Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die weltweit immer häufiger auftritt. Die Erkrankung betrifft nicht nur ältere Menschen; auch jüngere Menschen können betroffen sein. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Aspekte von Parkinson beleuchten und Ihnen zeigen, was Sie tun können, um Ihre Lebensqualität trotz dieser Herausforderung zu verbessern.
Was ist Morbus Parkinson?
Das bekannteste Parkinson-Syndrom ist das idiopathische Parkinson-Syndrom, auch Morbus Parkinson genannt. Es handelt sich um eine unheilbare, fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung. Wenn Menschen von der Parkinson-Krankheit sprechen, meinen sie meist Morbus Parkinson. Er macht etwa drei Viertel aller Parkinson-Syndrome in Deutschland aus. Daneben gibt es atypische und sekundäre Parkinson-Syndrome.
Verlauf des Morbus Parkinson
Der typische, sichtbare Verlauf des Morbus Parkinson lässt sich in zwei Phasen einteilen:
- Prodromalstadium: Diese erste Phase kann Jahre bis Jahrzehnte dauern. Während dieser Zeit treten bei den meisten Betroffenen kaum oder keine motorischen Symptome auf. Stattdessen können depressive Verstimmungen, Verstopfung, Verlust des Geruchssinns und/oder eine REM-Schlafstörung den Morbus Parkinson ankündigen.
- Klinische Phase: In dieser zweiten Phase treten zusätzlich zu den oben genannten Symptomen die typischen motorischen Symptome des Morbus Parkinson auf. Im Laufe der Jahre verschlimmern sich die Symptome. Medikamente können zwar vorübergehend Linderung verschaffen, verlieren aber mit der Zeit an Wirksamkeit.
Diese Phasenaufteilung ist typisch, aber nicht zwingend erforderlich. Der klassische Morbus Parkinson kann in verschiedenen Formen verlaufen.
Symptome von Parkinson
Die häufigsten und bekanntesten Symptome der Parkinson-Krankheit sind Zittern (Tremor) sowie verlangsamte und verminderte Bewegungen. Die Frühphase der Erkrankung unterscheidet sich von dem bekannteren Krankheitsbild im späteren Stadium: Als frühe Krankheitsanzeichen können Depressionen, Schlafstörungen, Verstopfung, Störungen des Geruchssinns, eine leisere, monotone Stimme oder das fehlende Mitschwingen eines Armes beim Gehen auftreten. Erst mit der Zeit werden die klassischen Hauptsymptome deutlicher.
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- Bradykinese (Verlangsamung): Bei Betroffenen nimmt die Bewegungsfähigkeit ab. So gehen Parkinson-Patienten auffallend langsam und mit kleinen Schritten, sich drehen fällt ihnen schwer. Die Mimik wird maskenhaft, die Handschrift wird kleiner.
- Ruhetremor (Ruhezittern): Dabei handelt es sich um ein unwillkürliches Zittern der Hände. Im späteren Verlauf der Krankheit kann der Ruhetremor auch die Füße betreffen. Das Zittern tritt bei Parkinson nur auf, während Hände und Füße ruhen und verstärkt sich bei emotionaler Belastung. Der Ruhetremor kann auch auf eine Körperhälfte beschränkt sein. Er verschwindet, wenn Patienten die betroffene Extremität bewegen oder während Patienten schlafen.
- Rigor (Steifheit): Typisch für Parkinson-Patienten ist eine Steifheit der Muskeln, von der häufig Nacken, Arme und Beine betroffen sind. Die Körperhaltung ist vornübergebeugt. Es fühlt sich für Betroffene an, als ob Bewegungen gegen einen Widerstand ausgeführt werden müssen. Manchmal sind Bewegungen regelrecht blockiert.
- Posturale Instabilität (Mangelnde Stabilität der Körperhaltung): Hinter diesem Begriff verbergen sich Gleichgewichtsstörungen. Die Betroffenen gehen und stehen unsicher und können das Gleichgewicht nicht mehr halten, weshalb es zur Gefahr von Stürzen kommt.
Ursachen von Parkinson
Als Ursache für die Parkinson-Symptome haben Forschende ein Nervenzellsterben im Hirnstamm ausgemacht, genauer gesagt, in einem dunkelfarbigen Bereich, der Substantia Nigra („Schwarze Substanz“). Die Zellen der Substantia Nigra setzen den Botenstoff Dopamin frei. Dieser Botenstoff ist entscheidend für die Feinabstimmung der Muskelbewegung, aber auch, um Bewegungen überhaupt zu starten.
