Schlaganfall: Die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus und Faktoren, die sie beeinflussen

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das oft eine umfassende Behandlung und Rehabilitation erfordert. Die neurologische Frührehabilitation (Phase B) ist ein wesentlicher Bestandteil des Phasenmodells der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) und spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung der Funktionen und der Verbesserung der Lebensqualität von Schlaganfallpatienten. Die Verweildauer im Krankenhaus nach einem Schlaganfall kann jedoch stark variieren und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst.

Die neurologische Frührehabilitation (Phase B)

Die neurologische Frührehabilitation in Deutschland ist in das Phasenmodell der BAR zur Rehabilitation von Patienten mit schweren Hirnschädigungen eingebettet. Dieses Modell definiert die Phasen A bis F, deren Differenzierung nicht nur klinisch relevant ist, sondern auch leistungsrechtliche Konsequenzen hat. In den meisten Bundesländern ist die neurologische Frührehabilitation als Krankenhausbehandlung anerkannt, so dass eine Abrechnung über Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups, DRG) erfolgt, wenn die Kliniken nicht als „besondere Einrichtung“ anerkannt sind. In diesem Zusammenhang ist die Bedeutung der 2005 eingeführten Prozedur OPS 8-552 („neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation“) zu betonen, über die Leistungen der neurologischen Frührehabilitation erfasst werden können. Nach Überschreiten einer Verweildauer von 27 Tagen erfolgt eine Vergütung nach tagesgleichen Pflegesätzen (DRG B43Z beziehungsweise B42Z).

Studienergebnisse zur Verweildauer in der Phase B

Eine retrospektive Analyse von 2.060 Frührehabilitationsfällen der BDH-Klinik Hessisch Oldendorf aus den Jahren 2005 bis 2008, bei denen die Strukturmerkmale der Frührehabilitationsprozedur OPS 8-552 erfüllt waren, liefert wertvolle Einblicke in die Entwicklung der Verweildauer und die beeinflussenden Parameter.

Durchschnittliche Verweildauer und ihre Entwicklung

Im gesamten Untersuchungszeitraum betrug die mittlere Verweildauer in der Phase B 44,6 Tage. Es wurde jedoch ein signifikanter Rückgang von 46,8 Tagen im Jahr 2005 auf 37,5 Tage im Jahr 2008 beobachtet. Diese Reduktion der Verweildauer könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, darunter eine Abnahme der Morbidität der Frührehabilitationsfälle und ein Selektionseffekt durch die Frührehabilitationsprozedur 8-552.

Einhaltung der Mindestbehandlungsdauer

Die von der BAR vorgeschlagene Mindestbehandlungsdauer von acht Wochen konnte in 76,4 Prozent der erfassten Fälle eingehalten werden. Dies deutet darauf hin, dass die Mehrheit der Patienten in der Phase B eine ausreichende Behandlungszeit erhielt, um ihr Rehabilitationspotenzial zu entfalten.

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Entlassungsarten und Behandlungserfolge

Ein positiver Aspekt der Frührehabilitation ist, dass 39,5 Prozent der Patienten in eine weiterführende Rehabilitationsmaßnahme übergeleitet werden konnten, was auf rehabilitative Fortschritte und die Möglichkeit einer nachfolgenden Phase-C-Behandlung hindeutet. In 13,6 Prozent der Fälle erfolgte eine reguläre Entlassung, in der Regel in die häusliche Pflege. Allerdings endete etwa jeder fünfte Behandlungsfall mit einer Verlegung in eine Pflegeeinrichtung, was die Schwere der Erkrankung und die Notwendigkeit einer langfristigen Betreuung widerspiegelt. Die Sterblichkeit in der Phase B betrug 0,9 Prozent.

Einflussfaktoren auf die Verweildauer

Die Analyse ergab, dass verschiedene Faktoren die Verweildauer in der Phase B beeinflussen können. Dazu gehören:

  • Erkrankungsschwere: Je schwerer die Erkrankung, ausgedrückt im Frühreha-Barthel-Index und PCCL-Wert, desto länger die Verweildauer.
  • Anzahl der Nebendiagnosen: Eine höhere Anzahl von Nebendiagnosen korrelierte signifikant mit einer längeren Verweildauer.
  • Geschlecht: Weibliche Patienten zeigten einen Trend zu kürzeren Verweildauern.
  • Diagnosegruppe: Fälle mit einem hypoxischen Hirnschaden wiesen eine signifikant längere Verweildauer auf als die meisten anderen Diagnosegruppen.

Bedeutung der Stroke Units für die Schlaganfallversorgung

Neben der Frührehabilitation spielen spezialisierte Schlaganfall-Einheiten, sogenannte Stroke Units, eine entscheidende Rolle bei der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten. Stroke Units sind interdisziplinäre Abteilungen, die auf die Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert sind und bestimmte Strukturvoraussetzungen erfüllen. Die Behandlung auf einer Stroke Unit ist mit einem geringeren Sterberisiko und einem besseren Funktionsniveau im Alltag nach dem Schlaganfall verbunden.

Erreichbarkeit von Stroke Units in Deutschland

Eine Analyse der Erreichbarkeit von Stroke Units in Deutschland zeigt, dass die durchschnittliche Fahrzeit zu einem Klinikstandort mit Stroke Unit etwa 14 Minuten beträgt. Rund 94 Prozent der Bevölkerung würden eine Stroke Unit innerhalb der 30-Minuten-Grenze erreichen. Für die restlichen knapp sechs Prozent der Bevölkerung, die über 30 Minuten fahren würden, müssten alternative Versorgungsstrukturen realisiert werden.

Telemedizinische Netzwerke zur Verbesserung der Versorgung

In unterversorgten Gebieten ohne Stroke Unit spielen telemedizinisch vernetzte Kliniken eine besondere Rolle. Diese Netzwerke ermöglichen es, den neurologischen Sachverstand einer anderen Stroke Unit über einen Telekonsildienst in Anspruch zu nehmen, wenn beispielsweise die dort angestellten Neurologen nicht anwesend sind.

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Rehabilitation nach dem Schlaganfall

Nach der Akutversorgung und der Frührehabilitation ist eine umfassende Rehabilitation von entscheidender Bedeutung, um die körperlichen, kognitiven und emotionalen Folgen des Schlaganfalls zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Ziele der Rehabilitation

Oberstes Ziel der Frührehabilitation nach einem Schlaganfall ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Körperfunktionen, die durch den Schlaganfall womöglich geschädigt wurden. Je früher geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen umgesetzt werden, desto eher können die Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden.

Maßnahmen und Therapien

Je nach Bedarf beziehungsweise dem Ausmaß der verbliebenen Schäden können verschiedene Maßnahmen sowie Therapien zur Anwendung kommen, die ärztlich verordnet werden können. Dazu gehören beispielsweise:

  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Neuropsychologie

Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit

Eine erfolgreiche Rehabilitation erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Therapeuten, Pflegekräften und anderen Fachleuten. Gemeinsam entwickeln sie einen individuellen Behandlungsplan, der auf die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des Patienten abgestimmt ist.

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