Sind AirPods schädlich für das Gehirn? Wissenschaftliche Erkenntnisse und Fakten

In den letzten Jahren haben sich kabellose Kopfhörer, insbesondere AirPods, zu unverzichtbaren Begleitern im Alltag vieler Menschen entwickelt. Sie bieten Komfort und Bewegungsfreiheit, werfen aber auch Fragen bezüglich ihrer potenziellen Auswirkungen auf die Gesundheit auf. Besonders die Frage, ob AirPods und ähnliche Geräte schädlich für das Gehirn sein könnten, wird in sozialen Medien und öffentlichen Diskussionen immer wieder aufgeworfen. Dieser Artikel beleuchtet die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fakten rund um dieses Thema, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten.

Wie funktionieren Bluetooth-Kopfhörer?

Um die potenziellen Risiken von Bluetooth-Kopfhörern einschätzen zu können, ist es wichtig, ihre Funktionsweise zu verstehen. Bluetooth ist eine Funktechnologie, die es ermöglicht, Informationen zwischen Geräten wie Smartphones, Tablets und Kopfhörern kabellos zu übertragen. Die Datenübertragung erfolgt über hochfrequente elektromagnetische Felder, die sich als Wellen mit Lichtgeschwindigkeit durch den Raum bewegen. Diese Felder transportieren die Audiosignale vom Abspielgerät zum Kopfhörer.

Die Technologie verwendet ähnliche Frequenzen wie Mobilfunk oder WLAN, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Die Sendeleistung von Bluetooth-Geräten ist deutlich geringer.

Elektromagnetische Felder und ihre Wirkung auf den Körper

Hochfrequente elektromagnetische Felder sind Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Die bisher wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung dieser Felder auf den menschlichen Körper ist die Erwärmung von Gewebe. Dies beruht darauf, dass der Körper hauptsächlich aus Wassermolekülen besteht, die durch die elektromagnetischen Felder in Bewegung versetzt werden können.

Vergleichbar ist dieser Effekt mit der Funktionsweise eines Mikrowellenherds, der jedoch mit einer wesentlich höheren Leistung arbeitet. Während ein Mikrowellenherd Wasser zum Kochen bringen kann (etwa 1000 Watt und mehr), senden Bluetooth-Kopfhörer mit einer sehr geringen Leistung (unter 0,1 Watt), die um das Zehntausendfache niedriger ist. Diese geringe Leistung reicht für die kabellose Kommunikation aus, ist aber nicht ausreichend, um eine signifikante Erwärmung des Gewebes zu verursachen.

Lesen Sie auch: Die Kraft der Walnüsse

Um eine übermäßige Erwärmung des Gehirns zu vermeiden, gibt es Grenzwerte, die bei der Verwendung von Bluetooth-Kopfhörern eingehalten werden müssen. Diese Grenzwerte sollen sicherstellen, dass keine oder nur eine sehr geringe Erwärmung auftritt.

Studienlage zur Bluetooth-Strahlung

Elektromagnetische Felder werden seit vielen Jahren intensiv erforscht. Wissenschaftler interessieren sich jedoch mehr für die elektromagnetischen Felder von Mobiltelefonen als für die von drahtlosen Kopfhörern, da die Felder im Bluetooth-Bereich viel schwächer sind. Wegen ihrer niedrigen Leistung werde in der Wissenschaft daher kaum untersucht, wie sich Bluetooth-Kopfhörer auf den Körper auswirken. Die Leistung des Mobilfunks ist höher, weil damit Informationen oft über mehrere Kilometer transportiert werden müssen. Eine Bluetooth-Verbindung reicht hingegen etwa zehn Meter weiter.

Sollte es einen negativen Einfluss von Handystrahlung auf den Körper geben, wäre das eventuell auch in viel schwächerer Form bei Bluetooth-Kopfhörern der Fall, erklärt Drießen. Es gibt aber keine Belege für eine schädliche Wirkung von Handystrahlung auf die Gesundheit. Neuere Technologien wie 5G und LTE haben laut BfS zudem den Vorteil, dass sie strahlungsärmer sind als der ältere GSM-Mobilfunkstandard (2G).

