Schlaganfall: Überlebenschancen und Langzeitprognose

Ein Schlaganfall ist eine schwerwiegende Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinflussen kann. In Deutschland ist der Schlaganfall nach Herz- und Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter. Jährlich sind rund 200.000 Menschen neu betroffen, etwa 66.000 erleiden einen wiederholten Schlaganfall. Die Überlebenschancen und das Risiko eines erneuten Schlaganfalls variieren jedoch stark - je nach Auslöser und individueller Situation des Patienten.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, ist ein medizinischer Notfall, der eine sofortige Behandlung erfordert. Er entsteht durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu einem Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen führt. Dadurch sterben Nervenzellen ab, was zu plötzlichen neurologischen Symptomen wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Taubheitsgefühlen führen kann.

Man unterscheidet zwei Haupttypen von Schlaganfällen:

  • Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Hierbei wird ein Blutgefäß im Gehirn durch ein Blutgerinnsel oder eine andere Verlegung verschlossen.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Hierbei kommt es zu einer Blutung im Gehirn, die das umliegende Gewebe schädigen kann. Ursachen können hoher Blutdruck, Gefäßveränderungen oder Gefäßmissbildungen sein.

Risikofaktoren und Prävention

Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit zunehmendem Alter. Über 50 Prozent der Betroffenen sind über 65 Jahre alt, aber auch jüngere Menschen können betroffen sein. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  • Bluthochdruck: Erhöhter Blutdruck schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko für Blutungen und Gefäßverschlüsse.
  • Vorhofflimmern: Diese Herzrhythmusstörung kann zur Bildung von Blutgerinnseln führen, die ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen können.
  • Diabetes: Diabetes mellitus schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko für Gefäßverschlüsse.
  • Rauchen: Rauchen schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko für Bluthochdruck und Gefäßverschlüsse.
  • Bewegungsmangel: Mangelnde Bewegung erhöht das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes.
  • Fettstoffwechselstörung: Erhöhte Cholesterinwerte können zur Ablagerung von Fett in den Gefäßen führen und das Risiko für Gefäßverschlüsse erhöhen.

Um das Schlaganfallrisiko zu minimieren, ist es wichtig, diese Risikofaktoren zu vermeiden oder zu behandeln. Dazu gehören:

Lesen Sie auch: Rehabilitation nach einem Schlaganfall

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenig Alkohol.
  • Ausreichend Bewegung: 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt.
  • Behandlung von Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen sollten frühzeitig erkannt und behandelt werden.
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Ein Schlaganfall-Risikotest kann helfen, das persönliche Risiko einzuschätzen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen einzuleiten.

Symptome und Erste Hilfe

Ein Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem jede Minute zählt. Es ist wichtig, die Symptome zu erkennen und sofort den Notruf (112) zu wählen. Typische Symptome sind:

  • Plötzliche Lähmung oder Schwäche einer Körperseite (Arm, Bein, Gesicht)
  • Sprachstörungen (undeutliche Sprache, Schwierigkeiten, Worte zu finden oder zu verstehen)
  • Sehstörungen (plötzliche Verschlechterung des Sehvermögens, Doppeltsehen)
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
  • Plötzliche, starke Kopfschmerzen

Bis der Rettungsdienst eintrifft, sollte man den Betroffenen beruhigen und darauf achten, dass er nicht stürzt.

Behandlung und Rehabilitation

Die Behandlung eines Schlaganfalls erfolgt idealerweise in einer spezialisierten "Stroke Unit" in einem Krankenhaus. Dort stehen spezielle diagnostische und therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung, um die Ursache des Schlaganfalls zu erkennen und die Durchblutung des Gehirns so schnell wie möglich wiederherzustellen.

Zu den wichtigsten Behandlungen gehören:

  • Thrombolyse: Die Auflösung des Blutgerinnsel im Gehirn durch Medikamente, die innerhalb weniger Stunden nach dem Schlaganfall verabreicht werden müssen.
  • Thrombektomie: Die mechanische Entfernung des Blutgerinnsel mit einem Katheter, die bei größeren Gefäßverschlüssen eingesetzt wird.

Nach der Akutbehandlung beginnt die Rehabilitation, um die durch den Schlaganfall verursachten Beeinträchtigungen zu verbessern und die Selbstständigkeit des Patienten wiederherzustellen. Die Rehabilitation umfasst in der Regel:

Lesen Sie auch: Schlaganfall: Wie lange auf der Intensivstation?

  • Physiotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination.
  • Ergotherapie: Zur Verbesserung derAlltagsfähigkeiten und Selbstversorgung.
  • Logopädie: Zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Neuropsychologie: Zur Behandlung von kognitiven Störungen wie Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsdefiziten.

Die Rehabilitation kann stationär in einer Reha-Klinik oder ambulant erfolgen. Die Dauer der Rehabilitation hängt von der Schwere des Schlaganfalls und den individuellenFortschritten des Patienten ab.

Langzeitfolgen und Lebenserwartung

Die Folgen eines Schlaganfalls hängen von der Art und dem Ausmaß der Hirnschädigung ab. Einige Patienten erholen sich vollständig, während andere dauerhafte Beeinträchtigungen zurückbehalten. Zu den häufigsten Langzeitfolgen gehören:

  • Lähmungen: Oftmals einseitige Lähmungen vonArmen und Beinen.
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten, sich auszudrücken oder Gesprochenes zu verstehen.
  • Schluckstörungen: Schwierigkeiten, Nahrung und Flüssigkeiten zu schlucken.
  • Sehstörungen: Einschränkungen des Gesichtsfeldes oder Doppeltsehen.
  • Kognitive Störungen: Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme.
  • Psychische Probleme: Depressionen, Angstzustände und Antriebslosigkeit.

Die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Alter des Patienten, der Schwere des Schlaganfalls, den Begleiterkrankungen und dem Lebensstil. Eine Studie der Universitäten Würzburg und Erlangen hat gezeigt, dass fast jeder zweite Patient innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Schlaganfall stirbt, aber das Langzeitüberleben sich je nach Ursache des ersten Schlaganfalls erheblich unterscheidet. Patienten, deren Schlaganfall durch den Verschluss kleiner Arterien ausgelöst wurde, haben die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit nach fünf Jahren.

Wichtig ist, dass Patienten nach einem Schlaganfall eine gute Nachsorge und Unterstützung erhalten. Dazu gehören regelmäßige ärztliche Kontrollen, die Einnahme von Medikamenten zur Vorbeugung eines weiteren Schlaganfalls, eine gesunde Lebensweise und die Teilnahme an Rehabilitationsmaßnahmen. Auch die Unterstützung durch Angehörige und Selbsthilfegruppen kann eine wichtige Rolle spielen.

Forschung und Zukunftsperspektiven

Die Forschung im Bereich Schlaganfall konzentriert sich auf verschiedene Bereiche:

Lesen Sie auch: Nachweisbarkeit von Schlaganfällen

  • Verbesserung der Akuttherapie: Entwicklung neuer Medikamente und Verfahren zur schnelleren und effektiveren Wiederherstellung der Durchblutung des Gehirns.
  • Früherkennung: Identifizierung von Risikofaktoren und Entwicklung von Tests zur frühzeitigen Erkennung eines Schlaganfalls.
  • Regeneration und Rehabilitation: Entwicklung neuer Therapien zur Verbesserung der Regeneration des Gehirns und zur Unterstützung der Rehabilitation nach einem Schlaganfall.
  • Genetik: Erforschung der genetischen Ursachen von Schlaganfällen, um Risikopatienten zu identifizieren und gezielte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.

tags: #schlaganfall #wie #lange #überleben