Die neurologische Station im Krankenhaus spielt eine entscheidende Rolle bei der Diagnose, Behandlung und Rehabilitation von Patient:innen mit Erkrankungen des Nervensystems. Diese Stationen sind speziell darauf ausgerichtet, ein breites Spektrum neurologischer Beschwerden zu behandeln, von akuten Notfällen wie Schlaganfällen bis hin zu chronischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder Parkinson.
Die Stroke Unit: Akutversorgung bei Schlaganfall
Ein zentraler Bestandteil vieler neurologischer Stationen ist die Stroke Unit (Schlaganfalleinheit). Hier werden Patient:innen mit akutem Schlaganfall in den ersten Tagen intensiv überwacht und behandelt. Die Überwachung umfasst EKG, Blutdruck, Temperatur und Atmung. Durch regelmäßige neurologische Untersuchungen können Veränderungen im Zustand des Patienten frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
Frührehabilitation: Bereits auf der Stroke Unit beginnt ein Frührehabilitationskonzept. Erfahrene Physio- und Ergotherapeut:innen sowie Logopäd:innen betreuen die Patient:innen täglich, um die Rehabilitation so früh wie möglich zu beginnen. Täglich findet eine chef- oder oberärztliche Visite statt.
Normalstationäre Betreuung (Post-Stroke)
Nach der Überwachungsphase auf der Stroke Unit werden die Patient:innen auf ein normalstationäres Bett verlegt (sog. Post-Stroke-Betreuung). Hier finden weitere routinemäßige Untersuchungen statt. Der Sozialdienst bahnt eine Anschlussversorgung an. Die Pflegeüberleitungsstelle unterstützt bei der Beantragung von Hilfsmitteln oder der Organisation eines Pflegedienstes. Bei der täglichen ärztlichen Visite können die Patient:innen Fragen stellen. Sie werden von einem interdisziplinären Team betreut. Die oberärztlichen Visiten finden zweimal wöchentlich statt.
Aufgaben und Schwerpunkte der neurologischen Station
Die neurologische Station hat vielfältige Aufgaben, die sich auf die Diagnose, Therapie und Rehabilitation neurologischer Erkrankungen konzentrieren:
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- Diagnostik: Unmittelbare Diagnostik des Schlaganfalls als Voraussetzung für eine umgehende Therapie. Die neurologische Klinik diagnostiziert und behandelt sämtliche Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks, der peripheren Nerven und Muskeln. Dazu gehören Schlaganfall, Epilepsie, Multiple Sklerose, Hirnhautentzündung, Parkinson, Demenz, Schmerz- und Nervenkompressions-Syndrome sowie Schwindel. Um den Anforderungen bei der Diagnose der häufig komplexen Erkrankungen gerecht zu werden, bestehen enge Beziehungen zu der neurologisch ausgerichteten Röntgenabteilung (Radiologie) und speziellen Laboratorien für rheumatologische und entzündliche Erkrankungen.
- Überwachung: Kontinuierliche Überwachung von Blutdruck, Herzaktion, Sauerstoffgehalt im Blut, Blutzucker und Temperatur einschließlich des Blutflusses der zum Hirn führenden Blutgefäße durch spezielle Geräte (Monitore). Überwachung und Beeinflussung der Körperfunktionen. Bereits bei Aufnahme wird die Schluckfunktion durch geschulte Mitarbeiter zur Verhütung einer Lungenentzündung getestet.
- Medikamentöse Therapie: Rasche und gezielte medikamentöse Therapie einschließlich der Überwachung von Nebenwirkungen.
- Frührehabilitation: Frühzeitiger Beginn der Rehabilitation durch das Pflegeteam, die Physiotherapeuten (Krankengymnasten), Ergotherapeuten (Beschäftigungstherapeuten) und Logopäden (Sprachtherapeuten). Zielsetzung der ergotherapeutischen Behandlung sind das Wiedererlangen sowie die Erhaltung der Handlungsfähigkeit und das Erreichen größtmöglicher Selbstständigkeit. Die Logopädie umfasst die Diagnostik und Therapie von Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen sowie das Trachealkanülenmanagement.
