik entsteht und wann nicht. Der wichtigste Faktor ist der Grad der Lähmung. Je höher der Grad der Lähmung bei einer zentralen Lähmung, der Schädigung des Nervensystems, Gehirns oder Rückenmarks ist, desto wahrscheinlicher entwickelt sich eine Spastik. Es ist auch davon abhängig, wo die Schädigung stattfindet. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die gesamte Betroffenheit der PatientInnen. Wenn ein Mensch nach einem Schlaganfall in einem hohen Grad pflegebedürftig ist, entwickelt sich die Spastik wahrscheinlicher. Ein weiterer Faktor ist, ob die Sensibilität betroffen ist. Das wäre zum Beispiel ein gelähmter Arm, bei dem zusätzlich eine Sensibilitätsstörung vorliegt, sodass man diesen nicht mehr spürt.

Prävention von Spastik

Das Wichtigste nach einem Schlaganfall ist viel Bewegung. Es ist jedoch so, dass sich die Spastizität aufgrund der Größe der Schädigung entwickelt. Früher hat man bei höhergradigen Lähmungen besonders auf die Lagerung geachtet, das ist auch jetzt noch wichtig. Es ist aber nicht die alleinige Maßnahme, sondern nur ein Puzzlestein. In der Physiotherapie wird darauf geachtet, dass keine Spastik-Muster eingeübt werden.

Verlauf und Behandlung

Der typische Verlauf der Spastik beginnt meist mit einem leicht erhöhten Muskeltonus, einer leicht erhöhten Muskelspannung, die im Verlauf der Monate zunimmt. In diesem Moment erleiden die meisten PatientInnen eine deutliche Einschränkung ihrer Lebensqualität und Bewegungsfreiheit. Folgt dann keine Behandlung, kann es zu Verwachsungen, Hautschäden und Schmerzen kommen. Die PatientInnen befinden sich dann oft, auch wenn sie nicht behandelt werden, in einer Pflegesituation, in der sie viel liegen. Es ist daher wichtig, dass Sie die Spastizität von Anfang an ärztlich begleiten und behandeln lassen, damit Sie mit Ihrer Spastizität das Maximum an Bewegung und Funktion im Alltag herausholen können. Sie können so vermeiden, dass bestimmte Folgeerscheinungen und Schmerzen auftreten. Eine Spastizität muss behandelt und begleitet werden. Sie bildet sich dann eventuell leicht zurück, in dem Maße, wie die Willkürmotorik wiederkommt. Es gibt chirurgische Eingriffe, die den Muskel denervieren, also den Nerv vom Muskel trennen oder unterbrechen.

Grundsätzlich ist die Spastizität etwas Häufiges, sodass jeder Arzt und jede Ärztin diese erkennen sollte und die richtigen Schritte einleiten wird. Abhängig vom Behandlungsziel sind weitere PartnerInnen die Fachärztinnen und Fachärzte für physikalische Medizin, die OrthopädenInnen und plastischen ChirurgenInnen.

Ärztliches Gespräch

Beim ärztlichen Gespräch ist es wichtig zu erzählen, ob schon früher einmal ein Schlaganfall oder eine Spastizität stattgefunden hat. Die Fragen, die möglicherweise gestellt werden, sind: “Wie fühlt sich Ihr Arm an? Ist die Muskelspannung in Ihrer Bewegung etwas, was Sie behindert oder Schmerzen produziert? Das sind Dinge, die die Ärzte und Ärztinnen wissen wollen, um mit Ihnen gemeinsam das Ziel der Spastik Behandlung herauszufinden und zu verfolgen. Wichtig ist auch die Frage: „Wie kommen Sie mit den Hilfsmitteln zurecht? Kommen Sie trotz der Spastizität in den Rollstuhl? Können Sie einen Gehstock oder eine Krücke halten? Können Sie einen Arm, ein Bein oder eine Hand in eine Schiene hineinbringen? Könnte das mit eine Behandlung vielleicht leichter geschehen? Übt ein Hilfsmittel aufgrund der Spastizität einen Druck aus, sodass Sie Schmerzen haben?

