Ein Schlaganfall, auch Apoplex oder Hirnschlag genannt, ist ein schwerwiegendes Ereignis, das zu dauerhaften Behinderungen oder sogar zum Tod führen kann. Er tritt auf, wenn die Blutzufuhr zum Gehirn plötzlich unterbrochen wird. Grundsätzlich werden zwei Hauptformen unterschieden: den ischämischen und den hämorrhagischen Schlaganfall. Der ischämische Schlaganfall, auch bekannt als Hirninfarkt, wird durch eine Mangeldurchblutung in bestimmten Hirnregionen verursacht. Der hämorrhagische Schlaganfall, auch als Hirnblutung bezeichnet, entsteht, wenn in den tiefen Regionen des Gehirns eine Gefäßwand einreißt oder ein Gefäß platzt und Blut intrazerebral (in das Hirngewebe) oder subarachnoidal (zwischen den Hirnhäuten) austritt.
Ursachen und Risikofaktoren eines Schlaganfalls
Die Risikofaktoren für einen Schlaganfall lassen sich in beeinflussbare und nicht beeinflussbare Faktoren einteilen. Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren zählen das Lebensalter, das Geschlecht und die genetische Prädisposition. Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter an und verdoppelt sich nach dem 55. Lebensjahr mit jedem weiteren Lebensjahrzehnt. Frauen haben aufgrund spezifischer Faktoren wie Schwangerschaftskomplikationen oder der Einnahme von oralen Kontrazeptiva ein etwas höheres Risiko. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle, insbesondere wenn in der Familie bereits Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen bekannt sind.
Beeinflussbare Risikofaktoren sind Bluthochdruck (Hypertonie), Diabetes mellitus, Herzklappenerkrankungen und Vorhofflimmern. Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktor, da er die Blutgefäße schädigt und die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt. Diabetes mellitus schädigt langfristig die Blutgefäße und fördert ebenfalls die Gerinnselbildung. Herzklappenerkrankungen verlangsamen die Fließgeschwindigkeit des Blutes und begünstigen so die Bildung von Blutgerinnseln, die zum Gefäßverschluss führen können. Vorhofflimmern, eine Herzrhythmusstörung, führt zu einem unregelmäßigen Zusammenziehen der Herzvorhöfe, wodurch sich Blutgerinnsel bilden können, die ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen können.
Weitere beeinflussbare Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Stress. Übergewicht führt oft zu Bluthochdruck, Diabetes und erhöhten Cholesterinwerten, die allesamt das Schlaganfallrisiko erhöhen. Bewegungsmangel fördert Übergewicht und beeinträchtigt die Gefäßgesundheit. Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck, während übermäßiger Alkoholkonsum ebenfalls das Schlaganfallrisiko steigert. Chronischer Stress kann den Blutdruck erhöhen und die Anfälligkeit für Krankheiten erhöhen.
Schlaganfall während Herzoperation
Ein Schlaganfall während einer Herzoperation ist eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation. Er kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter:
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- Ablösung von Plaques: Während der Operation können sich Ablagerungen (Plaques) in den Blutgefäßen lösen und ins Gehirn gelangen, wo sie ein Gefäß verschließen und einen ischämischen Schlaganfall verursachen können.
- Luftembolien: Luftblasen können während der Operation in den Blutkreislauf gelangen und ein Hirngefäß verstopfen.
- Niedriger Blutdruck: Ein niedriger Blutdruck während der Operation kann die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen und zu einem ischämischen Schlaganfall führen.
- Blutgerinnselbildung: Blutgerinnsel können sich während der Operation bilden und ins Gehirn gelangen, wo sie ein Gefäß verschließen und einen ischämischen Schlaganfall verursachen können.
- Hirnblutungen: In seltenen Fällen kann es während einer Herzoperation zu einer Hirnblutung kommen.
- Paradoxe Embolie: Kleine Gerinnsel, die in den peripheren Venen entstehen, können durch ein offenes Foramen Ovale (PFO) - ein Loch zwischen den Herzvorhöfen - in die linke Herzseite und von dort ins Gehirn gelangen.