- Intensivüberwachung: Die Stroke Unit ist eine Spezialstation mit spezieller Ausstattung zur Intensivüberwachung für Patienten mit Schlaganfällen.
- Teleneurologie: Durch Teleneurologie wird die Ferndiagnostik von Schlaganfallpatienten mittels Video- und Tonübertragung durchgeführt.
- Neurophysiologie: Die Neurophysiologie befasst sich vor allem mit der Funktionsweise des menschlichen Nervensystems.
- Klinische Neuropsychologie: Die Klinische Neuropsychologie beschäftigt sich mit den Folgen von Hirnverletzungen auf Intellekt und Psyche.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Team
Ein wesentlicher Aspekt der neurologischen Stationsarbeit ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Therapeut:innen (Physio-, Ergo-, Sprachtherapeut:innen), Psycholog:innen und Sozialarbeiter:innen arbeiten Hand in Hand, um die Patient:innen bestmöglich zu versorgen. Das Neuroteam besteht nicht nur aus Gesundheits- und Krankenpfleger:innen, sondern auch aus spezialisierten Stroke Nurses sowie Pflegehelfer:innen, Altenpfleger:innen, Stationshilfen, Stationssekretärinnen, kurzzeitige Unterstützung durch Mitarbeitende im Springerpool oder Auszubildende.
Das Team der Klinik für Neurologie umfasst hoch qualifizierte Ärztinnen und Ärzte mit Erfahrungen in allen neurologischen Krankheitsbildern. So stellen wir sicher, dass jede Patientin und jeder Patient die bestmögliche Behandlung erhält. Moderne Hochleistungsmedizin und individuelle Zuwendung sind kein Widerspruch.
Behandlungsschwerpunkte
Neben der Schlaganfallversorgung gibt es weitere Schwerpunkte in der neurologischen Klinik:
- Multiple Sklerose (MS): Die Klinik für Neurologie am Städtischen Klinikum Braunschweig wurde in der aktuellen stern-Klinikliste 2025/2026 für ihre besondere Expertise im Bereich Multiple Sklerose (MS) ausgezeichnet.
- Neuroonkologie: Interdisziplinärer Schwerpunkt Neuroonkologie im Rahmen des Cancer Centers Braunschweig.
- Bewegungsstörungen: Behandlung von Bewegungsstörungen, z.B. bei Parkinson-Syndromen oder dystonen Erkrankungen. Zudem bieten wir die Botulinumtoxin-Therapie bei neurogenen Bewegungsstörungen und Spastik an.
- Epilepsie: Abklärung und Klassifizierung von Epilepsien und Epilepsiesyndromen sowie Behandlung des epileptischen Anfallsstatus.
- Neuroimmunologie: Die Neuroimmunologie bezieht sich auf Autoimmunerkrankungen, wie bspw. Multiple Sklerose.
Ablauf des stationären Aufenthalts
Vorbereitung: Für den Aufenthalt sollten Patient:innen nur die nötigsten privaten Sachen ins Krankenhaus mitnehmen. Schriftliche aktuelle Befunde von Ihrem Hausarzt oder Voruntersuchungen von anderen Ärzten soweit vorhanden (z.B.
Aufnahmetag: Vor Ort werden Sie von der zuständigen Pflegekraft über Ihren individuellen Tagesablauf informiert. Die zuständige Ärztin bzw. der zuständige Arzt untersucht Sie und legt Ihnen die geplante Diagnostik und Therapie dar.