Diagnose von Spastik

Um eine Spastik festzustellen, ist der neurologische Status, die neurologische Untersuchung am wichtigsten. Dabei werden Sie auf eine Arztliege gelegt und es wird der Spannungszustand der Muskulatur einzeln getestet. Die Spastik wird anhand des Widerstands, den die Ärzte bei dieser Testung spüren, graduiert. Anhand einer bestimmten Skala, beispielsweise der häufig verwendeten Ashworth-Skala, kann man sagen, dass es sich um eine zweitgradige oder drittgradige Spastizität handelt.

Selbsthilfe bei Spastik

Als Patientin und Patient kann man vieles tun, um die Spastik positiv zu beeinflussen. Das Wichtigste ist die Bewegung, wenn möglich die aktive und die therapeutisch begleitete aktive Bewegung. Weitere Maßnahmen sind das konsequente Tragen von Schienen, beispielsweise in der Nacht, damit über längere Zeit keine Fehlstellungen eingenommen werden. Das Bewegen mit Hilfsmitteln spielt auch eine große Rolle und wenn notwendig und sinnvoll auch die medikamentöse Behandlung.

Umgang mit Einschränkungen

Beim Umgang mit den Einschränkungen ist es wichtig, dass Sie auf die vielen Menschen vertrauen, die sich mit dieser Erkrankung gut auskennen und deren Hilfe annehmen. Es können physikalische Behandlungen in physikalischen Instituten eine Rolle spielen.

Rolle der Angehörigen

Die Angehörigen spielen nach einem Schlaganfall mit Spastizität eine wichtige Rolle für die Patientinnen und Patienten. Sie leisten im Alltag oft an vielen Stellen kleinere oder größere Hilfestellungen. Manchmal können SchlaganfallpatientInnen aufgrund einer Aphasie nicht mehr sprechen. Dann ist es wichtig, dass die Angehörigen zu Arztterminen mitgehen und berichten, wie der Alltag abläuft und ob die PatientInnen die Medikamente gut vertragen. Die ÄrztInnen wollen von den Angehörigen oft auch wissen, wie der Alltag funktioniert, gerade wenn Sprachschwierigkeiten bestehen und die PatientInnen sich nicht gut ausdrücken können. Es kann sein, dass die Angehörigen auch gebeten werden zu helfen, beispielsweise bei der körperlichen Untersuchung, einer Spastik Behandlung oder dem Transfer aus dem Rollstuhl zum Bett.

Depressionen

Wenn sich erkrankte Personen immer mehr zurückziehen, kann das daran liegen, dass sie eine reaktive Depression, eine Verstimmung entwickeln. In solchen Fällen ist es wichtig, dass Freunde und Angehörige auf die PatientInnen zugehen und an alte Interessen anknüpfen. Das können beispielsweise die Musik oder gemeinschaftliche Aktivitäten sein. Wichtig ist bei diesen PatientInnen auch die ärztliche Begleitung.

Zusammenarbeit mit Therapeuten

Die Spastik entwickelt sich oft schleichend. Viele TherapeutInnen sagen auch von sich aus, dass ein Arzttermin notwendig ist, um die Spastik zu behandeln.

Prävention von Schlaganfällen

Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind letztendlich immer die Vermeidung von Risikofaktoren. Das heißt: Maßnahmen, die effektiv einem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und letzten Endes auch Diabetes vorbeugen und verhindern. Dazu gehört im ersten Schritt, dass man sich vernünftig ernährt, das heißt eine balancierte, ausgewogene zum Beispiel mediterrane Diät zu sich führt. Also überwiegend Gemüse, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Alkohol. Alkohol ist zwar nicht komplett verboten, aber nur in sehr geringen Mengen. Und natürlich ist ausreichende Bewegung sehr wichtig. 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal. Und wenn Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, sollte man die natürlich auch behandeln.

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