Ganglien, auch Überbeine genannt, sind gutartige, zystische Tumoren, die im Bereich der Hand sehr häufig vorkommen. Sie präsentieren sich als unterschiedlich große Vorwölbungen, die prall-elastisch bis derb sein können. Je nach Lokalisation können sie nicht nur ein ästhetisches Problem darstellen, sondern auch erhebliche Beschwerden und Schmerzen verursachen, wie z.B. Einklemmungserscheinungen an Gelenken oder Druck auf Nerven und Gefäße. Was also tun, wenn nach einer Ganglion-Operation am Finger Schmerzen auftreten? Dieser Artikel soll einen umfassenden Überblick über Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Verhaltensweisen nach der Operation geben.
Was ist ein Ganglion?
Ganglien sind in der Regel gestielt, können aber auch breitbasig auf Gelenkkapseln oder Sehnenscheiden sitzen. Sie sind mit einer gallertartigen, zähen Flüssigkeit gefüllt. Ganglien können fast überall an der Hand lokalisiert sein, am häufigsten jedoch im Bereich des streckseitigen Handgelenks, ausgehend vom skapholunären Band. Beugeseitig am Handgelenk treten sie häufiger im palmaren radioskaphoidalen bzw. skapholunären Zwischenraum auf, also zwischen Speiche (Radius) und den Handwurzelknochen. Sie können prinzipiell an allen Gelenken der Hand auftreten, auch an den Ringbändern der Finger.
Ursachen und Entstehung
Ganglien können durch degenerative Veränderungen des Gelenkkapselgewebes oder durch Überlastungen und chronische Reizzustände entstehen. Oftmals ist keine eigentliche Ursache erkennbar. Etwa 70 % aller Ganglien treten im dritten bis fünften Lebensjahrzehnt auf, wobei Frauen circa dreimal häufiger betroffen sind als Männer. Ganglien können jedoch in jedem Lebensalter entstehen und sind auch im Kindesalter nicht selten. Oftmals können sich Ganglien durch Rückgang der Reizerscheinungen von selbst zurückbilden oder zumindest an Größe verlieren, sie kommen dann aber in der Regel schnell wieder, wenn es zu erneuten Reizerscheinungen, z. B. Belastungen der Hand, kommt.
Diagnose
Bei der Untersuchung durch den Arzt bzw. Handchirurgen zeigt sich meist ein palpabler prall-elastischer Tumor. Typisch ist beim dorsalen Handgelenksganglion ein Druckschmerz über dem Ganglion über der streckseitigen skapholunären Bandregion. Der Schmerz ist meist bei gebeugtem Handgelenk noch ausgeprägter. Das radiopalmare (beugeseitige) Ganglion ist am häufigsten unter der Haut zwischen der Sehne des Musculus flexor carpi radialis und der Arteria radialis tastbar. Auch an den Ringbändern der Finger können Ganglien auftreten, die Schmerzen durch Druck beim Halten von Gegenständen verursachen. Bei der Betastung ist typischerweise ein kleiner Knoten unter der Haut palpabel, der auch bei Beugung und Streckung des Fingers nicht verschieblich ist.
Zur bildgebenden Diagnostik gehört die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) als klassische Methode zum Nachweis des Ganglions. Auch eine Kernspintomografie bzw. die MRT-Untersuchung mit Kontrastmittel kann zur Beurteilung der Größe und der anheftenden anatomischen Strukturen sehr hilfreich sein. Eine Standard-Röntgenuntersuchung sollte insbesondere bei dorsalen Handgelenksganglien zum Ausschluss weiterer Ursachen für die Entstehung des Ganglions, z. B. einer Bandverletzung am Handgelenk, durchgeführt werden.
Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung von Wadenschmerzen
Konservative und operative Therapie
Konservative Behandlungsmaßnahmen wie Zerdrücken, Aspiration (Absaugen) des Ganglioninhalts mit einer Spritze oder Veröden eines Ganglions führen nur selten zu einem längerfristigen Erfolg. Die Therapie der Wahl stellt die chirurgische Entfernung des Ganglions dar. Die Operation sollte von einem Handchirurgen unter Lupenbrillenvergrößerung durchgeführt werden. Zur Minderung der Rezidivgefahr muss das Ganglion komplett einschließlich seines Stieles entfernt werden. Bei der Operation ist besonders streng auf die anatomische Nähe zu wichtigen Strukturen wie Sehnen, Nerven und Gefäßen zu achten. Alternativ ist die arthroskopische Entfernung des Ganglions am Handgelenk möglich. In der Regel ist die Entfernung eines Ganglions als ambulanter Eingriff möglich.
Mögliche Ursachen für Schmerzen nach der Operation
Auch nach einer erfolgreichen Ganglion-Operation können Schmerzen auftreten. Diese können verschiedene Ursachen haben:
- Normale postoperative Schmerzen: In den ersten Tagen nach dem Eingriff sind Schwellungen und Schmerzen normal. Die operierte Stelle ist gereizt und muss heilen.
- Nervenirritationen: Bei der Operation kann es zu Irritationen kleiner Hautnervenäste kommen, was zu vorübergehenden Überempfindlichkeiten oder Taubheitsgefühlen führen kann.
- Narbenbildung: Narbige Verklebungen können die Beweglichkeit einschränken und Schmerzen verursachen.
- Wundheilungsstörungen: Selten kann es zu Wundheilungsstörungen oder Infektionen kommen, die Schmerzen verursachen.
- CRPS (Komplexes Regionales Schmerzsyndrom): In sehr seltenen Fällen kann sich ein CRPS entwickeln, das mit starken Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen einhergeht.
- Rezidiv: Manchmal kann es an der operierten Stelle zu einem erneuten Auftreten des Ganglions kommen (Rezidiv), was ebenfalls Schmerzen verursachen kann. Die Rezidivrate variiert stark und hängt davon ab, ob der Stiel des Ganglions vollständig entfernt wurde.
- Kapsel-Band-Instabilitäten: Bei Handgelenksganglien können eventuell vorhandene Schmerzen nicht in allen Fällen auf das Ganglion zurückgeführt werden, eine andere Ursache sind zum Beispiel Kapsel-Band-Instabilitäten. In solchen Fällen verschwinden oder bessern sich die Schmerzen durch die Operation nicht.
- Knöcherne Veränderungen: Gelegentlich können knöcherne Veränderungen an der Handwurzel, Zysten im Knochen oder Folgen einer früheren Verletzung zur Entstehung des Ganglions beigetragen haben und weiterhin Beschwerden verursachen.
Was tun bei Schmerzen nach der Ganglion-OP?
Die Behandlung von Schmerzen nach einer Ganglion-Operation richtet sich nach der Ursache. Hier sind einige allgemeine Maßnahmen, die helfen können:
- Schmerzmanagement:
- Kühlung: Kühlen Sie die operierte Stelle mehrmals täglich für 15-20 Minuten mit Eispackungen oder Kühlkompressen. Dies reduziert Schwellungen und lindert Schmerzen.
- Schmerzmittel: Nehmen Sie bei Bedarf Schmerzmittel ein. Geeignet sind beispielsweise nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac. Beachten Sie die Dosierungsanleitung und sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker.
- Hochlagern: Lagern Sie den Arm hoch, um Schwellungen zu reduzieren. Dies gilt insbesondere in den ersten Tagen nach der Operation.
- Bewegung: Beginnen Sie so früh wie möglich mit leichten Bewegungsübungen, um die Beweglichkeit der Finger und des Handgelenks zu erhalten. Vermeiden Sie jedoch Überanstrengung und Belastung.
- Physiotherapie: Eine frühzeitige Physiotherapie bzw. schmerzadaptierte Handtherapie ist wichtig, insbesondere nach der Exzision von Handgelenksganglien. Achten Sie vor allen Dingen nach Entfernung eines dorsalen Handgelenksganglions auf die komplette Wiedererlangung der Beugung im Handgelenk.
