Semantische Demenz: Ursachen und Vererbung

Die semantische Demenz ist eine Form der frontotemporalen Demenz (FTD), einer seltenen Demenzform, die durch den Abbau von Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns gekennzeichnet ist. Diese Bereiche sind für die Steuerung von Emotionen, Sozialverhalten und Sprache verantwortlich. Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit, bei der das Gedächtnis im Vordergrund steht, manifestiert sich die semantische Demenz primär durch den Verlust des Wissens über die Bedeutung von Wörtern und Konzepten.

Was ist semantische Demenz?

Die semantische Demenz (SD) ist eine relativ seltene neurodegenerative Erkrankung, die zu den frontotemporalen lobären Degenerationen (FTLD) gehört. Sie ist durch einen fortschreitenden Verlust des semantischen Gedächtnisses gekennzeichnet, d. h. des Wissens über die Bedeutung von Wörtern, Objekten, Fakten und Konzepten. Betroffene haben Schwierigkeiten, Wörter zu verstehen, Objekte zu benennen und das Wissen über die Welt abzurufen.

Ursachen der semantischen Demenz

Die genauen Ursachen der semantischen Demenz sind noch nicht vollständig geklärt. Wie bei anderen FTLD-Formen wird angenommen, dass sie durch die Anhäufung von abnormalen Proteinen im Gehirn verursacht wird, insbesondere von Tau-Protein und TDP-43. Diese Proteinablagerungen schädigen und zerstören Nervenzellen in den für das semantische Gedächtnis wichtigen Hirnregionen, vor allem im vorderen Temporallappen.

Es gibt verschiedene Faktoren, die zur Entstehung der semantischen Demenz beitragen können:

  • Genetische Faktoren: In einigen Fällen kann die semantische Demenz durch genetische Mutationen verursacht werden. Es wurden Mutationen in verschiedenen Genen identifiziert, die mit einem erhöhten Risiko für FTLD, einschließlich semantischer Demenz, verbunden sind. Zu diesen Genen gehören C9orf72, GRN und MAPT.
  • Sporadische Faktoren: Die meisten Fälle von semantischer Demenz treten jedoch sporadisch auf, d. h. ohne erkennbare genetische Ursache. In diesen Fällen wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren zur Entstehung der Krankheit beiträgt.
  • Andere Faktoren: Stoffwechselerkrankungen und übermäßiger Alkoholkonsum können ebenfalls das Risiko für die Entwicklung einer FTD erhöhen.

Vererbung der semantischen Demenz

Die semantische Demenz kann in einigen Fällen vererbt werden. Etwa 10 bis 15 % der FTD-Fälle sind genetisch bedingt, wobei familiäre Häufungen auftreten. Die Vererbung erfolgt meist autosomal-dominant, was bedeutet, dass eine einzige Kopie eines mutierten Gens ausreicht, um die Krankheit auszulösen. Kinder von Betroffenen haben somit ein 50%iges Risiko, die Mutation zu erben und ebenfalls zu erkranken.

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Es gibt verschiedene Gene, die mit der Vererbung der semantischen Demenz in Verbindung gebracht wurden:

  • C9orf72: Mutationen in diesem Gen sind die häufigste genetische Ursache für FTLD und ALS (Amyotrophe Lateralsklerose). Sie werden mit einer Vielzahl von FTLD-Formen in Verbindung gebracht, einschließlich der semantischen Demenz.
  • GRN: Mutationen in diesem Gen führen zu einem Mangel an Progranulin, einem Protein, das für das Überleben und die Funktion von Nervenzellen wichtig ist. GRN-Mutationen sind häufig mit der Verhaltensvariante der FTD (bvFTD) assoziiert, können aber auch bei semantischer Demenz vorkommen.
  • MAPT: Mutationen in diesem Gen beeinflussen die Produktion von Tau-Protein, einem Protein, das für die Stabilität der Mikrotubuli in Nervenzellen wichtig ist. MAPT-Mutationen sind häufig mit der FTD mit Parkinsonismus (FTDP-17) assoziiert, können aber auch bei semantischer Demenz auftreten.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder, der eine dieser Genmutationen erbt, zwangsläufig an semantischer Demenz erkrankt. Die Penetranz, d. h. die Wahrscheinlichkeit, dass eine Mutation tatsächlich zur Krankheit führt, ist nicht vollständig. Andere genetische und Umweltfaktoren können ebenfalls eine Rolle spielen.