Prävention von Schlaganfällen während Herzoperationen
Um das Risiko eines Schlaganfalls während einer Herzoperation zu minimieren, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen:
- Sorgfältige präoperative Beurteilung: Vor der Operation wird der Patient gründlich untersucht, um Risikofaktoren für einen Schlaganfall zu identifizieren. Dazu gehören die Überprüfung der Krankengeschichte, eine körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren wie Ultraschall der Halsschlagadern oder eine Computertomographie (CT) des Gehirns.
- Optimierung der Risikofaktoren: Vor der Operation werden beeinflussbare Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Vorhofflimmern behandelt und optimiert.
- Medikamentöse Therapie: In bestimmten Fällen werden vor der Operation Medikamente wie Thrombozytenfunktionshemmer oder Antikoagulanzien eingesetzt, um das Risiko von Blutgerinnseln zu verringern.
- Sorgfältige Operationstechnik: Während der Operation wird auf eine schonende Operationstechnik geachtet, um das Risiko von Ablösungen von Plaques oder Luftembolien zu minimieren.
- Überwachung des Blutdrucks: Während der Operation wird der Blutdruck engmaschig überwacht, um eine ausreichende Durchblutung des Gehirns sicherzustellen.
- Vermeidung von Luftembolien: Es werden Maßnahmen ergriffen, um das Eindringen von Luft in den Blutkreislauf zu verhindern.
- Früherkennung und Behandlung von Komplikationen: Treten während oder nach der Operation Anzeichen eines Schlaganfalls auf, werden diese sofort erkannt und behandelt.
Vorbeugung und frühzeitige Behandlung von Risikofaktoren
Regelmäßige ärztliche Vorsorgeuntersuchungen sind für die Prävention eines Schlaganfalls entscheidend, insbesondere bei genetischer Vorbelastung. Sie ermöglichen, potenzielle Risikofaktoren wie Bluthochdruck frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls zu behandeln. Bei bereits diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die zielgerichtete Behandlung von großer Bedeutung. In einigen Fällen ist eine medikamentöse Therapie sinnvoll, beispielsweise mit blutverdünnenden, cholesterinsenkenden oder gerinnungshemmenden Medikamenten. Auch spezifische Implantate und Eingriffe können dazu beitragen, einen Schlaganfall zu verhindern.
Ein wichtiger Aspekt der Schlaganfallprävention ist die Änderung des Lebensstils. Dazu gehören regelmäßige körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf schädliche Substanzen wie Alkohol und Nikotin. Eine salzarme Diät hilft dabei, den Blutdruck zu senken und schont damit die Gefäßwände vor einer weiteren Schädigung und entlastet gleichzeitig das Herz. Der reduzierte Genuss von zuckerhaltigen Getränken und Snacks sowie von tierischen Fetten wie Käse oder Fleisch unterstützt dabei, die Blutzucker- und Cholesterinwerte zu kontrollieren.
Vorbeugung eines erneuten Schlaganfalls
Für Personen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, sind eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Behandlung dringend geboten. Eine geeignete medikamentöse Therapie, die Teilnahme an Rehabilitationsmaßnahmen sowie die Einhaltung eines gesunden Lebensstils tragen entscheidend dazu bei, das Risiko eines weiteren Schlaganfalls zu reduzieren.
Ein erhöhter Cholesterinspiegel nach einem Schlaganfall wird häufig mit Statinen behandelt. Um einen weiteren Schlaganfall zu vermeiden, verordnen Ärztinnen und Ärzte auch gerinnungshemmende Medikamente. Wurde der Schlaganfall nicht durch eine vorliegende Herzerkrankung wie Vorhofflimmern ausgelöst, kommen in der Regel Thrombozytenfunktionshemmer wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel zum Einsatz. Bei Vorhofflimmern haben sich sogenannte orale Antikoagulanzien wie Vitamin-K-Antagonisten oder die neuen oralen Antikoagulanzien bewährt.
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Auch ein minimalinvasiver Eingriff kann einem zweiten Schlaganfall vorbeugen, so etwa, wenn ein persistierendes Foramen ovale (PFO) vorliegt. Mit einem kleinen Schirmchen, einem sogenannten Okkluder, welches über die Leistenvene mittels eines Katheters bis zum Foramen ovale vorgeschoben wird, lässt sich dieses verschließen und damit die Gefahr eines weiteren Schlaganfalls reduzieren. Auch der Verschluss des linken Vorhofohrs, einer kleinen Ausbuchtung im linken Herzvorhof, mittels Okkluder kann das Schlaganfallrisiko senken.
Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko
Vorhofflimmern ist eine verbreitete Herzrhythmusstörung, die Schlaganfälle begünstigt. In Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen von Vorhofflimmern betroffen. Durch die elektrischen Fehlreize ziehen sich die Vorhöfe nicht mehr geordnet zusammen, sondern flimmern. Dadurch sinkt auch der Blutfluss in den Vorhöfen und das Blut gerinnt leichter. Da die Blutgefäße immer kleiner werden, je größer die Entfernung zum Herzen ist, bleibt der Thrombus irgendwann im Gefäß stecken und verstopft es (Embolie). Es kommt es zu einer abrupten Unterbrechung des Blutflusses - im Gehirn etwa unterbleibt die lebenswichtige Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Um Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen und die Gefahr eines Schlaganfalls zu senken, fordern Experten ein Screening mit Pulsmessen und EKG für alle Menschen ab 65 Jahren. An Vorhofflimmern leiden vor allem Menschen im höheren Lebensalter. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Nicht immer lassen sich eindeutige Ursachen finden. Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, aber auch Stress und psychische Belastungen wirken offenbar risikoerhöhend. Ebenso sind Menschen mit Übergewicht und Bewegungsmangel häufiger von Vorhofflimmern betroffen.
Medikamentöse Therapie bei Vorhofflimmern
Nahezu alle Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern sollten zur Vorbeugung eines Schlaganfalls gerinnungshemmenden Medikamenten einnehmen. Die medikamentöse Therapie bei Vorhofflimmern umfasst in der Regel Antikoagulanzien, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Zum Einsatz kommen gerinnungshemmende Medikamente aus der Gruppe der Vitamin-K-Antagonisten (Coumarine, z.B. Phenprocouon) sowie aus der Gruppe der sogenannten DOAK (direkte orale Antikoagulanzien, z.B. Apixaban, Dabigatran).
Die Wahl des geeigneten Medikaments hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das individuelle Schlaganfallrisiko, das Blutungsrisiko, die Nierenfunktion und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
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Interventionelle Therapie bei Vorhofflimmern
Wenn medikamentöse Therapie und Lebensstiländerungen nicht ausreichen und sich die Anfälle des Vorhofflimmerns häufen oder längere Zeit anhalten, kann eine Katheterablation helfen. Bei der Ablation wird ein spezieller Katheter durch die Leistenvene bis in das Herz geführt. Dort versucht der Kardiologe, Herzmuskelzellen im Übergangsbereich von Lungenvenen und linkem Vorhof auszuschalten, denn dort befindet sich in aller Regel die Quelle der Störimpulse.
Auch der Verschluss des linken Vorhofohrs, einer kleinen Ausbuchtung im linken Herzvorhof, mittels Okkluder kann das Schlaganfallrisiko senken. Denn durch den Verschluss des linken Vorhofohrs können Ärztinnen und Ärzte verhindern, dass sich in dieser Ausbuchtung Gerinnsel bilden und von hier in den Körperkreislauf gelangen.
Schlaganfall im höheren Lebensalter
Etwa 30 % der Schlaganfälle treten jenseits des 80. Lebensjahres auf, der Schlaganfall ist eine häufige Erkrankung des alten Menschen. Mit dem Alter steigt die Zahl kardioembolischer Schlaganfälle, in erster Linie bedingt durch Vorhofflimmern. Der Schlaganfall ist eine der Hauptursachen für bleibende Behinderung, daher kommt aufgrund der Demografie der Prävention enorme Bedeutung zu.
Für gebrechliche alte Menschen gibt es keine verlässlichen Daten zu Zielwerten für den Blutdruck, ein medikamentös behandelter systolischer Blutdruck < 130 mm Hg ist allerdings mit einer ungünstigen Prognose quoad vitam vergesellschaftet. In Alterskollektiven ist also eine individualisierte Entscheidungsfindung nötig: Aufmerksamkeit verdient die orthostatische Hypotension, die zu einem erhöhten Sturz- und Verletzungsrisiko beiträgt.
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