Viele Menschen bemerken im Laufe ihres Lebens kleine schwarze Punkte, Fäden oder Schlieren im Sichtfeld. Diese werden oft als "fliegende Mücken" (Mouches volantes) bezeichnet. In den meisten Fällen sind diese Erscheinungen harmlos und auf altersbedingte Veränderungen im Auge zurückzuführen. Es gibt jedoch auch Situationen, in denen schwarze Flecken ein Warnsignal für eine ernsthafte Augenerkrankung sein können. Daher ist es wichtig, die Ursachen zu kennen und bei bestimmten Symptomen einen Augenarzt aufzusuchen.
Was sind Mouches volantes?
Der Begriff "Mouches volantes" stammt aus dem Französischen und bedeutet "fliegende Fliegen". Im Deutschen werden sie auch als "fliegende Mücken" bezeichnet. Betroffene sehen fadenartige Linien oder kleine schwarze Punkte, die vor den Augen zu tanzen scheinen. Es handelt sich dabei nicht um eine Sinnestäuschung, sondern um ein Abbild von Fasern, die Bestandteil des Glaskörpers sind.
Die Rolle des Glaskörpers
Der Glaskörper ist eine gallertartige Masse, die den größten Teil des Auges zwischen Linse und Netzhaut ausfüllt. Er besteht hauptsächlich aus Wasser, Hyaluronsäure und Kollagenfasern. Die Kollagenfasern bilden das Gerüst, das die Form des Glaskörpers erhält. In jungen Jahren sind diese Fasern noch regelmäßig angeordnet.
Mit zunehmendem Alter schrumpft der Glaskörper jedoch und verliert an Struktur. Die Kollagenfasern ballen sich zusammen und bilden längere, faserige Muster. Mit der Zeit kann sich der Glaskörper von der Netzhaut ablösen. Die Kollagenfasern werfen dann Schatten auf die Netzhaut, die als schwarze Punkte vor dem Auge wahrgenommen werden. Dieser Prozess wird als Glaskörpertrübung bezeichnet.
Ursachen für schwarze Flecken
Die Ursachen für schwarze Flecken im Sichtfeld können vielfältig sein:
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Glaskörpertrübung
Die häufigste Ursache für schwarze Punkte vor den Augen ist die Glaskörpertrübung. Im Laufe des Lebens verändern sich die gelartige Substanz im Auge und es entstehen kleine Verdichtungen, welche Schatten auf die Netzhaut werfen.
Altersbedingte Veränderungen
Mit zunehmendem Alter verliert der Glaskörper an Struktur und Elastizität, was zu Eintrübungen führen kann. Auch die Augenlinse kann im Alter ihre Klarheit verlieren, was das Sehen zusätzlich beeinflusst. Etwa ab dem 50. Lebensjahr beginnt der Glaskörper zu schrumpfen und sich von der Netzhaut abzulösen. Wenn dies ruckartig geschieht, kann das für vermeintliche Lichteffekte sorgen.
Netzhautablösung
Eine Netzhautablösung kann ebenfalls die Ursache für schwarze Punkte vor den Augen sein. Dabei löst sich die Netzhaut von ihrer Unterlage und verliert ihre Funktion. Ohne schnelle Behandlung droht ein dauerhafter Sehverlust. Ein Netzhautriss äußert sich häufig durch das plötzliche Auftreten von Lichtblitzen oder einem Rußregen. Ursache dafür ist, dass der Glaskörper zwar schrumpft, die Netzhaut sich aber nicht vollständig löst, sodass Gefäße und anderes Gewebe reißen können.
Migräne mit Aura
Bei einer Migräne mit Aura können vor dem eigentlichen Kopfschmerz verschiedene visuelle Symptome auftreten, darunter schwarze Punkte vor den Augen.
Entzündungen und Blutungen
Entzündungen wie eine Uveitis oder kleine Blutungen im Auge können schwarze Punkte vor den Augen verursachen.
