Die Fähigkeit zu sprechen ist für die menschliche Kommunikation unerlässlich. Sprach- oder Sprechstörungen können die sprachliche Kommunikationsfähigkeit nach Abschluss der Sprachentwicklung in der Kindheit einschränken. Dieser Artikel befasst sich mit den Ursachen und Auswirkungen von Sprachstörungen, insbesondere im Zusammenhang mit einem Schlaganfall.
Arten von Sprach- und Sprechstörungen
Es gibt verschiedene Arten von Sprach- und Sprechstörungen, die unterschiedliche Ursachen und Auswirkungen haben:
Dysarthrie (Sprechstörung): Eine Dysarthrie ist eine Störung der Bewegungsabläufe, die für die Stimmerzeugung notwendig sind. Dies beeinträchtigt Atmung, Stimmgebung, Sprechmelodie, Sprechtempo und Lautbildung. Die Sprache ist oft schwer verständlich, da die Stimme leise ist, die Sprechweise verlangsamt und eintönig ist, die Stimme gepresst oder rau ist, die Stimmlage erhöht oder tief ist, die Sprache durch eine veränderte Zungenlage undeutlich ist, das Sprechtempo beschleunigt ist, die Stimme zittert und die Atmung unpassend ist. Ursache ist eine Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems oder der stimmgebenden Muskulatur. Anarthrie/Aphonie ist die schwerste Form der Dysarthrie, bei der die Betroffenen ihre Stimme verlieren. Sie wird durch eine vollständige Lähmung der Muskelgruppen verursacht, die an der Artikulation oder Phonation beteiligt sind.
Aphasie (Sprachstörung): Aphasien sind Störungen im Gebrauch der Sprache, die nach abgeschlossener Sprachentwicklung auftreten. Ursache ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, meist ein Schlaganfall. Aphasien können Sprechen, Schreiben, Verstehen und Lesen beeinträchtigen. Die Sprachstörungen können sich durch falsche Wortwahl, unkontrollierte Sprachproduktion, stark gestörten Satzbau, Wortfindungsstörungen, schwere Störungen im Sprachverständnis, Anstrengung beim Sprechen, stockenden Redefluss und Veränderungen von Wörtern äußern. Manche Betroffene sind sich ihrer Sprachdefizite bewusst und leiden darunter. In einigen Fällen ist keine Kommunikation mehr möglich. Es gibt verschiedene Klassifikationen der Aphasie, die unterschiedliche Ursachen und Auswirkungen haben:
Wernicke-Aphasie: Normaler Redefluss, der aber keinen Sinn ergibt.
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Broca-Aphasie (motorische Aphasie): Die Patienten können trotz der Störung oft noch vieles verstehen, aber schwer sprechen. Sie leiden häufig unter ihrer Sprachlosigkeit.
Amnestische Aphasie (Amnesie = Gedächtnisverlust): Die Kommunikationsfähigkeit ist weitgehend erhalten. Wortfindungsstörungen stehen im Vordergrund.
Globale Aphasie: Dies ist die schwerste Form der Aphasie mit Störungen von Sprachproduktion und Sprachverständnis.
Sprechapraxie: Bei einer Sprechapraxie ist die Planung von Sprechbewegungen gestört, ohne dass ein motorisches Defizit vorliegt. Dadurch können Lautbildung und Artikulation beeinträchtigt sein. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, die richtigen Laute zu bilden, beginnen ihre Sätze oft von vorn und korrigieren sich mehrmals. Zwischendurch gelingen dann oft ein paar korrekte Sätze. Ursache ist meist eine einseitige Schädigung der sprachdominanten Gehirnhälfte.
Ursachen von Sprach- und Sprechstörungen
Sprach- und Sprechstörungen können verschiedene Ursachen haben, darunter:
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Schlaganfall und TIA (transitorische ischämische Attacke)
Durchblutungsstörungen im Gehirn können sowohl Aphasie als auch Dysarthrie auslösen. 85 % der Schlaganfälle entstehen durch einen Gefäßverschluss (Ischämie). Häufige Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Herzerkrankungen. Bei einem einseitigen Schlaganfall treten häufig nur leichte und vorübergehende Sprech- und Stimmstörungen auf. In etwa 80 % der Fälle ist ein Schlaganfall die Ursache für Aphasie.
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
Die daraus resultierenden Funktionsstörungen sind vielfältig und abhängig vom Ausmaß der Kopfverletzungen. Symptome eines SHT sind zunächst Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schwindel, in schweren Fällen Bewusstseinsstörung. Sprach- und Sprechstörungen sind bis hin zur Anarthrie möglich. Sowohl Aphasie als auch Dysarthrie bzw. Anarthrie können bei einem SHT auftreten.
Neurologische Erkrankungen
Verschiedene neurologische Erkrankungen können zu Sprach- und Sprechstörungen führen, darunter:
Parkinson-Erkrankung: Eine Erkrankung des Nervensystems mit fortschreitendem Verlust von Nervenzellen. Oft treten Störungen auf, die Atmung und Stimmbildung betreffen, was zu Dysarthrie mit monotoner und leiser Sprechweise führen kann.
Multiple Sklerose
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Hirntumor
Guillain-Barré-Syndrom
Amyotrophe Lateralsklerose
Hirnmetastasen
Enzephalitis: Meist durch Viren oder Bakterien verursachte Entzündung des Gehirns. Häufige Symptome sind Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Aphasie und epileptische Anfälle.
Alzheimer-Erkrankung: Eine Erkrankung des Nervensystems mit fortschreitender Ablagerung von bestimmten Proteinen im Gehirn, deren Leitsymptom Demenz ist.