Können Bluetooth-Kopfhörer Krebs verursachen?

In den sozialen Medien kursieren immer wieder Behauptungen, dass Bluetooth-Kopfhörer Krebs verursachen könnten. Diese Behauptungen basieren oft auf der Einstufung hochfrequenter elektromagnetischer Felder durch die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2011 als „möglicherweise krebserregend“.

Diese Einstufung bedeutete, dass es nach dem damaligen Kenntnisstand begrenzte, aber nicht abgesicherte Hinweise auf eine krebserregende Wirkung gab. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Einstufung nicht bedeutet, dass hochfrequente elektromagnetische Felder tatsächlich Krebs verursachen. Neuere Studien, die einen längeren Zeitraum beobachteten, sprächen dafür, dass die Krebsrate bei Hirntumoren nicht erhöht sei, erläutert Kohn. „Grenzwerte und andere gesetzliche Regelungen schützen uns vor negativen gesundheitlichen Folgen hochfrequenter Felder. Sie orientieren sich nicht an bestimmten Technologien, sondern am wissenschaftlichen Kenntnisstand zu Wirkungen und Risiken. Das gilt auch für Bluetooth-Kopfhörer.

Lesen Sie auch: Gehirnvitamine: Ein detaillierter Überblick

Sind kabelgebundene Kopfhörer die bessere Alternative?

Angesichts der aktuellen Studienlage gibt es keinen Grund, auf Bluetooth-Kopfhörer zu verzichten. Sowohl Florian Kohn als auch Sarah Drießen sehen keinen Anlass zur Sorge. Die potenziellen Risiken durch die Bluetooth-Strahlung sind als gering einzustufen, solange die geltenden Grenzwerte eingehalten werden.

Gesundheitsrisiken durch übermäßige Nutzung von Kopfhörern

Unabhängig von der Art der Kopfhörer (ob kabellos oder kabelgebunden) birgt die übermäßige Nutzung gesundheitliche Risiken, insbesondere für das Gehör. Viele Menschen nutzen Kopfhörer über längere Zeiträume und oft bei hoher Lautstärke. Dies kann zu verschiedenen Problemen führen:

  • Gehörschäden: Eine dauerhafte Beschallung des Gehörs mit hoher Lautstärke kann zu hörstressbedingten Traumata, Tinnitus und Hörminderung führen. Studien haben gezeigt, dass die Hauptursache für Gehörschäden im Zusammenhang mit Kopfhörern in der dauerhaften Nutzung bei übermäßig hoher Lautstärke liegt.
  • Ohrenschmerzen und -infektionen: Das Tragen von In-Ear-Kopfhörern kann zu Ohrenschmerzen führen, insbesondere bei Kindern. Zudem kann die Verwendung von Kopfhörern die natürliche Luftzirkulation im Ohr behindern, was zu einer erhöhten Produktion von Ohrenschmalz, dem Rückhalt von Schweiß und Feuchtigkeit und einem erhöhten Risiko von Bakterien- und Pilzinfektionen führen kann.
  • Psychologische Auswirkungen: Obwohl Kopfhörer keine direkte Wirkung auf das Gehirn haben, können sie indirekte negative Auswirkungen haben. Studien deuten auf eine langsamere kognitive Verarbeitung, eine Verringerung der Aufmerksamkeit und der verbalen Fähigkeiten sowie psychologische Auswirkungen infolge der Verzerrung akustischer Signale hin.
  • Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS): Mediziner beobachten einen besorgniserregenden Trend: Immer mehr junge Menschen werden mit AVWS diagnostiziert. Eine mögliche Ursache: die häufige Nutzung von Noise-Cancelling-Kopfhörern.