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Weitere Ursachen
Seltenere Ursachen für "Mouches Volantes" sind eine Blutung im oder eine Entzündung des Glaskörpers, Tumore und weitere, auch vergangene, Verletzungen oder Infektionen des Auges.
Symptome
Die Symptome, die in Verbindung mit schwarzen Flecken auftreten können, sind vielfältig:
- Wahrnehmung von schwebenden Punkten, Fäden oder Schlieren im Sichtfeld
- Bewegung der Punkte bei Blickwechsel
- Zunahme der schwarzen Punkte im Alter
- Leichte Sehbeeinträchtigung oder trockene Augen
- Plötzliche starke Zunahme von schwarzen Punkten
- Lichtblitze oder Schatten am Rand des Gesichtsfeldes
- Flimmernde Lichtmuster, schwarze Punkte oder verschwommenes Sehen
- Anschließende Kopfschmerzen
- Plötzliche Punkte oder Schatten, eventuell begleitet von Schmerzen oder Sehverschlechterung
- Dunkle Flecken oder Punkte im Gesichtsfeld
- Gradlinige Linien erscheinen verbogen oder verzerrt
- Verschwommener schwarzer Fleck in der Mitte des Schriftbildes
- Schwankende Sehleistung
- Verblassen von Farben und Kontrasten in der Mitte des Sichtfeldes
- Eingeschränkte Farbwahrnehmung
- Besondere Blendempfindlichkeit
- Schwierigkeiten bei der Anpassung an wechselnde Lichtverhältnisse
- Plötzlich auftretende schwarze Flecken
- Zunehmender Gesichtsfeldausfall
- Gefühl eines "dunklen Schattens" im Sichtfeld
- Lichtblitze, die als kleine, helle Aufblitze wahrgenommen werden, besonders in dunkler Umgebung
Diagnose
Um die Ursache für schwarze Flecken im Sichtfeld zu ermitteln, ist eine augenärztliche Untersuchung erforderlich. Dabei wird der Arzt zunächst nach den genauen Beschwerden fragen und ob diese plötzlich oder schleichend aufgetreten sind. Auch mögliche Auslöser wie ein Trauma, Medikamente oder Drogen sowie Vorerkrankungen der Augen, Diabetes oder Stoffwechselerkrankungen werden erfragt.
Anschließend erfolgen verschiedene Untersuchungen:
- Allgemeine körperliche Untersuchung
- Bestimmung der Sehschärfe
- Einschätzung des Gesichtsfeldes
- Genaue Betrachtung von Pupille, Hornhaut und Bindehaut
- Abtastung der Augen und gegebenenfalls der Schläfenarterien
- Test des Pupillenreflexes
Um das Augeninnere und vor allem die Netzhaut genauer beurteilen zu können, werden die Pupillen in der Regel mit speziellen Augentropfen erweitert. Dies kann die Fähigkeit, Auto zu fahren oder Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen. Manchmal wird auch ein Farbstoff oder ein Betäubungsmittel verwendet.
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Bei Verdacht auf bestimmte Erkrankungen können weitere Untersuchungen wie eine Blutabnahme zur Bestimmung des Blutzuckerwertes oder anderer Blutwerte erforderlich sein.
Wann ist ein Arztbesuch notwendig?
In den meisten Fällen sind schwarze Punkte vor den Augen harmlos und auf eine Glaskörpertrübung zurückzuführen. Dennoch gibt es Situationen, in denen ein Arzt aufgesucht werden sollte:
- Wenn die schwarzen Punkte plötzlich und in großer Zahl auftreten
- Wenn gleichzeitig Lichtblitze oder ein Rußregen wahrgenommen werden
- Wenn das Sehvermögen beeinträchtigt ist
- Wenn ein Gesichtsfeldausfall auftritt
- Wenn Schmerzen im Auge auftreten
- Wenn andere Symptome wie Kopfschmerzen oder Schwindel hinzukommen
Schnell einen Augenarzt oder eine Augenärztin oder direkt die Notaufnahme aufsuchen sollte man, wenn eines der folgenden Warnzeichen auftritt. Sie deuten auf Probleme wie eine Beschädigung oder Ablösung der Netzhaut hin.