Andere Ursachen
Weitere Ursachen für Sprach- und Sprechstörungen können sein:
Redeflussstörungen: Stottern und Poltern
Vergiftungen (z. B. Alkohol)
Tumore des Zungengrundes, des Rachens und des Kehlkopfes
Verschluss der Nase/Nasenrachens mit Nasenatmungsbehinderung
Sprechstörungen, die auf psychische Erkrankungen zurückgehen
Akinetischer Mutismus (schwere Antriebsstörung)
Epileptischer Anfall
Diagnose von Sprach- und Sprechstörungen
Oft sind sich betroffene Menschen ihrer Sprach- oder Sprechstörungen nicht bewusst; dann sollten Angehörige oder nahestehende Menschen zu einem Arztbesuch raten. Bei allen unklaren Aussprachestörungen, Stimmstörungen, Näseln und Schluckstörungen sollte ärztliche Hilfe gesucht werden. Einschränkungen der Kommunikationsfähigkeit können Begleitsymptome einer neurologischen Erkrankung sein und sollten abgeklärt werden. Plötzlich auftretende Sprech- oder Sprachstörungen können ein Hinweis auf einen Schlaganfall sein. Dies ist ein Notfall, der umgehend behandelt werden muss!
Die Diagnose von Sprach- und Sprechstörungen umfasst in der Regel die folgenden Schritte:
Anamnesegespräch: Bereits im Gespräch können die Ärzte das spontane Sprachverhalten der Betroffenen beurteilen und Auffälligkeiten feststellen. Folgende Informationen sind wichtig: Wie äußern sich die Schwierigkeiten beim Sprechen? Haben sie plötzlich begonnen oder schleichend? Gab es ein auslösendes Ereignis, z. B. einen Unfall? Gibt es weitere Symptome (z. B. Lähmung, Schluckstörung, Zittern) oder Zeichen einer Demenz? Sind weitere Erkrankungen bekannt (z. B. Multiple Sklerose, Alzheimer-Erkrankung)? Haben die Sprechstörungen Auswirkungen auf das private oder berufliche Umfeld? Unter Umständen sollten Angehörige und/oder Freunde ergänzende Informationen geben.
Körperliche Untersuchung: Nach der körperlichen Untersuchung (Wie ist der Allgemein- und Ernährungszustand? Gibt es Verletzungen als Hinweis auf einen Unfall? Gibt es in Mund und Rachen Auffälligkeiten?) werden Untersuchungen auf neurologische Auffälligkeiten durchgeführt (z. B. Zungenbewegung, Muskelzuckungen). Das Sprach- und Sprechvermögen kann durch einen einfachen Test geprüft werden: Wörter und Sätze nachsprechen lassen, einfache Gegenstände benennen lassen, geschriebene Aufforderungen ausführen lassen.
Spezielle Untersuchungen: Die weiteren Untersuchungen (Bluttests, Bildgebung etc.) sind abhängig von der vermuteten Ursache der Sprachstörung. Es gibt spezielle neurologische und logopädische Untersuchungen, um die Sprech- und Sprachfähigkeit zu beurteilen. Beispielsweise werden der Aachener Aphasie-Test und der Token-Test bei Aphasie zur Feststellung des Schweregrads und zur Beurteilung der Sprachleistung eingesetzt.
Behandlung von Sprach- und Sprechstörungen
Die Behandlung einer Sprach- und Sprechstörung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab und richtet sich nach den individuellen Zielsetzungen und Fähigkeiten der Betroffenen. Bei bekannter Grunderkrankung steht deren Therapie im Vordergrund. Die Einbindung der Angehörigen ist von großer Bedeutung. Ein Rückhalt im familiären und sozialen Umfeld hat einen positiven Einfluss auf den Behandlungserfolg. Selbsthilfegruppen können Angehörige und Patienten unterstützen.
Eine Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie verbessert die Sprachfähigkeiten. Es gibt zahlreiche Verfahren, die bei bestimmten Erkrankungen Anwendung finden (z. B. nach Schlaganfall oder bei Parkinson-Erkrankung), sowie computergestützte Therapien, die zu Hause eingesetzt werden können. Einige Medikamente zeigen bei einer Aphasie nach einem Schlaganfall Wirksamkeit, in seltenen Fällen kommt eine Operation infrage (z. B. Gaumensegelprothese bei Gaumensegellähmung). Alternative Therapiemethoden wie Akupunktur, Hypnose und Entspannung haben keinen Wirksamkeitsnachweis.
Empfehlungen für Angehörige
Familienmitglieder und andere nahestehende Personen sollten:
Den Betroffenen ausreichend Zeit zum Reden lassen.
Natürlich und respektvoll im Gespräch mit den Patienten umgehen.
Ablenkungen, wie z. B. lautes Radio oder Fernseher, vermeiden.
Sprache vereinfachen und kurze, unkomplizierte Sätze verwenden.
Gesagtes ggf. wiederholen und Wichtiges aufschreiben, um das Verständnis zu verbessern.
Die betroffene Person in Gruppenunterhaltungen einbinden.
Sich aktiv nach der Meinung der Betroffenen erkundigen.
Jede Art der Kommunikation fördern (Sprache, Gesten, Zeigen, Zeichnen etc.).
Vermeiden, die Betroffenen zu korrigieren.
Die Therapie begleiten, falls möglich.
Den Betroffenen helfen, weitere Unterstützungen zu finden (z. B. Selbsthilfegruppen).
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