Wie es zum Nervenzellsterben in der Substantia Nigra kommt, ist bislang nicht vollständig geklärt. Ein Merkmal der Erkrankung ist, dass in den betroffenen Zellen sogenannte Lewy-Körperchen auftreten. Dabei handelt es sich um Ablagerungen, die einen Eiweißstoff namens Alpha-Synuclein enthalten.
Der Großteil der Betroffenen erkrankt um das sechzigste Lebensjahr - dann tritt die Krankheit ohne erkennbaren Auslöser auf, was man als idiopathisch oder sporadisch bezeichnet. Neben der idiopathischen Form der Parkinson-Erkrankung, für die sich bislang keine konkreten Ursachen ausmachen lassen, existieren auch genetische Formen: Zehn Prozent der Parkinson-Erkrankungen sind genetisch, d.h. durch Vererbung bedingt. Hier sind Mutationen, also Veränderungen der Erbinformation, Ursache der Erkrankung. Patienten mit genetischer - man sagt auch familiärer- Parkinson sind im Schnitt etwas jünger, wenn sich Symptome zeigen: oft treten erbliche Formen schon vor dem 50. Lebensjahr auf.
Beim sogenannten sekundären Parkinson-Syndrom ähneln die Symptome denen der „echten“ Parkinson-Erkrankung, ohne dass es sich um Morbus Parkinson handelt: Hier werden die Symptome nicht durch Parkinson und damit durch Zellsterben in der Substantia Nigra verursacht.
Diagnose von Parkinson
Wenn ein Mensch typische oder weniger typische Parkinson-Symptome entwickelt, wird immer eine sogenannte strukturelle Bildgebung gemacht. Dies ist idealerweise eine Magnetresonanztomografie des Gehirns, oder, wenn es Gründe dagegen gibt.
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Im späteren Krankheitsverlauf gibt es zwei gute Gründe, erneut bildgebende Verfahren einzusetzen. Der erste Grund ist, wenn der Patient nicht so gut auf die Parkinson-Medikamente anspricht, wie erhofft. Dann ist eine wahrscheinliche Möglichkeit, dass es sich um eine atypische Parkinson-Krankheit handelt. Für die Diagnose dieser Erkrankung kann die Magnetresonanztomographie sehr hilfreich sein.
Führt Parkinson immer zu einem Pflegefall?
Parkinson nimmt weltweit dramatisch zu, noch vor Alzheimer! Und die Betroffenen werden immer jünger: Bereits bei 40-Jährigen können die ersten Symptome auftreten, die etliche der Leidtragenden im Laufe der Zeit zu Pflegefällen werden lassen.
Patienten im Parkinson-Endstadium benötigen in der Regel umfassende Unterstützung bei täglichen Aktivitäten wie Essen, Anziehen und Körperpflege. Die hauptsächliche Pflege durch Angehörige wird spätestens hier sehr kräftezehrend. Bauen Sie sich also frühzeitig ein unterstützendes Netzwerk auf und nehmen Sie auch professionelle Hilfe an. Beispielsweise kann eine Palliativpflege im Endstadium sehr wertvoll sein.
Was Sie tun können: Ernährung und Lebensstil
Es gibt zwar keine spezielle Ernährung oder Diät, die Parkinson heilen kann, aber eine zielgerichtete Ernährung und bestimmte Maßnahmen können die Lebensqualität der Betroffenen steigern und die Freude am Essen wiederfinden. Gerade für Parkinson-Patienten ist die Nahrungsaufnahme aufgrund von Schluckstörungen, Verdauungsstörungen und vermindertem Geruchs- und Geschmacksempfinden oft problematisch.
Ernährungstipps für Parkinson-Patienten
- Eiweiß und L-Dopa: Bei der Einnahme des Parkinson-Medikaments L-Dopa ist Vorsicht beim Verzehr von Eiweiß geboten, da Eiweiß die Aufnahme von L-Dopa hemmen kann. Nehmen Sie das Medikament idealerweise eine halbe Stunde vor oder eine Stunde nach dem Essen ein. Verteilen Sie die notwendige Eiweißmenge in kleinen Portionen über den Tag.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, um einer Mangelernährung vorzubeugen. Parkinson-Patienten verlieren häufig an Körpergewicht. Eine gesunde Kost versorgt den Körper mit Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen. Dies hilft, bei Kräften zu bleiben und Begleiterkrankungen wie Osteoporose zu vermeiden.