Tipps für eine gesunde Nutzung von Kopfhörern

Um die Risiken der Kopfhörernutzung zu minimieren, sollten folgende Empfehlungen beachtet werden:

  1. Lautstärke begrenzen: Experten empfehlen, die Lautstärke auf etwa die Hälfte der maximalen Kapazität einzustellen. Die Schallintensität sollte höchstens 85 dB über einen Zeitraum von insgesamt 8 Stunden während des gesamten Tages betragen. Bei einem Pegel von 100 dB könnte das Gehör hingegen bereits nach 15 Minuten Schaden erleiden.
  2. Hördauer beschränken: Die 60-60-Regel besagt, dass man Kopfhörer nicht länger als 60 Minuten am Stück mit einer Lautstärke von 60 % der maximalen Lautstärkekapazität des Geräts nutzen sollte.
  3. Pausen einlegen: Dem Ohr sollte ausreichend Zeit zur Erholung gewährt werden. Nach langem, lautem Musikhören mit Kopfhörern sind die Haarzellen nur temporär außer Kraft gesetzt und das Hörempfinden nur für diese Zeit gedämpft. Gönnen Sie sich Stille, um dem Ohr die Möglichkeit zu geben, sich zu regenerieren.
  4. Art der Tonwiedergabe variieren: Verwenden Sie nicht nur Kopfhörer, sondern auch tragbare Lautsprecher oder die Lautsprecher des Computers, um ein natürlicheres Hörerlebnis in Abstand von der Schallquelle zu ermöglichen.
  5. Noise-Cancelling-Kopfhörer nutzen: Diese Kopfhörer schirmen Außenlärm ab, sodass eine geringere Lautstärke ausreicht, um die Geräusche aus dem Kopfhörer zu verstehen.
  6. Auf Hygiene achten: Reinigen Sie die Kopfhörer regelmäßig, um Bakterien und Infektionen vorzubeugen. Verwenden Sie Desinfektionstücher und einen UV-Licht-Sterilisator, um Ihre Geräte keimfrei zu halten.
  7. Ohrstöpsel nicht teilen: Die gemeinsame Nutzung von Ohrhörern ist eine häufige Ursache für Infektionen.
  8. Auf Symptome achten: Achten Sie auf Anzeichen von Hörverlust oder anderen Ohrproblemen und suchen Sie bei Bedarf einen Arzt auf. Ein Hörscreening ist immer ein guter Ausgangspunkt, um einen eventuellen Hörschaden oder Hörverlust zu entdecken.

AirPods und elektromagnetische Strahlung: Was sagt die Wissenschaft?

AirPods und andere kabellose In-Ear-Kopfhörer verwenden nichtionisierende elektromagnetische Strahlung, um Daten vom gekoppelten Gerät an Ihre Ohren zu übertragen. Diese Strahlung ist im Allgemeinen harmlos. Die aktuelle Forschung zeigt keinen Zusammenhang zwischen Krebs und der Verwendung von AirPods oder Bluetooth-Kopfhörern. Allerdings könnte eine konzentrierte Exposition über lange Zeiträume hinweg ein potenzielles Gesundheitsrisiko durch diese Geräte darstellen. Es müssen jedoch noch aussagekräftigere Untersuchungen durchgeführt werden, um die Auswirkungen der realen Exposition von mehreren, gleichzeitig genutzten Geräten zu verstehen.

Im Vergleich zu Ihrem Mobiltelefon ist die Strahlung Ihrer drahtlosen Kopfhörer 10 bis 400 Mal geringer. Eine 2019 veröffentlichte Arbeit von Wall und Kollegen zeigte, dass Bluetooth-Headsets im Vergleich zu den Mobiltelefonen, mit denen sie gekoppelt waren, eine weitaus geringere Leistungsdichte aufweisen.

Lesen Sie auch: Walnüsse: Ein Superfood für Ihr Gehirn

tags: #sind #airpods #schädlich #für #das #gehirn