Sinne anregen bei Demenz: Ein umfassender Leitfaden

Demenz ist eine Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinflusst. Menschen mit Demenz haben oft Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, da ihr Gedächtnis und ihre kognitiven Fähigkeiten nachlassen. Die gezielte Beschäftigung mit Spielen, kreativen Tätigkeiten und Sinnesanregungen kann jedoch dazu beitragen, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern und ihnen Freude zu bereiten.

Bedeutung der Sinnesanregung bei Demenz

Sinnesanregung spielt eine entscheidende Rolle im Leben von Menschen mit Demenz. Sie hilft, die Gehirnfunktion aufrechtzuerhalten, Gefühle der Isolation zu verringern und emotionale Verbindungen zu fördern. Durch die Aktivierung der Sinne können Erinnerungen geweckt, die Aufmerksamkeit gesteigert und das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Zudem kann Sinnesanregung dazu beitragen, Angst und Unruhe zu reduzieren, was bei Demenz häufig vorkommt.

Allgemeine Prinzipien der Beschäftigung bei Demenz

Bei der Beschäftigung von Menschen mit Demenz sollten einige grundlegende Prinzipien beachtet werden:

  • Das Stadium der Demenz berücksichtigen: Überforderung kann negative Reaktionen hervorrufen. Gedächtnisübungen können bei leichter Demenz noch sinnvoll sein, während bei fortgeschrittener Demenz eher Sinnesanregungen im Vordergrund stehen.
  • Auf persönliche Vorlieben und Abneigungen eingehen: Die Beschäftigung sollte Spaß machen und Freude bereiten.
  • Die Entscheidung des Demenzerkrankten respektieren: Wenn der Erkrankte nicht selbst aktiv werden möchte, sondern lieber beobachtet, sollte dies akzeptiert werden.
  • „Fehler“ tolerieren: Schimpfen Sie auf keinen Fall, wenn etwas nicht funktioniert. Demenz lässt sich nicht „wegtrainieren“, und der Erkrankte muss nichts unter Beweis stellen.
  • Keinen Leistungsdruck erzeugen: Dinge zu entdecken, sich zu erinnern und kleine Herausforderungen zu meistern ist wichtiger als der Wettbewerb um den Sieg.

Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Demenz: Ein Überblick

Es gibt eine Vielzahl von Beschäftigungsmöglichkeiten, die für Menschen mit Demenz geeignet sind. Die Auswahl sollte individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Einzelnen abgestimmt werden.

Gedächtnisübungen

Gedächtnisübungen können bei leichter Demenz noch sinnvoll sein und Spaß bereiten. Dazu gehören beispielsweise:

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  • Erinnerungsalben: Fotos und andere Erinnerungsstücke aus dem Leben der demenzerkrankten Person sammeln und gemeinsam durchblättern. Konkrete Fragen zur Kindheit oder Jugend des Demenzerkrankten stellen.
  • Memory-Spiele: Memory-Spiele mit großen Karten und leicht erkennbaren Motiven verwenden, um die Erinnerungsfähigkeit anzusprechen und zum Erzählen anzuregen.
  • Kartenspiele: Kartenspiele wie "Bunte Mischung" verwenden, um Fragen zu stellen, Lieder zu singen oder Gymnastikübungen zu machen.
  • Geschichtenspiele: Am Tisch sitzen und Geschichten erzählen. Spielplan und Karten liefern Impulse für das Gespräch. Es geht um Rätselraten, Wortsammlungen und Redensarten.

Kreative Tätigkeiten

Kreative Tätigkeiten sind zugleich eine aktive Betätigung und eine sinnliche Erfahrung. Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien kann Demenzerkrankten viel Freude bereiten. Dazu gehören beispielsweise:

  • Malen und Zeichnen: Malen mit Fingerfarben oder anderen Materialien.
  • Basteln: Passende Dekoration zu den Jahreszeiten basteln, z.B. mit Tannenzapfen, Blumen oder Kastanien.
  • Umgang mit Naturmaterialien: Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen können Demenzerkrankten viel Freude bereiten.