Während des Aufenthalts: Ihre individuellen Bedürfnisse stehen auch im Mittelpunkt des Pflegeprozesses. Unsere patientenorientierte Arbeit zeigt sich in der Bezugspflege. Die Bezugspflege bezeichnet ein Pflegesystem, in dem eine Pflegekraft die gesamte Pflegeverantwortung für einen (oder mehrere) Patientinnen bzw. Patienten übernimmt. Die Pflegekraft ist zuständig für die Umsetzung der Pflegeplanung. Sie definiert gemeinsam mit Ihnen die Pflegeziele und organisiert das Entlassungsmanagement, wählt die dafür notwendigen Maßnahmen aus und überprüft deren Wirksamkeit. Wenn Sie ein Gespräch mit der Stationsärztin bzw. dem Stationsarzt führen möchten, empfehlen wir Ihnen einen Termin zu vereinbaren. In der Regel sind die Stationsärztinnen und Stationsärzte bis 16:30 Uhr auf der Station. Danach erfolgt die Betreuung durch die diensthabende Ärztin bzw. den diensthabenden Arzt. Sie können uns gerne ansprechen. Gezielte Auskünfte zum Behandlungsstand und dem weiteren Verlauf geben wir täglich ab 15:00 Uhr.
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Entlassung & Nachsorge: Zum Behandlungskonzept gehört für uns auch eine strukturierte Entlassungsplanung. Wir kooperieren deshalb u.a. mit verschiedenen Reha-Einrichtungen. Wenn Sie nach Ihrem Klinikaufenthalt pflegerische Hilfe zu Hause benötigen, hilft Ihnen unser Sozialdienst weiter. Viele Patienten bedürfen im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt einer weiteren Versorgung. Sollte eine Rehabilitation notwendig sein, organisieren unsere Sozialarbeiterinnen eine passgenaue Anschlussrehabilitation. Für geriatrische Patienten gibt es im eigenen Haus die Möglichkeit zur anschließenden Geriatrischen Rehabilitation. Bei Fragen der weiteren Versorgung hinsichtlich ambulanter oder stationärer Pflege, Ausstattung mit Hilfsmitteln, Umgang mit Behörden, etc. steht Ihnen während des stationären Aufenthaltes ebenso unser Sozialdienst hilfreich zur Seite.
Besonderheiten und Serviceleistungen
- Schweigepflicht: Zum Schutz Ihrer Privatsphäre unterliegen alle Mitarbeiter:innen der Schweigepflicht und ihre personenbezogenen Daten werden streng vertraulich behandelt. Nur Sie selbst können das Personal ermächtigen, Ihren Angehörigen Auskunft über Ihren Gesundheitszustand zu geben. Bitte haben Sie daher auch Verständnis, dass wir bei telefonischen Anfragen nach dem Befinden sehr zurückhaltend sind.
- Patientenzimmer: Die Patientenzimmer sind mit modernen Fernsehgeräten ausgestattet. Für die Benutzung des Tones erhalten Sie Kopfhörer (3,5mm Klinke). Für die Benutzung der Telefone sprechen Sie gerne unter Pflegeteam an. Kostenloses WLAN ist über die Geno-Gast Netzwerk nutzbar.
- Verpflegung: Unsere Küche bietet Ihnen täglich abwechslungsreiche Gerichte. Die Verpflegungsassistent:innen kommen zu Ihnen in das Patientenzimmer und nehmen Ihre Menüwünsche entgegen. Jedoch kann es aufgrund des akuten Erkrankungsbildes zu Einschränkungen der Kost kommen (Schluckstörung). Hier findet dann nach Absprache mit der Logopädie und Ihrem behandelnden Arzt eine Anpassung statt. Wenn Sie Lebensmittelunverträglichkeiten haben, aus religiösen oder ethischen Gründen auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten möchten, informieren Sie bitte das Pflegeteam.
Tagesklinik
Die neurologische Abteilung bietet auch tagesklinische Aufenthalte an. Der tagesklinische Aufenthalt kann, je nach diagnostischem Aufwand, zwei bis drei Tage betragen. Um 16:00 Uhr werden die Patienten in ihre häusliche Umgebung entlassen, bei Bedarf kann der nächste Termin vereinbart werden. Für die Aufnahme in die Tagesklinik benötigen Sie eine stationäre Einweisung von einem Hausarzt oder Facharzt.
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