Symptome der semantischen Demenz

Die semantische Demenz manifestiert sich primär durch den Verlust des semantischen Gedächtnisses. Dies führt zu folgenden Symptomen:

  • Wortfindungsstörungen: Betroffene haben Schwierigkeiten, Wörter zu finden und zu benennen, sowohl im spontanen Sprechen als auch beim Benennen von Objekten.
  • Verständnisprobleme: Das Verständnis von Sprache ist beeinträchtigt, insbesondere bei abstrakten Begriffen und komplexen Sätzen.
  • Objekterkennungsstörungen: Betroffene haben Schwierigkeiten, Objekte zu erkennen und ihre Funktion zu verstehen. Dies kann sich in Schwierigkeiten beim Umgang mit Alltagsgegenständen äußern.
  • Gesichtserkennungsstörungen: In späteren Stadien der Krankheit können Betroffene Schwierigkeiten haben, vertraute Gesichter zu erkennen.
  • Verlust von Faktenwissen: Das Wissen über Fakten und allgemeine Informationen geht verloren.
  • Verhaltensänderungen: Obwohl die semantische Demenz primär eine Sprachstörung ist, können auch Verhaltensänderungen auftreten, wie z. B. Egoismus, fehlende Empathie und Geiz.

Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit bleibt das Gedächtnis für Ereignisse und persönliche Erfahrungen (episodisches Gedächtnis) bei der semantischen Demenz in der Regel länger erhalten. Auch die Fähigkeit, grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden, bleibt oft erhalten, obwohl der Wortschatz reduziert ist.

Diagnose der semantischen Demenz

Die Diagnose der semantischen Demenz basiert auf einer Kombination aus klinischer Untersuchung, neuropsychologischen Tests und bildgebenden Verfahren.

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  • Klinische Untersuchung: Der Arzt erfragt die Symptome und die Krankheitsgeschichte des Patienten und führt eine neurologische Untersuchung durch.
  • Neuropsychologische Tests: Diese Tests dienen dazu, die kognitiven Fähigkeiten des Patienten zu beurteilen, insbesondere das semantische Gedächtnis, die Sprache und das Sprachverständnis.
  • Bildgebende Verfahren: MRT- und CT-Scans des Gehirns können helfen, strukturelle Veränderungen im vorderen Temporallappen zu erkennen, die typisch für die semantische Demenz sind. Eine Positronenemissionstomographie (PET) kann die Stoffwechselaktivität des Gehirns sichtbar machen.
  • Gentests: Bei Verdacht auf eine genetische Ursache können Gentests durchgeführt werden, um Mutationen in den oben genannten Genen zu identifizieren.

Behandlung der semantischen Demenz

Es gibt derzeit keine Heilung für die semantische Demenz. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.

  • Sprachtherapie: Sprachtherapie kann helfen, die Kommunikationsfähigkeiten des Patienten zu verbessern und den Verlust des semantischen Gedächtnisses zu verlangsamen.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, die Fähigkeit des Patienten zu verbessern, alltägliche Aufgaben zu bewältigen.
  • Medikamente: Medikamente können eingesetzt werden, um Verhaltenssymptome wie Depressionen, Angstzustände und Reizbarkeit zu behandeln. Es gibt jedoch keine Medikamente, die den kognitiven Abbau bei semantischer Demenz aufhalten oder verlangsamen können.
  • Unterstützung für Angehörige: Die Betreuung eines Menschen mit semantischer Demenz kann sehr belastend sein. Angehörige benötigen Unterstützung und Beratung, um mit den Herausforderungen der Krankheit umzugehen. Es gibt verschiedene Organisationen, die Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen anbieten.

Leben mit semantischer Demenz

Das Leben mit semantischer Demenz kann für Betroffene und ihre Angehörigen eine große Herausforderung sein. Es ist wichtig, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen und sich über die Krankheit zu informieren. Mit der richtigen Unterstützung können Menschen mit semantischer Demenz ein erfülltes Leben führen.

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