Das Nervensystem ist ein komplexes Netzwerk, das die Grundlage für die Kommunikation und Koordination im menschlichen Körper bildet. Es besteht aus dem zentralen Nervensystem (ZNS), welches Gehirn und Rückenmark umfasst, und dem peripheren Nervensystem (PNS), das alle Nerven außerhalb des ZNS beinhaltet. Innerhalb des PNS gibt es verschiedene Arten von Nerven, die jeweils spezifische Funktionen erfüllen. Zwei der wichtigsten Kategorien sind sensorische und motorische Nerven.
Aufbau des Nervensystems
Das Nervensystem ist hierarchisch strukturiert und besteht aus:
- Zentralnervensystem (ZNS): Gehirn und Rückenmark (hier findet die Verarbeitung der Information statt).
- Peripheres Nervensystem (PNS): Zuführen von Sinneseindrücken (Afferenz) durch sensorische Nerven und Übertragen von Impulsen zu den Erfolgsorganen (Efferenz) durch motorische Nerven.
- Vegetatives Nervensystem (VNS): Unwillkürliche Bewegungssteuerung mit den Hauptnerven Sympathikus und Parasympathikus, Steuerung der inneren Organe, z.B. Verdauungsorgane.
Das ZNS ist der Sitz der willkürlichen Entscheidungen, z.B. der willkürlichen Motorik. Rein topographisch ist das ZNS vom PNS abgegrenzt. Funktionell bilden ZNS und PNS aber eine Einheit!
Im ZNS können zwei Gewebetypen deutlich unterschieden werden: weiße Substanz und graue Substanz. Die graue Substanz liegt im Gehirn außen, im Rückenmark innen. Die graue Substanz wird vorwiegend aus den Zellkörpern der Nervenzellen gebildet, während die weiße Substanz überwiegend aus den Nervenzellfortsätzen oder Axonen besteht.
Das Gehirn, die oberste Schaltzentrale im Wirbeltier (Beispiel Mensch), bringt im erwachsenen „Durchschnittsmenschen" ca. 1330 g auf die Waage. Dieser kleine Anteil des Körpers benötigt täglich ca. 75 Liter Sauerstoff und 1,2 Kilogramm Glukose. Das Gehirn ist sehr komplex aufgebaut, aber in klare Strukturen gegliedert: Großhirn, Zwischenhirn, Mittelhirn, Kleinhirn und Nachhirn.
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Was sind sensorische Nerven?
Sensorische Nerven, auch afferente Nerven genannt, sind Teil des peripheren Nervensystems. Sie sind dafür verantwortlich, Informationen von den Sinnesorganen und anderen Rezeptoren im Körper zum zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) zu transportieren. Nervenzellen verfügen über sensorische Nervenfasern. Sensorische Fasern leiten Wahrnehmungen wie das Sehen, Hören, den Geschmacks- und Geruchssinn sowie das Gleichgewicht. Sensible Fasern leiten Wahrnehmungen des Tastens wie Druck, Berührung, Vibration, Schmerz und Temperatur.
Funktion der sensorischen Nerven
Die Hauptaufgabe der sensorischen Nerven besteht darin, Reize aus der Umwelt oder dem Inneren des Körpers aufzunehmen und in elektrische Signale umzuwandeln. Diese Signale werden dann über lange Nervenfasern zum Gehirn geleitet, wo sie verarbeitet und interpretiert werden.
Sensorische Nerven ermöglichen es uns, eine Vielzahl von Empfindungen wahrzunehmen, darunter:
- Tastsinn: Berührung, Druck, Vibration
- Temperatur: Wärme, Kälte
- Schmerz: Nozizeption (Schmerzwahrnehmung)
- Sehsinn: visuelle Informationen
- Gehörsinn: auditive Informationen
- Geschmackssinn: gustatorische Informationen
- Geruchssinn: olfaktorische Informationen
- Propriozeption: Wahrnehmung der Körperposition und -bewegung
Beispiel für die Funktion sensorischer Nerven
Beim Berühren einer heißen Oberfläche senden sensorische Nerven ein Warnsignal an das Gehirn.
Was sind motorische Nerven?
Motorische Nerven, auch efferente Nerven genannt, sind ebenfalls Teil des peripheren Nervensystems. Sie sind dafür verantwortlich, Signale vom zentralen Nervensystem zu den Muskeln und Drüsen im Körper zu transportieren. Motorische Nervenzellen liegen im ZNS, während sich ihre Zellfortsätze (Axone und Dendriten) im peripheren Nervensystem befinden.
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Funktion der motorischen Nerven
Die Hauptaufgabe der motorischen Nerven ist es, Signale zu senden, die die Muskeln veranlassen, sich zu bewegen. Diese Nerven ermöglichen freiwillige Bewegungen wie Gehen und Greifen, sowie unwillkürliche Muskeltätigkeiten, wie zum Beispiel Reflexe. Die Signalübertragung beginnt im zentralen Nervensystem, genauer gesagt im Gehirn oder Rückenmark. Von dort werden elektrische Impulse über die motorischen Neuronen an die Muskeln gesendet. Dadurch wird eine Muskelkontraktion ausgelöst, die die gewünschte Bewegung erzeugt. Motorische Fasern sorgen für die Kontraktionen der Muskulatur und steuern die Bewegungen des Körpers.