- Ballaststoffe: Nehmen Sie ausreichend Ballaststoffe zu sich, um Verstopfungen entgegenzuwirken. Ballaststoffe erhöhen den Druck auf die Darmwände und sorgen für eine beschleunigte Verdauung. Essen Sie Gemüse, Getreide und Obst. Trinken Sie ausreichend Wasser (2,5 l am Tag). Geeignet sind auch Flohsamen, geschroteter Leinsamen, Müsli, Trockenfrüchte in Wasser eingeweicht, Sauerkrautsaft und Vollkornprodukte.
- Verdauungsprobleme: Frischen Sie Ihren Ernährungsplan mit Fisch, Obst und Gemüse auf. Vermeiden Sie Süßigkeiten, Puddings und Milchprodukte, da diese für dicken, zähen und schleimigen Speichel sorgen können. Bei Schluckbeschwerden kann eine spezielle Dysphagie- oder Breikost empfohlen werden. Vermeiden Sie große Essensstücke und Speisen von körniger, trockener, faseriger oder harter Konsistenz. Bei flüssigen Speisen kommt es häufig zum Verschlucken.
- Geruchs- und Geschmackssinn: Verwenden Sie Gewürze und Kräuter, um den Geruchssinn anzuregen. Geben Sie einen kleinen Schuss Olivenöl zu zerkleinerten oder pürierten Speisen.
- Energiereiche Ernährung: Achten Sie darauf, dass Ihr Essen energiereich ist, um Ihre Kräfte und Fähigkeiten weitestgehend zu erhalten. Auch Süßes ist in Maßen erlaubt. Setzen Sie auf Abwechslung: Fleisch, Fisch, Geflügel, Eier oder vegane Speisen.
- Vitamine und Mineralstoffe: Nehmen Sie ausreichend Vitamin D, K, Kalzium und Magnesium auf, um Osteoporose vorzubeugen. Milchprodukte, Spinat, Eier, Avocados, Fisch und Fleisch sind gute Lieferanten. Vitamin D wird vor allem bei Sonneneinstrahlung über die Haut produziert. Ergänzen Sie Vitamin D über Tabletten oder Tropfen nach Absprache mit Ihrem Arzt.
- Salz: Verwenden Sie Kräuter und Gewürze anstelle von viel Salz.
Bewegung und Sport
Bewegung ist entscheidend für Parkinson-Patienten. Sportliche Aktivität kann den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Symptome lindern. Patienten, die immer sehr aktiv Sport getrieben haben, haben ein niedrigeres Parkinson-Risiko und eine langsamere motorische Verschlechterung. Auch während der Parkinson-Krankheit hat viel Sport und Bewegung einen günstigen Einfluss auf die Symptome.
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- Physio- und Ergotherapie: Diese Therapien sollen die Beweglichkeit und das Wohlbefinden der Patienten erhalten oder wiederherstellen. Dazu werden individuelle Interessen berücksichtigt, um die Behandlung abwechslungsreich zu gestalten.
- Gleichgewichtstraining: Im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium beginnen Patienten Gleichgewichtsstörungen zu zeigen, was den Gang beeinträchtigt. Durch gezieltes Training können Patienten aktiv etwas dagegen tun, Stürze zu vermeiden.
- Stimm- und Sprechtherapie: Bei Parkinson-bedingten Sprechstörungen zielen diese Therapien darauf ab, die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und Stimmprobleme zu lindern.
- Künstlerische Therapien: Kunst-, Mal- oder Tanztherapien können ebenfalls in Erwägung gezogen werden.
Psychotherapie
Im Rahmen einer Psychotherapie können sich Parkinson-Patienten aktiv mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und den Umgang mit ihr erlernen. Eine Psychotherapie bietet die Möglichkeit, mit einer außenstehenden und professionellen Person über die persönlichen Herausforderungen und Sorgen zu sprechen.
