Sehschule nach Schlaganfall: Übungen und Rehabilitation

Nach einem Schlaganfall können verschiedene Sehstörungen auftreten, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Eine spezialisierte Sehschule und gezielte Übungen können jedoch helfen, das Sehvermögen zu verbessern und die Selbstständigkeit im Alltag zurückzugewinnen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Möglichkeiten der visuellen Rehabilitation nach einem Schlaganfall, einschließlich verschiedener Übungen und orthoptischer Techniken.

Einführung in die Sehschule und visuelle Rehabilitation

Die Sehschule ist eine spezialisierte Einrichtung, die sich auf die Diagnostik und Behandlung von Sehstörungen konzentriert. Oftmals sind diese Sehschulen an Kliniken oder Augenarztpraxen angegliedert. Hier arbeiten Augenärzte eng mit Orthoptisten zusammen, die speziell ausgebildete Fachkräfte der Augenheilkunde sind. Die Sehschule ist kein geschützter Begriff, sondern beschreibt im Wesentlichen eine Einrichtung, die sich mit der Diagnose und Therapie von Sehstörungen befasst.

Visuelle Rehabilitation bezieht sich auf den Prozess der Verbesserung oder Wiederherstellung des Sehvermögens von Menschen, die durch Krankheiten oder Verletzungen beeinträchtigt sind. Sie umfasst eine Reihe von therapeutischen Maßnahmen, die darauf abzielen, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.

Ziele der visuellen Rehabilitation

Das Hauptziel der visuellen Rehabilitation ist es, Menschen mit Sehbeeinträchtigungen zu helfen, ihre visuellen Fähigkeiten bestmöglich zu nutzen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Dies wird durch verschiedene spezifische Ziele erreicht:

  • Verbesserung der Sehschärfe: Einsatz von Hilfsmitteln, um das Sehen zu verbessern.
  • Erhöhung der visuellen Funktionalität: Schulung, um visuelle Aufgaben zu erleichtern.
  • Förderung der Unabhängigkeit: Unterstützung bei der Bewältigung von Alltagsaktivitäten.
  • Verbesserung der psychischen Gesundheit: Hilfe bei der Anpassung an Sehbehinderungen und der Bewältigung von emotionalen Herausforderungen.

Visuelle Beeinträchtigungen nach Schlaganfall

Rund 30 bis 40 % aller Patienten mit erworbenen Hirnläsionen, wie beispielsweise nach einem Schlaganfall, einer Hirnblutung oder einem Hirntumor, weisen Sehstörungen verschiedenster Art auf. Diese Beeinträchtigungen können die tägliche Funktion stark beeinträchtigen, weshalb es wichtig ist, frühzeitig Maßnahmen zur Rehabilitation zu ergreifen.

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Ursachen für visuelle Beeinträchtigungen

Visuelle Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall können verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten Gründe sind:

  • Hemianopsie: Ein Verlust des Sehens auf einer Seite des Gesichtsfeldes. Diese Sehstörung stellt eine ernste Einschränkung der Orientierung und der Lesefähigkeit dar.
  • Skotom: Ein blindes oder dunkles Feld im Gesichtsfeld.
  • Okulomotorische Störungen: Probleme mit der Augenbewegung und Koordination.
  • Visuelle Agnosie: Die Unfähigkeit, bekannte Objekte zu erkennen.
  • Gesichtsfeldeinschränkungen: Die Einschränkung kann sehr unterschiedlich ausfallen, von kleinen "blinden Flecken" (Skotome) über einen "Tunnelblick" bis hin zu dem Ausfall einer kompletten Gesichtshälfte.
  • Doppelbilder: Doppelbilder oder ein "verschwommenes" Sehen können Folgen eines Schlaganfalls sein und zu Schwindel führen.
  • Herdblick: Der Blick "kippt" zur linken oder zur rechten Seite, der Betroffene kann seine Blickrichtung nicht mehr kontrollieren.
  • Visuell-räumliche Störungen: Eine Hirnschädigung kann dazu führen, dass die Raumachsen nicht mehr richtig wahrgenommen werden können.
  • Neglect: Eine Raum- und/oder Körperhälfte wird nicht mehr wahrgenommen.