Motorische Nerven übertragen elektrische Signale vom zentralen Nervensystem zu den Muskeln, wodurch Bewegungen initiiert werden. Diese Signale führen zur Freisetzung von Neurotransmittern, die die Muskelkontraktion auslösen. Jede motorische Nervenzelle ist mit spezifischen Muskelfasern verbunden, die gemeinsam eine motorische Einheit bilden. Motorische Nerven leiten elektrische Signale vom zentralen Nervensystem zu den Muskeln, indem sie Neurotransmitter wie Acetylcholin freisetzen. Motorische Nerven steuern die Feinmotorik, indem sie präzise Bewegungen der Muskeln koordinieren, die für Aufgaben wie Schreiben oder Schneiden erforderlich sind.
Beispiel für die Funktion motorischer Nerven
Wenn Du Deine Hand heben möchtest, werden entsprechende Signale vom Gehirn über die motorischen Nerven an die Armmuskulatur gesendet, die daraufhin die Bewegung der Hand ausführt. Während des Fahrradfahrens senden motorische Nerven kontinuierlich Signale an die Beinmuskulatur, um die notwendigen Pedalbewegungen auszuführen.
Aufbau der motorischen Nerven
Jeder motorische Nerv besteht aus spezifischen Strukturen, die seine Funktion erlauben:
- Neuronen: Nervenzellen, die elektrische Signale weiterleiten. Grundbausteine der Nerven, die elektrische Signale weiterleiten.
- Axone: Lange Nervenfasern, die die Signale von Neuronen übertragen. Lange Fasern, die als Kommunikationswege dienen und die Signale zu den Muskeln transportieren. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Bewegungsbefehlen im zentralen Nervensystem und sind essenziell für die Funktion motorischer Nerven. Axone ermöglichen die Kommunikation zwischen Nervenzellen und tragen zur Koordination von Bewegungen und Reaktionen bei.
- Myelinscheiden: Isolierende Hüllen um die Axone, die die Übertragungsgeschwindigkeit der Signale erhöhen. Schutz- und Isolationsschichten, die die Geschwindigkeit der Signalübertragung erhöhen. Sie bestehen aus Lipiden und Proteinen und sind entscheidend für die effiziente Signalübertragung im Nervensystem. Sie isolieren das Axon, verhindern den Verlust elektrischer Signale und erlauben das sogenannte saltatorische Leitung, bei der die Signale von einem Ranvier'schen Schnürring zum nächsten springen, was die Übertragungsgeschwindigkeit erheblich erhöht.
Motorische Nerven System einfach erklärt
Das motorische Nervensystem spielt eine essentielle Rolle bei der Steuerung der Bewegungen Deines Körpers. Motorische Nerven leiten Signale vom Gehirn und Rückenmark zu den Muskeln und ermöglichen Dir damit, verschiedene Bewegungen auszuführen.
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Unterschied zwischen sensorischen und motorischen Nerven
Der Hauptunterschied zwischen sensorischen und motorischen Nerven liegt in ihrer Funktion:
- Sensorische Nerven: Übertragen Informationen von den Sinnesorganen zum Gehirn. Sie ermöglichen es Dir, Reize wie Hitze, Kälte oder Schmerz wahrzunehmen. Leiten Reize von Sinnesorganen zum Gehirn.
- Motorische Nerven: Leiten Befehle vom Gehirn an die Muskeln weiter, um Bewegungen zu steuern. Übertragen Bewegungsbefehle zu den Muskeln.
Das Zusammenspiel von sensorischen und motorischen Nerven
Sensorische und motorische Nerven arbeiten eng zusammen, um eine reibungslose Interaktion mit der Umwelt zu ermöglichen. Wenn ein sensorischer Nerv einen Reiz wahrnimmt, sendet er ein Signal an das Gehirn. Das Gehirn verarbeitet diese Information und sendet gegebenenfalls ein Signal über motorische Nerven an die Muskeln, um eine entsprechende Reaktion auszulösen.
Ein Beispiel hierfür ist der Reflexbogen: Wenn man versehentlich eine heiße Herdplatte berührt, senden sensorische Nerven ein Schmerzsignal an das Rückenmark. Das Rückenmark leitet dieses Signal direkt an motorische Nerven weiter, die die Muskeln im Arm veranlassen, sich zusammenzuziehen und die Hand von der heißen Oberfläche wegzuziehen. Dieser Reflex geschieht, bevor das Gehirn die Information überhaupt verarbeitet hat, was eine schnelle Reaktion und den Schutz vor Verletzungen ermöglicht.
Erkrankungen und Verletzungen der motorischen Nerven
Erkrankungen, die motorische Nerven beeinträchtigen können, sind unter anderem Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Multiple Sklerose (MS), Guillain-Barré-Syndrom und Neuropathien wie diabetische Neuropathie. Motorische Nervenverletzungen können durch Physiotherapie zur Förderung der Muskelstärke und -koordination, Medikamente zur Schmerzlinderung und gegebenenfalls chirurgische Eingriffe zur Reparatur schwerer Verletzungen behandelt werden.
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