In folgenden Fällen ist eine Klinikeinweisung nötig:
- Verdacht auf eine Netzhautablösung
- Verdacht auf ein akutes Glaukom oder einen Arterienverschluss
- Verdacht auf eine Entzündung der Schläfenarterien
- Zunehmende einseitige Gesichtsfeldausfälle
- Akut einseitig verminderte Sehschärfe
- Verdacht auf einen Schlaganfall
Behandlung
Die Behandlung von schwarzen Flecken im Sichtfeld richtet sich nach der Ursache.
Glaskörpertrübung
In den meisten Fällen ist eine Behandlung der Glaskörpertrübung nicht erforderlich. Viele Betroffene lernen, sich an die Erscheinungen zu gewöhnen oder sie zu ignorieren. Es gibt jedoch auch Möglichkeiten, die Symptome zu lindern:
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Eine gute Hydration kann dazu beitragen, die Augenfunktionen zu unterstützen und den Glaskörper stabil zu halten.
- Meiden von hellem Licht: Der (ungeschützte) Blick auf besonders helle Flächen sollte vermieden werden. Die Helligkeit des Computerbildschirms oder Smartphones kann gedimmt werden, weiße Wände lassen sich ggf. in dunkleren Tönen umstreichen. Bei vermehrten Beschwerden durch verschneite Flächen bei hellem Sonnenschein im Winter sollte eine geeignete Sonnenbrille getragen werden. Für Brillenträger können selbsttönende Gläser eine sinnvolle Option sein.
- Akzeptanz: Fachleute empfehlen, die Seheffekte so gut wie möglich zu akzeptieren oder zu ignorieren.
In seltenen Fällen kann bei stark beeinträchtigtem Sehvermögen eine operative Behandlung infrage kommen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten:
- Vitrektomie: Bei der Vitrektomie wird der Glaskörper mit einer hohlen Nadel aus dem Auge entfernt und durch eine sterile Salzlösung ersetzt, damit das Auge seine Form behält. Dieser Eingriff birgt allerdings Risiken: Zum einen ist nicht sicher, dass durch die Operation wirklich alle "Mouches Volantes" verschwinden. Zum anderen können auch durch die Vitrektomie schwere Netzhautprobleme, Blutungen oder weitere Schäden provoziert werden.
- Vitreolyse: Hier versucht der Arzt oder die Ärztin, die Verklumpungen im Glaskörper mit Hilfe von Laserlicht zu zerstören. Das erfolgt ambulant und dauert in der Regel 20 bis 60 Minuten. Meist sind für einen Erfolg zwei bis drei Sitzungen nötig. Allerdings birgt auch die Vitreolyse die Gefahr, dass die Netzhaut geschädigt wird.
Wegen der mit den Behandlungen verbundenen Risiken wird der Arzt oder die Ärztin in den meisten Fällen empfehlen, zu versuchen, mit den Störungen zu leben. Die gute Nachricht ist: "Mouches Volantes" bessern sich häufig von alleine mit der Zeit.
Netzhautablösung
Eine Netzhautablösung ist ein medizinischer Notfall und muss schnellstmöglich behandelt werden, um einen dauerhaften Sehverlust zu verhindern. Die Behandlung erfolgt in der Regel operativ. Netzhautablösungen lassen sich mit Laser oder durch eine Operation behandeln, wenn sie frühzeitig erkannt werden.
Andere Ursachen
Die Behandlung von schwarzen Flecken, die durch andere Ursachen wie Entzündungen oder Blutungen verursacht werden, richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Entzündungen werden häufig medikamentös behandelt, Blutungen müssen je nach Ursache genauer untersucht werden.
