Schmerzhafte krampfartige Kontraktionen der Speiseröhre, auch bekannt als Ösophagusspasmus, können eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen. Diese unwillkürlichen Muskelkontraktionen in der Speiseröhre können zu starken Brustschmerzen und Schluckbeschwerden führen. Während die genauen Ursachen oft schwer zu bestimmen sind, gibt es verschiedene Behandlungsansätze, die helfen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Was sind Speiseröhren-Beweglichkeitsstörungen?
Der Begriff "Speiseröhren-Beweglichkeitsstörung" (Ösophagus-Motilitätsstörung) ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Erkrankungen, die die Muskeln und Nerven der Speiseröhrenwand betreffen und Störungen des Nahrungstransports verursachen. Typische Beschwerden sind krampfartige Brustschmerzen und Schluckbeschwerden. Zu den wichtigsten Formen gehören die Achalasie, bei der die Beweglichkeit der Speiseröhre vermindert ist, sowie der diffuse Ösophagusspasmus und die Nussknacker-Speiseröhre (hyperkontraktiler Ösophagus), die durch eine erhöhte Kontraktionsstärke oder -häufigkeit der Speiseröhre gekennzeichnet sind. Der Krankheitsverlauf und der Therapieerfolg hängen von der zugrunde liegenden Funktionsstörung ab.
Symptome schmerzhafter Speiseröhrenkontraktionen
Die Symptome eines Speiseröhrenkrampfes können variieren, aber einige der häufigsten Anzeichen sind:
- Schluckbeschwerden, die im Laufe der Zeit immer ausgeprägter werden
- Starke Schmerzen im Brustbereich, direkt hinter dem Brustbein
- Bolusgefühl, d. h. das Gefühl, dass Nahrung im Hals stecken bleibt
- Saures Aufstoßen
Ursachen von Speiseröhrenkrämpfen
Die genauen Ursachen für Speiseröhrenkrämpfe (Ösophagusspasmus) sind bisher noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch mehrere Faktoren, die eine Rolle spielen können:
- Virale Infekte: Vermutet werden virale Auslöser (wie Herpes-Viren). Infolge einer Infektion kann es zu einer Zerstörung von Nervenzellen kommen, was sich negativ auf die Entspannungsfähigkeit der Muskeln ausübt und diese verkrampfen lässt.
- Autoimmunprozesse: Infolge viraler Infekte werden durch Autoimmunprozesse Nervenzellen zerstört, was sich wiederum auf die Entspannungsfähigkeit der Muskeln auswirkt.
- Genetische Veranlagung: Auch genetische Veranlagungen spielen möglicherweise eine Rolle bei der Entstehung eines Speiseröhrenkrampfes.
- Funktionsstörung von Nervenzellen: Vermutlich entsteht der diffuse Ösophagusspasmus durch eine Funktionsstörung von Nervenzellen in der Muskulatur der Speiseröhre.
- Verdickung der Muskulatur: Beim hyperkontraktilen Ösophagus (Nussknacker-Ösophagus) handelt es sich wahrscheinlich um eine Verdickung der Muskulatur.
- Übermäßige Nervenversorgung: Auch eine übermäßige Nervenversorgung kommt hier infrage.
Diagnose von Speiseröhren-Beweglichkeitsstörungen
Um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln, stehen verschiedene diagnostische Verfahren zur Verfügung:
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- Röntgenkontrastmittel-Untersuchung (Ösophagus-Breischluck): Mit dieser Untersuchung stellt der Arzt fest, welche Form der Speiseröhren-Kontraktionsstörung vorliegt. Dabei wird ein Kontrastmittelbrei oral verabreicht und anschließend die Speiseröhre samt Übergang zum Magen geröntgt.
- Speiseröhrendruckmessung (Manometrie): Die Speiseröhrendruckmessung zeigt, wie stark die Beweglichkeit der Speiseröhre gestört ist. Dazu führt der Arzt eine kleine Sonde über den Mund ein und schiebt sie vorsichtig bis in den Magen. Der Patient muss während der Untersuchung mehrmals einen kleinen Schluck Wasser trinken. Die Sonde misst den dabei entstehenden Druck und übermittelt die Daten an einen Computer.
- Endoskopie (Ösophagoskopie und Gastroskopie): Über ein Endoskop beurteilt der Arzt die Schleimhautstruktur der Speiseröhre und des Magens. Außerdem dient die Spiegelung dem Ausschluss anderer Erkrankungen von Speiseröhre und Magen wie zum Beispiel Entzündungen, Vernarbungen oder Krebs. Bei Verdacht auf eine Achalasie entnimmt der Arzt im Rahmen der endoskopischen Untersuchung in der Regel eine Gewebeprobe zum Ausschluss eines bösartigen Tumors.