Musikalische Aktivitäten

Musikhören ist für viele Menschen mit Demenz ideal, denn bekannte Schlager aus der Jugendzeit stimulieren fröhliche Erinnerungen und können die Stimmung aufhellen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Singen: Bekannte Lieder singen, dazu musizieren oder den Takt schlagen.
  • Tanzen: Gemeinsam tanzen, um ein Gemeinschaftsgefühl zu erleben und der Isolation entgegenzuwirken.
  • Musizieren: Musikinstrumente spielen oder einfache Rhythmen erzeugen.
  • Musikhören: Lieblingsmusik aus der Jugendzeit hören.

Bewegung und Sport

Bewegung regt den Kreislauf an, fördert Sinneserfahrungen und bringt Freude. Dazu gehören beispielsweise:

  • Spaziergänge und Ausflüge: Orte wählen, die dem Demenzerkrankten immer schon gefallen haben oder einen biografischen Bezug bieten.
  • Gymnastik: Gemeinsame Gymnastikübungen durchführen.
  • Tanzen: Gemeinsam tanzen, um ein Gemeinschaftsgefühl zu erleben und der Isolation entgegenzuwirken.

Basale Stimulation

Basale Stimulation ist eine wirkungsvolle Methode, um Menschen mit Demenz in ihrer Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation zu unterstützen. Sie hilft dabei, den eigenen Körper und die Umwelt bewusster zu spüren. Die Basale Stimulation spricht die fünf Sinne an und darüber hinaus das gesamte Körpersystem. Der Körper speichert Erlebnisse und Erinnerungen ebenso wie das Bewusstsein. Deshalb sind Körpererfahrungen wie Berührung, Bewegung, Geruch oder Geschmack ein Schlüssel zur Identität, besonders bei Demenz.

Praktische Anwendungen für Basale Stimulation bei Demenz:

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  • Berührungen: Den Körper sanft ausstreichen mit gleichmäßigen, fließenden Bewegungen. Das stärkt die Körperwahrnehmung.
  • Bewegung: Wiegen oder passive Bewegungen helfen, Mobilität zu spüren, besonders bei bettlägerigen Personen.
  • Taktiles Erleben: Mit einer Feder streicheln, Hände in Fell oder Wasser tauchen.
  • Gustatorische Stimulation: Mund, Lippen und Zunge mit Lieblingsgeschmack anregen, zum Beispiel durch Süßes, Salziges, Tee, Kaffee, Likör.
  • Gerüche: Frühlingsblumen, gebratene Zwiebeln oder vertraute Düfte aktivieren emotionale Erinnerungen.
  • Akustische Reize: Vogelstimmen, klassische Musik, Jazz oder beruhigende Klänge schaffen Atmosphäre und Anbindung.

Sensorische Spiele

Sensorische Spiele sind eine effektive Methode, um die kognitiven Funktionen und das allgemeine Wohlbefinden von Senioren mit Demenz zu fördern. Diese Spiele aktivieren die Sinne - Fühlen, Riechen und Hören - was dazu beitragen kann, Erinnerungen zu wecken, die Aufmerksamkeit zu steigern und das Selbstbewusstsein zu stärken.

  • Fühlspiele: Produkte wie taktile Puzzles oder Materialien mit verschiedenen Texturen helfen Senioren, ihren Tastsinn zu nutzen.
  • Geruchsspiele: Duftsets können Erinnerungen hervorrufen und das emotionale Wohlbefinden verbessern.
  • Hörspiele: Spiele mit verschiedenen Geräuschen oder Musikinstrumenten stimulieren das Gehör.