Vorbeugung
Es gibt keine spezifischen Maßnahmen, um das Auftreten von schwarzen Flecken im Sichtfeld zu verhindern. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr und einer ausgewogenen Ernährung kann jedoch dazu beitragen, die Augengesundheit zu erhalten. Regelmäßige augenärztliche Untersuchungen sind wichtig, um Veränderungen im Auge frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.
AMD: Altersbedingte Makuladegeneration
Ausgerechnet die Mitte des Sichtfeldes verschwimmt - das ist das typische Kennzeichen der altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Das typische Kennzeichen der AMD ist der zunehmende Verlust der Sehschärfe im Zentrum des Sichtfeldes. Allerdings wird diese Sehstörung anfangs gar nicht wahrgenommen, denn meist ist zunächst nur ein Auge betroffen und das zweite Auge gleicht den Verlust der Sehschärfe aus. Da im frühen Stadium einer AMD keine bemerkenswerten Symtome wie auffällige Sehprobleme auftreten, wird die Makuladegeneration häufig nur zufällig durch den Augenarzt entdeckt.
Erste Anzeichen der altersbedingten Makuladegeneration machen sich häufig beim Lesen bemerkbar. Mitten im Schriftbild ist plötzlich ein verschwommener schwarzer Fleck zu sehen. Allerdings kann es sein, dass Du an einem Tag ganz normal sehen kannst und am nächsten Tag wiederum sehr schlecht. Eine schwankende Sehleistung ist ebenfalls ein typisches Symptom für die AMD. Viele AMD-Patient:innen bemerken, dass die Sehfähigkeit auch von der seelischen und körperlichen Verfassung abhängt und die Augen durch Stress beeinträchtigt werden können. Im Verlauf der Makuladegeneration verschlechtern sich die Symptome: die Farben und Kontraste in der Mitte des Sichtfeldes verblassen immer mehr. Die Farbwahrnehmung wird schließlich stark eingeschränkt. Oftmals sind Patient:innen mit AMD auch besonders blendempfindlich. Starke Helligkeit wird als unangenehm empfunden. Außerdem kann es bei wechselnden Lichtverhältnissen zu Schwierigkeiten bei der Anpassung kommen.
Bitte beachte, dass dunkle Flecken oder Punkte im Gesichtsfeld auch andere Ursachen haben können. Bei einer AMD ist der zentrale Bereich des schärfsten Sehens betroffen, wo ein Fleck mit unscharfen Rändern entsteht. Ein weiteres typisches Symptom der Makuladegeneration ist, dass gerade Linien als verbogen erscheinen. Zur Überprüfung, ob ein verzerrtes Sehen vorliegt, nutzt der Augenarzt den sogenannten Amsler-Gitter-Test zur Früherkennung einer alterbedingten Makuladegeneration. Ein Amsler-Gitter ist ein kariertes Muster mit einem Fixierpunkt in der Mitte. Es enthält durchgehende, gerade Linien, die bei einer AMD verbogen oder verzerrt erscheinen. Das kannst Du auch zuhause selbst testen. Die AMD ist nicht schmerzhaft und wird durch die langsam zunehmende Verschlechterung der Sehleistung meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium von den Betroffenen selbst wahrgenommen.
Eine Heilung der altersbedingten Makuladegeneration ist bis heute zwar nicht möglich, aber das Fortschreiten der Augenerkrankung kann durch eine frühzeitige Therapie gestoppt oder verlangsamt werden. Einmal zerstörte Sehzellen können jedoch nicht wiederhergestellt werden. Zum Schutz vor Sehschäden durch die AMD sind daher Vorbeugung und regelmäßige augenärztliche Kontrollen wichtig. Ab dem 60. Besteht ausschließlich eine Makuladegeneration, so wird diese auch im Spätstadium in der Regel nicht zur völligen Erblindung führen, sofern andere Netzhautbereiche noch funktionieren. Das periphere Sehen, also das Sehen an den Randbereichen des Sichtfeldes, bleibt normalerweise erhalten.