Medizinische Behandlung von Parkinson
Morbus Parkinson ist bislang nicht heilbar. Mit geeigneten Therapien lässt sich die Krankheit jedoch oft über Jahre hinweg gut kontrollieren. Eine wichtige Rolle spielt die medikamentöse Behandlung. So kann die Gabe von Dopaminvorstufen (z. B. in Form des Antiparkinson-Wirkstoffs L-Dopa) den Dopaminmangel ausgleichen. Ist die medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreichend, kommt ein so genannter Hirnschrittmacher in Frage.
Medikamentöse Therapie
Ziel der medikamentösen Therapie ist es, die bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten. Parkinson-Medikamente können die ursächlichen Schäden des Nervensystems nicht rückgängig machen, aber sie können den Dopamin-Mangel ausgleichen und so die Symptome lindern. Ziel ist eine lange Wirksamkeit und möglichst keine Nebenwirkungen.
- L-Dopa (Levodopa): Levodopa ist ein Hauptmedikament, mit dem im Gehirn Dopamin umgewandelt wird. Darüber hinaus können je nach Symptomatik noch weitere Medikamente verabreicht werden.
Wenn eine einzelne Medikamentengruppe nicht ausreichend wirkt, können mehrere Medikamente kombiniert werden, um die Symptome besser zu kontrollieren. Medizinisches Cannabis kann für die Behandlung von parkinsontypischen Begleitsymptomen wie Zittern, Schmerzen, Schlafstörungen und psychischen Beschwerden in Frage kommen. Zwar kann medizinisches Cannabis nicht den Krankheitsverlauf bei Parkinson aufhalten, aber unter Umständen einige Symptome und Nebenwirkungen der Parkinson-Medikamente lindern.
Tiefe Hirnstimulation (Hirnschrittmacher)
Unter bestimmten Umständen sind bei einer Parkinson-Krankheit verschiedene Operationen möglich oder sogar notwendig. Beispielsweise, wenn die klassischen Medikamente in der Therapie nicht (mehr) helfen. Um motorische Komplikationen wie etwa das Zittern zu verbessern, hat sich beispielsweise die sogenannte tiefe Hirnstimulation, kurz THS, bewährt. Bei diesem Verfahren implantieren die Chirurgen Elektroden im Gehirn des Patienten und einen kleinen Schrittmacher in dessen Brust. Per Fernbedienung sind die Elektroden via Schrittmacher in der Brust von außen zu steuern. Wichtig ist, dass die Tiefenhirnstimulation bei Parkinson nur eine symptomatische Behandlung darstellt und die Symptome lindert.
Umgang mit fortgeschrittenem Parkinson
Im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium kommen neben den motorischen Symptomen weitere Begleiterscheinungen hinzu, die nicht so gut auf Medikamente ansprechen. Dazu gehören beispielsweise Schluckstörungen mit einem erhöhten Risiko von Lungenentzündungen, Gleichgewichtsstörungen, Störungen beim Wasserlassen und psychische Beschwerden. Durch spezielle Therapien lassen sich viele dieser Symptome bessern, manche können sogar zeitweise verschwinden. Umso wichtiger sind regelmäßige Arztbesuche zur Verlaufskontrolle.
Patientenverfügung
Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.
Forschung und Ausblick
Morbus Parkinson ist bislang nicht heilbar. Mit geeigneten Therapien lässt sich die Krankheit jedoch oft über Jahre hinweg gut kontrollieren. Eine wichtige Rolle spielt die medikamentöse Behandlung. So kann die Gabe von Dopaminvorstufen (z. B. in Form des Antiparkinson-Wirkstoffs L-Dopa) den Dopaminmangel ausgleichen. Ist die medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreichend, kommt ein so genannter Hirnschrittmacher in Frage.
Forschende des DZNE fahnden nach den Ursachen für das Nervensterben bei Parkinson - sowohl bei der sporadischen als auch bei der erblichen Form der Erkrankung. Andere erforschen die Rolle von Entzündungsprozessen oder bestimmten Genmutationen. Außerdem gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DZNE der Frage nach, wie geschädigte Mitochondrien zur Krankheitsentstehung beitragen können. Die „Kraftwerke der Zelle“ können schädliche Sauerstoffradikale abgeben und zudem Dopamin ab. Ein weiteres wichtiges Forschungsziel ist aber auch die Suche nach so genannten Biomarkern: das sind messbare biologische Merkmale (z. B. im Blut oder Nervenwasser), die eine Früherkennung von Parkinson erlauben und helfen, das Fortschreiten der Erkrankung besser im Auge zu behalten.