Schlaganfall Nachweisbarkeit: Moderne Methoden und ihre Bedeutung

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das Betroffene und ihr Umfeld oft unvorbereitet trifft. Plötzliche Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sprachprobleme können die Folge sein. Umso wichtiger ist es, Schlaganfälle schnell und zuverlässig zu erkennen, um die richtigen therapeutischen Maßnahmen einzuleiten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Methoden, mit denen ein Schlaganfall nachgewiesen werden kann, und geht dabei auf aktuelle Entwicklungen und ihre Bedeutung für die Patientenversorgung ein.

Ursachen und Arten von Schlaganfällen

Schlaganfälle können durch zwei Hauptursachen entstehen:

  • Ischämischer Schlaganfall: Hierbei verschließt ein Blutgerinnsel ein Blutgefäß im Gehirn, was zu einer Unterversorgung des umliegenden Gewebes führt. Dies ist die häufigste Form des Schlaganfalls.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall: Bei dieser Form kommt es zu einer Blutung im Gehirn, die durch den Riss eines Blutgefäßes verursacht wird.

Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Arten ist entscheidend, da die Behandlungen unterschiedlich und im Falle einer Blutung bestimmte Therapien (wie die Lysetherapie) sogar schädlich sein können.

Die Bedeutung der schnellen Diagnose

Um die richtigen therapeutischen Maßnahmen und die geeignete Behandlung einzuleiten, müssen zunächst zwei Fragen geklärt werden: Was hat den Schlaganfall verursacht und wo genau im Gehirn ist er entstanden? Die Zeit spielt hier eine entscheidende Rolle. Je schneller ein Schlaganfall erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Genesung oder zumindest eine Minimierung der Folgeschäden.

Traditionelle Diagnoseverfahren

In der Akutversorgung kommen verschiedene etablierte Diagnoseverfahren zum Einsatz:

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  • Klinisch-neurologische Untersuchung: Ärzte überprüfen den Zustand und die Funktion von Gehirn, Nerven und Muskeln - ohne dafür technische Hilfsmittel zu verwenden. Diese Untersuchung liefert dem Arzt erste wichtige Erkenntnisse.
  • Computertomografie (CT): Die CT liefert spezielle Röntgenbilder des Gehirns, der Knochen sowie der Blutgefäße. Die Computertomografie liefert Bilder des Gehirns und seiner Blutgefäße. Sie ermöglicht, zwischen einer Durchblutungsstörung und einer Hirnblutung zu unterscheiden.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Die MRT kann das Gehirngewebe noch genauer darstellen und erfasst selbst kleinste Veränderungen und Unregelmäßigkeiten im Gehirn. Die MRT ermöglicht dem Arzt, sich ein sehr präzises Bild über den Ort und das Ausmaß der Schädigung im Gehirn zu machen. Dies kann ihm auch bei der Beurteilung helfen, inwieweit sich der Patient von seinem Schlaganfall wieder erholen kann. Die Magnetresonanztomografie liefert genauere Ergebnisse als die Computertomografie, benötigt auf der anderen Seite dafür aber auch mehr Zeit und ist teurer.
  • Angiografie: Bei einer Angiografie wird ein biegsamer Katheter unter örtlicher Betäubung in eine große Körperschlagader eingeführt. Die anschließend durchgeführte Röntgenaufnahme zeigt die Hirnarterien. Bei der so genannten, ebenfalls invasiven digitalen Subtraktions-Angiografie (DSA) wird ein Bild der zu untersuchenden Körperregion vor der Injektion des Kontrastmittels aufgenommen. Von den später gewonnenen Aufnahmen mit Kontrastmittel lässt sich nun mit Hilfe des Computers das erste, kontrastmittelfreie Bild abziehen. Heute wird zunehmend die nichtinvasive kontrastmittelunterstützte Computertomografie-Angiografie (CTA) eingesetzt. Mit der strahlenfreien, aber kostenintensiven Magnetresonanz-Angiografie (MRA) können noch weitere Fragestellungen untersucht werden.
  • Doppler- und Duplex-Sonografie: Mit einer Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Gefäße, zu denen auch die Halsschlagader gehört, stellt der Arzt fest, wie stark die betroffenen Blutgefäße z. B. aufgrund einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) eingeengt sind. Die Doppler-Sonografie kann auch Hinweise auf den Ablösungsort eines Blutgerinnsels (Thrombus) erbringen.
  • Echokardiografie: Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) erlaubt es, Veränderungen am Herzen festzustellen, durch die es zu Verwirbelungen des Blutstromes kommen kann. Dies kann letztendlich zur Bildung eines Thrombus im Bereich des Herzens führen, der sich ablöst, bis ins Gehirn wandert und dort durch Verstopfung einer mehr oder weniger großen Arterie einen Schlaganfall auslöst. Auch Geschwulste im Herzen oder Entzündungen von Herzklappen können als Quelle von Thromben in Frage kommen.
  • Elektrokardiogramm (EKG): Bei Herzrhythmusstörungen (speziell Vorhofflimmern) als einer möglichen Ursache für einen Schlaganfall, kann der Arzt mit einem Elektrokardiogramm (EKG), speziell mit einem Langzeit-, d.h. über 24 Stunden, die Herzaktivität aufzeichnen.
  • Blutuntersuchungen: Jedem Schlaganfall-Patienten wird Blut abgenommen, das im Labor untersucht wird. Dabei wird die Konzentration der roten (Erythrozyten) und weißen Blutkörperchen (Leukozyten, Lymphozyten, Granulozyten) festgestellt. Von besonderem Interesse sind auch die Blutplättchen (Thrombozyten) und andere Blutwerte, welche die Blutgerinnung beeinflussen. Bei einer krankhaften Störung des Gerinnungssystems verklumpen die Blutplättchen und bilden die gefährlichen Blutgerinnsel. Zudem werden Blutzuckerwerte, Kalium- und Natriumkonzentration sowie Leber- und Nierenwerte gemessen.
  • Lumbalpunktion: In seltenen Fällen wird eine Lumbalpunktion vorgenommen. Dabei entnimmt der Arzt mit einer feinen Nadel etwas Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal. Diese Untersuchung wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Gehirn- oder Gefäßentzündung besteht und andere diagnostische Verfahren keine Klarheit gebracht haben.