Vorteile der visuellen Rehabilitation

Die visuelle Rehabilitation kann viele Vorteile mit sich bringen. Sie trägt nicht nur zur Verbesserung des Sehvermögens bei, sondern auch zur allgemeinen Lebensqualität. Zu den wesentlichen Vorteilen gehören:

  • Verbesserung der Unabhängigkeit: Patienten können Alltagsaktivitäten leichter und sicherer ausführen.
  • Steigerung des Selbstbewusstseins: Erfolgreiche Rehabilitation stärkt das Selbstvertrauen und die psychische Gesundheit.
  • Erhöhung der Sicherheit: Verbesserte visuelle Funktionen verringern das Unfallrisiko bei alltäglichen Aktivitäten.

Übungen zur visuellen Rehabilitation

Übungen zur visuellen Rehabilitation spielen eine wesentliche Rolle bei der Verbesserung und Wiederherstellung des Sehvermögens. Diese Übungen können durch spezifische Trainingsprogramme unterstützt werden, die sich auf individuelle Bedürfnisse konzentrieren.

Effektive Übungen zur Verbesserung der Sehkraft

Effektive Übungen können die Augenmuskulatur stärken und die visuelle Wahrnehmung verbessern. Hier sind einige empfohlene Übungen:

  • Fokussierungsübungen: Bei diesen Übungen fokussieren Sie abwechselnd auf nahe und entfernte Objekte.
    • Halten Sie einen Finger etwa 15 cm vor Ihrem Gesicht.
    • Wechseln Sie den Blick zwischen Ihrem Finger und einem entfernten Objekt.
  • Augenbewegungsübungen: Diese Übungen verbessern die Beweglichkeit und Koordination der Augenmuskeln.
    • Bewegen Sie Ihre Augen langsam von links nach rechts.
    • Führen Sie kreisende Bewegungen mit Ihren Augen durch.
  • Explorationstraining: Training bei halbseitigen Gesichtsfeldausfällen z.B. nach Schlaganfall.
  • Fusionsbreitentraining: Training bei unzureichender Zusammenarbeit beider Augen.
  • Konvergenztraining:
  • Anpassung vergrößernder Sehhilfen: Ausprobieren verschiedener Sehhilfen für hochgradig sehbehinderte Patienten und entsprechende Empfehlung.
  • Augen rollen: Rollen Sie jeweils zehnmal erst in der einen, dann in der anderen Richtung mit den Augen.
  • Augen zusammenkneifen: Kneifen Sie die Augen zusammen, schauen Sie zur Augenbrauenmitte und verharren Sie dort einen Moment. Anschließend schauen Sie mit zusammengekniffenen Augen einen Moment lang zu Ihrer Nasenspitze. Wechseln Sie ein paar Mal zwischen den beiden Punkten hin und her.
  • Handflächen auflegen: Reiben Sie die Handflächen mit schnellen, kleinen Bewegungen aneinander, bis sie einigermaßen warm sind. Legen Sie dann die warmen Handflächen auf die Augäpfel, wobei sich die Finger der einen Hand mit denen der anderen auf der Stirn kreuzen. Lassen Sie die Augen nun zwei bis drei Minuten lang geschlossen und spüren Sie, wie die Wärme von Ihren Händen in die Augen strömt, während Sie sie ausruhen.