- Narbenpflege: Beginnen Sie nach der Wundheilung mit der Narbenpflege. Massieren Sie die Narbe mehrmals täglich mit einer fetthaltigen Salbe (z.B. Ringelblumensalbe), um sie weicher und geschmeidiger zu machen. Auch das Beklopfen der Narbe kann helfen, die Narbe zu desensibilisieren.
- Kälteanwendungen: Regelmäßige Übungen im kalten Wasser (ggf. unter Zusatz von Eiswürfeln) können helfen, die Schwellung zu reduzieren und den Schmerz zu lindern.
- Schonung: Vermeiden Sie in den ersten Wochen nach der Operation schwere körperliche Arbeit und Belastungen der Hand.
- Regelmäßige Kontrollen: Nehmen Sie die Nachkontrolltermine bei Ihrem Arzt wahr, um den Heilungsprozess zu überwachen und eventuelle Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Spezifische Maßnahmen bei Komplikationen
- Bei Wundheilungsstörungen: Achten Sie auf eine gute Wundhygiene und desinfizieren Sie die Wunde regelmäßig. Bei Anzeichen einer Infektion (Rötung, Schwellung, Eiter) suchen Sie umgehend Ihren Arzt auf.
- Bei CRPS: Eine frühzeitige stationäre Nachbehandlung ist erforderlich. Die Behandlung umfasst in der Regel Physiotherapie, Schmerztherapie und psychologische Betreuung.
- Bei Rezidiv: Wenn das Ganglion erneut auftritt und Beschwerden verursacht, kann eine erneute Operation erforderlich sein.
Medikamentöse Behandlung
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Diese Medikamente wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend. Beispiele sind Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen.
- Kortikosteroide: In manchen Fällen können Kortikosteroide zur Injektion in die Nähe des Nervs oder in das Gelenk eingesetzt werden, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
- Schmerzsalben: Entzündungshemmende und schmerzlindernde Salben, wie z.B. Diclofenac- oder Arnika-Salben, können unterstützend eingesetzt werden.
Alternative Behandlungsmethoden
Neben den genannten Maßnahmen können auch alternative Behandlungsmethoden zur Schmerzlinderung beitragen:
- Akupunktur: Einige Patienten berichten von einer Schmerzlinderung durch Akupunktur.
- Osteopathie: Osteopathische Behandlungen können helfen, Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Manuelle Therapie: Durch gezielte Handgriffe können Verspannungen gelöst und die Gelenkfunktion verbessert werden.
Verhaltensweisen nach der Operation
Um den Heilungsprozess optimal zu unterstützen und Komplikationen vorzubeugen, sollten Sie folgende Verhaltensweisen beachten:
Lesen Sie auch: Wadenkrämpfe und die Schmerzen danach
- Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Trinken Sie ausreichend alkoholfreie und koffeinfreie Getränke.
- Nikotinverzicht: Verzichten Sie mindestens 6 Wochen vor und nach der Ganglion-Operation auf Nikotinkonsum, da Nikotin die Wundheilung beeinträchtigen kann.
- Arbeitsfähigkeit: In der Regel besteht nach der Operation von Handgelenksganglien 3-4 Wochen nach der OP wieder Arbeitsfähigkeit. Nach der OP von Strecksehenhygromen und Ringbandganglien sind die Schmerzen in aller Regel verschwunden, 2-3 Wochen nach der OP besteht Arbeitsfähigkeit und die Patienten können wieder voll belasten.
- Sport: Joggen kann man nach dem Fäden ziehen. Der Arm kann nach etwa 2-4 Wochen wieder beansprucht werden.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Suchen Sie umgehend Ihren Arzt auf, wenn:
- Starke Schmerzen auftreten, die sich trotz Schmerzmittelgabe nicht bessern.
- Anzeichen einer Infektion auftreten (Rötung, Schwellung, Eiter).
- Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Fingern auftreten.
- Die Beweglichkeit der Finger oder des Handgelenks stark eingeschränkt ist.
- Das Ganglion erneut auftritt.
Lesen Sie auch: Schmerzlinderung nach Wadenkrämpfen