Der FAST-Test: Ein einfacher Schnelltest für Laien

Neben den professionellen Diagnoseverfahren gibt es auch einfache Tests, die von Laien durchgeführt werden können, um einen Schlaganfall schnell zu erkennen. Einer der bekanntesten ist der FAST-Test:

  • Face (Gesicht): Patienten auffordern, zu lächeln oder die Stirn zu runzeln. Wenn eine Gesichtshälfte nicht angemessen reagiert, könnte eine halbseitige Lähmung vorliegen.
  • Arms (Arme): Patient soll beide Arme ausstrecken und dann die Handflächen umdrehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme (gleich hoch) gehoben oder gedreht werden.
  • Speech (Sprache): Patient soll einen einfachen Satz nachsprechen. Wenn dies nicht gelingt oder die Sprache verwaschen klingt, könnte eine Sprachstörung vorliegen.
  • Time (Zeit): Patient oder Angehörige fragen, wie lange die Symptome schon bestehen. Es zählt jede Minute!

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat eine App (mobile Anwendung) entwickelt, in der Sie den FAST-Test auch unterwegs schnell und einfach durchführen können. Über den Begriff „schlaganfallhilfe“ können Sie diese FAST-Test-App in den bekannten Stores (Google Play Store oder Apple Store) kostenlos herunterladen.

Neue Entwicklungen: Der Schnelltest für den Krankenwagen

Ein vielversprechender Ansatz zur schnelleren Diagnose ist ein neuer Schnelltest, der von der Firma Up-Front Diagnostics entwickelt wurde. Dieser Lateral-Flow-Test nutzt Blut aus der Fingerbeere, um darin zwei diagnostisch relevante Moleküle immunologisch nachzuweisen. Der Schnellest wird aktuell in der RADIOS-Studie für die Notfallversorgung im Krankenwagen evaluiert. Dazu wird bewertet, wie gut der Tests noch im Krankenwagen durch den behandelnden Arzt durchzuführen ist. In Kombination mit dem sogenannten FAST-Score ergibt sich eine Sensitivität von 83 Prozent und eine Spezifität von 98 Prozent für die Erkennung eines ischämischen Schlaganfalls.

Stumme Schlaganfälle: Eine besondere Herausforderung

Es gibt auch Schlaganfälle, die ohne offensichtliche Symptome verlaufen. Diese sogenannten "stummen" oder "verdeckten" Schlaganfälle werden oft zufällig bei bildgebenden Verfahren des Gehirns entdeckt, die aus anderen Gründen durchgeführt werden. Obwohl sie keine sofortigen Beschwerden verursachen, sind sie nicht harmlos. Scheinbar gesunde Menschen bei denen verdeckte Schlaganfälle gefunden werden, haben ein 1,5-fach bis 2,5-fach erhöhtes Risiko für offene Schlaganfälle und ein 4-fach erhöhtes Risiko eine Demenz zu entwickeln. Vermeintlich stumme Hirninfarkte sind außerdem ein Risikoindikator für einen Herzinfarkt. Darum sollten, auch wenn ein Schlaganfall scheinbar ohne Symptome auftrat und nur zufällig entdeckt wurde, die gleichen vorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden, wie bei einem offenen Schlaganfall.

Risikofaktoren für stumme Schlaganfälle sind die gleichen wie für "offene" Schlaganfälle:

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  • Arteriosklerose
  • Hoher Blutdruck
  • Rauchen
  • Diabetes mellitus
  • Höheres Alter
  • Vorhofflimmern

Konsequenzen aus der Diagnose

Die Diagnose eines Schlaganfalls hat weitreichende Konsequenzen. Neben der Akutbehandlung, die darauf abzielt, die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen (z.B. durch Lysetherapie oder Thrombektomie), ist eine umfassende Rehabilitation notwendig, um die Folgeschäden zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

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