Übungen für den Alltag

Neben den spezifischen Übungen zur Verbesserung der Sehkraft gibt es auch Aktivitäten, die Sie problemlos in Ihren Alltag integrieren können, um Ihre visuelle Gesundheit zu fördern:

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  • Regelmäßige Pausen vom Bildschirm: Machen Sie alle 20 Minuten eine kurze Pause von 20 Sekunden und schauen Sie auf etwas mindestens 6 Meter Entferntes.
  • Richtige Beleuchtung: Sorgen Sie für ausreichend Licht, um Ihre Augen beim Lesen und Arbeiten zu entlasten.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit Vitaminen A, C und E kann Ihre Augengesundheit unterstützen. Lebensmittel wie Karotten, Spinat und Orangen sind besonders hilfreich.

Spezifische Übungen und Trainingsprogramme

  • Exploratives Sakkadentraining: Ein gezieltes Training zur Verbesserung der Suchstrategien der Augenbewegungen, insbesondere bei Gesichtsfeldausfällen.
  • VISIOcoach: Ein Computerprogramm für das Training zu Hause, bei dem Suchaufgaben am Bildschirm gelöst werden müssen.

Methoden der visuellen orthoptischen Rehabilitation

Die visuelle orthoptische Rehabilitation zielt darauf ab, das Sehvermögen durch verschiedene Übungen und Techniken zu verbessern. Diese Methoden bieten wichtige Werkzeuge, um Sehschwächen zu mindern und die visuelle Leistungsfähigkeit zu steigern.

Orthoptische Techniken zur Sehverbesserung

Orthoptische Techniken umfassen eine Vielzahl von Übungen und Behandlungen, um die Funktionsfähigkeit der Augen zu verbessern. Hier sind einige wichtige Methoden:

  • Visuelle Tracking-Übungen: Diese Übungen verbessern die Fähigkeit, sich bewegende Objekte genau zu verfolgen.
  • Fusionstraining: Dieses Training zielt darauf ab, die Teamarbeit der Augen zu stärken.
  • Rheologie/Vollheparinisierung: Bei Gefäßverschlüssen, die weniger als 10 Tage zurückliegen, kann der Versuch einer Durchblutungsförderung unternommen werden.
  • Kompensationstraining: Fördert die Augenbewegungen, um eine Kontrolle über das ausgefallene Gesichtsfeld wieder zu erlangen.

Spezielle Methoden bei Zentralskotom

Ein Zentralskotom ist ein Bereich im zentralen Sichtfeld, der aufgrund einer Sehbehinderung ausgeblendet wird. Es gibt spezielle Methoden, um Betroffenen zu helfen, diese Beeinträchtigung zu bewältigen:

  • Nutzung der peripheren Sicht: Die Ausbildung der peripheren Sicht kann helfen, die Auswirkungen eines Zentralskotoms zu kompensieren.
  • Strategische Augenbewegungen: Diese Technik involviert kontrollierte Bewegungen, um das Sehen zu maximieren.

Die Rolle der Orthoptistin

Die Orthoptik ist ein Spezialgebiet in der Augenheilkunde. Nach einer dreijährigen Ausbildung übernehmen Orthoptistinnen viele diagnostische und therapeutische Maßnahmen rund um das Sehen und die Augengesundheit. Dazu gehören die Überprüfung des Sehvermögens, die Untersuchung der Augenstellung, aber auch der Zusammenarbeit beider Augen. Der Schwerpunkt der Tätigkeiten einer Orthoptistin liegt in der Beratung, Diagnose und Therapie von Schielerkrankungen, Sehschwächen, Störungen des ein- oder beidäugigen Sehens, Augenzittern und Augenbewegungsstörungen.

Computergestützte Therapie

Computerprogramme können eine wirksame Unterstützung für die ambulante oder stationäre Therapie sein. Beispielsweise können Betroffene mit dem Computerprogramm "VISIOcoach" zu Hause trainieren, indem sie Suchaufgaben am Bildschirm lösen. Ein weiteres Beispiel ist die Caterna Sehschulung, bei der Patienten durch das Spielen von Online-Spielen ihr Sehvermögen trainieren.

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