Weitere Beschäftigungsideen

  • Kleinere Arbeiten in Haus oder Garten: Leichte Aufgaben wählen, die der Angehörige schon früher gerne gemacht hat.
  • Vorlesen: Bücher mit kurzen, einfachen und positiven Geschichten vorlesen.
  • Tiere: Tiere ansehen oder streicheln.
  • Kochen und Backen: Gemeinsam kochen oder backen.
  • Ausflüge: Restaurant oder Café besuchen.
  • Erinnerungspflege: Erinnerungen von früher ins Gedächtnis rufen, z.B. mit alten Fotoalben oder bekannten Gegenständen.

Geschenke für Menschen mit Demenz

Die Suche nach einem passenden Geschenk für einen Menschen mit Demenz kann eine Herausforderung sein. Es ist wichtig, ein Geschenk zu wählen, das auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten abgestimmt ist und Freude bereitet.

Immaterielle Geschenke

  • Gemeinsame Zeit: Zeit zu haben und sich buchstäblich die Hand zu reichen, ist ein sinnvolles Geschenk für Demenzerkrankte, da sie emotional aufgefangen und ihre kognitiven Fähigkeiten unterstützt werden.
  • Erinnerungspflege: Vorlese-Einheiten als gemeinsame Zeit verschenken und aus einem Buch von früher vorlesen.
  • Ausflüge: Gemeinsame Ausflüge planen.

Materielle Geschenke

  • Personalisierte Geschenke: Schmuck, Kleidung oder Wohnaccessoires mit einer Namensgravur.
  • Geschenke, die zum früheren Hobby oder Beruf passen: Geschenke für handwerkliche Arbeiten können die verschiedenen Sinne fördern.
  • CD mit Lieblingsmusik: Eine CD mit der Lieblingsmusik von früher kann Erinnerungen wecken.
  • Familienposter: Ein Familienposter mit großen Buchstaben kann Sicherheit vermitteln und schöne Erinnerungen beschaffen.
  • Nestelkissen oder -decken: Nestelkissen oder -decken mit Reißverschlüssen, Knöpfen, raschelnden Elementen oder weichen Stoffen können unruhige Hände beschäftigen.
  • Brettspiele im Großformat: Brettspiele wie „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Dame“ in einer Version, mit der der Demenzerkrankte besser umgehen kann.
  • Fühlbücher, Klangspiele, Malsets mit Fingerfarben oder ätherische Öle: Geschenke zur Sinnesanregung, die immer an die individuellen Fähigkeiten und das Stadium der Demenzerkrankung angepasst werden sollten.

Ungeeignete Geschenke

  • Kleinteilige Puzzles: Überfordern Menschen mit Demenz meistens und führen oft zu Frust.
  • Geschenke, die Menschen mit Demenz wie Kinder behandeln: Einfache Spiele sind sinnvoll, aber bitte nicht auf eine entmündigende und bevormundende Art.

Praktische Tipps für die Umsetzung

  • Eine ruhige Umgebung schaffen: Chaotische, laute Umgebungen sind ungeeignet, weil sie zu Verwirrung und Stress führen.
  • Klare und einfache Kommunikation: Kurze Sätze und eine logische Struktur helfen dabei, die Informationen verständlich zu vermitteln.
  • An feste Tagesroutinen halten: Feste Tagesroutinen geben Sicherheit und Orientierung.
  • Geduld haben: Gerade zu Anfang werden die Aufgaben als recht anstrengend empfunden.
  • Beobachten und anpassen: Beobachten Sie die Reaktionen des Demenzerkrankten und passen Sie die Beschäftigung entsprechend an.
  • Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Sozialverbände und kirchliche Träger bieten regelmäßige Treffpunkte für Menschen mit Demenz. In der Online-Demenzsprechstunde erhalten Sie professionelle Unterstützung. Eine 24 Stunden Betreuung ermöglicht es, dass pflegebedürftige Angehörige in der lieb gewonnenen Umgebung bleiben, umsorgt von einer aufmerksamen Betreuungskraft.

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