- EKG und Blutentnahme: Ergänzende Untersuchungen sind möglich, etwa bei Brustschmerzen, um eine Herzerkrankung auszuschließen. Mögliche Untersuchungen in der Hausarztpraxis sind beispielsweise eine Messung der elektrischen Herzaktivität (EKG) und Blutentnahme.
Abgrenzung von anderen Krankheitsbildern
Bevor die Diagnose einer primären Motilitätsstörung der Speiseröhre gestellt wird, muss ausgeschlossen werden, dass andere Erkrankungen dahinterstecken, zum Beispiel:
- Ösophagus-Divertikel, also Aussackungen der Speiseröhrenwand
- Einengende Tumoren
- Eosinophile Ösophagitis
- Refluxerkrankung
- Hiatushernie (Zwerchfellbruch)
Es ist wichtig zu beachten, dass Symptome wie Schmerzen oder Brennen hinter dem Brustbein auch auf andere Erkrankungen hindeuten können, wie z. B. Herzerkrankungen (Angina pectoris) und gastroösophageale Refluxerkrankung (GERD). Seltener können auch Speiseröhrendivertikel, Zwerchfellbrüche oder narbig veränderte Speiseröhren nach einer Speiseröhrenentzündung die Ursache sein. Bei Fremdkörpergefühlen in der Speiseröhre sollte auch an einen in der Speiseröhre hängengebliebenen Fremdkörper gedacht werden.
Behandlungsmöglichkeiten bei schmerzhaften Speiseröhrenkontraktionen
Die Behandlung von Speiseröhrenkrämpfen zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die je nach Schweregrad der Erkrankung und individuellen Bedürfnissen eingesetzt werden können.
Medikamentöse Behandlung
- Kalziumantagonisten: Einigen Patienten, die keine invasive Therapie wünschen, helfen Kalziumantagonisten wie Nifedipin (z. B. Adalat®). Kalziumantagonisten lassen die Muskulatur erschlaffen, so auch die verkrampfte Muskulatur im unteren Teil der Speiseröhre. Dafür wird das Medikament eine halbe Stunde vor einer Mahlzeit eingenommen.
- Nitropräparate: Kalziumantagonisten (z. B. Adalat®) und Nitropräparate (z. B. Corangin® Nitrospray oder Nitrolingual® Kapseln) helfen die Krämpfe zu lösen.
- Botulinumtoxin-Injektion: Bei beiden Erkrankungen lindert auch die Einspritzung von Botulinumtoxin in die Speiseröhrenmuskulatur die Beschwerden für einige Monate; eine dauerhafte Beschwerdefreiheit ist jedoch nicht zu erwarten.
- Pfefferminzöl: Vereinzelt wurde auch über eine Linderung durch wenige Tropfen Pfefferminzöl in etwas Wasser berichtet.
- Nitrate: Leichte Motilitätsstörungen sprechen manchmal auf Substanzen an, die relaxierend auf die glatte Muskulatur wirken, wie Nitrate oder Anticholinergika; diese müssen kurz vor dem Essen eingenommen werden.
Operative Behandlung
- Ballondilatation: Um den Transport der Nahrung von der Speiseröhre zum Magen zu verbessern, dehnt der Arzt den unteren Ringmuskel mit einem Ballonkatheter (Ballondilatation). Der Eingriff wird endoskopisch durchgeführt und ist meistens erfolgreich. In etwa 3 % der Ballondilatationen reißt die Speiseröhre ein.
- Botulinumtoxin-Injektion: Als Alternative hat sich die endoskopische Injektion von Botulinumtoxin in den unteren Ringmuskel der Speiseröhre erwiesen. Das Nervengift lähmt den Muskel teilweise, sodass die Öffnung zum Magen weiter und somit für den Nahrungsbrei besser passierbar wird.
- Kardiamyotomie: Bleiben Ballondilatation und Botulinumtoxin-Injektion erfolglos, empfiehlt der Arzt meist die operative Kardiamyotomie.
- Perorale endoskopische Myotomie (POEM): Eine neuere Methode ist die Spaltung der verdickten Muskulatur über das Endoskop, die sogenannte perorale endoskopische Myotomie (POEM). Auch wenn die operative Therapie die Beschwerden erfolgreich lindert, bleibt das Risiko für Speiseröhrenkrebs weiter bestehen.
Tipps für Betroffene
Zusätzlich zu den oben genannten Behandlungen können Betroffene auch selbst einiges tun, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern:
- Essen Sie langsam und kauen Sie gut: Nehmen Sie genug Zeit, essen Sie kleine Bissen und sitzen Sie aufrecht.
- Meiden Sie Speisen und Getränke, die Sie schlecht vertragen: Wählen Sie bei Schluckstörungen flüssige oder pürierte Speisen.
- Trinken Sie viel Wasser zu den Mahlzeiten: Auf diese Weise rutschen die Speisen besser.
- Halten Sie Ihren Oberkörper beim Essen aufrecht: Wenn Ihnen das Schlucken während einer Mahlzeit besonders große Probleme bereitet, stehen Sie während der Mahlzeit auf und gehen ein paar Schritte umher.
- Konzentrieren Sie sich auf das Essen: Am besten intensive Gespräche erst nach der Mahlzeit führen.
- Bleiben Sie im Anschluss noch eine Weile sitzen: Parkinsonexperten empfehlen außerdem, nach jedem Bissen sicherheitshalber zwei Mal zu schlucken.
- Vermeiden Sie ungünstige Mahlzeiten: Ungünstig sind Mahlzeiten, die Körner, Fasern oder Kerne enthalten, sowie trockene oder klebrige Speisen.
- Vermeiden Sie gleichzeitiges Essen und Trinken: Vermeiden Sie möglichst nichts zu essen, das dünnflüssige und feste Bestandteile gleichzeitig enthält (Nudelsuppe!): Die unterschiedlichen Konsistenzen erschweren die Koordination der erforderlichen Bewegungen im Mundraum.
- Bevorzugen Sie dickflüssige Speisen: Meist kommen Betroffene mit dickflüssigen Speisen besser zurecht als mit dünnflüssigen. Rührt man spezielle Verdickungsmittel in Getränke ein, wird verhindert, dass die Flüssigkeit zu schnell in den Rachen fließt.
- Schlafen Sie mit erhöhtem Oberkörper.
- Trinken Sie Mineralwasser mit Kohlensäure: Einige Betroffene berichten zudem, dass ihnen das Trinken von Mineralwasser mit Kohlensäure bei einem akuten Krampf hilft. Alternativ können Sie auch einen Tropfen Pfefferminzöl in ein Glas Wasser geben.
Was kann ich für meinen Lebensstil beachten?
Leider gibt es keine direkten vorbeugenden Maßnahmen, um die Entstehung einer Achalasie zu verhindern. Auch sind die Ursachen der Erkrankung noch nicht vollständig geklärt. Es gibt aber einige Tipps, wie Sie das Risiko für mögliche Folgen und Komplikationen der Achalasie reduzieren und Ihre Speiseröhre gesund halten können:
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- Verzichten Sie auf Alkohol: Alkohol reizt die Schleimhaut der Speiseröhre und kann Entzündungen fördern, die bei einer Achalasie schwerwiegende Folgen haben können. Zudem ist bekannt, dass der Konsum von Alkohol das Risiko für Speiseröhrenkrebs erhöht. Daher sollten Sie Alkohol vollständig meiden, um Ihre Speiseröhre zu schützen und das Risiko für Komplikationen zu minimieren. Wählen Sie statt alkoholischer Getränke Alternativen wie frisches Wasser, Kräutertees oder verdünnte Fruchtsäfte.
- Stoppen Sie das Rauchen: Rauchen kann die Schleimhaut der Speiseröhre schädigen. Es begünstigt Entzündungen und erhöht ebenfalls das Risiko für Speiseröhrenkrebs. Ein Rauchstopp ist daher eine wichtige Maßnahme, um Ihre Speiseröhre gesund zu halten.
- Nehmen Sie regelmäßige ärztliche Kontrollen wahr: Wenn bei Ihnen bereits eine Achalasie diagnostiziert wurde, ist es wichtig, dass Sie Ihre Speiseröhre regelmäßig untersuchen lassen. Ärztliche Kontrollen, wie eine Gastroskopie, helfen dabei, Veränderungen früh zu erkennen und Komplikationen vorzubeugen. Vereinbaren Sie jährlich oder alle zwei Jahre einen Termin, um auf der sicheren Seite zu sein.
- Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit leicht verdaulichen Lebensmitteln kann helfen, die Belastung der Speiseröhre zu reduzieren. Vermeiden Sie stark gewürzte, saure oder fettige Speisen, da diese die Schleimhaut reizen können. Stattdessen sollten Sie auf weiche, pürierte oder flüssige Speisen zurückgreifen, die leichter zu schlucken sind. Probieren Sie zum Beispiel Suppen, Smoothies oder gedämpftes Gemüse.
- Bleiben Sie nach dem Essen aufrecht: Um das Risiko für nächtliches Aufstoßen und das Eindringen von Speiseresten in die Atemwege zu verringern, sollten Sie nach dem Essen mindestens 30 Minuten aufrecht sitzen oder stehen bleiben.
- Reduzieren Sie Stress: Stress kann sich negativ auf die Funktion des Verdauungssystems auswirken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen sowie Sport können helfen, Stress zu reduzieren und die allgemeine Gesundheit zu fördern.
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